Zu viele Warnungen sind ein unterschätztes Problem

Die Diskussion der Warninfrastruktur in der letzten Folge fand ich wunderbar, vielen Dank dafür!

Ich würde gern eine Sache anfügen die ebenfalls gegen die derzeitige App-Infrastruktur spricht: Es wird viel zu grob und dadurch zu häufig grundlos gewarnt. Seit ich die NINA app installiert habe erhalte ich gefühlt zweimal im Monat eine Unwetterwarnung vor extremen Unwettern mit Starkregen, Hagel etc… Vergleicht man das mit den Satellitenkarten, sieht man dass dieses Unwetter meist am anderen Ende des Landkreises gut 50 km weiter vorbei zieht. Und da ich an einem Berghang wohne ist für mich die Warnung vor einer Überflutung ebenfalls vollkommen irrelevant.

Daher muss ich mich immer selbst ermahnen, Warnungen überhaupt noch ernst zu nehmen. Wenn man bedenkt dass genau dieselbe Warnung die ich mehrmals im Monat erhalte an die überfluteten Regionen geschickt wurde ist das immens gefährlich. Auch dort würde eine gezieltere Verbreitung der Warnung an bestimmte Orte einen echten Mehrwert bieten. Es ist immer schlecht zu warnen wenn gar nichts passiert - das macht auf lange Sicht unglaubwürdig.

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Man muss zweistufig warnen.
Die erste Warnung muss eine generelle Warnung sein welche Warnungen überhaupt wichtig für einen sind. Lebe ich an einem Berghang, sind Hochwasserwarnungen eher langweilig für mich, lebe ich am Fluss wird das interessant. Vereinfacht gesagt! Aber auch wenn ich am Hang wohne möchte ich doch gewarnt werden wenn ich am Fluss mit den Kumpels ein paar Bierchen trinke.
Worauf ich hinaus will ist das es unmöglich ist eine Warnapp zu bauen die einplant das ich von meiner Wohnung runter zum Fluss gehen will. Den (Geistigen)Filter muss schon der Nutzer selber spielen.
Fazit: Man braucht eine generelle Warnung wo in der Gegend in der man sich befindet gefahren herrschen. Das kann man zum Beispiel durch Schilder machen. Vorsicht! Dieser Wald könnte Bären enthalten :slight_smile:
Und dann braucht man eine Aktuelle Warnung was in der Gegend in der man sich befindet gerade passiert. Dann kann man das selber einschätzen.
Apps wie NINA beantworten den zweiten Teil. Wir haben beim ersten Teil Probleme. Kein Landrat hängt ein Schild neben das Neubaugebiet, dass das auch Hochwasserrisikogebiet ist.
Kein Landrat will die Campingurlauber mit Schildern verschrecken das der Campingplatz bei Starkregen ein paar Meter unter Wasser steht.
Wenn Landräte das aus politischen Gründen nicht wollen muss man sie zwingen, dafür gibt es Gesetze :wink:

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Aus meiner Sicht wurde zu einseitig CBC gegen Applösungen gestellt. Technisch bin ich da ganz bei der Analyse. Aber inhaltlich hilft auch CBC nicht, wenn die Texte ähnlich kryptisch oder lapidar formuliert sind, wie in einer der Apps. Es ist doch aktuell so, daß zB. Katwarn in den jeweiligen kommunalen Verwaltungen gepflegt wird. Neben: „wir warnen zu selten, die Bürger werden gar nicht an die App herangeführt“ und „wir warnen zu häufig, niemand nimmt die Texte ernst“ müssen dort Menschen die App bedienen, die adressatengerechte Sprache verwenden und kein amtsdeutsch. Desgleichen kann auch bei CBC passieren. Es bleibt also beim menschlichen Faktor.

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Guter Punkt. Alternative ist halt dass nur diejenigen gewarnt werden die gerade laut Handymast direkt am Fluss sind. Das löst das Problem ebenfalls. :wink:

Sehe ich auch so. Beides hat seine Berechtigung. Cell-Broadcasting erreicht natürlich praktisch alle im Gebiet, sollte aber genau deswegen nur im absoluten Katastrophenfall eingesetzt werden. („Bitte verlassen Sie jetzt alle Gebäude in Flussnähe und begeben sich in höhere Lagen.“)

Die Warnapps dagegen bieten ein differenzierteres Warnmodell und ermöglichen daher auch bspw. Vorwarnungen, die dann eintreffen können, oder auch nicht, oder weisen auf weniger dramatische, nicht unbedingt lebensgefährliche Ereignisse hin.

