"weiße Dudes", "alte weiße Männer"

Hallo zusammen,

mitr sind in letzter Zeit Begriffe wie „weiße Dudes“, „alte weiße Männer“ im Podcast aufgefallen. Ich finde diese Begriffe tendenziell rassistisch, denn sie implizieren ein bestimmtes Verhaltensmuster oder Weltanschauungen einer Person, was jedoch nichts mit der Hautfarbe zu tun hat. Man kann dann statdessen sagen: „konservativ eingestellte Menschen“ oder meinetwegen auch „eurozentristisch denkende Menschen“, aber das auf die Hautfarbe zu beziehen finde ich sehr problematisch.

Viele Grüße

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Rassismus gegen die Gruppen an den Hebeln der Macht gibt es strukturell nicht - Rassismus richtet sich gegen Marginalisierte.

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Strukturell vielleicht nicht, aber trotzdem können doch auch „weiße“ Opfer von unfairem Verhalten aufgrund ihrer Hautfarbe werden. Das es sich dabei nicht um ein größeres gesellschaftliches Problem handelt ist eine andere Sache. Trotzdem muss man ja nicht den einen Rassismus durch den anderen ausgleichen.
Ich finde das mit dem „alten weißen Mann“ in Deutschland sowieso unpassend, wenn es beispielsweise um den Vorsitz einer großen Partei oder ähnlichen Dingen geht. Erstmal ist jawohl zu erwarten, dass in solche Positionen Menschen kommen, die schon eine gewisse Lebenserfahrung haben. Jünger als Röttgen (Spahn z.B.) fänd ich zum Beispiel schon eher ungeeignet um perspektivisch ins Rennen um die Kanzlerschaft zu gehen. Dann ist es nunmal so, dass die deutsche Bevölkerung, zumindest mal in dieser Altersklasse und mit geeignetem Lebenslauf nunmal mit großer Mehrheit „weiß“ ist. Das heißt es braucht keinen strukturellen Rassismus, damit es wahrscheinlich ist, das drei von drei Kandidaten „weiß“ sind. Und zuletzt verwundert es mich immer wieder, warum es ein Problem sein soll, das die CDU nun von einem Mann geführt wird, nachdem seit knapp 20 Jahren Frauen das Amt des Vorsitzenden ausfüllen.

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@Nano sagt ja auch nicht, dass sich der Begriff gegen die weißen Dudes richtet. Er schreibt:

D.h. Gruppe A hat dieses Verhaltensmuster, Gruppe B ein anderes. Insofern finde ich schon, dass man das auch als rassistisch verstehen kann.

Im Übrigen muss sich Rassismus nicht explizit gegen eine Gruppe wenden. Es reicht schon, wenn man die Gruppen unterschiedlich behandelt.

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Auf die Diskussion über die Definition von Rassismus möchte ich mich nicht einlassen, aber mMn ist es zumindest ein schlechter Diskussionsstil. So wird letztendlich doch impliziert, dass die weiße Hautfarbe mit negativen Verhalten einhergeht. Warum nicht einfach Sachargumente bringen? Dass eine kleine Elite von CEOs darüber entscheidet, wer auf ihren Plattformen stattfinden kann, ist sicher kritisch zu sehen, aber mir wäre Sundar Pichai da nicht lieber als Mark Zuckerberg. Warum ist die Hautfarbe an dieser Stelle so zentral?

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Himmmm, aber es ist keine „Interpretation“ der Realität bezogen auf die Hautfarbe, sondern es ist die Realität selbst. Das sind nunmal alte weiße Männer und die Tatsache daß sie weiß sind, hat ihnen zur Macht verholfen. Es ist kein Zufall.

Hier ist ein Beispiel: die Welt der klassischen Musik, die Opernwelt und Ballettwelt ist einfach weiß. Da gibt es Ausnahmen, wie Jesse Norman, Kathleen Battle usw., die aber sehr hart dafür kämpfen mussten. Für schwarze KünstlerInnen in den Bereichen ist es unglaublich schwer eine Karriere zu machen. Auch wenn sie das schaffen, sie müssen trotzdem ständig gegen die Diskriminierung kämpfen.

