Zuckersteuer - Bevormundung oder sinnvolle Prävention?

Das kommt wie gesagt auf die Zielrichtung der Steuer an.

Wenn die Zielrichtung generell die Reduktion des Zuckerkonsums ist, wäre eine Pro-Gramm-Steuer sinnvoll, auch auf das abgepackte Kilo Zucker im Supermarkt. Wenn die Zielrichtung jedoch ist, vor allem die Lebensmittelkonzerne dazu zu bekommen, die Zuckerzusätze zurück zu fahren, macht eine Steuer auf das Kilogramm Zucker im Supermarkt z.B. wenig Sinn… wenn es darum geht, die Bevölkerung dazu zu bringen, weniger „flüssige Kalorien“ in Form von Soft Drinks und Säften zu konsumieren, wäre auch eine generelle Besteuerung auf alle Getränke, die Zucker enthalten, durchaus sinnvoll.

Wie gesagt, es hängt alles von der Zielrichtung ab.

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Zum Thema Mikrobiom hab ich beim ndr folgendes gefunden: (israelische Studie mit ‚nur‘ 120 Teilnehmern.)
Die Teilnehmer, die Saccharin und Sucralose bekommen hatten, konnten Zucker auf einmal schlechter verwerten und zeigten im Glukosetoleranztest auffällig hohe Blutzuckerkurven. Eine gestörte Glukosetoleranz ist ein Risikofaktor für Übergewicht und Typ-2-Diabetes.
Man hat dann das menschliche Biom auch Ratten eingesetzt, die dadurch das selbe Verhalten zeigten.

Der wichtigste Teil des Artikels dürfte dieser sein:

Die Situation ist letztlich zu komplex. Die Studie hat z.B. so spezielle Voraussetzungen (die Testpersonen haben noch nie zuvor Süßstoffe konsumiert - schwer zu glauben, dass hier überhaupt Testpersonen gefunden werden konnten ^^), dass z.B. nicht abzusehen ist, ob dieser Effekt nur bei der erstmaligen Konfrontation mit Süßstoffen vorkommt und mit der Zeit nachlässt, es sich daher möglicherweise um einen Gewöhnungseffekt handelt.

Diese Studie ist daher nur ein weiteres, winziges Puzzleteil… es gibt leider viel zu viele Medien, die solchen Studien Bedeutungen anheften, die sie selbst nach Aussage der Studienautoren nicht haben. Und zu viele Leute, die das dann für bare Münze nehmen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Süßstoffe eine negativere Wirkung als raffinierter Zucker haben, ist ausgesprochen gering. Allerdings haben wir hier den typischen, sehr gefährlichen Bias, dass die vertraute, „natürliche“ Gefahr (hier: Zucker) gemeinhin unterschätzt wird, während die neuartige, „künstliche“ Gefahr (hier: Süßstoffe) üblicherweise überschätzt wird…

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Ich kenne mehrere ^^
Ab und an gönne ich mir auch ein Gläschen.

Bevorzuge aber im Sommer Apfelsaft gestreckt mit Selters.

Um zum „eigentlichen“ Streit zurück zu kommen: ich denke auch eine Zuckersteuer sollte (und wird) zuallererst den Zuckerzusatz treffen und nicht von der Natur mitgelieferten Fruchtzucker.

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Nichts für ungut @Daniel_K, ich schätze deine Meinung in juristischen Fragen. Aber meines Erachtens sollten solche starken Aussagen eher von Biochemikern, Lebensmittelwissenschaftler und Medizinern mit Fokus auf Stoffwechsel-Prozesse getroffen werden, nicht von Juristen.

Das was du schreibst ist nur eine Küchentisch-Meinung unter vielen und sollte als solche gekennzeichnet werden.

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Also vielleicht haben wir eine grundsätzlich unterschiedliche Auffassung davon, was das hier für ein Forum ist. Wir sind hier keine Expertenkommission, wir sind hier ein offenes Diskussionsforum, in dem jeder seine Meinung zu einem Thema abgeben darf und sollte.

