Wird die AfD nun endgültig zur Splitterpartei?

Ja und nein.

Es gehört sich im demokratischen Prozess auf sie einzugehen.

Abgrenzung ja, Ausschluss nein.

Heißt ernst nehmen und immer wieder erklären warum das entweder so gar nicht geht oder man es eben einfach nur doof findet.

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Das machen wir doch die ganze Zeit. Jeder weiß, dass Teile der AfD ekelhafte rechtsextreme Mitglieder hat. Was soll noch mehr Konfrontation bringen? Wechseln Sie Ihren Fußballverein wenn Sie von anderen Mannschaften nur beleidigt werden?

Nein, es braucht Brücken für die Protestwähler, nicht Mauern.

Ich verharmlose die AfD sicher nicht. Dazu gleich unten mehr.

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Lassen Sie mich raten, Sie leben nicht im Osten der BRD?

Ich bin im Osten aufgewachsen UND habe mich über Jahre gegen die AfD engagiert. Das führte so weit, dass Frank Pasemann seine Wahlkampfhelfer zurückhalten musste (2017) und ein Olli Kirchner (2015) mir mit Zuchthaus drohte und mich bei Zufallsbegegnungen auf der Straße Beschimpfungen an den Kopf warf. Und ich wurde von echten Rechtsextremen außerhalb der AfD mehr als einmal körperlich bedroht (Gruß an Hendrik Oschmann). Ich weiß was das für Leute sind.

Aber ich habe mich auch mit Wählern der AfD viel unterhalten. Und da ist ganz klar, viele wählen die AfD noch immer aus Protest.

Sie protestieren dagegen, dass die Politik in den 90ern die Ostwirtschaft deindustrialisieren ließ (Treuhand), auch profitable Unternehmen wurden per Insidertipp als Ramsch verkauft (z. B. Halloren). Viele Menschen haben ihren Job verloren und viele Westdeutsche nahmen dieses Unrecht nicht wahr (erst in den letzten Jahren wird aktiv über Unrecht und Fehler bei der Wende gesprochen).

Ich habe promovierte Chemikerinnen kennengelernt, die nach der Wende nur noch als Sekretärin vom westdeutschen Dipl Ing angestellt wurden oder eine frühere Leiterin der Ingenieurtechnik eines großen Betriebs, die von den neuen West-Eigentümern ausgelacht wurde. Schließlich könne eine Frau kein Ingenieur sein. Bestenfalls dürfe sie nach Anweisung zeichnen. Auch im Gedächtnis geblieben sind mir Fachkräfte aus der Elektrotechnik, die zu Hausmeister degradiert wurden oder Mechatroniker, die fast ein Jahrzehnt arbeitslos blieben. echte Aufsteigergeschichten gab es nur bei jungen Menschen, die zur Wende Kinder waren.

Diese Menschen haben Angst vor der Transformation, vor der dieses Land steht, denn sie haben schon einmal sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht. Außerdem handelt es sich um sehr ländliche Regionen, die von dieser Transformation hin zu weniger Energieverbrauch ganz besonders betroffen sind. Und in ähnlich plattem Land finden Sie auch im Westen hohe Zustimmung für die AfD.

Ich will nur sagen, die Gründe für AfD Wähler sind vielfältig und im Osten fühlt man sich noch immer sehr von oben herab behandelt. Ich verweise dazu auch auf die Lanz-Sendung mit Campino und Marteria.

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Nein, ich lebe nicht im Osten und bin dort auch nicht aufgewachsen. Aber das bedeutet nicht, dass ich niemals Rechtsradikale aus der Nähe erleben durfte. So Anfang der 90er gab es auch im Westen vielerorts militante Neonazistrukturen und rechte Skinheadkultur, und genau deswegen weiß ich: Dort, wo denen aktiv genug Widerstand entgegengesetzt wurde, haben die sie sich irgendwann großteils aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen, und die AfD hat dort heute schlechte Wahlergebnisse. (Was leider teilweise dazu führt, dass die jüngere Generation es dort als selbstverständlich gegeben ansieht, dass das so ist und immer so bleibt.) Und dort, wo Naziskinheads fette Jugendzentren mit „akzeptierender Jugendarbeit“ bekommen haben, und allgemein als „gute Jungs, die ein bisschen jugendlich rebellieren“ angesehen wurden, haben sie sich breitgemacht, und diese Generation ist jetzt teilweise das, was im Osten die AfD trägt, und die „Freien Sachsen“, Pegida, Coronaleugnerproteste und was es da sonst noch so an widerlichen Phänomenen gibt.

