Hallo beisammen,
bitte versteht mich nicht falsch: ich verstehe, dass die Strompreise wegen der aktuellen Situation angepasst werden müssen. Jedoch sollten in meinen Augen hauptsächlich Härtefall staatlich unterstützt werden und das Ziel eines nachhaltige bezahlbaren Strommarktes als Ziel verfolgt werden. Was aktuell passiert, gleicht ähnlich der Benzinpreisbremse einem „Freibrief“, der gleichzeitig zu massiven Geldflüssen an die Energieversorger und trotz Strompreisbremse zu massiven Preiserhöhungen führen wird.
Ich spreche hier aus eigener Erfahrung bei den Stadtwerken München. Ich habe trotz jahrelangem regionalen Oköstromvertrag (bei welchem - ich Depp - jahrelang sogar zusätzlich Geld für den Ausbau von Erneuerbaren gezahlt habe) jetzt eine massive Preiserhöhung zum 1.1.23 erfahren:
Hausstrom: 26,88 → 62,44 ct/kWh
Wärmepumpe HT: 23,23 → 75,33 ct/kWh
Wärmepumpe NT: 18,08 → 34,93 ct/kWh
Allen SWM Kunden die ich kenne geht es genauso. Interessanterweise haben die Stadtwerke im Nachbarlandkreis deutlich entspannter die Preise erhöht (41 ct Hausstrom und 34/31ct Wärmepumpe für Ökostrom). Also habe ich mal nach weiteren Tarifen gesucht und bin zu Tarifen (mit erhöhter Grundgebühr) von 41 ct/kWh Hausstrom und 35/35 ct/kWh bei einem anderen Anbieter mit Ökostrom und Preisgarantie bis Ende 2023 gewechselt (möchte hier aber keine Werbung machen und lasse somit die Empfehlungen weg - wenn das doch gewünscht ist, kann ich es gerne einfügen).
Was zeigt dies für mich:
- die aktuellen Preise im Bereich 60 ct + sind nicht marktwirtschaftlich begründet, wenn ein anderer SEHR großer Anbieter diese Preissteigerung nicht mitmachen muss.
- viele der Unternehmen (nicht nur die Stadtwerke) haben aber absolut keinen Skrupel diese zu verlangen, denn der Kunde wird ja sowieso durch die Strompreisbremse entlastet
- Selbst der „regionaler Ökostrom“ ist nicht geschützt. Ich hab jetzt mal recherchiert und es scheint so, als hätten die SWM hauptsächlich in Spanien und skandinavischen Ländern investiert. Aber nachdem ich kein Journalist bin, will ich da jetzt nicht meine Hand dafür ins Feuer legen
Weiteres Loch der Strompreisbremse:
- Wärmepumpen werden im Vergleich zu Gas massiv benachteiligt
- Elektrofahrzeuge ebenfalls, nachdem mit diesen der Verbrauch nochmal um gut 50% hoch geht, jedoch die Förderrichtlinie gleich bleibt.
- Wechsel auf Wärmepumpe und Elektrofahrzeug wird doppelt bestraft, weil kein „Vorjahresverbrauch“ existiert und somit sofort die vollen Kosten getragen werden müssen.
Was mich aber am meisten stört: trotz der vielen Gelder die den Energiekonzernen gegeben werden, sehe ich keinen einzigen Punkt wo dadurch eine Verbesserung für die zukünft erzeugt wird? Keine Stundengenauen Termine in welchen man geschickt Stationär- oder Pufferspeicher/eAutos be- oder entladen oder Wärmepumpen betrieben könnte. Keine Stabilisierung des Marktes, kein Ausbau der Netze, …
Ich weiß nicht wie wir so die Energie-/Wärme-/Verkehrswende schaffen sollen… und den Steuerzahler kostet es leider wieder nen ordentlichen Batzen Geld…
Gerne um euer Feedback und auch eure Preiserhöhungen. Ich könnte mir Vorstellen, dass es für die Lage durchaus Interessant wäre, wie unterschiedlich hoch die Preiserhöhung sein können und ob hier durchaus „Preiswucher“ existiert.
Danke,
Stefan