Was tun gegen Filterblasen, Fake News, usw. in Messengern?

  1. Maßnahmen gegen Verschlüsselung sind da praktisch wirkungslos, wie in der Lage besprochen, da das meiste unverschlüsselt oder quasiöffentlich stattfindet.
  2. Das Sperren von Accounts nach richterlicher Entscheidung halte ich für legitim und glaube, es kann auch eine recht gute Wirkung erzielen.
  3. Ich vermute, das clientseitige automatisierte Einblenden von seriösen Informationen zu gesehenen Themen ist weniger wirkungsvoll. Es könnte vielleicht eine begleitende Maßnahme sein, aber die Auswahl der anzuzeigenden Informationen und der dazugehörigen Triggerbedingungen scheint mir aufwändig und schwierig zu sein, wenn man eine gute Abdeckung erreichen will. Und es bietet Potential für Mißbrauch. Deshalb bin ich da skeptisch.

Ich halte 3 auch nur für nervig.
Leute die den Unfug nicht glauben, brauchen es nicht und Leute die in solch durchgeknallten Kreisen verkehren, reagieren eh nicht auf Fakten die ihrer Meinung widersprechen.
„Das is eh alles von der lügenden Systempresse erfunden“
Abgesehen davon dass bei Telegram die Mitarbeit an solchen Funktionen eher ausgeschlossen ist. Man freut sich doch Russlands Zensur zu unterlaufen und hat den Standort irgendwo wo einem nix passieren kann (quasi).

Sollte diese „Gängelung mit Gegenmeinungen“ zu groß werden, wandert man aus und wechselt zu einem anderen Dienst.
Hat doch der Donald Trump mit seinem „Truth Social“ vorgemacht.

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Der Vorschlag „Accountsperren“ halte ich für zielführende.
Den Vorschlag „Einblenden von Gegenpositionen“ interessant - kann mir allerdings noch nicht vorstellen, wie das praktisch von statten gehen sollte. Eine von einer strikt neutralen Instanz gepflegte Datenbank von Faktenchecks mit einer ständig gepflegten Erkennungs-KI und einer allgemeinen Schnittstelle und die sozialen Medien und Messenger-Dienste werden verpflichten, dies bei sich zu implementieren?

Das Problem ist die Durchsetzbarkeit solcher Maßnahmen bei Sozialen Medien oder Messanger Dienste wie Telegram oder Truth Social (das von Trump angekündigte soziale Netzwerk) durchgesetzt werden, wenn sich jeglicher staatlichen Kontrolle widersetzen? Wie das funktioniert, sieht man ja an Telegram. Sitz in Dubai, Eigentümer sind Russen und verstehen sich als „digitale Nomaden“, faktisch staatenlos.

Dem wird man nur beikommen, wenn es technisch und juristisch möglich ist, den Zugang zu großen Sozialen Medium oder Messanger Diensten nach einer entsprechenden Richterentscheidung in Deutschland zu sperren, bis es sich tatsächlich deutschem Recht unterwirft.

§5 NetzDG definiert ja bereits bestimmte Mindestvoraussetzung für den Betrieb von Sozialen Medien (u.a. Ansprechpartner und ladungsfähige Adresse in Deutschland, Reaktionszeit, etc). Das NetzDG müsste man dann auf Messanger Dienste ausweiten. Was passiert denn heute gem. NetzDG und Rechtsprechung, wenn sich ein Soziales Netzwerk nicht daran hält?

Eigentlich sollten Dienste, die sich nicht daran halten, in Deutschland nicht betrieben werden dürfen. Soweit technisch möglich sollte der Staat dann den Betrieb technisch effektiv unterbinden. Geht das überhaupt?

Allerdings wäre eins solche Maßnahme ganz sicher höchst strittig - siehe die Diskussion rund um das NetzDG unter dem Stichwort „Zensurplattform“.

… nach einer Recherche: Offenbar ist das blockieren eines Dienstes nicht so einfach möglich. Russland hat das versucht und ist letztlich gescheitert.

Nun, wenn man auf diesem Weg das Recht nicht durchsetzen kann, wüsste ich nicht, wie man die beiden o.g. Vorschläge der LdN durchsetzen sollte.

Jetzt mal weg vom Netzwerk und den Pflichten, die dieses hat oder nicht hat:

Müsste ein Kanalbetreiber nicht eigentlich analog zu einer Webseite - einem Blog, zB - ein Impressum angeben? Allein das würde doch schon abschreckend wirken, weil der Schutz der Anonymität flöten geht. Ist ein Kanal nicht ähnlich zu betrachten, bzw. könnte man das nicht analog betrachten? Egal ob es jetzt die Variante ist, dass nur der Betreiber seinen Kram postet und sonst niemand, oder ob alle in der Gruppe schreiben können (dann wäre es halt analog zu einem Webforum zu betrachten). Oder andersrum: Wieso brauchen Foren und Blogs ein Impressum, Channels und Gruppen aber nicht?