Und genau dieses ostalgische Gejammer, dass für diese Leute die Rechtfertigung liefert Faschismus zu wählen und zu unterstützen, geht mir mittlerweile extrem auf den Sack. Die DDR wurde nicht von Westdeutschland annektiert und alle Ostdeutschen versklavt, sondern die Ostdeutschen haben nach dem Zerfall ihres Staates sofort eine Birne gewählt, die eigentlich in der BRD gerade abgewirtschaftet hatte, aber die ihnen D-Mark-Geschenke versprochen und auch gegeben hat, mit denen sie sich dann VWs kaufen und nach Mallorca fliegen konnten.

Das Begrüßungsgeld wurde ganz selbstverständlich eingesteckt, ebenso dass das wertlose DDR-Geld 1:1 gegen DM getauscht werden konnte, und die geschenkten Rentenansprüche für alle, ohne je in die bundesdeutsche Rentenkasse eingezahlt zu haben. Über den Soli wurde die komplette ostdeutsche Infrastruktur neu aufgebaut, während im Westen die Brücken, Schulen, usw. verlotterten. Da redet keiner der armen unterdrückten Ostdeutschen mehr von. Immer nur von der bösen Treuhand, die die Betriebe an die bösen Kapitalisten verscherbelt hat. No shit, im Westen ist die Mehrheit der Bevölkerung ebenfalls kein Fabrikbesitzer, sondern geht knechten für irgendeinen Chef, damit auch im nächsten Monat was zu Essen auf dem Tisch steht. Und ihr habt bei den Volkskammer- und Bundestagswahlen 1990 genau das für euch ebenfalls gewählt. Niemand hatte mehr irgendetwas übrig für die einstigen Helden der Wende aus Neuem Forum, Bündnis '90 usw. Schneller Konsum war halt wichtiger. Aber selbstverständlich nur für echte Deutsche, ansonsten hat man halt auch mal gerne das eine oder andere Pogrom veranstaltet.

Sorry, aber diesen Talkshowmüll tu ich mir generell nicht an.

Also ich kann mir eigentlich kaum ein platteres Land als Schleswig-Holstein vorstellen, und da sind die bekanntermaßen gerade aus dem Landtag geflogen.

Leider hat diese bürgerliche Fassade diese Positionen in den letzten zehn Jahren so weit normalisiert, dass die Fassade dort gar nicht mehr notwendig ist. Das Overton-Window wurde so weit nach rechts geöffnet, dass teilweise selbst CDU-Politiker dort mittlerweile frühere NPD-Sprache verwenden und keinerlei Berührungsängste zu hart-militanten Neonazis mehr haben, wenn es „gegen das Merkel-Regime“ o.ä. geht.

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Und runterkommen bitte.

Okej, hast ja recht. Aber: ich habe mal einen Bericht über Leipzig gesehen, ist glaube ich zwei Jahre her, da ging es um eine Doktorandin der Uni: Die Professoren der Uni: 100% Westdeutsche, ihr Vermieter mit dem sie im Clinch lag: ein Westdeutscher, der Richter der das verhandeln sollte: ein Westdeutscher.

Nahezu alle Betriebe die in Ostdeutschland größer als kleine Handwerksbetriebe sind befinden sich im Besitz von Westdeutschen.

U.s.w.

Fehlt eigentlich nur noch die Behauptung, dass ja nur der Wessi den Soli bezahlt habe.
Abgesehen davon ist der Soli nicht zweckgebunden für den Aufbau Ost gezahlt worden sondern in den Staatshaushalt geflossen.

Es geht nicht um Unterdrückung. Es geht in der Hauptsache um Anerkennung.
Man hat der Bevölkerung Ostdeutschlands nach der Wende erklärt, dass ihre Ostdeutsche Biographie nichts wert ist und dass sie gefälligst nochmal bei 0 anfangen sollen.

Oh noch so ein kleines Schmankerl am Rande: der erste FCKW frei Kühlschrank wurde in Ostdeutschland gebaut, noch vor der Wende.
Aber anstatt den Betrieb dazu zu sanieren, der ja durch den Technologievorsprung rentabel gewesen wäre wurde er abgewickelt und die Baupläne an westdeutsche Kühlschrankhersteller „verschenkt“.
Die Ingenieure haben bis heute keine Anerkennung für ihr Produkt bekommen.

Und zuletzt: dein Post zeigt das wirkliche Problem!

Bei dem Zusammenschluss wurden Fehler gemacht. Es gab keine Blaupause also war nichts anderes zu erwarten. Der Ostdeutsche kann das verstehen, anerkennen und unternimmt den Versuch die gemachten Fehler zu analysieren, damit man sie korrigieren kann.