Ich glaube nicht, daß man Rassismus gegen die Weise betreibt, wenn man diese Tatsachen so erwähnt wie sie sind.

Hier ist ein Erfahrungsbericht:

Berlin: Staatsballett's first black female dancer accuses it of racism | Race | The Guardian

Ich nutze die Gelegenheit um ein wunderschönes Stück zu teilen, gesungen von Kathleen Battle die ich oben erwähnt habe:

Jedenfalls liebe Grüße! Schönen Sonntag noch.

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Was ist es dann, wenn beherrschende Gruppen quasi angefeindet werden? Jetzt völlig wertneutral gefragt, nur für mich zum Verständnis.
Als weißer Heteromann aus Deutschland ist es sehr schwer, bei diesen Themen mitzureden. Eine abstoßende Sache für viele mag sein: Die Position, dass wir ein Teil des Problems sind, mag strukturell stimmen. Das induziert aber, dass wir auch dafür verantwortlich sind, was ich schlichtweg zurückweisen möchte. Ich kann nichts dafür, hier geboren zu sein, mit dieser Hautfarbe und diesem Geschlecht. Und wenn ich mich für Parität und Berücksichtigung marginalisierter Gruppen einsetze, dann weiß ich nicht immer, ob das genügend ankommt, verstehst du? Ich habe die Möglichkeit, meine Position in der Gesellschaft zu reflektieren, auch vor dem Hintergrund dieses Vorwurfes (Teil des Problems), andere (mehrheitlich „alte weiße Männer“) haben das nicht. Ich würde mir wünschen, dass im Kampf gegen Sexismus/Rassismus/Homophobie auch diejenigen stärker beachtet werden, die sich in ihrer privilegierten Position dagegen einsetzen. Beispiel hierfür wäre die „He for She“-Kampagne der UN (HeForShe).

Wenn wir differenzierter mit dem Problemklientel (meisten alte weiße Männer) umgehen, dann haben wir sicherlich auch höhere Chancen zur Überzeugung. Ich finde, dass man beim Sprechen über die Ursache genauso sensibel sein muss wie über die Benachteiligten (PoC, Frauen, LGBTIQ+). Und dass wir einfach mehr Einsicht erzeugen können, wenn gewisse Pauschalisierungen, die es eben auch hinsichtlich der Gegenseite gibt, reduzieren.

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Ich kann mir schon gut vorstellen dass es auch einen strukturellen Rassismus dieser marginalisierten Gruppen gegen andere - wie zum Beispiel alte weiße Männer an den Hebeln der Macht gibt. Die Diskussion ist nur relativ schwierig weil “strukturell” und “Rassismus” nur unzureichend definiert sind.

Witzige Diskussion die vollständig neben der Wissenschaft liegt, vor allem da diese genau aufzeigt was das Problem an dem Framing" Rassismus gegenüber weißen" ist, da man sich hier nur nicht gehört, diskriminiert oder das eigene Engagement nicht anerkannt wird. Mit materieller Diskriminierung hat das nichts zu tun. Was euch hier gerade stört sind Menschen, kann ich verstehen ich finde Menschen auch anstrengend.

Nur in der Forschung zeigt sich vor allem eines weiße Männlichkeit in ihrer Fragilität ist gefährlich oder, um es mit Theweleit zu sagen Männlichkeit ist ein Pathologie.
Incels, wie die gesamte Manosphere, die Trumpanhänger, wie auch die gesamte Neue Rechte als auch nicht zu vergessen die sogenannten Gamer als Bodensatz chauvinistisch rassistischer Bewegungen, zeugen von diesem Problem. Nochmals ein kleines Glossar zum Nachschlagen

Vorurteile sind nicht das selbe wie Rassismus
Objektivierung nicht das selbe, wie Sexismus
und nur, weil es Misogynie gibt heißt es nicht dass es auch Misandrie gibt…

Ich bitte euch inständig darum. Wenn für euch Konflikte auftreten zwischen euren Wertvorstellungen (bspw. Antidiskriminierung/Egalität) und Aussagen welche sich auf die selben Wert berufen, dann schlagt die Positionen, Begriffe und Definitionen nach. Das sind einfach zu lösenden Missverständnisse. Man muss auch nicht mit allem mitgehen (sinnvolle Kritik an den Positionen gibt es genug), aber wenigstens eine Grundlage braucht man schon. Diese Grundlage setzt eine Begründung oder zumindest Kenntnis der aktuellen Diskussionen und Forschung voraus.

