Bildungspolitik (Beamten, Finanzierung, Fächer, Förderalismus)

Ich selbst als Studienrat (Lehrer) für Wirtschaft an einem Berufskolleg in NRW frage mich seit längerem u.a. folgende Dinge (s.u.), die sich zum Teil gegenseitig bedingen.
Viele betreffen die mitunter seltsamen Arbeitsbedingungen von Schulen und Lehrern, die m.E. in einem antiquierten System gefangen sind. Eventuell könnte man nochmal eine Folge über Anreize für eine Beamten-/Schul-/oder Bildungsreform machen.

Ich selbst als Studienrat (Lehrer) für Wirtschaft an einem Berufskolleg in NRW frage mich seit längerem u.a. folgende Dinge (s.u.), die sich zum Teil gegenseitig bedingen.

Viele betreffen die mitunter seltsamen Arbeitsbedingungen von Schulen und Lehrern, die m.E. in einem antiquierten System gefangen sind. Eventuell könnte man nochmal eine Folge über Anreize für eine Beamten-/Schul-/oder Bildungsreform machen.

-Warum bin ich selbst verbeamtet (man könnte vieles auch im Angestelltenrecht regeln), dies hätte zur Folge, dass man viele Arbeitsanreize und Bedingungen anders regeln könnte.

-Warum ist das gesamte Anreizsystem der Beamten nur nach unten zur Risikovermeidung ausgerichtet? Wenn man als Lehrer an einer Schule guten Unterricht macht (mit viel Aufwand zur Vor- und Nachbereitung), Projekte durchführt, AGs, verschiedene Querschnittsaufgaben (was zum Teil erwartet wird), Fachgruppen- oder Bildungsgangleitungen, Prüfungsbetreuung, Praktikumsbetreuung und und und, KANN dies mit Glück honoriert werden, wenn man gleichzeitig verschiedene Führungskräfte auf sich aufmerksam macht (Politik!), diese als Fürsprecher gewinnt und passenderweise Beförderungsstellen vom Land zur Verfügung gestellt werden.

Für jede Beförderung muss man erneut Unterrichtsbesuche vorbereiten und absolvieren, sodass man beweisen kann, dass man bspw. das Drucker- und Bibliothekbudget der Schule verwalten kann und darf usw.

Für viele „altgediente“ KollegInnen ist bzw. war es eher so, dass sich „wegducken“ eher lohnt; ohne Risiko, ohne finanziellen Zusatzanreiz, ohne Arbeit ist das die beste Wahl für einen ruhigen Job.

Lehrer sind eine spezielle Art von Beamte, die zum Teil hochgradig autark arbeiten. Wieso wird das System nicht etwas aufgebrochen, sodass Lehrer bspw. etwas weniger Fixum kriegen, dafür sehr viel mehr variables Gehalt? Ich selbst bekomme z.B. regelmäßig 3-5 Klassenleitungen, da ich in einem Hauptfach (Wirtschaft) unterrichte. Sport- oder PolitikkollegInnen bekommen sowas mitnichten. Den halben „Sozialpunkt“ den ich für die Klassenleitung bekomme und der sich in 10 Jahren in 45 Minuten - Erleichterung für ein Schuljahr transformiert kompensiert nicht ansatzweise.

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-Die Finanzierung und die Budgetplanung und Berichterstattung von Schulen ist eine Katastrophe. Wäre es nicht möglich, Schulen und eventuell auch andere Behörden zu erlauben, im größeren Stil eigenständige Entscheidungen treffen zu können - natürlich mit entsprechenden Regeln sowie mit Prüfung.

-Wieso gibt es über 13 Schuljahre hinweg immernoch das Fach Religion, wenn doch Technik, Informatik und Naturwissenschaften stärker benötigt werden? Insbesondere Wirtschaft wäre wichtig, ab der 5. oder 6. Klasse unterrichtet zu werden; schließlich ist man ab 7 Jahre teilweise geschäftfähig. Zudem rennt quasi jeder Jugendlicher mit 16 los und lässt sich bei seinem ersten Handyvertrag über den Tisch ziehen.

-Zurzeit geht vieles in Sachen Digitalisierung voran: Damit Schulmittel bewilligt werden, benötigt es unteranderem einen sog. mediales Konzept. Dieses kann für ein Berufskolleg mittlerer Größe schon einmal 100 -150 Seiten aus machen. Dies wird von den KollegInnen ebenfalls neben der Arbeit ausgearbeitet. Dies muss jede Schule machen. Wieso ist es der Regierung in Arnsberg/ Düsseldorf usw. so wichtig, dass sie hunderte Konzepte zur Prüfung vorliegen hat, in denen generische Inhalte stehen, die sich zum größten Teil überdecken? Wieso kann eine Schule nicht entsprechend der Fächer und der Schüler eine bestimmte Ausstattung kriegen, neben einem soliden Grundbedarf zzgl. einem eventuellen Zusatzbedarf, der begründet werden muss. Wieso werden auf beiden Seiten hunderte zusätzliche Arbeitsstunden aufgebaut?

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Die IHK bezahlt ihre PrüferInnen zur Kontrolle der IHK Prüfungen. Ich kenne viele KollegInnen, die jedes Jahr Dutzende und Hunderte Klausuren auf die Tische bekommen. Der Anreiz, bestimmte Fächer zu unterrichten, ist daher etwas kleiner, als er sein sollte. Wie wäre es mit einer Stückweisen Vergütung? Dabei geht es nicht um Geld, es geht um Anreize. Wobei; um ehrlich zu sein; wer korrigiert schon gerne Klausuren? Zusätzliche Anreize könnten da schon etwas ausmachen, um bspw. Zweitkorrektoren zu locken.

Ähnliche finanzielle Bausteine wären in den meisten Bereichen der Schulverwaltung denkbar, solange man nicht für eine gute Benotung bezahlt wird.

Vieles durfte man über Sperrung von Teilzeitmöglichkeiten oder verpflichtende Mehrarbeit lesen in den letzten Jahren. Wie wäre es einfach mal mit einer freiwilligen Aufstockungsmöglichkeit? In den letzten Jahren hätte ich auch, bei aller Arbeit, 2-3 Stunden pro Woche mehr Unterricht geben können (je nach Fach). Wenn sich diese direkt in mehr Gehalt niederschlagen, sehr gerne!

-Wieso muss ein Lehrer in der heutigen Zeit immer noch Anträge stellen (über Jahre wiederholend!), um den Dienstort wechseln zu dürfen (z.B. von Bochum nach Münster). In solchen Fällen kann man die Ziel-Schule noch nicht einmal frei wählen, sondern muss wieder Vitamin-B aufbauen usw…

Wieso gibt es immer noch diese Notenlisten, über die Lehrer „gezogen“ werden? Diese Verfahren, die alle auf Transparenz und Ordentlichkeit ausgelegt sind, bewirken am Ende des Tages oftmals nur Aufwand, Intransparenz und Frust.

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