Als Antwort erhält er dann sowas wie deinen Post und er solle gefälligst endlich aufhören zu Jammern und auf Befehl glücklich und zufrieden sein.

(West)Deutsche Fehlerkultur halt.

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Sicher kannst du 1000e solcher anekdotischen Fälle finden. Aber zum einen hat das natürlich einen Grund, weswegen nach dem Zusammenschluss praktisch alle Professoren-, Richter- und leitende Verwaltungsstellen mit Westdeutschen besetzt wurden, nämlich dass alle ostdeutschen Kandidaten, die von ihrer Ausbildung her dafür „qualifiziert“ waren, im SED-System ausgebildet worden waren, und die Mehrheit der Ostdeutschen sie deswegen nicht mehr in diesen Positionen sehen wollte. Es ist ja nun nicht so, dass haufenweise Westdeutsche sich nichts schöneres vorstellen konnten als in den Osten zu ziehen.

Und der zweite Punkt ist, dass Ostdeutsche augenscheinlich gerne auf die Landkarte schauen und dann erwarten, dass fast die Hälfte aller wichtigen Posten eigentlich mit Ostdeutschen besetzt sein müsste. Aber bevölkerungsmäßig haben alle ostdeutschen Bundesländer zusammen, inkl. Berlin, eben weniger Einwohner als NRW alleine. Wenn man Berlin rauslässt sogar weniger als Bayern.

Auch werden prominente Ostdeutsche, die es nach ganz oben schaffen, gerne übersehen. Da wird dann z.B. behauptet, ostdeutsche Spitzenpolitiker wären in Regierungsämtern konsequent unterrepräsentiert. Ach, echt? Wir hatten gerade 16 Jahre lang eine ostdeutsche Bundeskanzlerin.

Äh, das geht praktisch jedem Migrant genauso, und noch viel schlimmer. Trotzdem bringt zu Recht niemand dafür Verständnis auf, wenn jemand aus der zweiten oder dritten Generation davon dann zum IS geht, dabei ist das genau dasselbe. Aber die Ostdeutschen, die rumjammern und AfD wählen, fühlen sich halt völkisch als etwas besseres als bspw. ehemalige Gastarbeiter, die in den 70ern nach Westdeutschland kamen und sich ebenfalls aus dem Nichts eine bescheidene Existenz aufgebaut haben. Wie kann das sein, dass der Ali Mercedes fährt, und der Ronny kann sich nach sechs Monaten BRD gerade mal einen Golf GTi leisten?

Unsere Gesellschaft ist nicht gerecht, die Reichtümer sind extrem ungleich verteilt, und selbstverständlich muss niemand damit glücklich sein. Was ich aber nicht einfach so hinnehmen möchte ist, dass Leute das dann als Begründung, Rechtfertigung oder Erklärung her nehmen um rechtsradikal zu werden, AfD zu wählen, zu Pegida oder Verschwörungsdemos zu gehen usw., und damit indirekt noch den doofen Wessis dafür die Schuld geben, dass es in Ostdeutschland so viele Nazis gibt.

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Ja und heute 30 jährigen wird erzählt, dass sie wegen ihres Geburtsortes schlechter arbeiten und deswegen länger (Arbeitszeit) für weniger (Lohn) arbeiten müssen …

Ansonsten ist es die Frage der Netzwerke die Ostdeutsche eher selten haben und des nicht vorhandenen Vermögens, die da extrem rein spielen

Nope. Zumindest bei vielen geht es nicht um die Hälfte.

Öhm gut, dann nenn doch mal noch ein paar Minister …

Da wird’s dann schon dünn. Bei hohen Ministerialbeamten gibt’s dann wieder ein paar.

Nein.
Einem Migranten nimmt man nicht seine Geschichte!!!

Es ist aber Teil der Erklärung, warum Protestparteien in Ostdeutschland erfolgreicher sind als in Westdeutschland.

Also der IS keine demokratische gewählte Partei sondern eine Gruppe von Terroristen, die tatsächlich aktiv und militärisch organisiert morden und Kriegsverbrechen begehen. Bei aller Abscheu vor der AfD, aber der Vergleich hinkt sehr.

Zum anderen, doch ich habe dafür Verständnis wenn Migranten sich radikalisieren und leite daraus ab was wir tun müssen um ihre Probleme anzugehen und ihnen zu helfen. Das unterscheidet uns, Sie sagen effektiv:
„Habt euch nicht so. Eure Probleme sind nicht existent. Wenn wir nicht drüber sprechen, dann geht es euch bald besser.“

Ich sage eher, „erzählt mir eure Geschichten an, lasst uns Argumente austauschen und dann finden wir Lösungen“.