Zu mal für viele Menschen die psychisch, körperlich und materiell von Rassismus und/oder Sexismus betroffen sind, ist diese Art der Diskussionsführung unendlich belastend, da meistens früher oder später vergleiche gezogen werden, welche die erlebten Traumata dieser Personen relativiert oder herabsetzt.

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Die Bezeichnung „alte weiße Männer“ ist sicherlich nicht optimal aber in keinem Fall rassistisch.

Bei der Bezeichnung müsste natürlich immer unterschieden werden was gemeint ist. Denk- und Verhaltensmuster einiger Personen (nicht zwingend weiße & alte Männer) oder die Tatsachendarlegung in bestimmten Situationen.

Wenn darauf verwiesen wird das z.B. bei einer Wahl zu einem Parteivorsitzenden nur alte weiße Männer zur Wahl stehen ist dies eine Tatsache. Dies ist erwähnenswert da es aufzeigt welche Gruppe i.d.R. an den Hebeln der Macht sitzt und dass dies, häufig und bedauerlicherweise frei von Konkurrenz aus anderen Gruppen, weiterhin gefestigt wird. Aus der Tatsache dass es sich um alte weiße Männer handelt kann abgeleitet werden dass die Denkmuster dieser Kandidaten auch davon geprägt sein werden, dass es sich um alte weiße Männer handelt. Dies ist durchaus erwähnenswert.

Diese Bezeichnung verweist ja grade darauf welche Denkmuster und Verhaltensweisen häufig, aber sicherlich nicht immer (vermutlich aber i.d.R), von Personen aus dieser maximal privilegierten Gruppe ausgehen, welche aber diese Tatsache, gesellschaftlich maximal privilegiert zu sein, häufig nicht mal wahrnehmen.

Dieses unreflektierte Verhalten welches von „alten weißen Männern“ ausgeht ist nicht zwangsläufig auf männliche, ältere und weiße Personen beschränkt. Ich persönlich kenne auch Frauen oder jüngere Männer, welche in vielen Punkten wie „alte weiße Männer“ denken und handeln. Tatsächlich trifft dieser Begriff und die damit verbundenen Denk- und Verhaltensmuster aber mit riesigen Abstand am häufigsten bei älteren, weißen Männern auf. Dies ist damit erklärbar, dass diese i.d.R. in ihrem Leben noch nie Betroffene waren von strukturellen gesellschaftlichen Benachteiligungen gegenüber ihrer „Gruppe“ (aufgrund ihres Geschlechtes oder ihrer Hautfarbe) und zusätzlich noch in einer Generation aufgewachsen sind in welcher der privilegierte Status von weißen Männern noch weniger hinterfragt worden ist als heutzutage. „Alte weiße Männer“ verstehen oder wollen es nicht akzeptieren das Sie aufgrund der Benachteiligung von marginalisierten Gruppen ihre Privilegien erhalten.

Die Verhaltensmuster von „alten-weißen-Männern“ haben daher sehr wohl etwas mit ihrer Hautfarbe und ihrem Geschlecht zu tun, da diese beiden Aspekte für uns (weiße Männer) eine Lebenswirklichkeit in dieser Gesellschaft schaffen, welche sich von der Lebenswirklichkeit von z.B. Frauen & POC sehr stark unterscheidet!

Kurz gesagt man sollte die Zuschreibung des „alten weißen Mannes“ als Individuum verpasst bekommen, sowie anderen verpassen, aufgrund des individuellen Eigenverhaltens und nicht aufgrund von allgemein vorhandenen Vorurteilen gegenüber alten weißen Männern. Ausgenommen es geht darum aufzuzeigen dass es strukturelle Ungleichbehandlungen oder Chancenungleichheiten gibt (wenn z.B. wieder einmal nur „alte-weiße-Männer“ zur Wahl stehen).

