Erstmal vorweg:
es ist auch nicht jeder heterosexuelle Single ein Vergewaltiger.
Zu deiner Erfahrung mit der Therapeutin: Erstmal vielen Dank für deine Offenheit! Ich schließe mich den Antworten von Ninab und MarkusS komplett an.
Ich hab immer so den Drang, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen (indem Menschen zu Selbstreflexion anregt werden), und zu versuchen, vom eigenen Recht, respektvoll behandelt zu werden, Gebrauch zu machen. Daher mein Vorschlag: Könntest du dieser Therapeutin nicht vielleicht nachträglich einen kurzen Brief oder eine kurze E-Mail schicken, in der du freundlich, sachlich und konstruktiv und in Form von Ich-Botschaften (also nicht direkt vorwurfsvoll) nochmal mitteilst, wie du ihre Reaktion wahrgenommen hast, was sie bei dir ausgelöst hat und was du subjektiv als hilfreich empfunden hättest aus Klientensicht? Insbesondere, dass es (verständlicherweise!!!) bei dir dazu geführt hat, dich noch weniger bis gar nicht mehr irgendwelchen Fachleuten anvertrauen zu wollen und das doch auch nicht die Lösung sein kann. Egal, wie, und ob überhaupt, die Therapeutin darauf dann antworten wird: ich bin sicher, du wirst danach eine gewisse Erleichterung wahrnehmen, plus, die Therapeutin wird ganz bestimmt ihr Verhalten hinterfragen, da sie ja sicher bemüht ist, ihren Beruf professionell auszuüben.
Evtl. kannst du ihr auch den Link zu deinem Thread hier in diesem Forum mit anfügen, damit sie auch die Meinungen der anderen sehen kann.
Bzgl. der Verfügbarkeit von passenden Hilfsangeboten/Fachleuten, die auf Pädophilie und Hebephilie spezialisiert sind: Da du keine passende Anlaufstelle in deiner näheren Umgebung hast, könntest du vielleicht mal erfragen, ob die guten Stellen auch Online-Sprechstunden anbieten. Ich bin ja selber in Therapie wegen Zwangsstörung und rezidivierender Depression und ich weiß, dass zumindest in Corona-Zeiten viele Therapiesitzungen auf Video-Sprechstunde umgestellt wurden. Ich fand das eine super Lösung, ich hatte ca. 1 Jahr lang Video-Sprechstunden.
Es schockiert mich sehr, dass deine Therapeutin diesen Zusammenhang herstellte zwischen der Zwangsstörung und der Gefahr, übergriffig zu werden. Selbst wenn manche zwangserkrankte Menschen auch sexuelle Zwangsgedanken haben können, haben Zwangsgedanken in der Regel nichts mit Zwangshandlungen zu tun, das sind zwei ganz verschiedene Mechanismen. Ich hab in schlimmen Phasen echt ekelhafte Zwangsgedanken (Bilder, wie jemand verletzt wird und so Zeug), und sowas würde ich niemals in Form einer Zwangshandlung ausüben. Das hat (zumindest bei mir) rein gar nichts miteinander zu tun. Zwangshandlungen haben bei mir eine komplett andere Gestalt und sind nichts, was für andere gefährlich ist.
Du schreibst, die Therapeutin ist Psychoanalytikerin. Es gibt ja verschiedene große anerkannte Therapieformen in Deutschland, so die Psychoanalyse oder die kognitive Verhaltenstherapie. Gerade bei Zwangsstörung würde ich echt eher zu kognitiver Verhaltenstherapie raten und weniger zu Psychoanalyse. Das vielleicht als Tipp, wenn du in Zukunft nach einem neuen Therapieplatz suchst.
Mich würde noch interessieren, wie alt diese Therapeutin ungefähr war?
Alles Gute und ich drücke die Daumen!