Zivile Opfer in der Ukraine Absicht?

Moin…
ich frage mich gerade, ob Russland hier bewusst zivile Einrichtungen angreift um Angst zu verbreiten (was ich Putin durchaus zutraue), oder ob der Grund nicht eine Folge davon ist, dass das russische Equipment einfach veralteter Schrott ist und von ein paar Teenagern bedient wird, die gerade mal den Grundwehrdienst absolviert haben, und von Putin „nur“ in Kauf genommen wird.

Könnte mir auch vorstellen, dass die russischen Soldaten da in der psychisch angespannten Situation da auch einfach durchdrehen und so die Kriegsverbrechen entstehen.

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Da es ein passendes Propagandanarrativ gibt („Azov-Bataillon verschanzt sich in Wohnblöcken“) befürchte ich, es ist Absicht.

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Sehr wahrscheinlich passiert das mit voller Absicht…. So ungenau dass z.B direkt einen Theater getroffen wird, wie letztens passiert, kaum vorstellbar. Hier vielleicht kurz eine Quelle um die These zu stützen: Kriegsstrategie - Militärisches Vorgehen Russlands in Syrien: eine "Blaupause" für den Ukraine-Krieg? | deutschlandfunk.de

In Syrien hat Russland ebenfalls zivile Ziele bombardieren und das mit Absicht. Das soll evtl. dazu dienen, den Widerstand der Bevölkerung zu brechen und Druck auszuüben. Es ist also davon auszugehen, dass Russland mit voller Absicht Kriegsverbrechen in der Ukraine verübt

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Will hier nicht als Putinversteher oder Relativierer erscheinen, aber was die zivilen Opfer bei kriegerischen Auseinandersetzungen angeht, sehe ich das absolut hoffnungslos. Im Jemen verhungern die Kinder, in Afghanistan wurden mehrere Hochzeiten durch „Intelligente Bomben“ gesprengt und auch Deutschland war nicht zimperlich, als da ein Tanklaster gefährlich erschien. Das Ausmaß bzw. Systematik ist natürlich mal grösser, mal kleiner. Aber als Zivilist in einem Kriegsgebiet ist man komplett schutzlos. Nach dem Krieg entscheidet dann der Sieger, ob es rechtens oder nicht war.

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Sehe ich ähnlich.

Das Problem fängt gerade im Falle der Ukraine aber eben auch damit an, dass man die eigenen Bürger aufgerufen hat, sich zu bewaffnen und Molotovcocktails herzustellen und gegen die Russen zu kämpfen. Das ist natürlich aus ukrainischer Sicht absolut nachvollziehbar, schließlich kämpft das Land um seine Existenz, aber das führt eben auch dazu, dass die Grenzen zwischen Zivilist und Kombattant verschwimmen.

Bei der Bundeswehr haben wir damals dieses klassische Bild der „Waage der Verhältnismäßigkeit“ vermittelt bekommen. Wenn aus einem Wohnblock heraus also ein paar Leute mit Gewehren und Molotovcocktails agieren, möglicherweise sogar Soldaten mit Panzerfäusten lauern, wird Russland diesen Wohnblock eben zum „militärischen Ziel“ deklarieren. Und das würde jedes andere Land ähnlich machen. Israel ist z.B. auch sehr „liberal“ darin, bei größeren Militäroperationen im Gaza-Streifen Ziele als „militärisch“ zu erklären, wenn sich ein paar Hamas-Kämpfer dort verschanzen.

Der Grundsatz der Waage der Verhältnismäßigkeit lautet eben nicht „Zivilisten dürfen auf gar keinen Fall getötet werden“ sondern „Es dürfen nicht unverhältnismäßig viele Zivilisten im Verhältnis zu Kombattanten getötet werden“. Und das ist natürlich wieder eine Grauzone, die von den unterschiedlichen Kriegsparteien gänzlich anders ausgelegt wird. Sind 5 bewaffnete Ukrainer in einem Wohnblock mit 50 Zivilisten genug, um einen Angriff zu rechtfertigen? 10? 20? Oder verbittet sich ein Angriff auf diesen Wohnblock vollständig? Es ist denke ich klar, welche Positionen Russland, die Ukraine und der Westen in diesem Fall jeweils vertreten würden.