Nicht das Geschlecht oder die Hautfarbe an sich verursachen negatives Verhalten aber die Tatsache grade durch diese Faktoren privilegiert zu sein und dies nicht als Missstand anzuerkennen sondern dies als „Normalität“ nicht in Frage zu stellen, verursacht negatives Verhalten. Diese Gruppe muss benannt werden und da es sich i.d.R um alte weiße Männer handelt ist die Begrifflichkeit „alte weiße Männer“ nicht unangebracht.

Aber wie gesagt ich finde den Begrifflichkeit „alte weiße Männer“ auch nicht optimal aber was besseres gibt unsere Sprache noch nicht her um diese Gruppe zu beschreiben (zumindest nicht das ich wüsste).

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Ich finde Ihre Argumentation sehr aufschlussreich, bis auf einen einzigen Punkt. Ich bin nicht der Meinung das alte weiße Männer HÄUFIG Ihre Privilegien aufgrund der “Unterdrückung/Behinderung” marginalisierter Gruppen erhalten haben. Wenn es zum Beispiel um Vermögen geht, liegt es wahrscheinlich daran dass deren Familien über Generationen Vermögen angesammelt hat, was zum Beispiel bei Migranten weniger der Fall ist. Was ein geringeres Durchschnittseinkommen bei Frauen angeht, liegt dass vor allem an den schlechten Rahmenbedingungen (z.B. Kitas) und einer Berufswahl die zu schlechter bezahlten Berufen neigt. Teilweise werden Frauen auch in ähnlichen Jobs schlechter bezahlt. Wie bereits geschrieben stimme ich Ihnen zu, nur das Wörtchen häufig stört mich …

Hallo RPausD,

Danke für dein konstruktives Feedback. Sie haben mit Ihrem Punkt, dass die Privilegien von Weißen Männern auch auf z.B. Vermögen beruht und dass eine geringeres Einkommen von Frauen auch andere Ursachen hat als eine aktive Unterdrückung, recht.

Aber die Vorteile von uns (damit meine ich mich und andere „weiße Dudes“) ergeben sich auch durch die Nachteile anderer Gruppen, welche wir i.d.R. nicht einmal wahrnehmen.

Wir werden wahrscheinlicher zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, haben bessere Chancen den „Wunschjob“ zu erhalten und damit auch die Möglichkeit uns zu beweisen. Wir haben bessere Chancen den gewünschten Mietvertrag zu erhalten (das wiederum führt ggf. dazu dass wir schneller zur Arbeit kommen oder in einer Gegend zu wohnen mit höherer Lebensqualität).
Wir werden seltener von der Polizei kontrolliert, u.a. weil wir tendenziell in der „besseren“ Gegend wohnen und dies führt wiederum dazu dass die Polizei bei uns seltener Vergehen Feststellt (weil sie in „besseren“ Gegenden seltener Kontrollen durchführt).
Wenn z.B. ein „weißer Dude“ mit ein paar Gramm Marihuana rumläuft wird es für ihn unwahrscheinlicher sein erwischt zu werden als für einen nicht „weißen Dude“. Wenn man als „weißer Dude“ dann doch erwischt wird ist die Chance recht gut das dies als Eigenbedarf angesehen wird. Für einen nicht „weißen Dude“ stehen die Chancen höher das bei ihm eine Hausdurchsuchung durchgeführt wird oder das ein Verfahren vom Staatsanwalt nicht eingestellt wird.

Ich will darauf hinaus dass es sehr viele Punkte gibt wo wir im Vorteil sind durch die Nachteile von z.B. POC und einzelne dieser Punkte können sehr langfristige Folgen für die Betroffenen der Benachteiligung haben. Wenn z.B. ein POC welche als Lehrer arbeitet, mit einem Gramm Gras erwischt wird, kann dies dazu führen dass er oder sie ihren Beruf nicht mehr ausüben kann, das führt zu Einkommensverlusten, Stress, Existenzängsten usw. Also einen ganzen Rattenschwanz von Problemen und Nachteilen. Sein Arbeitskollege (ein „weißer Dude“) wird seltener angehalten, wenn doch wird er weniger genau durchsucht und so weiter, also besteht für Ihn eine bessere Chance gar nicht in diese Spirale von Nachteilen hineinzugeraten.

