Windkraft auf dem Tempelhofer Feld in Berlin - why not....?

und was du da machst ist eine „not in my backyard“-Argumentation: erneuerbare Energien und Windräder, ja gern. Aber bitte nicht bei mir.

sind Seen, Wälder (oder Parks) und Naherholungsgebiete nicht überall wichtig?

es gibt überall, wo Windräder geplant sind, konkurrierende Verwendungsmöglichkeiten - von landwirtschaftlichen Nutzungen (ist auch wichtig - ohne Nahrungsmittel können wir nicht leben), Wäldern (sind wichtig für die Sauerstofferzeugung, außerdem Lebensraum für zahlreiche Tiere und Plfanzen) etc

Aktuell wurden im Reinhardswald in Hessen (auch als „Grimms Märchenwald“ bekannt) ein Windgebiet genehmigt. Gebaut werden sollen 18 bis zu 241 Meter hohe Windräder. Dafür werden einige Hektar Wald - auch 250 alte Buchen - weichen müssen.

Windpark Reinhardswald genehmigt

Hessenschau - Windräder im Reinhardswald genehmigt

Der Reinhardswald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in Hessen und beherbergt ein für Deutschland (noch) intaktes Ökosysten und eine große Artenvielfalt. Außerdem handelt es sich um ein „Schwachwindgebiet“.

Auch im Pfälzer Wald -einem weiteren großen Waldgebiet- sollten Windräder gebaut werden. Hier war sogar die Unesco dagegen.

Unesco gegen Windräder

Diskussion um Windräder im Pfälzerwald

Das Verfahren ruht nun vorläufig um den Status als Biosphärenreservat nicht zu gefährden. Entschieden ist noch nichts.

Sicherlich ist eine Stadt kein idealer Standort für Windräder - allerdings befürchte ich, dass die idealen Standorte bereits belegt sind. Und desto mehr Gebiete ausgeschlossen werden (Wohngebiete mit einem bestimmten Umkreis, Naturschutzgebiete, Flughäfen, private Grundstücke mit anderweitiger Nutzung, Gebiete mit militärischen Nutzung - und was ist mit den Gebieten, die etwa Zugvögel als Überfluggebiet nutzen?), desto schwerer wird es, ausreichend geeignete Gebiete zu finden.

Daher halte ich es für keine gute Idee, ein Gebiet, dass grundsätzlich geeignet ist, pauschal auszuschließen.

Frage an die Juristen:
Meines Wissens nach ist die Bebauung mit Wohnanlagen auf dem Tempelhofer Feld von Anwohnern (?) abgelehnt, aber die 2% Regelung ist Bundesgesetz (oder?).
Sprich- kann Berlin überhaupt seine 2% Regelung einfach mit Verweis auf bereits abgelehnte Flächen begründen?
Und müssen sie dann 2% eines anderen Bundeslands einkaufen oder wie läuft da der Hase?

Das dir das so vorkommt, kann ich ein Stück weit sogar verstehen. Als Erstes:
Meine Aussage bezog sich ganz konkret auf den Vorschlag eines Windrades auf dem Tempelhofer Feld nicht im Bundesland Berlin generell.

Das Tempelhofer-Feld ist ja nicht einfach einen brach liegende Grünfläche sondern als „Park“ eine kostenlose und damit soziale Freizeitmöglichkeit. Dazu mal diese Zahl (Quelle):

Die Berlinerinnen wissen es zu schätzen - im September 2020 kamen durchschnittlich 28.000 Besucherinnen pro Tag aufs Feld.

Im Jahr wird das Tempelhofer-Feld also ziemlich sicher Millionen-fach genutzt. Und das Tempelhofer Feld ist nun mal nicht, wie die anderen Windparkflächen „auf dem Land“ von noch mehr Natur umgeben, auf die man zur Erholung ausweichen kann.

Und, nur um das noch mal ins Gedächtnis zu rufen:
Eigentlich sagt es schon fast Alles über den Erholungs- und Grünflächen-Bedarf in Berlin aus, dass wir hier um eine ehemaligen Start- und Landebahn „feilschen“:

Und selbst dort gibt es Schutz-bedürftige Natur (Quelle):

Die Feldlerche (Alauda arvensis) gehört zu den gefährdeten Vogelarten in Deutschland. […] Deshalb werden von März/April bis August zwischen den beiden Start- und Landebahnen Schutzzonen für die Feldlerche eingerichtet.

