Wortwahl im Bereich Kindesmissbrauch

Ich finde das ebenfalls richtig und wichtig, in beiden Fällen, also von Pädokriminalität sowie von Missbrauchsdarstellungen zu sprechen. Ich würde Ulf und Philip insofern etwas in Schutz nehmen, als dass sieden allermeisten Fällen (nicht nur in dieser Folge, sondern auch schon in vergangenen) diese Begriffe verwendet haben. In den Shownotes ist die Kapitelüberschrift auch so, wo bei den Quellen die anderen Begriffe verwendet werden, ist das in der Originalquelle so.

Ich habe den Eindruck, die beiden geben sich alle Mühe, aber im Eifer des Sprachgefechts brechen alte Gewohnheiten schon mal durch. Das ist ein bisschen wie beim Gendern: Wenn ich mir in meinen Lehrveranstaltungen (an der Uni fürs Lehramt) den Mund fusselig rede, sage ich auch noch manchmal „Lehrer“ im Plural obwohl ich in aller, aller Regel „Lehrkräfte“ verwende.

Wie gesagt, dennoch finde ich den Hinweis gut und richtig.

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Den Punkt finde ich auch sehr wichtig. Diese Unterscheidung sollte vor allem sehr im Interesse von uns allen sein, wenn wir Kindesmissbrauch verhindern wollen. Initiativen, wie „kein Täter werden“ leben ja gerade davon, dass Menschen, die ihre pädophile Neigung als potentielle Gefahr erkennen, sich jemand Fremdem anvertrauen und Hilfe suchen. Das funktioniert sicher bedeutend besser, wenn die Gesellschaft deutlich macht, dass sie nicht Pädophilie sondern Kindesmissbrauch verurteilt.

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Hab grad heute ein Thema mit dem Begriff Kinderpornografie im Titel verfasst - upps. Aber wenn man es nicht besser weiß, dann weiß man es halt nicht besser. Darum danke für die unaufgeregte, nicht-wertende Aufklärung, ich finde sie sehr lehrreich und freue mich, ab jetzt selber bessere Begriffe nutzen zu können.

An der Stelle könnte man also wohl diskutieren, dass das Gesetz auch in der Begriffswahl etwas hinter der Zeit liegt.

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Der Begriff Pädokriminelle war für mich neu. Mein erster Gedanke dazu war: „Sagt man das jetzt vielleicht statt Pädophile, um deutlich zu machen, dass alle Pädophile Kriminelle sind?“ Also grad falsch. Insofern freu ich mich, es jetzt zu verstehen. Es ist immer besser, Menschen zu akzeptieren und lediglich bestimmte Taten hart zu verurteilen.

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Das sieht zumindest auch Interpol so (Luxembourg guidelines):

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Danke und ja, es wäre wirklich viel leichter, wenn da Vorurteile abgebaut würden…

Ich habe es im Rahmen einer erneuten Psychotherapie (wegen anderer Themen) bei den Probesitzungen erwähnt. Weil da natürlich alle Lebensbereiche abgeklappert werden. Hat mich riesige Überwindung gekostet und auch viel Grübeln davor und danach.

Dass das dann zum Abbruch seitens der Therapeutin geführt hat, ist ja ok, wenn sie sagt, sie fühlt sich dafür nicht qualifiziert. Auch wenn ich erwähnte, dass mein größeres Problem ist, sich damit verstecken zu müssen und nicht offen sein zu können, selbst zu Vertrauenspersonen. Sich unehrlich gegenüber anderen zu fühlen. Ich leide nicht darunter, dass ich meine Triebe nicht in Griff hätte.

Die Therapeutin hat jedenfalls sehr angewidert reagiert und war sichtbar aus allen Wolken gefallen. Das hat mich sehr stark runtergezogen und noch mehr Mut genommen, das noch mal wo anzusprechen.