Und diese Mechanismen & Strukturen in unserer Gesellschaft, können dazu führen dass ich gegenüber einen gleich Qualifizierten Mitmenschen welcher aber kein „weißer Dude“ ist so im Vorteil bin, dass ich auch mehr Vermögen aufbauen kann. Das führt z.B. dazu das auch meine Kinder auf die bessere Schule in der „besseren“ Umgebung gehen, die hängen ab mit Kindern aus privilegierten Familien, finden Freunde welche „höhere“ Berufliche Ziele haben wie Mediziner oder Jurist zu werden und dies wird auch meine Kinder anspornen solche gehobenen Berufe Anzustreben. Und schon haben wir Auswirkungen auf die nächste Generation.

(Sorry dass ich es nicht schaffe schneller auf den Punkt zu kommen und immer gleich halbe Romane verfasse.)

Ein Beispiel für diese Strukturellen Benachteiligungen möchte ich noch anbringen.
Mein Beruflicher Werdegang hat mit einer guten Ausbildung in einem sehr kleinen Handwerksbetrieb begonnen, diese Ausbildung ist der Grundstein für meinen Beruflichen Werdegang gewesen Ausbildung führte zum Meister, führte zum Studium (motiviert durch meine „weißen Dude“ Freunde welche alle eine klassische Akademiker Laufbahn gestartet hatten) und das wiederum führte zu meinen heutigen privilegierten (sicher, ordentlich bezahlt und gesellschaftlich geachteten) Job.
Als ich mit der Ausbildung fertig gewesen bin wollte mein Chef wieder ausbilden und wir haben eine einzige Bewerbung erhalten. Der Bewerber hatte einen türkischen Migrationshintergrund. Reaktion vom Chef „Ich bilde doch keinen Türken aus.“. Dieses Verhalten kann nur als rassistisch bezeichnet werden (dies so klar zu benennen fällt mir schwer weil ich den Chef sehr mag und dieser mich immer stark gefördert hat). Tatsache ist aber dieser Junge Mann hatte einfach nicht die gleichen Chancen erhalten wie ich und das hatte nichts mit seinen individuellen Eigenschaften zu tun sondern ausschließlich mit seinem Nachnamen und seiner Herkunft (seine Bewerbung wurde sich nicht einmal durchgelesen).

Ich will darauf hinaus das selbst wenn von uns („weiße Dudes“) als Individuen nie eine Benachteiligung gegenüber marginalisierter Gruppen ausgehen würde (und das sei mal dahingestellt), profitieren wir dennoch von den Strukturen und Mechanismen welche andere benachteiligen. Wir kriegen das häufig nicht einmal mit.

Lange Rede aber ich hoffe mit Sinn. Ich bin überzeugt davon dass „wir“ häufig (heißt nicht gleich ständig) unsere Privilegien erhalten aufgrund der Benachteiligung anderer, dies heißt aber nicht dass wir für unseren Individuellen Erfolg nicht auch mit Verantwortlich sind (durch Ehrgeiz, Fleiß usw.) nur ergeben sich für „uns“ Vorteile durch die Nachteile anderer.

Ich sehe es als unsere Aufgabe dies Anzuerkennen, erst dann sind wir bereit an die Stellschrauben zu gehen um die Gesellschaft fairer zu machen. Schlussendlich bin ich davon überzeugt dass dies für alle (auch für uns „weiße Dudes“) Vorteile bringen würde.

