WM in Katar boykottieren

Bei allen schlimmen Ereignissen derzeit, sollte nicht die Menschen- und Klimafeindliche WM in Katar außer acht gelassen werden. Besonders nach solchen widerlichen Aussagen von Personen wie Hoeneß:

Welche Verpflichtung haben Menschen und der Sport? Wäre es nicht richtig als Fußballer dieses Blutturnier abzusagen? Sollten öffentlich-rechtliche Gelder zur Übertragung dieses Turniers verschwendet werden?

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Die Fragen würde ich jeweils stark unterschiedliche beantworten.

Die Zuschauer sollten durchaus mit Boykott reagieren, um der FIFA zu zeigen, dass eine Vergabe in Länder wie Katar zum Ansehensverlust führt.

Ebenso sollten die Öffentlich-Rechtlichen zum einen kritisch berichten (was sie tun!) und zum anderen in der Tat auch aus den Versteigerungen der Senderechte aussteigen, wieder um der FIFA zu zeigen, dass die Vergabe nach Katar wirtschaftliche Nachteile für sie hat (ohne ÖR wird der Erlös der Versteigerung der Senderechte deutlich niedriger ausfallen…).

Die Fußballer hingegen nehme ich hier explizit nicht in die Pflicht. Hier gilt das gleiche wie für Olympia in China: Für einen Leistungssportler ist die Teilnahme an diesen, nur alle 4 Jahre stattfindenden Veranstaltungen der Höhepunkt der Karriere, es ist das, worauf das gesamte Leben ausgerichtet wurde. Ein Fußballer hat während seiner aktiven Karriere oft nur 2, 3 oder in Ausnahmefällen vielleicht 4 Chancen, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen (in extremen Ausnahmen auch 5). Ich zumindest kann hier einfach nicht erwarten, dass ein Sportler auf eine dieser Chancen freiwillig verzichtet, Natürlich habe ich großen Respekt davor, wenn es jemand tut, aber ich darf es nicht erwarten.

Wen ich allerdings noch ganz explizit in die Pflicht nehmen würde, wären Sponsoren. Jeder Sponsor sollte sich sehr genau überlegen, ob er diese WM unterstützen will - und keine PR-Kampagne der Welt sollte den Makel, die WM in Katar mit Millionen unterstützt zu haben, beseitigen können. Amnesty International und Human Rights Watch gehen hier übrigens einen anderen Weg und fordern keinen Boykott der WM seitens der Sponsoren, sondern Entschädigungszahlungen für die betroffenen Arbeitsmigrant*innen durch die Sponsoren.

Das ist halt auch ein Punkt, der von den Befürwortern der WM in Katan angeführt wird:

Statt zu boykottieren kann man unter Umständen mehr Positives erreichen, wenn man die Aufmerksamkeit auf die Missstände lenkt und durch Forderungen wie der einer Entschädigung die tatsächlichen Verhältnisse verbessert. Denn der Boykott würde den betroffenen Arbeitsmigrant*innen, um die es letztlich geht, halt auch nicht helfen.

Daher meine Schlussfolgerung:

  • Zuschauer sollten boykottieren.
  • ÖR und Sponsoren sollten entweder boykottieren oder dafür sorgen, dass ein relevanter Teil ihrer Zahlungen überprüfbar an die Opfer fließt.
  • Sportler sollten nicht in die Pflicht genommen werden.
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Hier bin ich ehrlich gesagt hin und her gerissen. Bei Olympia gehe ich voll mit, denn diese Sportler haben tatsächlich nur alle 4 Jahre eine solche Bühne. Fußballer haben das ganze Jahr eine große Bühne mit unzähligen Wettbewerben. Ich denke hier wäre ein Boykott durchaus vertretbar.

Die Sponsoren müssten gesellschaftlich gemieden werden, denn diese legitimieren auf ihre Art dieses gekaufte Blutturnier.

Ich denke der ÖR darf definitiv keine öffentlichen Gelder in die Übertragung stecken. Das Geld muss in Reportagen zur Kriminalität innerhalb der FIFA und Uefa und über die Menschenfeindlichen Zustände in Katar.

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Vielleicht muss man hier noch nach Alter und Land unterscheiden.
Von einem 19-jährigen zu verlangen, seine erste WM-Teilnahme zu verzichten, ist vielleicht etwas anderes als bei der zweiten WM-Teilnahme. Auch von jemanden, der aus einem Land kommt, in dem die Fußballer keine Multimillionäre sind, und der die Hoffnung darauf hat, durch eine gute WM-Leistung weltweite Aufmerksamkeit zu bekommen, kann ich den Verzicht nicht verlangen.