Aktuell behelfe ich mir mit einer Online-Selbsthilfe-Chat. Denn wie bei anderen Problemen hilft es schon sehr, wenn man darüber mit anderen reden/schreiben kann. Angebote wie „Kein Täter werden“ (wobei ich den Namen schon auch etwas „überzogen“ finde, also pauschal für alle Beteiligten) sind leider weit über 100 km von mir entfernt.

Keiner muss Pädo-/Hebephilie gutheißen, ich selber würde es auch liebend gerne gegen eine andere Sexualität tauschen und ein „normales“ Leben führen können, mit Partnerschaft und eigener Familie etc.
Aber es wäre schön, wenn zumindest Pädo-/Hebephilie nicht automatisch mit strafbaren Handlungen in Verbindung gebracht werden würde.

Sorry, für den ausschweifenden Beitrag…

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Das ist nicht professionell.

Natürlich dürfen Therapeut:innen auch eigene Grenzen ziehen. Und manchmal können sie ihre instinktiven Reaktionen auch nicht sofort bremsen. Aber angenommen, sie hätte sich die angewiderte Reaktion nicht verkneifen können, hätte die Therapeutin sich danach m. E. dafür entschuldigen müssen, und es thematisieren müssen, damit du eben nicht schlechter aus der Probatorik rausgehst, als du reingegangen bist.

Ich hab grad meinen Mann gefragt, was er dazu meint - er ist Therapeut. Er hat mir zugestimmt, und meinte, sie hätte sich dafür entschuldigen müssen. Therapeuten sollten eigentlich nie wertend sein, das irgendwie der ganze Sinn ihres Jobs - aber viele sind es leider doch. Liegt laut meinem Mann u. a. daran, dass Beziehungsgestaltung in der Ausbildung viel zu wenig thematisiert wird.

Er meinte dazu auch, dass es leider nicht unwahrscheinlich ist, dass du bei anderen Therapeut:innen dieselbe Erfahrung machen würdest. Er könnte sich vorstellen, dass die meisten Therapeut:innen sogar bei Mördern, die es bereuen, weniger werten würden als bei Pädophilen. (Was, so mein Mann, Quatsch ist, weil Pädophilie auch ein Kontinuum ist und man braucht sich nicht einbilden, dass es nicht einige Leute gibt, in denen der Kern davon auch drinsteckt.)

Tut mir leid, falls die Aussicht düster ist - ich wollte dir aber mitteilen, dass hier die Therapeutin falsch war, nicht du. Wünsche dir alles Gute und viel Glück bei deiner weiteren Suche nach Hilfsangeboten, vielleicht findet sich ja doch das Richtige.

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Lieben Dank für deinen Beitrag ninab! Und Gruß auch an deinen Mann! :slight_smile: Er macht ja einen guten Eindruck, was seine Arbeit angeht. Abgesehen von dem Thema hier gibt es ja auch eben bei Threapeutinnen/Therapeuten ziemliche Unterschiede. Manchmal fragt man sich als Patient, wer eigentlich eine Behandlung nötig hat. :wink:

Ja, ich war sehr enttäuscht. Vor allem, weil die Therapeutin sich zu der darauffolgenden probatorischen Sitzung (hatten insg. 3) hätte sortieren können. Dass sie da bei der 2. Sitzung überrascht war… ok…
Auf den „Schock“ haben wir uns dann auf eine erneute Sitzung geeinigt, weil sie auch Bedenkzeit brauchte. An sich ok… Aber in der letzten probatorischen Sitzung war ihre Reaktion leider nicht recht viel besser…

Ja, ich befürchte auch, dass es bei anderen Therapeutinnen/Therapeuten ähnlich ablaufen könnte. Deswegen werde ich dort das Thema notgedrungen komplett aussparen.