Und auf all diese Belange wird, in dem von dir als Beispiel aufgeführten Reinhardswald, auch Rücksicht genommen (Quelle):

Laut Betreiber ist für das Projekt eine Fläche von rund sieben Kilometern zwischen dem „Farrenplatz“ und dem „Langenberg“ im nördlichen Reinhardswald vorgesehen. Dadurch sei ausreichend Abstand zu den „touristisch wertvollen Bereichen um den Urwald oder den Tierpark Sababurg“ gewahrt.

Ein Windrad auf dem Tempelhofer Feld würde darüber hinaus ja auch nur 1 anderes Windrad, z.B. im Reinhardswald ersetzen. Der Rest des dortigen Windparks wäre immer noch da.

Aus diesen Gründen halte ich ein Windrad auf dem Tempelhofer Feld für offenkundig unverhältnismäßig. Und ich bin sicher, dass jeder, der auch nur eine ungefähre Vorstellung von der Grünflächen-Situation in deutschen Großstädten hat, das nachvollziehen kann.

Wer dann aber trotzdem an solchen Plätzen Windräder fordert, der will, in meinen Augen, einfach nur einen gefühlten Verlust von Natur sinnlos (da nur 1 Windrad) und überproportional (da sehr viele Menschen beeinträchtigt) auf andere Menschen übertragen.

Mag sein das „whataboutism“ dafür das falsche Wort ist und ich ziehe den Ausdruck auch gerne zurück, wenn jemand da unbedingt auf sprachliche Richtigkeit pocht. Aber an den Fakten ändert das trotzdem nichts. Und ich persönlich, halte an dieser Stelle konstruktiven Ausgleich für förderlicher, daher auch mein Vorschlag von oben.

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Wenn man im PV- und Windflächenrechner der Agora Energiewende 800m Abstand zur nächsten Siedlung annimmt ist auf dem Tempelhofer Feld viel Platz für mehrere Windräder und sogar Solar:

Ich finde das ist doch eine gute Lösung und würde schonmal einiges an Kohleverstromung in Berlin reduzieren. Weniger Kohle → weniger Blei in der Berliner Luft (ist ja jetzt schon 3x höher als z.B. in Hessen an Deutschlands größtem Flughafen).
Ich finde dafür kann man durchaus das Tempelhofer Feld weniger für Spiel&Spass nutzbar machen- so wie es ja auch bis zur Ende der Nutzung der Fläche als Flughafen war. Berlin kommt auch ohne diese Spielwiese klar.

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Naja, die Berliner werden dir trotzdem was husten.

Ich hätte da ein paar weniger aufregende Ideen, als ausgerechnet das Tempelhofer Feld:

Avus-Rastplats - bis auf ein paar RC-Freaks am WE und LKW Abstellfläche war da nicht mehr viel los als ich noch in Berlin gewohnt habe.
Lärm dürfte da auch eher weniger ein Problem werden, weil schlicht ein Autobahndreieck grundsätzlich Lärm macht ^^
Und die Bebauung war Recht flach rundrum.

Flughafen Tegel sollte auch demnächst frei werden. Etwas abgelegener und verkehrstechnisch ungünstiger gelegen als das Tempelhofer Feld.

Dann hätten wir im Süden noch SatFu. Den alten Turm der Richtfunkstrecke nach Westdeutschland.
Zufahrt gibt’s schon. Dank der Turmes auch schon ein Fundament. Bebauung gibt’s auch keine und erhöht liegt der Standort auch.

Es gäbe also sicherlich bessere Standorte als das Tempelhofer Feld, sofern man nicht darauf aus ist mit seinem Vorschlag maximalen Unmut heraufzubeschwören um zu beweisen dass die Berliner alle unwillig sind.

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Energiewende ist doch kein entweder oder.
Wenn auf dem Tempelhofer Feld Platz ist und auf dem Avus Rastplatz auch dann sollte beides bebaut werden. Oder wie es hier im Forum manchmal heisst: Vollgas.

Ich finde es jedenfalls unredlich dass in Berlin über 800m Abstand zum nächsten Anwohner als unmöglich und absurd abgetan wird und an anderen Orten ohne Bürgerbeteiligung 400m vom nächsten Haus Windparks gebaut werden.

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Da verdrehst du etwas die Fakten.
In dem Thread geht es im einen Windpark, auf dem Grund und Boden von 2 Gemeinden. Und für die Akzeptanz des Windparks und des teilweise geringen Abstandes, hat man eben eine Genossenschaft gegründet. Und das hat auch funktioniert, jedenfalls scheint es keine größeren Klagen der Anwohner gegeben zu haben.

Leider hat man eben nur die Nachbargemeinde nicht in die Genossenschaft einbezogen. Obwohl dort ein paar Anwohner eben auch sehr dicht an den Windrädern wohnen. Und genau das wurde von der Beitrags-Erstellerin auch, wie ich finde zu recht, bemängelt.