Anderer Gedanke, vielleicht genausowenig umsetz- oder anwendbar: vor Monaten las ich einmal davon, dass irgendwelche Youtube-/Twitchkanäle so groß geworden sind bzw so regelmäßig „senden“, dass sie als Rundfunk betrachtet werden und dann wiederum gesondert betrachtet werden. Ist es nicht eine Art Rundfunk, wenn ein Kanalbetreiber ständig Sprachnachrichten schickt? Oder fehlt da das „Live“-Element? Könnte man hier trotzdem ansetzen?

Vielleicht völlig unsinnige Gedanken/Ideen, ich bin nicht so tief im Thema… aber ich wollte es trotzdem gern mal zur Diskussion geben, allein schon um zu erfahren, warum ich da vermutlich gedanklich auf dem Holzweg bin…

Wie gesagt: Wenn man Recht nicht durchsetzen kann, hilft alles „müssen“ gar nix. Siehe meine beiden vorherigen Beiträge …

Hier gilt das gleiche. Selbst wenn Telegramm-Kanäle rechtlich als Rundfunk betrachtet werden können … Wenn man die damit einhergehenden rechtlichen Kosenquenzen schlicht und ergreifend nicht durchsetzen kann, bringt das nix.

  1. Wie sollen Accountsperren im Falle von Telegram durchgeführt werden, wenn man noch nicht mal die Firma hinter Telegram richtig zu fassen bekommt?
  2. Whats App ist Ende-zu-Ende verschlüsselt. Wie will man hier Accounts identifizieren die strafbare Inhalte verbreiten denn sperren? Automatisiert? naja das kommt ja auch auf den Kontext an (war ja auch schon mehrfach in der Lage) und das kann man mit NLP (NaturalLanguageProcessing) heute nicht erkennen. Es würden also, im schlimsten Fall, wahllos Accounts gesperrt ohne dass ein anderer Mensch (Richter bspw.) jemals den Text gelesen hat.

Ergänzung zum Thema Filterblasen/Echokammern: Man muss noch erwähnen dass dieses Phänomen nicht nur im rechten Lager oder Verschwörungs-Schwurbler Lager vorkommt. Auch im „vermeintlich“ gutem Lager sind die Meinungen meist sehr homogen und oberflächlich. Nehmen wir das Corona Bspw. selbst kleine Kritik an den Corona Maßnahmen, zum Beispiel: Ich halte Schulschließungen aus folgenden Gründen nicht für Zielführend… führt in „meiner“ Twitterblase regelmäßig zu einem Shitstorm. Noch ein gutes Beispiel ist Kritik an Angela Merkel. Das Thema ist leider, auch durch das rechte Lage („Merkel muss weg!“) so „überhitzt“, dass schon Kritik an ihrem Politikstil zu mittleren Shitstorms führt oder mit „[…] nur weil sie eine Frau ist […]“ abgebügelt wird. Naja das Thema ist, meiner Meinung nach zu komplex um es nur auf das rechte Lager zu projezieren. Gleichzeitig empfindet man sowas ja auch sehr subjektiv.

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Es ist kein Geheimnis, dass der Mensch sich - digital wie real - nicht ständig streiten will und gern in seinem Verhalten bestätigt sieht. Man kennts: Der Grüne unterhält sich vielleicht nicht ganz so gern mit dem CDUler von nebenan, beschränkt sich lieber auf seine Gleichgesinnten.

Ja, das ist kein exklusives Phänomen von Rechts, und auch nicht von Social Media per se, aber (von) dort ist es eben besonders problematisch. Ein falsch informierter Sauertopf zu sein ist „nur“ unschön. Daraufhin einen Jugendlichen an der Tankstelle aufgrund dieser vermeintlichen Unterdrückung zu ermorden, ist hingegen eine andere Größenordnung von Problem.

Hier mal ein offenbar informierter Thread zum Thema technische oder juristische Maßnahmen gegen Telegram:

Leider nicht sehr ermutigend …

Noch ein kleiner Gedanke zum Thema Accountsperre, für diejenigen die sich juristisch mehr auskennen. Wäre denn eine Accounthaftung analog zum Fahrzeugbesitz denkbar? Sprich der Accountbesitzer haftet dafür was gepostet wird und muss gegebenfalls nachweisen wer den Account zu der Zeit benutzt hat. Oder analog Fahrzeug, wenn er es nicht tut, muss er ab dem Zeitpunkt ein „Fahrtenbuch“ führen, wer wann den Account benutzt. Wäre so etwas aus eurer Sicht rechtlich machbar und auch umsetzbar? Vorausgesetzt natürlich die Kooperation der Internetdienste, bzw. dass man den Accountinhaber herausfinden kann?