Verletzend fand ich auch die Aussage, dass die Psychoanalytikerin meinte, dass meine Zwangsstörung/Depression direkt damit zusammenhängen könnte. Und dass die Gefahr besteht, wenn wir diese behandeln, dass ich übergriffig werden könnte.
Ich hab bzgl. Zwangsstörung ja schon viel Literatur etc. verschlungen, aber auf einen solchen Zusammenhang bin ich bislang nicht gestoßen…

Daher werde ich letztendlich erst mal bei der Selbsthilfe bzgl. meiner Hebephilie bleiben. Dort habe ich immerhin einen Rahmen wo ich mich über das Thema austauschen kann.
Aber klar, ich bin mir auch meiner Verantwortung bewusst: Im Zweifel würde ich entsprechende professionelle Hilfe aufsuchen.

Aber bis jetzt ist es eben so, dass ich hauptsächlich mit dem Umgang mit mir und weniger mit den Trieben hadere. Und auch ich (wie auch viele andere Betroffene) mach mir selbst Vorwürfe für meine Neigung. Womit aber ja keinem geholfen ist.
Und nein, ich und die Leute, die ich aus dem Selbsthilfe-Chat kenne, streben keine Auslebung der Neigung an (wie bei Gesellschaftlicher Umgang mit Pädophilie - #6 von Jovog angesprochen). Uns ist ganz klar bewusst, dass das nicht ohne Verletzung (vor allem psychisch) der Kinder/Jugendlichen geht. Pädo-/Hebephilie heißt aber auch nicht automatisch, dass man nicht empathisch sein könnte. Die die ich dort kenne, sind eher „zu empathisch“.
Aber klar, es gibt auch andere Fälle. Aber deswegen ist uns wichtig, dass das eine nicht automatisch mit dem anderen in Verbindung gebracht wird.

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Das war auch mein erster Gedanke. Ich gebe zu, ich hätte vielleicht auch erstmal etwas geschockt reagiert, wenn ich unvorbereitet in so eine Situation gekommen wäre. Aber ich bin erstens kein Therapeut und zweitens hätte ich mich spätestens nach der Sitzung gemeldet und neben der Entschuldigung auch konkrete Beratungsstellen genannt, die besser qualifiziert sind als ich selbst.

Am Ende sollte eben auch hier die Therapeutin sich klar machen, dass – selbst wenn sie (aus irrationalen Gründen) der Person selbst nicht helfen möchte, dann kann ihr ja nicht egal sein, dass sie durch ihr Fehlverhalten potentiell Kindesmissbrauch sogar wahrscheinlicher machen könnte.

Und wenn das stimmt, dann wäre das meiner Meinung nach schon sehr bedenklich, denn Therapeut:innen lernen ja (hoffentlich) sehr genau, wie die Psyche des Menschen funktioniert und ihnen sollte das, was wir hier diskutieren zumindest in der Theorie noch am ehesten klar sein.

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Ich denke, dass viele Therapeuten schon Patienten hatten, die Missbrauch erfahren mussten und mit den Geschichten und den Folgen hautnah konfrontiert wurden.
Ich habe äußersten Respekt davor, wenn Leute anderen helfen, obwohl sie mit deren Einstellung nicht konform gehen.
Das Gleiche gilt für Rechtsanwälte, die Täter verteidigen, von deren Schuld sie überzeugt sind, die vielleicht sogar gestanden haben.
Jeder, der um Hilfe bittet, hat sie verdient.
Wenn das in dieser Situation nicht funktioniert, ist das fatal, da wie bereits geschrieben, die ausstehende Hilfe alles schlimmer machen könnte.
Aber eigentlich ist nicht die Therapeutin, sondern der Verband zu hinterfragen, der entsprechende Anlaufstellen schaffen muss.

Zur Ehrenrettung der Therapeutin: Sie hat mir in der darauffolgenden Therapiestunde dann noch ein paar Kolleg:innen genannt, wo sie sich aber selber nicht sicher war. Nach so einer Erfahrung wollte ich das nicht mehr ausprobieren, wie man darauf reagiert…
Und ansonsten noch ein Ausbildungsinstitut, wo ich wegen der anderen Themen schon einmal war und wo mir ein zu großer Personenkreis Zugriff auf die Patientenakten hat. Und zu guter Letzt (bzw. sie nannte es als erstes) war eine Einrichtung für Sexualstraftäter. Wobei sie dabei meinte, ich solle mich dadurch nicht abschrecken lassen.
Aber naja, so richtig vertrauen hatte ich leider in keine der genannten Stellen nach der Reaktion der Therapeutin.

