Wo bleibt der Klimawahlkampf?

Ein feundliches Hallo in die Runde :slight_smile:

Populistische Migrationsdebatten und diffuse Vorschläge zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation Deutschlands bestimmen den aktuellen Wahlkampf.

Die Migrationsdebatte zahlt auf das Konto der extremen Rechten ein. Beide Themen schüren Ängste in der Bevölkerung („Wirtschaftskrise“, „Zustrombegrenzungsgesetz“, …).

Medial wird diesem Agendasetting gefolgt und „nur“ darüber berichtet. Auch die Lage hat sich in den Interviews im Vorfeld der Wahl dafür entschieden, den Wahlkampf unter dem Blickwinkel der Wirtschaft zu betrachten. Zur Migrationsdebatte wird zwar gesagt, dass das Thema de facto kein großes Problem sei und Zuwanderung ohnehin nicht in nennenswerter Weise verhindert werden könne, dann wird dennoch ausführlich darüber berichtet. Ich erkenne an, dass beide Themen relevant sind. Außerdem drängen sie sich leider geradezu auf, insb. seitdem Merz die Brandmauer löchert.

Aber wo bleiben zur Zeit die anderen wichtigen Themen, z.B. Fragen zum Umgang mit der Klimakrise (die bekanntermaßen weitreichende wirtschaftliche Implikationen hat)?

Inwieweit sollte der Journalismus durch gezieltes Fragen zu Themen, die nicht Migration und Wirtschaft sind, Einfluss auf den Diskurs vor der Wahl nehmen?

Ich bin gespannt auf Eure und Ihre Meinung hierzu.

Liebe Grüße

moustique

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Die Macht der klassischen Medien wird mMn überschätzt.
Selbst wenn die ARD eine „Klimawoche“ senden und berichten würde, wäre das ohne zitier und sendefähige Aussagen von Spitzenpolitikern wirkungslos.

Und ich würde vor folgenden Szenario warnen: Politiker*innen von CDU, SPD und Grüne sitzen bei Meischberger und diskutieren über die Klimapolitik, dann wird die CDU wieder sagen ,ja Klimaschutz ist uns wichtig, CO2 Preis ist uns wichtig, aber kein reinregieren in den Keller, technologieoffen, und wir brauchen Atomkraft“.
Dann steht wieder Aussage gegen Aussage, ist dann irgendwas gewonnen?

Das perfide an Bild / Springer Aktionen ist ja, dass es immer begleitet wird von einer CDU / FDP (zum Glück noch seltener AFD) Agenda.

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Ich mach es mal ganz kurz: Klima hat keine Lobby, hat kein Geld. Klima ist unangenehm, wir müssen und ändern, einschränken. Klima tut uns (noch) nicht weh. Auf Klima kann man nicht treten, herabschauen, hassen. Und wenn ich drauf treten könnte, würde es mein eigenes Selbstwertgefühl nicht verbessern.

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Sorry, für möglich Doppelpost, aber ich habe noch einen Punkt.

Als Redaktion muss man sich natürlich immer auch die Frage stellen: Was ist die Neuigkeit? Was ist die Nachricht?

Es gibt schon hunderte Berichte zu allen möglichen Teilaspekten des Klimaschutz, die großen Linien sind in der Gesetzgebung gezeichnet.
Dazu hat sich die Positionen der einzelnen Parteien und deren Talking Points seit Jahren nicht verändert.

Sprich ohne wirklich neue Forderungen gibt es nichts berichtenswertes.

Hier wird eben gezielt Stimmung erzeugt. Wer heute anfängt und sagt wir müssen über Klimaschutz reden wird sofort die Antwort bekommen, dass es doch nicht sein kann, dass hier in Deutschland regelmäßig Kinder durch Gewalt durch Migranten sterben und statt darüber zu reden wird über Klimapolitik geredet.

