Crackwelle in Europa

Hallo liebes Lage-Team,

ich habe zu diesem Thema bisher noch nichts hier gefunden, denke aber, dass es gerade dabei ist, mit ungeheurer Wucht vor allem die großen Städte in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu treffen, und deshalb betrachtet und diskutiert gehört.

Neulich wurde im Hamburger Hafen –mal wieder– eine Rekordmenge Kokain beschlagnahmt und obwohl die Behörden der Erfolg natürlich freut, ist das schiere Volumen ein Indiz dafür, dass derzeit soviel Kokain wie noch nie nach Europa gelangt. Eine Folge dieser Koks-Schwemme ist, dass Heroin als klassische „Straßen- und Armutsdroge“ zunehmend durch Crack verdrängt wird, das aus einer kleinen Menge Kokain und Backpulver aufgekocht wird und ähnlich preiswert zu haben ist. Das Problem ist, dass Crack ein noch viel höheres Abhängigkeitspotenzial als Heroin besitzt, dass es die Konsument:innen extrem aggressiv und aufgekratzt macht und vor allem, dass es bisher keinerlei Substitution (vgl. Methadon als Heroinersatz) gibt.

Längst hat sich in praktisch jeder größeren Stadt in Deutschland, ob Düsseldorf, Bremen, Hamburg oder Frankfurt, eine durch extreme Verwahrlosung geprägte Crackszene gebildet, die deutlich präsenter im Straßenbild ist als es die „klassischen“ Heroinkonsumemnt:innen waren. Und längst ist eine Diskussion darüber entbrannt, wie die Politik damit umgehen sollte. In Berlin beispielsweise, wo neben den traditionellen Drogenhotspots wie Kottbusser Tor und Görlitzer Park z.B. auch der Leopoldplatz im Wedding oder der Körnerpark in Neukölln zunehmend von einer Crackszene frequentiert werden, stehen sich CDU mit harter Linie und Grüne mit akzeptierender Drogenpolitik ziemlich uneins gegenüber.

Und selbst in der Schweiz, wo in den 1990er Jahren erfolgreich die ausufernde Heroinszene am berüchtigten Zürcher Platzspitz und Bahnhof Letten durch eine progressive Drogenpolitik bekämpft wurde, steht man jetzt ratlos vor der sich ausbreitenden Crackszene, für deren Einhegung die Werkzeuge von damals praktisch unbrauchbar scheinen.

Es würde mich freuen zu hören, wie andere hier über diesen Themenkomplex denken. Vielleicht ist es ja tatsächlich ein Thema, das mal in der Lage behandelt werden kann.

Danke für eure Arbeit und liebe Grüße.

1 „Gefällt mir“

In dem Zusammenhang sollte man das Thema Fentanyl gleich mit aufgreifen: Billigst herzustellen überschwemmt diese ebenfalls gefährlich Droge ebenfalls den Markt.