Klar, die europäischen Fußball-Millionäre, die in Bundesliga, Premiere League und co. spielen und dazu noch in der Champions League usw. könnten sich einen Boykott natürlich eher leisten. Wobei ich auch diesen Sportlern den Ehrgeiz zugestehe, WM-Titel gewinnen zu wollen, weil das nun einmal die Krönung der sportlichen Karriere ist. Ohne diesen Ehrgeiz wird man wohl auch kein Profi-Sportler.

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Sie stehen aber auch in der Öffentlichkeit und positionieren sich viel zu selten klar zu den Zuständen in diesen Ländern. Diese Profis haben eine Verantwortung, besonders jungen Menschen gegenüber. Da erwarte ich schon einen deutlichen Protest oder meinetwegen Shirts mit: zum Gedenken an 6000 Tote, auch wenn sie nicht jeder sehen will

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Fußballer sind in erster Linie Sportler und keine Botschafter oder Abgeordnete. Zumal die fifa auch nicht gerade zimperlich sanktioniert, wenn Fußballer auf dem Platz politische Botschaften senden.

Dann sollte man hinterfragen, wieso ein DFB nicht die Teilnahme verweigert? Wieso die Politik die FIFA machen lässt? Wieso die öffentlich rechtlichen Geld für diese Farce ausgeben dürfen? Wieso gibt es kein generelles Public Viewing Verbot? Jeder, der ein Spiel dieses Turniers schaut, macht dich in meinen Augen schuldig.

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Ich werde, als Fan des Sports, so viele Spiele wie möglich schauen. Dabei weiß ich auch, dass eine Fussball WM in Katar eigentlich nicht stattfinden sollte. Aber eigentlich sollten wir auch kein Gas von dort beziehen und trotzdem tun wir es. So sieht die Welt nunmal aktuell aus.

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Das Problem ist, dass die Welt nie besser wird wenn jeder so denkt. Ich bin ein sehr großer Fußballfan, aber mein Gewissen ist größer in diesem Fall.

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Das Prinzip „Brot und Spiele“ gilt auch heute noch.

Was glaubst du, was für ein Aufschrei durch’s Land gehen würde, wenn die Bundesregierung als Boykott der WM Public Viewing verbieten würde?

Auch wenn die Öffentlich-Rechtlichen - was ich befürworten würde - wegen den Zuständen in Katar nicht mitbieten würden und die Spiele dann nur in PayTV laufen würden, würde das einen massiven Shitstorm geben.

Ein Boykott der WM wäre für die Politik und den ÖR daher ein großes Risiko, da der durchschnittliche Fußballfan nicht so politisiert ist, wie der durchschnittliche Leser dieses Forums. Für mich stehen Politik und Menschenrechte auch meilenweit über Fußball, aber frag das mal den typischen „Fußball ist unser Leben“-Gröhler…

Die Bundesregierung selbst hat nicht mal Olympia boykottiert und wird auch die WM in Katar wohl nicht boykottieren - und das wäre eigentlich der erste Schritt. Daher: Bevor die Bundesregierung irgendwelche anderen Boykottmaßnahmen für das Volk erlässt, müsste sie erst mal selbst sagen, dass sie die Spiele boykottiert. Aber nicht mal das wird passieren.

Siehe dazu diesen Artikel, in dem die Bundestagsabgeordneten der Fraktionen befragt wurden, ob sie für einen Boykott wären. Also selbst in Parteien wie den GRÜNEN, der LINKEN und der SPD gibt es keine klaren Mehrheiten für einen Boykott…

Kurzum:
Was du forderst, wären Maximalforderungen (keine WM im ÖR, Public Viewing-Verbot, Ausstieg des DFB aus der FIFA), während in der Realität nicht einmal die kleinsten Minimalforderungen (politischer Boykott durch die Bundesregierung) erfolgt.

Und warum folgt kein politischer Boykott? Tja, der neue Katar-Deal um Flüssiggas spielt da wohl auch eine Rolle, denn Katar würde diesen vermutlich platzen lassen.

Wie so oft hängt alles miteinander zusammen und einfache Lösungen sind einfach nicht in Sicht. Leider.

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Ich gebe dir da absolut Recht, allerdings ist ein politischer Boykott in meinen Augen wertlos für Veränderungen, man siehe Olympia in China. Es muss an das Blutgeld von Fifa, Beckenbauer, Hoeneß und Co. und das geht nur über die Zuschauer und Fans.

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Grundsätzlich ist der Gedanke folgerichtig und nachvollziehbar.