LG & nochmal sorry für den Roman

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Leider wurde dieses Vermögen oftmals ebenfalls auf den Rücken marginalisierter Gruppen erworben. Ein Großteil der europäischen Wirtschaft funktioniert so. Aufgrund von Agrarsubventionen können wir unsere Erzeugnisse sehr günstig z.B. nach Afrika exportieren und dort die Produzenten verdrängen. Rohstoffe bekommen wir oftmals aus eher unmoralischen Quellen. Andere Produkte, die wir gerne günstig kaufen werden ebenfalls unter menschenunfreundlichen Bedingungen produziert, wie Fleisch, Kleidung oder Cashewkerne.

Generell finde ich es wichtig zu wissen, dass mit den Kategorien Weiß oder Schwarz keine Hautfarben oder Biologischen Eigenschaften gemeint sind.
Es soll die von Rassismus betroffenen und die nicht von Rassismus betroffenen bezeichnen.
Die Bezeichnung als „Weiß“ = Zuordnung zu einer Gruppe, sind viele Weißen Menschen nicht gewohnt, das kann schon unangenehm sein.

Bei Amnesty gibt es dazu ein Nachschlagewerk.

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Nun, das ist eine harte Pauschalformulierung, dem würde ich absolut zustimmen, Mmn trifft sie aber auch oft zu.
Gerade im monetären (vermögenden) Sektor, wird in meinen Augen heutzutage viel zu sehr verdrängt, inwiefern die Nazizeit ihren Beitrag dazu geleistet hat, dass gewisse Familien heute sehr reich sind. Alleine in der Stadt wo ich aufgewachsen bin, sind zwei Juweliere und ein großes Modehaus durch Enteignungen im Dritten Reich an ihren heutigen Besitz gekommen, weil ihre Groß- oder vielleicht sogar Urgroßväter scheinbar ziemlich erfolgreiche Nazis waren und ihnen diese Unternehmen geschenkt wurden. Nun kann dafür natürlich der/ die EnkelIn in dritter Generation nichts und ich fände es auch falsch, dass diese Menschen in ewiger Demut leben müssen. Trotzdem wird dieser Aspekt in meinen Augen sehr oft vernachlässigt, da viele heutige mittelständische Unternehmen und deren Familien hier massiv profitiert haben. Deshalb geht mir auch das Narrativ vom „Hart erarbeiteten Kapital“ oder „selfmade millionaire“ (Trump) sehr auf den Keks.
Was ich damit sagen will: Ich glaube schon, dass heutige finanzielle Privilegien teilweise (natürlich nicht immer!) aus den Ausbeutungen unserer Vorfahren stammen. Wie „Häufig“ das nun ist, ist relativ und wahrscheinlich auch schwierig zu quantifizieren.

Gleichzeitig würde ich gerne generell noch anführen, dass mit Privilegien im Kontext von Diskriminierung oftmals Dinge gemeint sind, die man als Teil der Mehrheitsgesellschaft als absolute Selbstverständlichkeit wahrnimmt (auch ich gehöre zur Mehrheitsgesellschaft und habe, bevor ich mich mit dem Thema auseianandergesetzt habe, im Alltag kaum Notiz davon genommen). Dabei handelt es sich bei Privilegien nicht im positiven Sinne darum, etwas besonders tolles zu erhalten, sondern eher besonders frei von Diskriminierungswahrscheinlichkeit Aufgrund von Herkunft/ Hautfarbe (natürlich auch Geschlecht, sexuellen Präferenzen…) zu sein.
Einige Beispiele:

  • Auf dem Wohnungsmarkt wird man nicht aufgrund des Namens aussortiert (egal ob man AkademikerIn ist, oder top integriert, oder seit Generationen DeutscheR nur mit nicht klassisch deutschem Namen oder…)
  • man wird nicht rein zufällig drei mal die Woche von der Polizei kontrolliert und dementsprechend ist das Vertrauen in die Polizei noch diesbezüglich intakt
  • die Hautfarbe wird nicht in einer Personenbeschreibung hervorgehoben und damit von anderen abgegrenzt
  • wenn man einen Sportwagen fährt ist das okay bzw. Wenn es negativ gewertet wird, dann wird es nicht auf das Aussehen bezogen („Typischer Weißer/ deutscher, rast wieder mit seinem Audi S8 durch die Innenstadt!“)
  • Bei einem Bewerbungsgespräch wird man nicht vorher aussortiert, weil man eine weiße Hautfarbe hat (kommt halt leider immernoch vor)
    Oder weil man in einem bestimmten Stadtteil/ Straße wohnt (in Kombination mit Punkt eins besonders problematisch)
  • Wenn man Fremdsprachen spricht, dann Englisch oder Französisch oder Spanisch. Das ist „weltoffen und international“, arabisch und türkisch hingegen erfahren oft Abwertungen
  • Egal was für einen Fehler man begeht, er wird nicht auf Hautfarbe oder Herkunft geschoben, einem wird nicht empfohlen „in die Heimat“ zu fahren

