Wissenschaftliche Bewertung der Situation in der Ukraine

Eine mit wissenschaftlich-institutionellem Gewicht vorgetragene kritische Auseinandersetzung mit dem Schwurbel-Brief gibt es übrigens hier:

Die UnterzeichnerInnen des „ZEIT“-Aufrufs „Waffenstillstand jetzt!“ empfehlen dem Westen – wie es in einem russischen und ukrainischen Sprichwort heißt – wieder auf denselben Rechen zu treten, auf den er schon mehrfach getreten ist.

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Ich finde es zeimlich anmaßend, den Brief „Schwurbel“ zu nennen.

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Das wundert mich, mit Verlaub, keineswegs.

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Ich habe den Eindruck, bei @vieuxrenard und dadurch hier im Forum ist „Schwurbel“ mittlerweile zu „dumm und nicht meiner Ansicht“ geworden. Vorher hatte es starke Konnotationen zur Pseudowissenschaft.

Auch wenn ich dem offenen Brief nicht zustimme, ist es sprachlich meiner Meinung nach nicht hilfreich, ein weiteres Wort mit wabernd negativer Bedeutung zu kriegen.

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Politbarometer vom 15.07. [1]: Eine Mehrheit ist für Waffenlieferungen in die Ukraine und auch dafür, die Ukraine zu unterstützen, wenn kein Gas mehr aus Russland fließt. An Solidarität mangelt es also nicht. Aber: nur jeder dritte ist dafür, diese Unterstützung auszuweiten. Nur dieser Weg ist aber nach Ansicht von Masala und Co. derjenige, der der Ukraine aktuell wirklich helfen könnte.

Die Frage, ob dieser Konflikt durch einen baldigen Waffenstillstand oder einen langen Krieg beendet wird, ist also eine, die Deutschland spaltet. Und zwar nicht in Teufel und Engel, sondern in Gruppen, die die Situation unterschiedlich einschätzen / bewerten.

Ich bin auch der Meinung, dass der offene Brief von Precht und Welzer an einigen Stellen irrt. Aber der schlechteste aller möglichen Wege, um sie und die Menschen, die sie repräsentieren zu überzeugen, ist mit Diskreditierungen und Beleidigungen. Und anders als bei ein paar Corona-Leugnern ist es in diesem Fall 1. definitiv notwendig und 2. auch möglich, diese Leute mit Argumenten zu überzeugen, wenn wir diese Krise irgendwie meistern wollen.

[1]

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Falls es zur allgemeinen Schlichtung beiträgt, ersetze ich das Kompositum „Schwurbel-“ durch die präzisere Beschreibung „Unterzeichner:innen des offenen Briefes, die sich bisher nicht durch Expertise in Osteuropa-Politik oder europäischer Sicherheitspolitik hervorgetan haben, dafür aber bemerkenswerte personelle Überschneidungen zur Menge derjenigen Menschen aufweisen, die als gelegentlich so bezeichnete Corona-Schwurbler auffällig geworden sind“.

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Die Russlandexperten sind beleidigt weil sie nicht mit unterzeichnen durften? Na hätten sie mal die letzten 40 Jahre besser aufgepasst. Unglaublich was man heute so als wissenschaftlich bezeichnet

Ich habe mal reingelesen und kann deine Einschätzung nicht verstehen. Wieso schlägst du diesen Ton an?

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Ich habe bei Precht und Zeh (ich vermute um die geht es) nicht feststellen können, dass sie Verschwörungstheorien verbreiten. Wohl natürlich, dass sie streitbare Einstellungen zu den Corona-Maßnahmen haben.
Ich finde nicht, dass diese Form der Argumentation irgendwie weiter hilft. Geht in die Richtung des Kommentars von MASZ, dass wir uns mit Positionen der Linken gar nicht mehr groß auseinander setzen müssen mit Verweis auf die Russland-Position der Partei. Ähnlich könnten wir gegen die FDP mit Verweis auf Tempolimits, gegen die Grünen mit Verweis auf Homöopathie oder gegen die CSU mit Verweis auf Ausländermaut argumentieren.
Warum eine Diskreditierung herbei konstruieren anstatt sich mit den Argumenten auseinander zu setzen - vor allem bei so einem heiklen / sensiblen Thema? Die inflationäre Verwendung des Schwurblers (an der die Lage nicht ganz unschuldig ist) führt nur zur Abstumpfung des Begriffs.