Die Meinung sollte auf nachvollziehbaren Quellenlagen beruhen und der allgemeinen Logik entsprechen, mehr aber auch nicht. Es dürfen dabei auch starke Meinungen sein. Im Gegenteil, es wäre umso problematisch, starke Meinungen zu verbreiten, die nicht hinreichend von den öffentlich verfügbaren Quellen gedeckt wären, wenn man sich dabei als Experte ausgeben würde. Und die Quellenlage zu Zucker und Süßstoffen ist relativ klar: die gesundheitlichen Effekte von Zucker sind nachgewiesen, bei Süßstoffen werden sie nur vermutet und wurden in der Vergangenheit, trotz großen Bemühungen, stets widerlegt (siehe die Diskussion, ob Süßstoffe krebserregend sind). Vor diesem Hintergrund stehe ich hinter der Aussage, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich Süßstoffe als schädlicher als Zucker herausstellen werden - gerade weil Süßstoffe die letzten 60 Jahre sehr massiv eingesetzt wurden…

In diesem Sinne: Locker bleiben. Wir brauchen keine Disclaimer, wer hier Experte für was ist. Dem Leser kann durchaus die Kompetenz zugetraut werden, die Argumentation der jeweiligen Diskussionsteilnehmer auf Grundlage ihrer Kohärenz zu bewerten, wobei gerade bei emotional geprägten Themen wie Süßstoffen, zu denen die Forschung nicht 100% eindeutig ist, ohnehin kein Süßstoff-Befürworter (ich bin ganz klar einer) sich davon überzeugen lassen wird, dass Süßstoffe schlecht seien, und kein Süßstoff-Gegner sich davon überzeugen lassen wird, dass Süßstoffe gut seien… zu diesem Zeitpunkt ist das tatsächlich eher eine Glaubensfrage, was zu der interessanten Folgefrage führen könnte:

Sollte der Gesetzgeber über eine Zuckersteuer die industrielle Verwendung von Zucker zu Gunsten von Süßstoffen (denn diese Substitution wird im Falle einer Zuckersteuer stattfinden) fördern, wenn die Forschung zu Süßstoffen noch keine klaren Ergebnisse hervorgebracht hat? Wie viele wissenschaftliche Unbedenklichkeitsbescheinigungen setzen wird voraus, damit es okay wird, das lebensmitteltechnische Vorsorgeprinzip zu durchbrechen?

Das sind im Kern tatsächlich juristische Fragen, deren Beantwortung ganz schwerpunktmäßig auf der Einschätzung der aktuellen Forschungslage beruht. Und hier schließt sich der Kreis.

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Ich vermute das hast du in den falschen Hals bekommen, @Daniel_K. Ich will dir nicht absprechen deine Meinung zu äußern, sondern dich darum bitten sie als Meinung und nicht als Fakt darzustellen. Ein simples „Meiner Meinung nach…“ reicht da schon aus und ist vor allem in medizinischen Themen oft enorm hilfreich. Mancher Rezipient neigt nämlich dazu stark vorgetragenen Meinungen fachunkundiger Küchentischmediziner ähnlich viel Bedeutung zuzumessen wie echten Wissenschaftlern. Während das in politischen oder wirtschaftlichen Diskussionen unproblematisch ist, kann das in medizinischen Themen aber fatal enden, Stichwort Impfung, eingebildete Glutenunverträglichkeit, Homöopathie usw. usf…

