"Wir schaffen das!" - Flüchtlingspolitik

Grundsätzlich vertrete ich eine ähnliche Position, wie die, die im Podcast vorgestellt wurde. Ich bin der Meinung, dass die Bundesregierung unter den gegebenen Umständen gute Arbeit geleistet hat und die aktuellen Studien dies auch unterstreichen. Womit ich jedoch nicht übereinstimme ist eure Einschätzung der Gegner dieser politischen Maßnahmen. Ihr seid zwar auf die rechtliche Kritik eingegangen, aber habt gekonnt wirtschaftliche, sicherheitspolitische und außenpolitische Argumente vernachlässigt. Auch die Darstellung der Pull-Faktoren im Mittelmehr ist nur bedingt überzeugend. Natürlich gilt es Menschen in Seenot zu helfen, wenn diese Hilfe jedoch dazu führt, dass mehr Menschen in Seenot geraten, dann müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Man hätte die Gegenpositionen weiter ausdifferenzieren können, als nur von rechten menschenfeindlichen Akteuren zu sprechen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies konservative Wähler der CDU in eine unschöne Lage versetzt und eventuell weiter in Richtung AfD drängt.

Ich möchte das Thema allgemein ergänzen:
Meines Wissens ist kein Deutscher verhungert, weil wir Flüchtlinge aufgenommen haben. Insofern haben wir es „geschafft“. Und wir hätten auch noch viel mehr schaffen können. Insofern wäre der „Pull-Effekt“ nicht schlimm.
Mich würde mal eine Statistik über die Lebensqualität oder den Wohlstand in Deutschland über die letzten fünf Jahre interessieren. Ich sehe Straßen voller dicker Autos, für die man kaum genug Parkplätze hat. Ich sehe Menschen, die ständig neue Smartphones haben, die sie nach einem Telefonat lässig in die Ecke pfeffern. Ich sehe an jeder Ecke überquellende Altkleidercontainer. Natürlich gibt es auch von Armut betroffene deutsche Bürger’innen, das sind vor allem Kinder, alleinerziehende Frauen und Rentnerinnen. Aber das hat seine Ursachen im Gender Pay Gap, Pension Gap und ungerecht verteilter Care-Arbeit, also kurz gesagt mit dem Patriarchat. Das war alles schon vor 2015 so und hat nichts damit zu tun, dass wir Geflüchtete aufnehmen.

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@Henriette „Insofern wäre der „Pull-Effekt“ nicht schlimm.“ Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Aussage inkorrekt ist. Ich hätte das genauer ausführen sollen, damit es deutlich wird. Schlecht an der Situation im Mittelmeer ist es, dass diese Menschen eine lebensgefährliche Reise antreten, die nicht alle überleben. Natürlich gilt es alles in unserem Ermessen zu tun, um in Seenot geratende Flüchtlinge zu retten. Daraus resultierte jedoch in der Vergangenheit, dass die Schleuser Flüchtlinge in immer schlechteren Booten losgeschickt haben, die teilweise nicht einmal in der Lage waren Europa zu erreichen und das unter der Prämisse, dass Flüchtlinge durch europäische Länder gerettet werden. Daraus folgt das die ohnehin schon gefährliche Überquerung des Mittelmeers noch gefährlicher wird.

„Meines Wissens ist kein Deutscher verhungert, weil wir Flüchtlinge aufgenommen haben.“ Das sollte in keinem Fall die Grundlage für politische Entscheidungen sein.

„Mich würde mal eine Statistik über die Lebensqualität oder den Wohlstand in Deutschland über die letzten fünf Jahre interessieren. Ich sehe Straßen voller dicker Autos, für die man kaum genug Parkplätze hat. Ich sehe Menschen, die ständig neue Smartphones haben, die sie nach einem Telefonat lässig in die Ecke pfeffern. Ich sehe an jeder Ecke überquellende Altkleidercontainer.“
Sehr gut! Ich denke wir sind uns einig, dass wir für eine positive wirtschaftliche Entwicklung für alle Bürgerinnen in Deutschland sind. Wofür die deutschen Steuergelder jedoch verwendet werden, sollte jedoch auch den Wählerinnen überlassen sein, schließlich kann man nicht erwarten, dass alle Deutschen die gleiche Meinung haben, egal wie richtig oder falsch diese ist.

Ja, das mit dem Pull-Effekt war wohl ein Missverständnis.

