ich finde es wieder einmal interessant, wie konsequent Ulf und Philip Deutschland negativ sehen. Es ist also eine unglaubliche Leistung Charles De Gaulles, den Franzosen die deutsch-französische Aussöhnung und sogar Freundschaft zu verkaufen. Für Konrad Adenauer ist der Élysée-Vertrag ein riesiger diplomatischer Erfolg. So heißt es jedenfalls in der LdN 399.
Nun, deutsch-französische Animositäten gab es nicht erst seit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, sonderrn da waren deutlich vorher auch schon die napoleonischen Kriege, bei denen sich Frankreich nicht in sämtlichen deutschen Landen beliebt gemacht hat.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Frankreich beim „Diktat von Versailles“ aus deutscher Sicht ziemlich bevorzugt; nicht umsonst war das ein sicherlich nicht zu unterschätzender Faktor beim Erfolg deutsch-nationaler Politik und der Kriegshetze.
Nicht nur Elsaß-Lothringen ist von Deutschland zu Frankreich „gewandert“, sondern zum Zeitpunkt des Élysée-Vertrags noch viel aktueller war die Saarland-Problematik. Da mußte Frankreich sogar von den anderen Alliierten ziemlich heftig gebremst werden, um nicht zu sehr über die Stränge zu schlagen.
Ich möchte ausdrücklich betonen, daß ich die deutsch-französische Aussöhnung und inzwischen Freundschaft eine grandiose Geschichte finde, aber ich finde es nicht gerechtfertigt, deren Entstehung als quasi rein französiche Leistung zu betrachten.
Außerdem möchte ich klarmachen, daß ich nicht behaupte, die französischen „Verfehlungen“ wären mit den deutschen der Nazizeit vom Ausmaß her vergleichbar.
Trotzdem darf und soll man meiner Ansicht nach durchaus auch erwähnen, daß auch Deutschland berechtigte Gründe anführen kann, sich nicht immer angemessen behandelt zu fühlen, und daher in diesem Fall auch die Bereitschaft des deutschen Volks, den Aussöhnungsweg zu beschreiten, positiv erwähnt werden sollte.
nein, nicht Deutschland generell - wer uns regelmäßig hört, weiß das auch.
Aber ja, die Rolle Deutschlands bei der Verursachung und Führung des Zweiten Weltkriegs sehe ich tatsächlich negativ.
Ich denke, damit stehe ich nicht alleine - jedenfalls außerhalb von geschichtsrevisionistischen Kreisen. Dein Beitrag geht mir zu sehr in Richtung eines gewissen Alexander Gauland, der bekanntlich die deutschen Verbrechen zur NS-Zeit als „Fliegenschiss“ in der ansonsten ach so ruhmreichen deutschen Geschichte verniedlichen wollte.
Lieber Ulf, … habe ausdrücklich gar nichts zur Schuld oder Unschuld am Zweiten Weltkrieg geschrieben. Auch zur Art der Führung des Weltkriegs sehe ich nichts in meinem Text. Dennoch reichen diese Nicht-Aussagen, um mich in Deinen Augen mehr oder weniger rechtsradikal zu machen.
Worauf Du dagegen mit keinem Wort eingehst, sind meine tatsächlichen Punkte, mit denen ich - Ich meine, ich hätte das deutlich gemacht, aber vielleicht nicht deutlich genug! - belegen wollte, daß nicht nur Charles de Gaulle seinem Volk etwas verkaufen mußte und Konrad Adenauer nicht nur einen diplomatischen Erfolg erzielt hat.
Ich halte es jedenfalls für geschichtsrevisionistisch, nur die Perspektive einer Seite zu betrachten und die andere auszublenden.
Die Deutsch-Französische Freundschaft ist, egal wer dafür verantwortlich zeichnet, angesichts der gemeinsamen Geschichte eine unglaubliche Errungenschaft und ein großer Wert für ganz Europa.
Es zeigte sich aber immer: wenn Politiker sie nicht aktiv pflegen, bröckelt sie. Das gilt für beide Seiten und zeigt die große Verantwortung unserer und französischer Politiker.
Elsaß-Lothringen hätte wahrscheinlich nichts dagegen, nicht mehr als neutrales Gebiet zu gelten.
Irgendwie fühlt sich keiner dafür zuständig und die Region verfällt zusehends.
Da hat sich wohl jemand noch nicht mit alsacienne und lorrains unterhalten. Die finden eher die Anektion von 71 problematischer als ihre Rückkehr zu Frankreich. Die mögen sich als vieles sehen aber ganz sicher nicht als Kartoffeln und es gibt auch keinen Grund (außer deutschtümelei) die annexion zu affimieren.
Von meinen Vorfahren, die aus der Region stammten, habe ich gehört, dass die Bevölkerung in dieser Hinsicht teilweise gespalten war. Es gab deutschen- und franzosen-freundliche Familien, die einander bisweilen mit Argwohn begegneten.
Wieviel Wahrheit in diesen Anekdoten steckt, weiß ich aber auch nicht.
eigentlich ging es mir ja gar nicht um die Frage, wo Elsaß-Lothringen oder sonstige Landstriche berechtigterweise zugeordnet werden sollten. Vielmehr ging es mir genau um diesen Aspekt von Friedolino: In deutschen Landen gab es unter anderem zu diesem Thema durchaus negative Ansichten zu Frankreich, die Konrad Adenauer genauso überwinden mußte wie Charles de Gaulle seinerseits die entsprechend gewendete Konstellation.
Das generelle Problem mit der Berechtigung der Zuordnung von Landstrichen zu Ländern ist, daß @Hufschmied richtig liegen mag, wenn man die jetzige Bevölkerung fragt, aber das ist ja nicht unbedingt der ausschlaggebende Zeitpunkt für eine berechtigte Zuordnung. Welcher das aber wäre, darüber läßt sich zum einen sicherlich oftmals lange diskutieren, ohne zu einem Ergebnis zu kommen, und zum anderen hätte man dann wahrscheinlich keine demokratischen Kriterien genügende Umfrage von diesem Zeitpunkt zur Verfügung. Ich bin jedenfalls sicher, daß die Südtiroler in meiner Kindheit klar für eine Rückkehr zum restlichen Tirol gestimmt hätten, während inzwischen - unter anderem nach vielen Jahren gezielter italienischer Siedlungspolitik - wahrscheinlich der Verbleib bei Italien eine Mehrheit finden würde. Überhaupt haben Vertreibungen einerseits und / oder Neuansiedlungen andererseits, die Stimmenmehrheiten über die Zeit wohl oftmals zugunsten des letzten besitzenden Staats verschoben, siehe Abstimmungsergebnisse in ukrainischen Ostgebieten.
Einen schönen Abend ohne zu heftige Gewitter (nicht nur im übertragenen Sinne) wünscht