Der von dir beschriebene Sachverhalt ist sehr schwierig. Dass man bisher keine Effekte nachweisen konnte heißt nicht, dass es keine gibt. Denn biologische Regelsysteme sind enorm komplex und zu großen Teilen noch weitgehend unverstanden. Ich erinnere an den als sicher geltenden Wirkstoff Thalidomid, dessen Anwendung in den 60ern zu Tausenden körperlich schwer behinderten Kindern führte. Schon bald erkannte man dann den Fehler, eines der Enantiomere führte zu Fruchtschädigungen. Folglich wurden Regeln verschärft und heute gelten strenge Regeln zur Enantiomerenreinheit. Dennoch, erst in den 90ern, also 30 Jahre später, konnten Forscher nachweisen, dass der menschliche Körper nach der Einnahme den unschädlichen Wirkstoff in den schädlichen racemisiert, wodurch diese fruchtschädigende Wirkung tatsächlich nie ausgeschlossen werden kann.

Ich weiß ein wenig wovon ich schreibe, denn ich forschte an biochemischen Themen und habe mehrere Freunde, die auf dem Feld der biochemischen Regelkaskaden und Stoffwechselprozesse forschen (nicht an Zuckerverträglichkeit).

Ich würde mir, trotz etwas Fachwissen im Fachbereich, eben nicht erlauben eine solch starke „Meinung“ wie du sie oben formuliert hast, abzugeben, ohne auch nur den Hauch eines Belegs oder eine Expertenmeinung anzubieten. Zurecht würden Impfgegner für ähnliches Verhalten in der Vergangenheit kritisiert.

Das soll gleichzeitig nicht heißen, dass ich dir im besprochenen Sachverhalt widerspreche, denn das tue ich nicht. Ich möchte nur ausdrücklich dafür plädieren, dass in medizinisch-relevanten Themen Meinungen deutlich kenntlich gemacht werden und Fakten Fachleuten (zu denen ich mich selbst ausdrücklich nicht zählen würde) vorbehalten sein sollten. (…)

Hier stimme ich dir grundsätzlich zu. Aber damit der Kreis sich wirklich schließt müsstest du die gesamte Forschungslage beurteilen können. Kannst du das? Und sehen das die übrigen Juristen genau so wie du? Heißt es nicht „3 Juristen, 4 Meinungen“?

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Auch irgendwo passend zu dem Thema:

Meiner Meinung nach ist das eine gute Idee.
Die FDP ist natürlich dagegen. Argumente haben sie nicht dafür; nur die Meinung, dass das nichts nützte, obwohl Experten was anderes sagen:

"Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft erklärte, Özdemir sei „ein großer Wurf gelungen. Adipositas bei Kindern stelle ein zentrales Gesundheitsproblem dar und die Werbung für Ungesundes sei dafür ein wichtiger Faktor. Der Staat schulde Kindern nach der UN-Kinderrechtskonvention das „erreichbare Höchstmaß an Gesundheit“, nicht aber der Werbeindustrie das erreichbare Höchstmaß an Einnahmen durch Junkfood-Werbung. Die Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Barbara Bitzer, nannte die Pläne Özdemirs einen „Meilenstein“ für die Kindergesundheit.“

Ich finde das „Argument“ der FDP schwach. Dann können wir ja auch wieder Zigarettenwerbung erlauben :man_facepalming:t3:

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Ich glaube, das ist Teil des Problems, dass in der Wissenschaft bei Themen, an denen aktiv geforscht wird (die also nicht seit längerem geklärt sind), klar ist, dass man nicht alles mit Sicherheit wissen kann, in den politischen Diskussionen aber oft Leuten, die ihre Meinung als sicher wahr darstellen, mehr Aufmerksamkeit und oft leider auch Vertrauen geschenkt wird als denen, die auch Zweifel an ihrer Meinung zulassen.

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Zum Thema Süßstoffe mag ich mal Diabetiker einwerfen.
Die süßen seit Jahrzehnten mit dem Zeug und ich denke mal da hätte man auch langfristige Schäden inzwischen erkannt.

Das Diabetiker Dank neuerer Technik inzwischen auch gewöhnlichen Zucker konsumieren können ist noch nicht so lange.

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