Ich gestehe, ich kann mich im Fall der nicht nach Standard getesteten Masken mit den mir derzeit verfügbaren Informationen noch zu keinem Urteil durchringen.
Stellen wir uns mal auf den vom Gesundheitsministerium dargestellten Standpunkt (so wie ich ihn verstanden habe): Es wurden, weil es schnell gehen musste, Masken gekauft, die nicht nach FFP2-Standard hergestellt waren. Diese wurden aber zur Abnahme einem Test unterzogen, der in den meisten Punkten den Vorgaben des Standards entsprach, aber in zwei Punkten davon abwich: 1. die Temperaturbeständigkeitsprüfung (Erhitzen auf 70° und anschließendes Abkühlen auf -30°) und 2. die verlängerte Anlegeprüfung. Laut BMG sind diese Prüfungen bzw. die damit geprüften Eigenschaften nicht für den Infektionsschutz relevant.
Wenn das die einzigen Informationen wären, die ich habe, dann wäre meine Meinung dazu: Wenn ich ein Produkt zu testen habe, von dem ich erwarte, dass es an einigen Stellen der Testvorschrift nicht besteht, dann passe ich nicht die Testvorschrift an, sondern ich führe die Tests nach Vorgabe durch und stelle die Abweichung konkret fest, um daraufhin, je nach Kritikalität der Abweichung eine Sonderfreigabe zu erteilen oder eben nicht. Allerdings ist das beschriebene Vorgehen, d.h. Weglassen einiger Testfälle, denen keine Relevanz für den Anwendungsfall zugesprochen wird, auch nicht unbedingt verwerflich.
Trotzdem stellen sich mir folgende Fragen - und mein Problem ist, dass ich darauf noch keine Antwort gefunden habe:
- Inwiefern sind diese weggelassenen Testfälle tatsächlich irrelevant?
- Wurden alle anderen Tests tatsächlich erfolgreich durchgeführt?
- Wie groß war die Stichprobe?
- Wie homogen waren die Produkte (Masken)? Verschiedene Hersteller? Verschiedene Herstellungsverfahren? Etc.
Soweit die Fragen, die sich auf die Verlässlichkeit der durchgeführten Tests beziehen.
Wenn ich dann noch einbeziehe, was ich aus anderen Quellen gehört habe (ich habe die Spiegel-Recherche nicht gelesen, sondern aus zweiter Hand darüber gehört - vielleicht bin ich ja nur deshalb so unentschlossen), dann gab es wohl einige Empfänger, die die Masken selbst auch noch einmal geprüft und daraufhin zurückgewiesen haben.
Hier wüsste ich aber gern, wie geprüft wurde, und worin die Abweichungen hier bestanden. Sind die Masken dort nur durch den Test gefallen, weil sie die angeblich irrelevanten Temperatur- und verlängerten Anlegetests nicht bestanden haben? Oder sind da auch andere Fehler aufgefallen.
Was mich halt wundert, ist, dass bei dem Schlagabtausch am Donnerstag zwischen CDU und den anderen Parteien, keine konkreten Mängel der Masken auf den Tisch gelegt wurden, sondern nur über das menschenverachtende Vorgehen und die Vertuschungsversuche geredet wurde - aber Menschenverachtung bzw. Vertuschung wird ja nur daraus, wenn die Masken tatsächlich nicht in gleichem Maß schützen wie reguläre FFP2-Masken. Und wenn das so wäre, dann müsste es doch ein leichtes sein, das durch ein paar wenige Testresultate zu belegen.
Andernfalls aber fällt es mir schwer, das harte Urteil, das ich allenthalben wahrnehme, nachzuvollziehen, obwohl ich nun wahrlich kein Anhänger des Gesundheitsministers und seiner „Politik“ bin.