Dabei ist vielleicht noch wichtig zu erwähnen, dass „Deutsch“ sein, immernoch damit konnotiert ist, weíß zu sein. Bzw. Ist man POC oder Schwarz, kann man noch so lange in D leben, man wird immer wieder auf Migrationshintergrund etc. Angesprochen, reduziert. Bei weißen BritInnen, SkandinavierInnen, FranzösInnen etc. Spricht man nie von „Migrationshintergrund“ oder „Migranten“ oder würde sie auf der Straße als „nicht deutsch“ kategorisieren.

Ich hoffe ich konnte das auf die Schnelle etwas illustrieren. Ansonsten finde ich „Eure Heimat ist unser Albtraum“ oder auch „Deutschland Schwarz Weiß“ sehr empfehlenswert, wenn man sich dezidierter mit der Thematik beschäftigen möchte.
So viel zu meinem rudimentären Wissen, Kritik gerne erwünscht!

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„unfair“ ist etwas anderes als „rassistisch“.
Hier wird nicht gesagt, dass Menschen, die weiß sind, nicht durchaus auch unfair behandelt werden können. Aber sie sind eben nicht von Rassismus betroffen!

also das würde das Problem des Rassismus auf eine minimale Machteliten zurückfallen lassen. Rassismus ist aber in der gesamten Gesellschaft präsent. Es gibt innerhalb der gesamten Gesellschaft strukturellen Rassismus und strukturelle Privilegien.
Man hat als weißer Mensch (und dann vor allem als weißer Mann) grundsätzlich strukturelle Vorteile. Das heißt ja nicht, dass jeder weiße Mann super reich ist etc.

dass man sich als strukturell Bevorteilter explizit GEGEN strukturelle Diskriminierung stellt und vielleicht auch das eigene Verhalten, die eigene Position reflektiert, ist löblich. Es ist auch durchaus unangenehm, „herauszufinden“, dass man von Privilegien profitiert hat, die dazu führen, dass andere benachteiligt werden. Aber dafür braucht man auch keine Lorbeeren auszuteilen. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, oder?

Als Betroffener habe ich den ganzen Thread gelesen. Einleitend möchte ich noch sagen, dass ich auf der ganzen Welt Freunde haben und in meinem kleinem Team auf der Arbeit gibt es einen Chinesen, einen Kolumbianer, 4 Frauen mit individuellen Arbeitszeitmodellen und 4 Männer. Ich arbeite täglich mit Menschen aus vielen Ländern. Aufgrund der Hinweise im Thread habe ich bei Wikipedia nachgelesen, was Rassismus ist. Da gibt es viel Spielraum und Vorurteile gehören da auch dazu. Ich habe kürzlich in einem Podcast erlebt, wie jemand der hier aufgewachsen ist, unser Bildung- und Gesundheitswesen, unsere Demokratie und Freiheit genossen hat, Kollegen seiner Berufsgruppen wegen ihrer Hautfarbe (weiss) herabgewürdigt hat. Das ist für mich genauso rassistisch, wie eine Gruppe mit bestimmter Hautfarbe und Alter als „weissen Dudes“ zu bezeichnen. Auch so eine Behauptung, die in dieser „Gruppe“ hätten sich ihr Vermögen auf Kosten anderer erschlichen ist einfach unverschämt. Es gibt weisse Dudes, deren Eltern sind im Viehwagon aus dem Osten deportiert worden und in D nur mit dem Hemd am Leib angekommen. In D mag es auch Rassismus geben, Fremdenfeindlichkeit allemal. Aber das ist ja auch kein Wunder. Wenn Menschen unsere Kultur komplett ablehnen, ihre Töchter beschneiden und vor der Öffentlichkeit verstecken, die Sprache nicht lernen wollen, unverheiratete Frauen als Freiwild begreifen und die eigenen umbringen wenn der falsche angeschaut wird. Ich glaube, da wird Ursache mit Wirkung oft verwechselt. Eine Gruppe als weisse Dudes zu bezeichnen und zu implizieren was die tun oder nicht tun, hat für mich die Qualität einer Verschwörungstheorie.