Aktuell wäre es aber eben bei mir hauptsächlich das Thema, wie ich mir diese Neigung selbst „verzeihen“ kann. Hätte ich Angst, dass ich fremdgefährdend (direkt bzw. indirekt (Missbrauchsabbildungen etc.) werden könnte, würde ich es wohl trotz allem bei einer der Stellen probieren.

Solange es aber so ist, wie es ist, ist es wirklich schwer, das anzusprechen. :frowning:
Und es würde allen Beteiligten helfen, wenn da die Hürde bedeutend niedriger wäre.

Erstmal vorweg:

es ist auch nicht jeder heterosexuelle Single ein Vergewaltiger.

Zu deiner Erfahrung mit der Therapeutin: Erstmal vielen Dank für deine Offenheit! Ich schließe mich den Antworten von Ninab und MarkusS komplett an.

Ich hab immer so den Drang, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen (indem Menschen zu Selbstreflexion anregt werden), und zu versuchen, vom eigenen Recht, respektvoll behandelt zu werden, Gebrauch zu machen. Daher mein Vorschlag: Könntest du dieser Therapeutin nicht vielleicht nachträglich einen kurzen Brief oder eine kurze E-Mail schicken, in der du freundlich, sachlich und konstruktiv und in Form von Ich-Botschaften (also nicht direkt vorwurfsvoll) nochmal mitteilst, wie du ihre Reaktion wahrgenommen hast, was sie bei dir ausgelöst hat und was du subjektiv als hilfreich empfunden hättest aus Klientensicht? Insbesondere, dass es (verständlicherweise!!!) bei dir dazu geführt hat, dich noch weniger bis gar nicht mehr irgendwelchen Fachleuten anvertrauen zu wollen und das doch auch nicht die Lösung sein kann. Egal, wie, und ob überhaupt, die Therapeutin darauf dann antworten wird: ich bin sicher, du wirst danach eine gewisse Erleichterung wahrnehmen, plus, die Therapeutin wird ganz bestimmt ihr Verhalten hinterfragen, da sie ja sicher bemüht ist, ihren Beruf professionell auszuüben.
Evtl. kannst du ihr auch den Link zu deinem Thread hier in diesem Forum mit anfügen, damit sie auch die Meinungen der anderen sehen kann.

Bzgl. der Verfügbarkeit von passenden Hilfsangeboten/Fachleuten, die auf Pädophilie und Hebephilie spezialisiert sind: Da du keine passende Anlaufstelle in deiner näheren Umgebung hast, könntest du vielleicht mal erfragen, ob die guten Stellen auch Online-Sprechstunden anbieten. Ich bin ja selber in Therapie wegen Zwangsstörung und rezidivierender Depression und ich weiß, dass zumindest in Corona-Zeiten viele Therapiesitzungen auf Video-Sprechstunde umgestellt wurden. Ich fand das eine super Lösung, ich hatte ca. 1 Jahr lang Video-Sprechstunden.

Es schockiert mich sehr, dass deine Therapeutin diesen Zusammenhang herstellte zwischen der Zwangsstörung und der Gefahr, übergriffig zu werden. Selbst wenn manche zwangserkrankte Menschen auch sexuelle Zwangsgedanken haben können, haben Zwangsgedanken in der Regel nichts mit Zwangshandlungen zu tun, das sind zwei ganz verschiedene Mechanismen. Ich hab in schlimmen Phasen echt ekelhafte Zwangsgedanken (Bilder, wie jemand verletzt wird und so Zeug), und sowas würde ich niemals in Form einer Zwangshandlung ausüben. Das hat (zumindest bei mir) rein gar nichts miteinander zu tun. Zwangshandlungen haben bei mir eine komplett andere Gestalt und sind nichts, was für andere gefährlich ist.