Bei einem Windrad auf dem Tempelhofer Feld hieße eine Bürgerbeteiligung, analog zu dem Beispiel aus dem anderen Thread, das der gesamte Berliner Ortsteil Tempelhof mit ca. 61.000 Einwohnern einbezogen und ggf. an einer Bürgergenossenschaft beteiligt werden müsste. Da bliebe pro Genossenschaftsmitglied wohl kaum genug Gewinn um für Akzeptanz zu sorgen. Und von den Millionen Nutzer des Tempelhofer Feldes mal ganz zu schweigen.

Man würde hier also von den Berlinern verlangen, sich mit einem Windrad „abzufinden“, ohne dass die Möglichkeit einer sinnvollen finanziellen Beteiligung besteht, so wie das in dünner besiedelten Gebieten möglich ist.

Und nur um das deutlich zu sagen:
Ja solche Bürgergenossenschaften sind eine Form der Entschädigungszahlung für Menschen, denen ggf. ein Windrad in die Nähe gebaut wird, dass sie nicht möchten.

Aber das haben „wir“ in Deutschland schon immer so gemacht, beim Autobahnbau, beim Umsiedeln für Kohleabbau-Gebiete usw. Da hat das auch nie die breite Öffentlichkeit gestört und es hat auch niemand gefordert, dass man deshalb Berlin auch weg baggert, nur um nach Kohlevorkommen zu suchen, die möglicherweise sogar da wären:

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Das ist doch aber Problem des Windparks der ohne Bürgerbeteiligung entstanden ist.

Oder willst du jetzt implizieren, dass diejenigen die einen Windpark auf dem Tempelhofer Feld ablehnen würden, auf jeden Fall dafür sind in der Pampa so ein Teil in jeden Garten zu stellen?

Ich finde der Vorschlag mit Windrädern auf dem Tempelhofer Feld ist nur für maximale Provokation in der Debatte geeignet.

Außerdem nicht vergessen, dass es um 2% Deutschlands geht, nicht zwingend um 2% aus jedem Bundesland, es ist also durchaus zulässig, dass Berlin und auch Hamburg mit weniger als 2% der Landesfläche davonkommen.

Es geht ja wohl hoffentlich darum Flächen zu finden auf die man sich am ehesten einigen kann, als Flächen die die meiste Konfrontation hervorrufen.

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Planungshoheit liegt bei den Kommunen. Ein Gesetz, das hier so final eingreift, dass explizit dort und dort dies und das getan werden muss, ist wahrscheinlich unter Art 28 II GG verfassungswidrig.

Ziele kann man natürlich vorgeben und bei entspr mangelhafter landesgesetzlicher Umsetzung Bundesaufsicht machen. Das betrifft aber nur bestimmte bauordnungsrechtliche Maßnahmen. Bauplanungsrechtliche Vorgaben kann der Bund direkt anpassen und Öffnungsklauseln für die Länder (bspw. 10H) einfach wieder schließen.

Am Ende ist man aber bei der konkreten Ausgestaltung mehr oder weniger abhängig von der Planungshoheit der Kommunen. Die entscheiden weitestgehend im Rahmen der Gesetze, wo was hingebaut werden darf.

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Das Gefühl habe ich nicht, da man sich ausschließlich auf deutsches Bundesgebiet versteift.

und wenn

dann müsste woanders mehr geschaffen werden als 2% - und das könnte man ja an den Länderfinanzausgleich koppeln. Also wenn Berlin 0% schafft bekommen sie eben auch weniger aus dem Finanzausgleich des Windparkflächenausgleichenden Landes. Zur Finanzierung dessen könnte man in Berlin zum Beispiel höhere Steuern nehmen - zum Beispiel Gewerbesteuern in Berlin von 410% auf in anderen Städten durchaus übliche 500% heben. Dann würden auch die Berliner ihre nicht-mithilfe an der Energiewende mitfinanzieren.
Aber geringere Steuern als woanders und keine Energiewende auf Kosten anderer ist eine Kombination die an Ungerechtigkeit nicht haltbar sein wird.

Welches Gebiet schwebt dir denn so vor, was Deutschland erobern sollte um dann dort Windräder aufzubauen?

Netter Vorschlag, vielleicht bauen dann die Bayern ja mehr Windräder, schließlich beschweren sie sich ja sonst, dass sie soviel zahlen müssen.

Aber irgendwie scheint dein Argument darauf hinauszulaufen, dass du möglichst viele bestrafen willst und im Grunde genommen die Energiewende für gescheitert erklärst, wenn man auf dem Tempelhofer Feld keine Windanlagen baut.