Auf der anderen Seite sind wir (die westlichen Staaten) die wirtschaftlichen Partner dieses Staates und finanzieren seit Jahren durch Handel die herrschenden politischen Verhältnisse in Katar. Speziell DE ist in der Vergangenheit (2019) keiner der größten Energieabnehmer, zählt aber zu den fünf größten Importeueren und profitiert von dem bzw. stützt das dort herrschende Regime.
Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum man jetzt bei einer Sportveranstaltung anders handeln sollte.

Insbesondere bei den Sportlern selbst gelten die bereits anderweitig beschriebenen Argumente.

Diese moralisierende Diskussion erscheint mir ein wenig übertrieben.
Denn während hier im Forum eine Diskussion über Ethik und anständiges Handeln stattfindet, reist unser Souverän mitsamt versammelter Wirtschaftselite durch die Region, übt vor dem Regime Demut (gut, das ist jetzt etwas polemisch) und treibt fleißig Handel mit Energie und Technologie.

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Ich finde man sollte bei der Diskussion zwischen der politischen Ebene und der Fußballebene unterscheiden. Also wie sollten Fans/Verbände wie der DFB und das Fernsehen auf dieses Event reagieren und wie sollte die Politik darauf reagieren.

Zunächst einmal denke ich nicht, dass es konkrete Vorschriften der Politik über Public Viewing etc. geben sollte, das wäre das falsche Signal. Es sollte nicht um Deutschland vs FIFA/Katar gehen.

Nun zum Thema Fans: Fans die diese WM schauen und sich danach drüber aufregen, dass das Geld den Fußball ruiniert, kann ich nicht mehr ernst nehmen. Diese WM ist keine versteckte Korruption, sondern komplett offensichtliche Korruption. Ja vermutlich wurde spätestens seit 2006 jede WM auf Basis von Korruption vergeben. Aber 2006 war es zum Beispiel so, dass diese Korruption erst im nachhinein herauskam. Und jetzt können vielleicht einige Experten ankommen und sagen, dass man das ja auch schon hätte vorher wissen können, aber der breiten Masse war es nicht bekannt. Und alle Gastgeberländer seit 2006 hatten zumindest schonmal vorher bei einer WM mitgemacht. Bei Katar hingegen ist es so offensichtlich Korruption bei einem Land, dass noch nie in einer WM-Endrunde war, weil es kein Fußballland ist und das klimatisch komplett ungeeignet für eine WM ist, muss wirklich jedem klar sein, dass das Korruption ist. Wer es also trotzdem schaut, akzeptiert quasi, dass die Fifa alles machen kann was sie will. Das allein ist für mich schon Grund genug diese WM nicht zu schauen. Außerdem wer Fußball so sehr liebt, vor einem Jahr war gerade erst die letzte EM in 2 Jahren findet die nächste statt, es gibt noch Bundesliga, Champions League, etc…

Nächster Punkt für diese WM sind anscheinend 6000 Menschen gestorben. Wir reden da nicht davon, dass Katar irgendwo im eigenen Land Menschen schlecht behandelt, oder dass Katar an irgendwelchen Kriegen beteiligt ist. Wir reden davon, dass allein für dieses Event DIREKT Menschen gestorben sind. Das sind keine abstrakten Verwicklungen oder so, wo man „eh nichts gegen machen kann“. Das heißt man akzeptiert, dass für die eigene Unterhaltung Menschen sterben. Klar ist es schwer immer perfekt moralisch richtig zu handeln und „wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein“, aber in diesem Fall ist es nicht schwer. So viel moralischen Anstand sollte man dann schon noch haben. Und zum Argument „Es ist ja mittlerweile besser geworden in Katar“, wenn man 6000 Menschen auf dem Gewissen hat man verkackt, das kann man dann nicht mehr gut machen.

Letzter Punkt dieses Event ist eine riesen Energieverschwendung und Umweltsünderei. Klar Fußball ist nicht die umweltfreundlichste Sportart, aber dieses Event setzt dem ganzen nochmal die Krone auf. Und wenn man als Fan möchte, dass Fußball auch in Zukunft erhalten bleibt, dann kann man sich auch mal dafür einsetzen, dass es besser und nicht schlechter wird.

Vor allem aufgrund der letzten beiden Punkte finde ich hätten die öffentlich Rechtlichen auch nicht mitbieten sollen.

Und ja ein Boykott der Fans bringt sehr wohl was, da es der Fifa und Co. vor allem um Werbeeinahmen geht. Noch ein bisschen mehr könnte man als Fan erreichen, wenn man in den 2 Monaten auch mal Pepsi statt Cola trinkt oder zu Burger King statt zu McDonalds geht.