Du schreibst, die Therapeutin ist Psychoanalytikerin. Es gibt ja verschiedene große anerkannte Therapieformen in Deutschland, so die Psychoanalyse oder die kognitive Verhaltenstherapie. Gerade bei Zwangsstörung würde ich echt eher zu kognitiver Verhaltenstherapie raten und weniger zu Psychoanalyse. Das vielleicht als Tipp, wenn du in Zukunft nach einem neuen Therapieplatz suchst.

Mich würde noch interessieren, wie alt diese Therapeutin ungefähr war?

Alles Gute und ich drücke die Daumen!

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Ja, das kann gut sein. Auch vielleicht bei der Therapeutin wo ich war. Vielleicht sogar in ihrem eigenen Umfeld?!
Aber da sind wir wieder an dem Punkt, dass die sexuelle Neigung nicht automatisch direkten/indirekten Missbrauch bedeutet.

Diese Vorstellung, dass sich da ein hoher sexueller Druck automatisch aufbauen muss, ist falsch. Es gibt außerdem zusätzlich legale Wege, wie man damit leben kann, ohne anderen (insbesondere Kindern/Jugendlichen) zu schaden. Viele Betroffene hadern eben eher an diesem Punkt, sich das selbst einzugestehen.

Auch werden sexuelle Übergriffe auf Kinder/Jugendliche zu einem großen Teil ebenfalls von Ersatztätern begangen. Laut „Kein Täter werden“ ist laut Untersuchungen bei verurteilten Sexualstraftätern gegen Kindern bei der Hälfte eine Pädo-/Hebephilie diagnostizierbar. (Für Journalist:innen - Kein Täter werden - Deutschland → Bereich „Pädo-/Hebephilie“ → „Sind alle Menschen, die einen sexuellen Kindesmissbrauch begehen, pädo- oder hebephil?“)

Und ja, es natürlich auch die Fälle, wo Pädo-/Hebephilie zu direkten/indirekten Missbrauch führt. Aber mit diesen vielen Vorurteilen, Abscheu und Hass errichtet man eine sehr hohe Hürde für die Betroffenen, sich Hilfe bzw. Beistand bei Vertrauenspersonen zu suchen. Projekte wie „Kein Täter werden“ sind da schon eine gute Sache, aber auch die sind gesellschaftlich nicht immer unumstritten (Stichwort „Täter- vs. Opferschutz“). Und außerdem eben leider nicht sehr flächendeckend. In meiner Nähe z. B. gibt es eben leider kein entsprechendes Angebot von „Kein Täter werden“.

Kurz noch ein persönliches Beispiel zum Thema Hass: Wenn im Bekanntenkreis von einem Missbrauchsfall aus der Presse erzählt wird und dann Kommentare kommen wie: „Dem würde ich den Schw… abschneiden.“ oder gar „Der gehört sich erhängt.“, stellen schon auch was bei mir an.
Klar, auch hier macht sich bei mir selber die falsche direkte Verbindung von Pädo-/Hebephilie und Missbrauch im Kopf breit. Ich fühle mich bei solchen Aussagen selbst angesprochen, obwohl ich selbst Missbrauch an Kindern/Jugendlichen verabscheue!
Aber solche Erfahrungen machen es für mich natürlich noch viel schwieriger, dieses Thema offen bei vertrauten Personen anzusprechen. Größtenteils sind diese dann noch selbst Eltern…

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Ich denke, ich weiss was du meinst. Da das allerdings der zentrale Punkt dieses Threads ist, muss man glaube ich noch mal darauf hinweisen, dass Pädophilie eben gerade keine „Einstellung“, sondern eine Eigenschaft, wie Schuhgröße oder Augenfarbe ist, die sich der Betroffene nicht ausgesucht hat und die per Definition gegen keine unserer moralischen Prinzipien verstoßen kann (im Gegensatz zu Kindesmissbrauch). Im Gegensatz zu dem Rechtsanwalt, der einen Menschen verteidigen soll, mit dessen Prinzipien er nicht übereinstimmt, gibt es daher beim Therapeuten, der einen pädophilen Menschen therapiert auch keinen moralischen (rationalen) sondern „höchstens“ einen emotionalen Konflikt (z.B. weil es Assoziationen mit Missbrauch hervor ruft etc.).