Und natürlich wird Russland im Zweifel immer behaupten, das Krankenhaus/Theater/Wasauchimmer wurde in Wirklichkeit von Soldaten benutzt oder war ein Waffenlager oder eine Molotov-Werkstatt oder was auch immer.

Die Frage, ob die jeweils zuständigen Entscheidungsträger des russischen Militärs das wirklich glauben oder absichtlich zivile Ziele angreifen, kann natürlich aktuell kaum beantwortet werden und wird im Nachhinein möglicherweise noch Gerichte beschäftigen. Klar ist denke ich, dass Putin die einzelnen Angriffe nicht höchstpersönlich befielt, sondern in der Regel ein ranghoher Offizier vor Ort. Von Putin wird allerdings vermutlich eine allgemeine Anweisung kommen. Zu Beginn lautete sie vermutlich „Versucht zivile Opfer zu vermeiden“, weil man noch in dem Irrglauben war, die Ukrainer würden ihre russischen „Befreier“ wohlwollend empfangen. Durch den starken Widerstand der Ukraine wird die Anweisung vermutlich irgendwann auf „Tut was auch immer nötig ist, um den Widerstand zu brechen“ gewechselt worden sein. Und das führt eben dazu, dass „Verhältnismäßigkeit“ vor Ort im Zweifel sehr, sehr weit ausgelegt wird.

Grundsätzlich gilt hier aber noch zu sagen, dass Russland als Angreifer letztlich die alleinige Verantwortung für die zivilen Opfer trägt. Man kann es der Ukraine halt nicht vorwerfen, dass sie sich mit allen Mitteln gegen den russischen Angriffskrieg zu wehren versucht, auch wenn diese Mittel zu mehr zivilen Todesopfern führen. Russland hat diese Spirale in Gang gesetzt und wird sich hoffentlich irgendwann dafür verantworten müssen.

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Sorry, aber das sind Äpfel und Birnen… Dass Zivilisten ihre Heimat, ihr Haus, ihre Familie verteidigen ist was anderes, als wenn eine Streitmacht Krankenhäuser mit Raketen beschießt.

Naja… Aber egal wo man hinschaut, und egal wer die Akteure sind: Man stellt einfach immer wieder fest: Es gibt keine nette Art und Weise, Krieg zu führen.

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Ich denke inzwischen kann man diese Frage eindeutig beantworten: Russland greift absichtlich zivile Infrastruktur und auch Zivilisten an, um die Ukrainer:nnen zu zermürben.

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Interessanter kurzer Podcast zur Denkweise der russischen Gesellschaft:

11KM: der tagesschau-Podcast: Putins Krieg: Wie er Russlands Gesellschaft verändert

Webseite der Episode: Putins Krieg: Wie er Russlands Gesellschaft verändert | NDR.de - Nachrichten - NDR Info

Mediendatei: https://mediandr-a.akamaihd.net/download/podcasts/podcast5654/AU-20230115-1201-1700.mp3

Speziell die Aussage, das die Russen als Volk deutlich militärischer beeinflusst sind. Krieg gehört für viele zu einem „Imperium“ wie Russland halt dazu, und damit auch eben Opfer.
Die westliche Betroffenheit können viele Russen aktuell kaum nachvollziehen.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht grad die russische Mentalität völlig ignorieren ubd an westlichen Maßstäben messen, und uns daher wundern, das die russische Seite nicht wie von uns erwartet reagiert.
Daher kann das alles noch sehr lange dauern und viele Opfer fordern

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Ich weiß nicht, was es da ändert, die russische Mentalität reinzunehmen.
Wir wissen ja aus unserer eigenen Geschichte, was mit einer absolutistischen unterdrückenden Regierung, Propaganda und einem Volk, das sich darin eingerichtet hat, dass den Kopf unten halten die beste Möglichkeit ist, ein einigermaßen normales Leben führen zu können möglich ist. Bis in die 60er waren noch Nazis in Spitzenpositionen und Deutsche belogen sich weiterhin selbst über ihre Vergangenheit.
Dennoch: Kriegsverbrechen bleiben Kriegsverbrechen.
Und zu Recht standen in Deutschland 90jährige mehr als 70 Jahre nach der Tat dafür vor Gericht.
Und natürlich wünscht man Russland die gleiche Einsicht irgendwann in der Zukunft.

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