Natürlich ist das mehrfach falsch. Natürlich können mehrere Themen auch parallel diskutiert werden. Aber bei weit über 50 % der Wähler kommt am Ende eben an, dass die „linksgrüne“ Seite lieber über Klima spricht als unsere Kinder zu schützen. Völlig egal ob das so wahr ist oder völlig an den Haaren herbeigezogen.

Und wenn ich mir nach Aschaffenburg ansehe was es für Prominente Wortmeldung gab, was ich in meinem Umfeld im Gespräch und in Social Media so gehört habe, dann hat diese Stimmung aktuell wohl weite Teile der Gesellschaft erfasst und mit einem Klimawahlkampf wird man aktuell keine Stimmen gewinnen sondern nur verlieren.

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@CB87 mir geht es speziell um die Berichterstattung jetzt im Wahlkampf, nicht um eine Themenwoche oder generell um die Berichterstattung zum Klimaschutz. Die Spitzenpolitiker*innen tauchen zur Zeit andauernd in Talkshows, Podcasts und co. auf. Es wäre ohne Weiteres möglich, sie damit zu konfrontieren, was ihr klimapolitischer Plan für die kommende Legislatur ist.

Hier gibt es sehr relevante und aktuelle Fragen, z.B.:

  • Klimageld
  • Umgang mit Trumps Abschied vom Parisabkommen
  • Abkehr der aktuellen EU-Kommission vom Green Deal (s. Clean Industrial Deal!!!)
  • weiterhin klimaschädliche Subventionen und deren wirtschaftliche Relevanz gerade jetzt
  • Prävention von Hochwasserkatastrophen, Hitzeschäden, etc.

→ meine Antwort: das kann man leicht entkräften, indem man entgegenhält, dass man über das eine reden kann ohne das andere unter den Tisch fallen zu lassen. Wenn über die Schuldenbremse gesprochen wird - und das passiert gerade viel - wird auch nicht aufgeschrien, dass „regelmäßig Kinder getötet werden“. Nach deinen Ausführungen müsste man sich dem populistischem Agendasetting vollständig hingeben.

→ meine Antwort: ja! Genau deshalb sollten Parteien (insb. auch die Parteien, deren Kernkompetenz Klimaschutz nicht ist, in Interviews etc. mit den oben genannten Themen konfrontiert werden). Es muss aufgezeigt werden, inwiefern Parteien keine ausreichenden Antworten auf weiterhin drängende Fragen geben.

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Muss man nicht. Aber man möchte ja letztlich mehr Stimmen bekommen und nicht weniger und wenn das Thema in der Bevölkerung in der Breite eher unpopulär ist, dann ist es nicht der richtige Zeitpunkt dieses Thema zu setzen.

Man will ja nicht die Wähler überzeugen einen zu wählen die es ohnehin tun würden sondern die, die noch unentschlossen sind.

Wie wichtig eine Themensetzung nah am Volk ist hat die Wahl in den USA doch erst wieder gezeigt.

Und natürlich kann man sagen, dass man ja mehrere Themen setzen kann, damit hat man aber schon wieder eine Diskussion in der man sich rechtfertigt und das kommt nicht gut an. Gerade in Formaten mit kurzer Screentime muss man positiv rüberkommen.

Und das machen die Medien halt vorwiegend dann, wenn es den Zuschauer interessiert. Man will ja Einschaltquoten, Abonnenten, Auflage oder was auch immer hoch halten.

Ein einzelnes Medium kann gegen die allgemeine Stimmung schlecht ankämpfen.

Und mal ganz hart gesagt. Die meisten Wähler die nicht ohnehin schon aus diesem Grund grün oder ähnliches wählen sind da aktuell einfach nicht interessiert.

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Klima tut uns (noch) nicht (allen) (regelmäßig) weh (genug).

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Das Problem einer im Wesentlichen konservativen Grundhaltung ist: Der Glaube, die Umstände wären immer schon so gewesen wie sie gerade sind, und, sie werden auch in Zukunft so bleiben. Deswegen denkt der Frosch im heisser werdenden Wasser: kann ich aushalten - kein Anlass zur Sorge …

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