Aber ich finde schon, dass man nicht nur helfen muss, wenn es einem keine Umstände macht. Ich würde z.B. Ertrinkende auch retten, wenn ich einen Schnupfen habe, selbst wenn ich dadurch nass werde und mir vielleicht eine Lungenentzündung hole. Und so sollte das auch die Gesellschaft sehen und so sollten auch politische Entscheidungen getroffen werden, denn es geht schließlich um Menschenleben. Leider gibt es zu viele Egoisten, die auf echt hohem Niveau jammern.
Und nein, Demokratie bedeutet nicht immer, dass gemacht wird, was die Mehrheit will. Minderheitenschutz ist auch Teil der Demokratie! Sogar wenn die Minderheit eine Gruppe Geflüchteter ist, die hier gar nicht wahlberechtigt ist.

Es ist jedem selbst überlassen, entsprechend zu wählen, entsprechend politisch sich zu betätigen. Mich nerven solche Pseudoargumente, die nur deshalb entstehen weil man als kleine unbedeutende Minderheit sich nicht mit menschenfeindlichen Positionen durchsetzen konnte. Nennt sich Demokratie.
Es ist völlig richtig Mittel für Integration etc. zur Verfügung zu stellen, nur so kann es funktionieren.

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Die Armutsgefährdungsquote ist in Deutschland bei Männern (15,2%) nur geringfügig niedriger als bei Frauen (16,6%). Vergleichen Sie das mit der Armutsgefährdungsquote nach Migrationshintergrund und Staatsangehörigkeit und überlegen Sie nochmal, ob ein Patriarchat als Erklärungsmodell tauglich ist.

Sie haben wohl noch nie von Gender Pay Gap und Pension Gap gehört?
Armutsgefährdung ist übrigens nicht dasselbe wie tatsächliche Armut.
Und um die geht es hier!

Wie kommen Sie darauf?

Ohne entsprechende Statistik ist dieser Einwand wertlos.

Weil Sie behaupten, dass die Armut von Frauen nichts mit dem Patriarchat zu tun hat.

Rein sprachlich ist eindeutig, dass die Gefährdung, in Zukunft möglicherweise arm zu sein, etwas anderes ist, als in der Gegenwart tatsächlich arm zu sein. Dafür brauchen wir keine Statistik.

Ich begründe meine Meinung nunmal auf Fakten und nicht auf Schlagworten.

Versuchen Sie bitte, meine Beiträge gründlicher zu lesen. Ich habe diesen Unterschied nie bestritten. Ihnen sollte der enge Zusammenhang dennoch bewusst sein.

Die Statistik brauchen wir um festzustellen, ob akute Armut nach Geschlecht merklich ungleicher verteilt ist als Armutsgefährdung. Ist sie ähnlich gleich verteilt, wovon ohne gegenteilige Hinweise auszugehen ist, bleibt Ihr Einwand völlig wertlos.

Ich werfe halt nicht mit einzelnen Zahlen um mich, sondern interessiere mich für größere Zusammenhänge.
Lesen Sie doch einfach z.B. " Invisible Women - Exposing Data Bias in a World Designed for Men" von Caroline Criado Perez und „Frauen und Armut – Feministische Perspektiven“ von Prof. Dr. Regina-Maria Dackweiler, Prof. Dr. Alexandra Rau, Prof. Dr. Reinhild Schäfer. Darin sind genug Statistiken enthalten.

Ja, grundsätzlich haben wir es geschafft. Aber mich beschäftigt eher die Frage, ob wir es gut geschafft haben. Dass Deutschland es nicht schafft die Flüchtlinge aufzunehmen stand für mich außer Frage. Und wenn ich mir im Nachgang anschaue, wie Frau Merkel unterstützt wurde, bin ich der Meinung, dass wir das wesentlich besser hätten machen können. Gerade die CSU, insbesondere Horst Seehofer hat aus meiner Sicht hier ordentlich torpediert und damit auch eine ganze Menge Schaden angerichtet.
Am besten für uns/Deutschland und die Flüchtlinge ist es möglichst schnell und zuverlässig über Asylanträge zu entscheiden und sie dann möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu bringen. Grundsätzlich brauchen Menschen in so einer Situation unbedingt eine Perspektive und möglichst wenig Ungewissheit. In meiner Nachrichtenblase kam es so an, dass die Verfahren hätten schneller sein können, viel zu oft Einspruch gegen die Ergebnisse eingelegt wurde, es relativ wenig Abschiebunden gab, aber dabei teilweise bereits seit Jahren integrierte Flüchtlinge abgeschoben wurden, so dass Arbeitgeber gut ausgebildete Arbeiter verloren haben.

Also geschafft ja und ich finde auch gut, dass Ihr das dargestellt habt, aber aus meiner Sicht hätte das noch deutlich besser gehen können.

Es gibt keinen Pull-Effekt.

(Ich kann den Bericht leider nicht anders verlinken.)