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Herrje, ich habe mit meinem ersten Beitrag lediglich darauf hinweisen wollen, dass es in der „wissenschaftliche[n] Bewertung“ (so heißt es ja im Thread-Titel) der Lage einen relativ breiten Konsens gibt. Zu diesem Zweck habe ich den Focus-Brief angeführt und zitiert. Dabei lassen sich m.E übrigens durchaus Parallelen zum Umgang mit Wissenschaft in der Corona-Pandemie ziehen: Ein relativ breiter wissenschaftlicher Konses steht einigen Fringe-Meinungen (und John Mearsheimer) gegenüber, die aber gleichberechtigte Behandlung einfordern.

Insofern war der Begriff „Schwurbler“ tatsächlich unglücklich gewählt, da er so offensichtliche Anschlussmöglichkeiten für Derailing geboten hat. Ich bestehe keineswegs auf ihm. Persönlich halte ich die Bezeichnung ‚Schwurbler‘ für einen Dampfplauderer wie Precht oder einen deutschen Herrenreiter wie Welzer noch für relativ harmlos. Wenn man bedenkt, dass sie den Brief dann noch gemeinsam mit Charakteren wie dem neurechten Ex-Militär Erich Vad unterzeichnet haben, ist die Spitze der angemessenen Polemik sicher noch nicht erreicht.

Der Brief repräsentiert ja überhaupt nicht die Position der Linkspartei (zu der es natürlich viel zu sagen gäbe, ebenso wie zur Linken generell, die sich in Teilen gerade an der Frage zerstreitet), aber die Unterzeichner:innen des Briefes entstammen - auch dafür ist Vad ein gutes Beispiel - einem reaktionären Bürgertum, dem der linke Wert der Solidarität mit den Unterdrückten schlicht nichts bedeutet. Precht, Zeh, Flaßpöhler et al. sind sicher keine Linken.

Precht und Harald Welzer schreiben gerade gemeinsam ein Buch über die „Selbstgleichschaltung“ der Massenmedien, die die Demokratie gefährde. Das klingt für mich zumindest hart an der Grenze zur Verschwörungstheorie - und würde mich jedenfalls nicht wundern.

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Ich gehe mit, dass die Wissenschaft hier eher nicht auf Seiten von Precht und Co steht. Aber: wie schon in der Lage angedeutet, sind wir hier weit davon entfernt einen wissenschaftlichen Beweis für die Sinnhaftigkeit der aktuellen Strategie zu haben. Zumindest nicht auf dem Level wie die Sinnhaftigkeit von z.B. der Corona Impfung nachgewiesen ist.

Da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Mir geht es gar nicht um inhaltliche Parallelen sondern nur um argumentative.

Ich schlage vor, wir warten mal ab, bis das Buch tatsächlich geschrieben wurde :smiley:

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@pawl133 - wie schätzt Du den Verlauf Deines intensiv diskutierten Threads ein, erwartest Du noch neue Aspekte? Gibt es unter den Floristinnen :relaxed: (ForIstinnen) noch Diskussionsbedarf hier? Gibt es Impulse für neue Themen?
Wenn die Diskussionsbedürfnisse dann hier erschöpft sind, möchte ich den Thread morgen ab 12:00 Uhr schließen.

Ich empfine, dass auf meine Kernpunkte nicht eingagangen wurde bzw., dass sie mehrfach falsch interpretiert wurden. Das ist kein Vorwurf, denn ich denke, so seht ihr es auch: also, dass ich euch nicht richtig verstehe.

Wenn wir uns darauf einigen können, dass die Angelegenheit nicht so monokausal ist, wie zum Teil suggeriert wird, dann bin ich happy!

Wichtig für den Diskurs ist ja nicht, dass man die Meinung des anderen annimmt, sondern, dass Argumente ausgetauscht werden. :+1:

Nächstes Mal spule ich die Lage einfach, wenn es um die Ukraine geht (und bei Corona auch :stuck_out_tongue:), denn die Positionen sind bekannt.

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Ja, das ist, wie Du selbst schreibst eine Unterstellung - und zwar eine unangemessene.

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