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Jup, insbesondere seit bekannt ist, dass es in Katar gar nicht genug Unterkünfte für alle erwarteten Fans gibt und Katar darauf sagte, dass man damit plane, dass die Zuschauer aus benachbarten Ländern ja per Flugzeug zu den einzelnen Spielen anreisen könnten. Also quasi Kurzstrecken-Flugzeug-Pendelverkehr - nicht nur eine Flugreise, um bei der WM dabei zu sein, sondern gleich ein Dutzend…

Ich bin zum Glück kein Fußball-Fan, daher fällt es mir leicht, die ganze Sache zu boykottieren…

Same here! Andererseits: Kann man was boykottieren, was man sowieso noch nie konsumiert hat?

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Überhaupt der stärkste Hebel wäre wohl, wenn potentielle Werbekunden die WM boykottieren würden. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass diese ihren Boykott vermarkten und daraus Kapital schlagen könnten.

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Ich glaube es wäre besser und nachhaltiger, wenn nicht irgendwelche „woken Unternehmen“ (hab diesen Kampfbegriff extra gewählt, um das Problem zu verdeutlichen) entscheiden, was sie für politisch korrekt halten, sondern wenn ein Boykott der Fans, die Unternehmen dazu bringt das Turnier zu boykottieren. Weil in diesem Moment könnte das Mächteverhältniss zwischen Fans und der FIFA wieder etwas ausgeglichener werden. Dann wüsste die FIFA, dass sie in Zukunft mehr auf die Fans hören muss, wenn sie eine finanziell erfolgreiche WM veranstalten will.

Wenn der ganze Boykott allein von den Werbeunternehmen ausgeht, dann wird die FIFA auch in Zukunft die Fans ignorieren.

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Da hast Du sicher recht (wie auch mit allem, was Du oben schon geschrieben hast).

Allerdings ist die Verknüpfung vom Verhalten der Fans zum Geld der FIFA weich, indirekt und mit Verzögerung erst wirksam. Will sagen: Dass Fans nicht mehr zugucken, merkt die FIFA im Geldbeutel nicht unbedingt: Vielleicht gehen die Umsätze von Coca-Cola ja nur um halb so viel hoch wie sonst, aber für die Firma rentiert es sich auf Basis dieser Kosten-Nutzen-Rechnung trotzdem noch. Und es könnte auch sein, dass es sich nicht mehr rentiert, aber dass das erst auffällt, wenn die WM schon vorbei ist.

Außerdem wäre ja ein Boykott durch ein „wokes Unternehmen“ ja nichts anderes als der vorweggenommene Boykott der Fans. Dass die nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit boykottieren würden, davon ist auszugehen, und das weiß natürlich die FIFA auch.

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Naja. @rph hat da durchaus einen Punkt. Schließlich wurde Blatter ja auch auf diese Art gestürzt, auch wenn ich McDonalds und VISA jetzt nich unbedingt „woke“ nennen würde:

Sponsorendruck könnte da also durchaus was bewirken. Aber letztenendes muss der irgendwo auch durch die Konsumenten kommen, also quasi aus der breiten Bevölkerung.

Ich freue mich aber bereits jetzt, zu sehen, dass die Debatte um Katar ausgerechnet Uli Heoneß zu so einer Trump-esken Aktion verleitet hat. Passt wie A**** auf Eimer. :slight_smile:

edit:
Berlusconi hat sowas natürlich auch schon gebracht:

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Wenn wir mal ehrlich sind wird die WM 2022 in Katar so oder so kommen. Dafür ist das ganze mittlerweile zu weit vortgeschritten. Und selbst, wenn die Sponsoren die WM bozkottieren würden, hießen die Sponsoren dann beim nächsten mal halt QatarAirways, BP, Shell und co. und die setzen dann ihren willen durch. Denn mit den Fans kann man ja machen was man will. Das sind alles Roboter, die zuverlässig alle 4 Jahre den Fernseher anschalten.

Wenn hingegen eine große Zahl an Fans das Event boykottieren würden und es evtl. noch große Shitstorms und Boykottaufrufe gegen die Sponsoren kommen würden, würde die FIFA für zukünfitge Events echte Probleme bekommen und sie wüssten, wenn sie jemals wieder zu alten Höhen zurückkommen wollen, müssen sie auf die Fans hören. Find ich halt nachhaltiger, als wenn man jedes mal auf den guten Willen einiger profitorientierter Multimilliarden-Dollar-Unternehmen angewiesen ist.

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