Auch bieten die Warnapps den Vorteil, dass man auch Standorte abonniert haben kann, an denen man sich gerade nicht aufhält. Wenn mein Haus wegzuschwimmen droht, möchte ich das vielleicht auch erfahren, wenn ich gerade im Nachbarort auf der Arbeit bin. Oder man hat anderswo hilfebedürftige Angehörige, denen man im Warnfall gerne zur Seite stehen würde.

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Genau das. Als Beispiel habe ich in WarnWetter in der Woche NACH den Überflutungen an zwei Tagen Warnmeldungen zu Starkregen bekommen. Geregnet hat es dann aber kaum, jedenfalls extrem viel weniger als die Woche davor. Beides war aber dieselbe Warnstufe (nämlich die höchste). Dann muss man sich nicht wundern wenn die Leute die Warnungen bald ignorieren.

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Ich persönlich glaube ja, dass man mal wieder zu kompliziert denkt und unbedingt das Rad neu erfinden will.

Hier in Schweden gibt es APP’s nur als Zusatzangebot.

Ansonsten gibt es hier Sirenen „hejsa Frederik“ genannt deren Funktion an bestimmten Tagen zu bestimmten Uhrzeiten getestet werden.

Die sonstige Handlungsanweisung ist extrem simpel: „Hörst du Frederick begib dich in dein Haus/Wohnung und schalte ein Radio auf Kanal P4, sollte das zu weit entfernt sein tut es auch jeder Supermarkt, Cafe, etc. da die ebenfalls alle auf P4 wechseln.“

Darüber erfolgen dann alle weiteren behördlichen Mitteilungen.

Einer der Gründe, warum ich immer ein Batteriebetriebenes Radio in der Schublade habe.

In Deutschland ist ja noch nichtmal geregelt welche Radiostation für die Informationsverteilung zuständig ist.

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Ich sehe das ähnlich. Es gab in den letzten beiden Wochen kaum einen Tag, an dem ich nicht vor „schweren Gewtter mit Starkregen und Sturmböen“ gewarnt wurde. Das ganze kam als orangene Warnung, also Stufe 2 von 4. Ja, man konnte dann auch mal ein Grummeln vernehmen, von Starkregen und Sturmböen war man meiner Meinung nach aber weit entfernt. Das führt inzwischen dazu, dass ich bei einer solchen Warnung wenn überhaupt die Fenster auf Kipp stelle. Selbst eine rote Warnung (Stufe 3/4) führt inzwischen kaum noch zu einer konkreten Aktion von mir. Bei violetten Warnungen (Stufe 4/4) denke ich „Irgendein Wetter werden wir kriegen, mal sehen, ob das so wirklich so schlimm wird, wie angekündigt“.

Ähnlich nehme ich auch die Warnungen vor Sturm wahr. Die Stufen 1 und 2 nehme ich kaum noch wahr und erst bei Stufe 4 überlege ich, ob ich etwas sichern muss oder ähnliches.

Ich glaube nicht, dass ich noch ein Gebiet aufgrund einer DWD-Warnung verlassen würde. Dafür sind die Warnungen leider viel zu häufig und zu ungenau veröffentlicht. Meiner Meinung nach sollte der DWD daran arbeiten die Warnungen verlässlicher zu machen. Dann steigt auch die Akzeptanz bei der Bevölkerung und den Verantwortlichen.

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Da kann der DWD arbeiten, wie er will. Einzelne Gewitter-/Starkregenzellen sind nun mal so klein, dass man die gar nicht exakt vorhersagen kann. Es gibt halt in einem größeren Gebiet solche, und entweder ist man betroffen oder nicht.

Was der DWD allerdings gar nicht besitzt, aber örtliche Katastrophenzentren besitzen sollten, sind bspw. Informationen über gefährdete Lagen, die wenn an einem bestimmten Ort außergewöhnliche Mengen an Regen herunter gehen unter Wasser stehen werden.

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Keine App kann den gesunden Menschenverstand ersetzen und keine überflüssige Warnung kann meine Aufmerksamkeit schwächen.