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Nee, die Energiewende wird schon geschafft. Erst recht wo jetzt so viele Möglichkeiten der nachhaltigen Stromerzeugung zur Verfügung stehen: Solar, Wind, Gas, Nuklear… Da ist die Energiewende ja im Grunde nur ein Kohleausstieg.

Ernsthaft fände ich es wirklich sinnvoll nicht in Staatsgrenzen zu denken, sondern eher zu sagen Deutschland braucht 500 Terrawattstunden Strom pro Jahr - lass uns die irgendwo im europäischen Netz nachhaltig herstellen lassen und von Deutschland importieren und bezahlen und gut ists.

Wenn man das nicht will und unbedingt auch noch diese kleinkarierten Scheiben der Bundeslandszuordnung auflegt könnte man sich auch aus taktischen Gründen überlegen neue Bundesländer zu schaffen. Berlandenburg schafft seine 2% bestimmt.

Nur hat die niemand aufgelegt und ich finde man sollte auch nicht versuchen darauf zu drängen, dass die Stadtländer auch unbedingt dabei sein müssen, ansonsten könnten die dann auf die Idee kommen auch in den Stadtgebieten der anderen Großstädte Windräder zu fordern, statt diesen den Ausgleich mit dem ländlichen Raum rundherum zu gestatten.

Meiner Meinung nach sollte der Urbane Raum mit Dachflächen für Solar ordentlich beitragen, statt zu versuchen irgendwo zentral noch ein Windrad hinzuquetschen und maximal möglichen Widerspruch zu erzeugen.

Grundlegend gute Idee, damit entkommt man auf jeden Fall der NIMBY Diskussion in Deutschland.

Frage ist: wo in Europa schwebt dir solch eine Erzeugung im großen Stil vor?

Oder willst du nur den Atomausstieg umgehen und andere sollen gefälligst den Atomreaktor vor der Haustür akzeptieren den du nicht willst?

Energie ist eine der zentralen Fragen aller Gesellschaften und du willst das ohne Not auslagern?

Und man stelle sich mal vor der Lieferant hat einen Zwist und stellt die Energie ab … soll schon Mal vorgekommen sein.

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Du hast schon recht - man sollte sich auf seine Partner verlassen können. Entsprechend wäre ich auch nicht dafür das ganze an fixe Verträge zu binden sondern Marktmechanismen laufen zu lassen.
Wenn Deutschland sich hinstellt und sagt wir würden gerne ab nächstem Jahr 500TWh und steigend in Europa hergestellten nachhaltigen Strom kaufen dann wird an einigen Ecken Europas schon genug investiert werden. Spanien würde selbständig ihre Flächen mit Solarpanels vollballern bis zum get-no genauso wie Tschechien und Frankreich AKWs hochziehen. Fehlen nur noch ordentliche Netze nach Deutschland - aber dafür wäre ja genug Geld da wenn man nicht im sonnen- und windarmen Inland versuchen würde teure EE Anlagen aufzubauen die woanders mehr heraushölten.

Spanien exportiert schon in großem Stil Wasser (Gemüse) jetzt sollen sie also statt Gewächshäusern Solaranlagen aufbauen …

Frankreich hat nicht mal mehr genügend AKW für den Eigenbedarf.

Tschechien keine Ahnung aber die werden sich bei dir sicher für den Vorschlag bedanken, immerhin bist du ja dann fein raus und musst weder ein AKW in der Nachbarschaft noch ein Windrad in Sichtweite akzeptieren …

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Ja, es gab sogar schon Ideen in windarmen Innenstädten Windräder zu bauen. Gibt einige die eine solche Ressourcenverschwendung gut fänden.

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Wäre bestimmt sinnvoller auf dem Tempelhofer Feld als im Windschatten des Schwarzwalds :wink:

Wird geändert wie macron heute angekündigt hat.
Und in Orten bei denen die AKWs stehen gibt’s im Gegenzug kostenlosen Busverkehr- das ist doch auch ein Gewinn für die Anwohner.

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Klingt doch gut, dann könnten sie ab wann liefern?

Selbst wenn die morgen anfangen zu planen, was glaubst du wie lange sie brauchen werden bis sie wieder genug haben um vielleicht über großen Export nachdenken können?

Bis dahin wartest du im Dunkeln/kalten?

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Ich warte ja nicht in Deutschland oder Frankreich.
Aber ist durchaus eine gute Challenge: schafft Frankreich seine neu geplanten AKWs schneller ans Netz als Deutschland seine Kohlekraftwerke vom Netz?