Gruß
Felix

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Ich halte es für unmöglich, dass nicht mal alle Behörden, Systemadmins und Journalistenteams zusammen es schaffen, diese gesellschaftliche Entwicklung zu stoppen. Eine Änderung der gesellschaftlichen Entwicklung kann nur aus einer Gesellschaft heraus erfolgen.
Dazu eine persönliche Erfahrung: Mir - und sicherlich vielen anderen Menschen - fällt es schwer, richtig auf Fake-News zu reagieren, wenn sie in einem Gespräch zu Tage treten. Da ich mich nicht in den einschlägigen Kanälen rumtreibe, habe ich die meisten Vorstellungen und „alternativen Wahrheiten“ gar nicht auf dem Schirm und bin demzufolge erstmal sprachlos, geschweige denn, dass ich fähig wäre, das Gesagte ad hoc mit Fakten zu entkräften. Diese Fakten auf Basis wissenschaftlichem Konsens, guter journalistischer Arbeit und guter Recherche hätte ich gerne in einem genauso breiten Strom verfügbar wie alle Boulevardmedien. So ist es aber nicht. Statt ein FAQ-Magazin zu allen Coronafragen- und Verschwörungstheorien (z.B.) allzeit um die Ohren gehauen zu kriegen, muss ich mir ausgewählte Kanäle suchen: Die Lage, maiLab, Coronavirus Update… oder muss mich mit Fakten-Magazinen begnügen, die schamhaft ab 23 Uhr im TV laufen.
Daher der Vorschlag: Alle Medien (insbesondere die leicht zugänglichen, wie TV) müssen Ihre Verantwortung für diese gesellschaftliche Entwicklung erkennen und im Rahmen allgemeiner Ethikrichtlinien Programme anpassen.
Lasst die Pseudowissenschaftler ulkige Verschwörungstheorien demontieren, sodass die Leute am Folgetag darüber sprechen. Statt das Dschungelcamp auszuwerten, müssen Verschwörungserzählungen zerpflückt werden. Denn nur wenn Leute in der näheren Umgebung eines Verschwörungsgläubigen unbefangen über diese Dinge reden können, kann ein Umdenken geschehen. Ein Totschweigen ist Gift.

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Man will ja auch einen sicheren Hafen für Dissidenten und Whistleblower in China, Russland, Osteuropa oder Belarus.

Da war Telegram für „gute“ Demonstrationen ein wichtiges Koordinations- und Kommunikations sowie Informationsmittel.

Würde man nur darauf gucken ist es verdammt wichtig dass ein Staat keinen Einfluss hat und der Betreiber auf Anfragen der Regierungen pfeift.

Was man mit verschlüsselten Systemen machen kann? Lokale Filter.
WeeChat lässt Nachrichten nich zu die Worte enthalten von der „schwarzen Liste“.
Apple hat versucht lokale Bilder mittels PhotoDNA Check zu vergleichen mit bekannten Darstellungen von Kindesmissbrauch. Dafür haben sie enorme Kritik einstecken müssen.

Es wäre schon gut, wenn man das in öffentlichen Kanälen und Gruppen, und solchen, zu denen man leicht Zugang bekommen kann, täte.
Die Sperrentscheidung sollte von einem Richter getroffen werden. Automatisiert könnten höchstens Verdachtsfälle gesucht werden, in Ergänzung zu Meldungen von Menschen.

Einblenden serioeser Informationen halte ich fuer problematisch. Das versucht facebook mit kuenstlicher Intelligenz. Ein Horror. Facebook versucht uns fuer doof zu verkaufen. Mit Schwachsinnigen als Trainingsmaterial. Der Sohn Kohl in der letzten Phoenix-Runde des Jahres hat mir gut gefallen. Die Politiker bringen es einfach nicht. Da hilft auch keine Technik.

Das stimmt ja nicht, wenn ich der NZZ glauben kann. Putin wollte den Wahlbot von Navalny entfernen, von dem wir nur wenig wissen, und Telegramm war einverstanden. Etwas differenzierter als der deutsche Richterbund war Putin schon.

Hier ein Artikel zum Thema filter bubbles… Vielleicht ist dies auch mal ganz interessant… (nicht unbedingt in Bezug auf Telegram aber den generellen Diskurs um dieses Thema) https://www.researchgate.net/publication/350174545_A_critical_review_of_filter_bubbles_and_a_comparison_with_selective_exposure

Aus dem Wikipedia-Artikel, auf den ich verlinkt hatte:

Im Juni 2020 gab die Medienaufsicht Roskomnadsor die letztlich gescheiterten Versuche auf, Telegram in Russland zu blockieren.

Warum, das wird ausführlich in den Artikel behandelt.

Gut, dann hat Telegram den Navalny („Bill Gates wars“) - Bot, von dem die NZZ berichtete, freiwillig rausgeschmissen. Der NZZ ging es dabei nur um die Frage, ob Druck hilft. Danke fuer den link, nach dem die Herren ueber Telegram einiges anstellen koennen. „Gescheitert“ vielleicht auch mangels genuegender Zusammenarbeit der anderen Seite, die es ja geben koennte. Klingt fuer mich auch deshalb eher wie eine verlorene Schlacht, die noch nicht das Ende des Kriegs ist. Vielleicht eine Kosten/Nutzen Abwaegung wie Doha, wenn man das Internet mit Afghanistan vergleichen kann. Mich erinnert es an die Aera Jelzin. Who is who in Russia. Israel haette vielleicht mehr Aufwand betrieben. Der Oligarch haelt Telegram aber fuer eine Lebensversicherung.