Die Warnungen werden derzeit auf der Ebene der Gemeinde angeboten, früher konnte man sich nur auf Landkreisebene warnen lassen. Wenn ein angekündigtes Ereignis bei zehn Warnungen in Folge nicht eingetreten ist, nehme ich dir elfte auch nicht mehr ernst. Ist vielleicht nicht richtig, aber durchaus menschlich. Wenn eine Warnung mit gewisser Genauigkeit angeboten wird, dann sollte man auch erwarten können, dass diese eingehalten wird.

Das ganze gilt nicht nur für Gewitter, das Beispiel habe ich nur gewählt, da es gerade aktuell war. Das gleiche nehme ich zB auch bei Sturmwarnungen wahr. Diese sind ja in der Regel großflächiger und damit sollten auch die Vorhersagen ja besser sein.

Zum Thema Sirenen möchte ich noch anmerken, dass diese von einigen als Allheilmittel gesehen werden. Das sehe ich persönlich anders. Ich glaube zwar, dass es ein Fehler diese großflächig abzubauen, aber heute werden sie alleine nicht mehr reichen. Heute sind die Häuser deutlich stärker gedämmt, wodurch auch weniger Schall in die Häuser gelangt. Bei geschlossenem Fenster nehme ich die Sirene bei mir nicht mehr wahr, von einer Weckwirkung mal ganz abgesehen. Zu den Zeiten des kalten Krieges, als sie oft das einzige Warnmittel waren, waren zum Beispiel viele Fenster noch einfach verglast, wodurch der Ton viel besser ins Haus gelangen konnte. Daher sind sie mit Sicherheit ein wichtiger Baustein im Warnkonzept, an anderen Bausteinen, wie dem CBC und Apps, kommt man aber meiner Meinung nach nicht vorbei.

Beides ist, wie gesagt, meine Wahrnehmung, die kann für andere anders sein.

Keine Ahnung ob CBC einen eigenen Ton vorbei an den Einstellungen spielen kann, aber APP-Meldungen sind bei mir Nachts stumm und tagsüber ein kurzer Piepton.

Damit weckt man niemanden.

Dachte ich auch, weil Hochwasser (womit der DWD auch regelmäßig warnt) für mich immer das steigende Hochwasser von Flüssen oder Bächen war. Ich habe allerdings schon erlebt dass, ein Starkregen auf dem Platteau so heftig war, dass die Kanalisation AUF DEM BERG so voll war und die Schei… aus den Toiletten drückte. Die abwärts gelegenen Häuser hatten das gleiche Problem. Wenn der Abfluss von Wasser nicht schnell genug möglich ist, gibt es Hochwasser auch am oder auf dem Berg.

Das vorige Ereignis war übrigens bereits 1993. Dieses Jahr habe ich erlebt, dass ebenfalls in einem Dorf auf dem Platteau schon 5 mal die Soße in die Häuser gelaufen ist, weil auf den umliegenden Äckern das Wasser nicht schnell genug abfließen konnte. Und ja, das war hier in Deutschland mit einer funktionierenden Kanalisation.

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Ich bekomme dauernd Warnungen über eine 1000-Pfund-Bombe in Hamburg-Harburg. Langsam glaube ich an einen Fehler. Da die Warnungen nie zu weiteren Infos führen, ist das aber nicht überprüfbar…

Edit: typo

Ich habe erst kürzlich gesehen wie an einem Berghang schnell abfließendes Wasser auf der Bergseite über die Schächte in Keller gelaufen ist.
Wie eine Hangstraße binnen Minuten vollständig mit Wasser gefüllt war. Also Straße mit Wasserrinne, Bordstein und auf jeder Seite ein Gehsteig war EINE Wasserfläche. Pech hatte wer talseitig an der Straße wohnte.

Das Ereignis wurde mit 40l/qm eingestuft.

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Ich glaube, dass das ein allgemeines Problem ist, das nicht nur konkret in diesem Fall auftritt. Alles warnt, pfeift piepst, ob wichtig oder weniger wichtig (U-Bahntüren, Kühlschränke, die blaulicht Helfer (Rettung Feuer Polizei), Aufzüge,…). Eine Reaktion auf die sich aufbauende Ignoranz / Gewöhnung sind neue lautere Signaltöne, die wiederum die Ignoranz steigern.

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Schon wieder:

Die Warnung über die Bombe in HH-Harburg inklusive zugehöriger Entwarnung am folgenden Tag bekomme ich auch mehrmals in der Woche… :roll_eyes:

Habe die App inzwischen deinstalliert. Ich hatte mehrere Orte abonniert, aus den Warnungen ging aber meist nicht hervor, auf welchen sie sich bezogen…

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