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Als ehemaliger Domspatz bin ich mit Missbrauch direkt konfrontiert worden, wenn auch nicht persönlich betroffen. Aber auch mich treffen solche Aussagen. Da ist auch keine Rechtfertigung auf eigene Erfahrungen o.ä. zu verweisen.

Unsere Gesellschaft ist bei Sexualthemen seltsam verklemmt. Am liebsten gar nicht darüber reden.
So war in meiner Kindheit die vorherrschende Meinung, dass Missbrauchserfahrung diese Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst zu Tätern macht. Heute ist mir klar, was für eine Dunkelziffer es geben muss und wie viele mit dieser Erfahrung nicht Täter geworden sind.
Als Jugendlicher aber fragst du dich, wie nah du überhaupt Menschen an dich ranlassen sollst.

Ich würde mir einen offeneren Umgang wünschen, das würde helfen mit Vorurteilen aufzuräumen.
Insofern danke, dass du hier so offen schreibst.
Und Entschuldigung, wenn ich das mit der Abgrenzung nicht so richtig formuliert habe.

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Vielen Dank für den Tipp/die Anregung, einen Brief/eine E-Mail an die Therapeutin zu schreiben. Ich werde jedenfalls nochmal darüber nachdenken. Auch wenn es für mich zwangstechnisch ein Trigger wäre. (Zwangsgedanke u. a.: Sie könnte eine Gefahr in mir sehen, dass ich bislang keine professionelle Hilfe in diesem Bereich aufgesucht habe und ggf. Schritte einleiten.)

Wir haben hier übrigens ähnliche Diagnosen, auch ich habe eine Zwangsstörung und rezidivierende (mittelgradige) Depression. Meine Zwänge sind hauptsächlich Kontroll- und Grübelzwänge.

Pädophilie Zwangsgedanken habe ich nicht. Wobei sich das wohl bei meinem Fall aufgrund der sexuellen Neigung auch ausschließen würde.

Ich habe bereits zwei Verhaltenstherapien bzgl. Zwänge/Depression hinter mir. Daher wurde mir der Wechsel der Therapierichtung angeraten. Ich habe aber, nicht nur aufgrund dieses Erlebnisses gemerkt, dass ich persönlich (zumindest aktuell) keinen Zugang für mich zur Psychoanalyse oder tiefenpsychologischen Therapie finde.

Insofern habe ich mich in diesem Jahr jetzt letztendlich für eine Spezialklinik im Bereich Zwänge angemeldet und es geht dort bald los.
Ich habe aber leider aktuell nicht vor, meine sexuelle Neigung dort zu erwähnen. Die Gefahr ist mir zu groß, dass das ein Grund ist, entlassen zu werden. Einer anderen pädophilen Person, die ich aus dem Chat kenne, wurde nachträglich die Klinikzusage aufgehoben, als in einem Arzt-/Therapeutenbericht die Pädophilie erwähnt war. Als Begründung wurde genannt, dass sich auch Kinder in der Klinik befinden.

Natürlich weiß ich nicht, was genau gegenüber dem Arzt/Therapeuten erwähnt wurde und ob dort wirklich berechtigte Punkte gegen diesen Klinikaufenthalt sprachen. Soweit ich die Person online kenne, ist sie aber sehr reflektiert und nicht fremdgefährdend. Übrigens ein Fall, wo es sich um eine Person handelt, sie selbst im Kindesalter missbraucht wurde und daher eine stationäre Traumatherapie aufsucht.

