Mir fehlte im Podcast der Aspekt, dass mehr Zivis auch Lücken in der Pflege ausfüllen könnten.
Das sollte auf keinen Fall maßgeblich für oder gegen eine Wehrpflicht sein. Lücken in der Pflege müssen mit mehr Gehalt, Ausbildungsplätzen und ggf. Migration geschlossen werden. Mögliche Zivis sollten ausschließlich als „zusätzliche“ Arbeitskraft eingeplant werden dürfen, um Lohndumping, Aubeutung und Qualitätsverluste zu verhindern.
Die Rache der Boomer, erst hat man das Pflegesystem an die Wand gefahren, dann steckt man die jüngeren Generationen in einen Zwangsdienst, um unterbezahlt die Boomer zu pflegen.
Mal ganz davon abgesehen, dass man die Pflege gerade erst weiter professionalisiert hat aufgrund europäischen Drucks.
Man sollte sich hierbei auch klar sein, dass wenn da relevanten Zahlen bei rumkommen würden, es sich um eine staatliche Subvention für die Privatwirtschaft und kirchlichen Träger handeln würde. Hinzu kommt, Zivis haben kein Streikrecht und könnten daher, wie es auch gerne mit Medizinstudis im PJ gemacht wird, als Streikbrecher eingesetzt werden.
Frage mal bei Pflegeverbänden nach. Die allermeisten werden dir sagen, dass sie froh sind dass das Zivi System abgeschafft wurde: Man musste eigene Strukturen und Kapazitäten (auch personelle) für Zivis vor halten. Problem: Für eine gründliche Einarbeitung (Ausbildung) reicht die Zeit nicht. Die sind ja maximal ein Jahr dort. Also muss man den „Zivis“ noch jemanden neben dran stellen um diese einzuweisen, und in gewisser weise zu betreuen, was auch wieder Personal bindet. Es gibt Bereiche wo man sie bestimmt einsetzen könnte, zum Beispiel im Fahrdienst, Wäscherei etc… Das ist aber entweder heutzutage schon an private Unternehmen outgesourced oder es sind jetzt schon Studenten im Einsatz.
Aber insgesamt ist das ein gutes Stichwort. Denn neben der „Wehrpflicht“ brauchen wir auch Hauptamtliche in anderen Bereichen. Zum Beispiel im Katastrophenschutz. Siehe Beispielsweise im Ahrtal.
Wir sind mit eins der einzigen großen Länder weltweit, die keinen hauptamtlichen Zivilschutz oder so etwas haben. Das gibt es in Spanien, in Frankreich, in den USA… in Deutschland setzt man auf „freiwilligkeit“. Ich will den THW und die ganzen frewilligen Feuerwehren nicht schlecht reden. Die leisten tolle Arbeit, aber Naturkatastropen wie im Ahrtal zeigen, dass es doch gut wäre noch einen Hauptamtlichen Arm zu haben. Ja dafür gibt es normalerweise die Bundeswehr, ja, aber die können nur auf Amtshilfe ersuchen aktiv werden. Das ist nicht deren Kernaufgabe.
Des weiteren fehlt es auch an lokalen Katastrophenschutz Stäben. Die Leitung kann man nicht an irgendeinen Landrat übergeben, der mit dem Thema nichts zu tuen hat und dann vielleicht die falschen Schlüsse zieht oder Dinge bewusst verharmlost, weil er um seine Wiederwahl fürchtet. Dafür brauch es hauptamtliche Experten.
Womit wir beim Thema Bevölkerungsschutz wären. Es brauch eigentlich regelmäßige Übungen, die nicht nur von den üblichen Verdächtigen wie Feuerwehr, Rettungsdienst usw. gemacht werden, sondern von der lokalen Bevölkerung. In bspw. Frankreich oder der Schweiz völlig normal. In Deutschland traut man sich nicht der Bevölkerung etwas zu, zu muten.
Aber bitte nicht in privatisierten Kliniken/Pflegeheimen. Es ist schlimm genug, dass dies Einrichtungen Gewinne machen, die von Investoren abgeschöpft werden, während die Patienten/Alten schlecht versorgt sind und das Personal auf dem Zahnfleisch kriecht.
Das macht das Ganze noch ungerechter: Jugendliche, die bei Rente oder Kranken-/Pflegeversicherung von der älteren Generation schon jetzt und in Zukunft die meisten Lasten zugeschoben bekommen (von Klima ganz zu schweigen), sollen nun auch noch 1 Jahr ihrer Lebenszeit opfern, um die Alten zu pflegen.
Die hohe Zustimmung zur Rückkehr der Wehrpflicht kommt auch daher, dass die meisten nicht betroffen wären. Dann könnte man konsequenterweise auch ein soziales Jahr für alle fordern (egal welchen Alters oder Geschlechts), die nie Wehr-/Zivildienst geleistet haben oder sonst ehrenamtlich tätig sind (da gibt es ja auch zu wenige). Mal sehen, wie dann die Zustimmungswerte sich verändern, wenn man plötzlich selbst betroffen ist.
Das wird sich keine politische Partei trauen, das wäre genauso wie zu sagen, wir kürzen die Renten. Interessanterweise bekomme ich aus meinem persönlichen Umfeld durchaus das Feedback, dass die Alten durchaus bereit wären, etwas an die Jungen abzugeben, es sollte nur gerecht sein.
Im Verteidigungsfall wäre die Bundeswehr zudem auch anderweitig beschäftigt. Ist das echt so gedacht, dass die Bundeswehr hierfür eingeplant ist?
Gute Idee, Pflege kann jeder, 2 min Youtube und ich kann das. Und den zu Pflegenden ist ja egal ob Fachkraft oder nicht. Dann kann man ja die Kosten der Pflege etwas drücken.
Ok vielleicht können die ja auch die Managementlücken füllen - da scheint ja bspw. bei VW auch Valenzen frei zu sein.
Wer sagt denn das automatisch wieder zum alten System von Wehrdienst oder Zivildienst zurückgegangen wird?
Die Diskussion um ein Soziales Jahr war leider auch wenig sinnvoll geführt.