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Ich habe das Gefühl das du wirklich nicht im Thema bist und halte deinen Beitrag für nicht wirklich durchdacht, sorry.

Es ist nicht unverschämt so etwas zu Behaupten, es ist noch nicht einmal eine Behauptung sondern eine Tatsache! Niemand behauptet das alle ihr Vermögen auf dem Leid und der Ausbeutung anderer aufgebaut haben aber natürlich gibt es diese Fälle (und das sind nicht wenige) in denen Vermögen welches bis heute existiert und sich vermehrt hat auf der Ausbeutung anderer Basiert.

Die Tatsache dass

ändert nichts daran dass es im Kolonialismus zu Unterdrückung, Ausbeutung, Völkermorden und vielen anderen furchtbaren Verbrechen durch „die weißen“ gekommen ist. Die Folgen dieser Verbrechen hallen bis heute nach und die Formen der Ausbeutung von Ländern in Afrika, Asien und Südamerika haben sich geändert aber die Ausbeutung hat nie aufgehört.

Das ist leider ein gutes Beispiel für rassistische Denkstrukturen. Hast du schon einmal gedacht „diese weißen sperren ihre Kinder im Keller ein, betreiben Inzest und vergewaltigen ihre Tochter?“ # Fritzl oder hattest du schon mal den Gedanken " diese weißen Deutschen füllen die Frauen mit Starkbier ab um Sie später zu vergewaltigen!" vermutlich auch nicht obwohl es jedes Jahr zu Vergewaltigungen und vielen anderen Formen von sexuellen Übergriffen beim Oktoberfest kommt und das seit Jahrzehnten.

Die Verallgemeinerung des negativ Verhaltens einiger Riesenarschlöscher auf ganze Gruppen (von z.B. Nordafrikanern, oder Muslimen) ist grade eine der perfiden Funktionsweisen von rassistischen Denken. Während die Taten von z.B. Riesenarschlöchern mit „weißer“ Hautfarbe nicht verallgemeinert werden. Keiner denkt „weiße fahren gern auf eine Insel um Jugendliche zu ermorden“ oder „weiße legen gerne Bomben mit Zimmermannsnägeln in eine belebte Straße“ oder „weiße zünden gerne mal eine Flüchtlingsunterkunft an“. Bei diesen Taten wird (zurecht) das Individuum bzw. die Tätergruppe betrachtet und beurteilt aber es wird nicht mit Verallgemeinerungen um sich gegrölt.

Und diese Aussage ist eine recht typische Opfer/Täter Umkehr (ein weiterer rassistischer Mechanismus). Der Gruppe welcher durch Verallgemeinerungen unrecht getan und schlechtes Nachgesagt wird zum Verursacher dieser Aussagen zu machen und damit der Gruppe die Verantwortung für die negative Verallgemeinerung zu geben.

Das hat mit Verschwörungstheorie nichts zu tun. Es ist eine Tatsache das es strukturellen Rassismus gibt, dieser geht von „weißen“ aus. Und es gibt Mechanismen wie „weiße“ auf Rassismus Vorwürfe reagieren, wenn man diese Mechanismen kennt erkennt man sie und auch ich habe diese Mechanismen bei anderen „weißen Dudes“ und auch an mir (und das ist wirklich keine schöne Erkenntnis sondern fühlt sich richtig Scheiße an) beobachten können.

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