Ja, das ganze Thema hier ist wirklich nicht leicht. Auch ich bin für Kindes-/Jugendschutz. Auch ich finde diese Neigung oft abstoßend, aber wie oft genug hier erwähnt: Die Betroffenen (inkl. mir) haben es sich nicht ausgesucht und müssen einen Weg damit finden, damit zu leben. Und natürlich so, dass kein in-/direkter Missbrauch stattfindet oder Kinder/Jugendliche in sonst irgendwelcher Weise gefährdet/geschädigt werden.

An dieser Stelle auch vielen Dank für alle hier in diesem Thread! Ich hätte nicht geglaubt, dass hier so sachlich darüber geschrieben/diskutiert werden kann. Es tut mir gut, dass man mich auch hier nicht automatisch als Gefahr sieht. Und ist auch insofern ein deutliches Gegengewicht zu der Erfahrung mit der Therapeutin. (Die übrigens alterstechnisch so ca. Mitte 50 sein dürfte.)

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Es tut mir leid, dass du damit direkt konfrontiert wurdest.

Und ja, bekannt werden größtenteils nur die negativen Fälle. Sowohl bei Leuten mit der Neigung, als auch Leuten mit eigener Missbrauchserfahrung, die selbst zu Tätern werden. Letzteres ist meines Wissens nach wie vor ein Risikofaktor für sexuellen Missbrauch, ähnlich wie die Neigung. Aber führt eben nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit automatisch dazu.

Und ja, ich glaube auch, Schlüssel zum Erfolg wäre ein offener Umgang, für alle Beteiligten.
Glaub ein Therapeut von „Kein Täter werden“ hat mal in einem Interview seine Wunschvorstellung erwähnt: Ein Nachbar wird gefragt, ob er auf die Kinder aufpassen kann. Dieser antwortet, dass er das lieber nicht machen will, weil er bzgl. seiner sexuellen Neigungen Probleme damit hat und sich unwohl fühlt. Schön wäre eine Reaktion dann, die Respekt zollt für die Offenheit und daraus nicht weiter ein Drama macht.

Kein Problem, wollte nur explizit auf den Unterschied hinweisen.
Merke aber, dass es hier bei dem Personenkreis wohl gar nicht so notwendig ist.
Danke auch, dass ich hier so offen schreiben kann und hier auch Rückhalt erfahren darf. Das lässt mich hoffen, dass ich doch noch irgendwann den Mut finden kann, mich jemandem im persönlichen Gespräch zu öffnen.

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Hmm… ich glaube, ich wäre überhaupt nicht geschockt gewesen. Ich erinnere mich an eine Küchenradio-Folge von Philipp aus einem Berliner Erotik-Club, bei der klar wurde, wie breit die Bandbreite der menschlichen Sexualität ist. Und wie angenehm es ist, wenn man offen und sachlich darüber redet. Wenn dieses Thema nicht so stigmatisiert wäre, wären auch die Chancen höher, dass sich Menschen dazu bekennen und Möglichkeiten für sie geschaffen würden, damit umzugehen. Klar ist aber natürlich: Fototauschbörsen, wie es sie für andere Neigungen gibt, wären dennoch nicht möglich und müssten verhindert werden, da die Fotografierten immer Opfer sind.

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Gruß zurück :slight_smile:

Ja, Therapeut:innen sind auch nur Menschen, leider :smiley:

Uff, wenn sogar Pause dazwischen war, ist es ja noch schlimmer.

Das klingt ganz komisch. Aber Psychoanalytiker sind gerne mal so verurteilend. Vielleicht hättest du in der Verhaltenstherapie mehr Glück. Oder suche mal nach jemandem, der auch eine personzentrierte Gesprächsführung gelernt hat - wird nicht von den Kassen übernommen, aber manche Therapeuten haben das zusätzlich z. B. zur Verhaltenstherapie (so wie mein Mann). Da wird viel Wert auf Empathie, Wertschätzung und Echtheit vonseiten des Therapeuten gelegt. Könnte sein, dass so jemand besser reagiert.

Das klingt gut, viel Erfolg dabei!

Vielen Dank nochmal, ich finde es echt wichtig, dass du darauf aufmerksam machst.

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Danke für den Tipp und generell für deine Nachricht!

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