Wie weit sind wir mit dem Kollaps des Gesundheitssystems?

Ein traurigerweise spannendes wie auch extrem aktuelles Thema ist in meinen Augen:
Ist bei den aktuellen Infiziertenzahlen damit zu rechnen, dass die Intensivkapazitäten in den kommenden Wochen voll ausgeschöpft werden?
Die Rechnung, die ich meine ist: Wir wissen, wie viele Leute gerade als infiziert gemeldet werden, wir wissen aus den letzten paar Wochen, wie viele davon erwartungsgemäß intensivpflichtig werden, ist diese Zahl schon größer als die Kapazitäten, die wir haben? Wenn ja: Wieso gibt es keine massiven Kontaktbeschränkungen. Wenn nein: Gibt es Grund zu der Hoffnung, dass es auch später nicht dazu kommt?

Es gibt diesen Twitter-Thread dazu, allerdings bin ich nicht sicher, was dabei alles berücksichtigt (oder eben nicht) wurde:

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Ich verstehe ehrlich gesagt die Tabelle nicht. Also gut, aus der Inzidenz lässt sich ungefähr die Zahl der zukünftigen Intensivneupatienten vorhersagen (Spalte „wird zukünftig intensiv“). Diese Zahl Personen schlägt aber erst mit Verzögerung - hier: 12 Tage - auf der Intensivstation auf (Spalte „wird nach 12 Tagen intensiv“). So weit, so klar.

Jetzt kommt aber eine dritte Spalte „Verbleib auf Intensiv 24 Tage“, das ist die erste Spalte versetzt um 24 Tage, aber statt diese Zahl ABZUZIEHEN, um die Abgänge aus der Intensivstation in der Vorhersage zu berücksichtigen, ADDIERT er die Zahl auf die Zahl der mit 12 Tagen Verzögerung aufschlagenden Patienten noch drauf und bildet daraus eine „Summe Intensiv neu Tag“ - die dann aber anscheinend wieder komplett ignoriert wird bei der weiteren Rechnung, denn was letztlich draufgerechnet wird als Neuzugänge auf die Gesamtzahl intensivpflichtiger Patienten ist die Zahl der mit 12 Tagen Verzögerung aufschlagenden Patienten.

Abgezogen wird anscheinend nie irgendwas, um die Abgänge zu berücksichtigen, die wieder Betten frei machen. Ich würde ganz banal erst mal annehmen, dass man die um 24 Tage versetzte Zahl der Neuaufnahmen auch wieder abziehen muss, wenn man davon ausgeht, dass der Norm-Patient 24 Tage einen Platz belegt. Dazu scheint irgendwie auch die Spalte „Verbleib auf Intensiv 24 Tage“ gedacht zu sein, jedoch ist die eigentlich auch schon falsch, denn die 24 Tage Versatz müssten natürlich nicht ab Infektion gelten, sondern ab Aufnahme auf Intensiv, also ab 12 Tage nach Infektion, also eigentlich sind’s 36 Tage Versatz.

Eine derartig korrigierte Rechnung würde vermutlich auch irgendwann in eine Sättigung der Kapazitäten laufen (wenn wir mal die fortgesetzte Steigerung der Inzidenzen als Annahme zugrunde legen, die auch in dieser Tabelle als Ausgangspunkt dient), allerdings doch nochmal etwas später als die hier gezeigte Prognose.

So ein Gefühl hatte ich auch, danke, dass du es in Worte gefasst hast.
Allerdings ist die aufgeworfene Frage ja vielleicht bald, oder schon jetzt relevant: Wann sind wir an dem Punkt, wo voraussehbar die aktuellen Infektionen zu Überlaufen der Intensivstationen führt.

Jetzt. Thüringen und Sachsen verlegen bereits regelmäßig Patienten, weil lokal die Intensivstationen überlaufen. Bayern hat sogar schon vereinzelte Patienten nach Italien verlegt weil die Grenzen überschritten werden. Bayern hat sogar schon einen zusätzlichen Hubschrauber für die Intensivtransporte bereit gestellt und verlegt regelmäßig patienten nach Ba-Wü. Wir sind kurz vor dem Szenario, dass das erste mal Ärzte entscheiden müssen welchen Patienten sie versorgen, weil entweder kein Patient transportfähig ist (das wird bei dem ganzen „wir können ja verlegen“ oft vergessen), oder kein Bett in Reichweite frei ist. Wir erleben gerade den Kollaps, und wenn die Zahlen im Westen und Norden sich denen im Osten und Süden weiter angleichen hat unsere Regierung es endlich geschafft den Zusammenbruch mit den Händen im Schoß herbeizuwarten.

https://www.traunsteiner-tagblatt.de/region/nachrichten-aus-bayern_artikel,-wegen-corona-zweiter-intensivtransporthubschrauber-_arid,666047.html

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