Es ist ja bekannt, dass Menschen gern Kausalität mit Korrelation verwechseln. Wer denkt, dass sich komplexe menschliche Interaktionen auf eine simple Formel „Ausgrenzung = erfolgreicher Antifaschismus“ reduzieren lassen, lebt wohl noch im Deutschland des vorletzten Jahrhunderts.

Das gilt vielleicht für Richter, ja. Für die Führung der Betriebe gilt das nicht so uneingeschränkt. Oder für Professoren. Hier hatte man eher den Eindruck, dass der Osten als Versorgungsanstalt für Leute gesehen wurde, die es im Westen nicht zu diesen Positionen geschafft haben. Die Wahrheit liegt sicher in der Mitte.

Dieser Anspruch wäre mir neu. Aber finden Sie es nicht befremdlich, dass man noch immer Ostdeutsche eher wegen einer Quote in Funktion bringt als wegen ihrer Qualifikation? Denken Sie echt, dass die Menschen in den neuen Bundesländern dümmer sind und deswegen weniger qualifiziertes Personal existiert?

Ansonsten hat @Olaf.K schon sehr viel richtiges zu deinen Ausführungen geschrieben. Es ist erschreckend was du für ein Weltbild offenbarst.

P. s.: ein kleines anekdotisches Schmankerl aus einem Bewerbungsverfahren bei der BASF in Ludwigshafen vor einigen Jahren. Mit Blick auf meinen Lebenslauf sagte mir der Fachbereichsleiter ca. 40 Jahre alt):
„Sie sind ja im Osten aufgewachsen, zum Studium gegangen, haben dort geforscht. Was wollen Sie hier. Bleiben Sie doch drüben. Sie haben doch da ein bisschen Biochemie (mein Fachbereich ist seit von Biochemie entfernt).“.

An den Herren muss ich denken wenn ich Sie lese.

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Das ist doch Quatsch. Es gibt immer noch ein Lohngefälle – und nebenbei sind die Mieten in Leipzig ebenfalls deutlich niedriger als in Hamburg – aber wer in Westdeutschland arbeitet, bekommt doch denselben Tariflohn, unabhängig von seinem Geburtsort, und in Ostdeutschland genauso.

Und? Der Mehrheit der Westdeutschen geht es genauso. Wenn Ostdeutsche das nun darauf beziehen, dass sie ostdeutsch sind, ist das nichts weiter als rechte identitätspolitsche Scheiße, die von Klassenunterschieden ablenkt.

Derzeit Steffi Lemke und Klara Geywitz.

Welchem Ostdeutschen nimmt man denn seine Geschichte? Wenn die sich an ihre eigene Stasi-Vergangenheit nicht erinnern möchten, ist da doch niemand anders dran schuld.

Ja, weil es dort diese Jammerossi-Kultur gibt von Leuten, die sich permanent benachteiligt fühlen und der Ansicht sind, als völkische Deutsche hätten sie selbstverständlich besseres verdient.

Genau. Der IS hat in Deutschland keine parlamentarische Vertretung, und das ist auch gut so. Der Rechtsterrorismus allerdings schon, und das ist ein Problem.

Nein. Ich sage, dieser rechtsidentitäre Mist lenkt von den realen gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Ungerechtigkeiten ab, und wer die AfD wählt, trägt dazu bei, dass sich daran auch nichts ändern wird.

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Ich höre an dieser Stelle auf, denn du bist schlicht unwillig überhaupt das Problem sehen zu wollen.

Für dich ist das halt Jammerossi und Rechtsidentitäre Scheiße.

Wenn du das so vereinfacht betrachtest, wirst du das Problem gar nicht erst lösen können.

Du bist quasi die Blaupause für das Bild des überheblichen, arroganten Wessis.

Das soll keine Beleidigung sein, nur eine Feststellung, dass genau deine Argumentationsweise das Bild nach der Wende geprägt hat und wenn du den Leuten nicht zuhören willst um ihre Probleme zu verstehen, brauchst du dich auch nicht wundern, warum Protestparteien im Osten so erfolgreich sind.

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Hat das irgendwer behauptet?

Beschäftige dich mal mit der verlorenen Generation aus der Wendezeit …

Es waren die braunen Schergen aus dem Westen die ihre Chance gesehen haben Strukturen aufzubauen unter all jenen die man während der Wendewirren vergessen hat.

Dazu dann noch Protestwähler und schon hat man den Salat.

Und anstatt mal nach den gemachten Fehlern zu schauen ruft man „Jammerossi“ und wundert sich was da vor sich geht.

Interessanterweise sind es dieselben Argumente die angeführt wurden um die Wahlerfolge der PDS im Osten zu erklären.

Sollten die Argumentgeber mal drüber nachdenken.

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