Was ist Propaganda, wer betreibt sie? Warum funktioniert (russische) Propaganda?

Habe ich vergessen, aber hier eine Kolumne zum Thema Beeinflussung.

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Umgang von Autokratien mit Presse.

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@Nonhicamplius Solche Berichte kommen, wenn überhaupt, erst im Nachhinein und dann auch nur in Spartenkanälen spät abends irgendwann, wenn der Krieg vorbei ist. Das hilft den Opfern des Krieges dann leider auch nicht mehr. Wichtig wäre VOR einem Krieg, aber da läuft ja die Propagandamaschine auf Hochtouren (siehe NATO-Einsatz in Jugoslawien) und die Medien versagen regelmäßig.

Würde mich übrigens mal interessieren, wo Sie ausgewogene Berichterstattung in Bezug auf Russland sehen? Ich sehe immer nur, dass Russland und Putin im Speziellen ganz, ganz schlimm ist. Und nein, ich meine nicht den Angriff auf die Ukraine, denn dieser stellt einen Bruch des Völkerrechts dar, sondern die Gesamtberichterstattung der letzten zehn Jahre. Wo bitte ist da eine ausgewogene Berichterstattung?

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Wie soll man denn deiner Meinung nach „ausgewogen“ über den Mord an Litwinenko in London, den versuchten Mord an Nawalny, die Annexion der Krim, die militärische Unterstützung von Assad, die milit. Unterstützung der ostukrainischen Rebellen, das Stützen von Lukashenka in Weißrussland, den Tiergartenmord in Berlin und den Rückgang von Demokratie und Meinungsfreiheit in Russland berichten?

Außerdem:
Wenn das westliche Presseverhalten doch sowieso das Verhalten von Russland nicht legitimieren kann, wieso wird es hier immer wieder angesprochen, wie um Kritik an Russland abzuwehren?

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@Numeno das ist eine absolut zutreffende Zusammenfassung. Natürlich ist dieser Krieg mit nichts zu rechtfertigen aber es wäre traurig wenn uns diese Feststellung ausreicht. Denn dass alle mit dem Finger auf Putin zu zeigen scheint ihm leider zu gefallen.

Zunächst einmal handelt es sich bei der Medienlandschaft in Deutschland nicht um eine „Propagandamaschine“.

Jetzt zu meiner eigentlichen Antwort.
Zumindest wurde in Deutschland immer versucht, auch eher (in deinem Sinn?) russlandfreundliche Personen mit in den Diskurs einzubinden. Ich möchte hier nur an die Auftritte von Sahra Wagenknecht, Gabriele Krone-Schmalz, Gerhard Schröder und andere bekannte Personen in diversen Medien hinweisen. Politische Funktionsträger und Parteien von ganz links bis ganz rechts haben immer wieder den Kontakt, sowohl zu Russland, als auch zu Putin gesucht.

Der Wirtschaftspresse geht es, sagt auch schon der Name, nur ums Geschäft.

Ich kann mich aber auch z.B. an einen Schwerpunkttag Russland auf Phoenix erinnern. Da wurden vor allem Reportagen vom Alltagsleben in Russland gezeigt.

Man kann sich in Deutschland, wenn man will, über alle Themen „relativ ausgewogen“ informieren. Man kann sich aber auch völlig einseitig informieren oder nur das sehen was man sehen will. Das ist das Schöne an Deutschland.

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Ein anderer Aspekt. Verbreiten Medien Unwahrheiten, wenn Sie kritisch über eine Person, Sache oder ein Land berichten? Dann sind deutsche Medien tatsächlich „unausgewogen und verbreiten Unwahrheiten“. Es gibt unzählige kritische Dokumentationen über den Kapitalismus, den Marxismus, Hitlerdeutschland, Deutschland, USA, Sowjetunion, Russland, Luxemburg, Grönland… Kritisch, aber deswegen falsch?

Positive Berichte gibt es generell weniger, da „only bad news are good news“. Das ist leider so.

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Ja … wie erkennt man Propaganda, wenn man mitten in der Propaganda steckt? :wink:

Einige Beispiele, wie man hätte differenzieren können:

Über Nawalny hätte man z.B. berichten können, dass er in Deutschland wahrscheinlich AfD-Politiker wäre, denn es sind die Ansichten dieser Partei, die am Ehesten seinen Ansichten entsprechen. Bei der Wahl zum Bürgermeister von Moskau 2013 hat er u.a. so gut abgeschnitten, weil er kräftig Stimmung gegen Migranten gemacht hat. Von der Kampagne „Stop Feeding the Caucasus“ ganz zu schweigen. Man hätte z.B. auch berichten können, dass er sehr wenig Rückhalt in der Bevölkerung insgesamt hat (ca 10%), obwohl er hier im Westen als eine Art Star der Opposition dargestellt wird. Man hätte auch mal die Frage stellen können, warum Russland ihn nach Deutschland ausreisen ließ, wenn Putin ihn doch hat vergiften haben soll. Passt irgendwie nicht zusammen.

Bei Assad hätte man sagen können, dass er Russland um Hilfe gebeten hat und die Russen ihm dann geholfen haben. Das ist völkerrechtlich nicht zu beanstanden, ganz egal was man jetzt von Assad hält. Man hätte z.B. auch deutlich machen können, dass die „Rebellen“ gegen Assad nicht alles freiheitsliebende Demokraten sind. Todenhöfer hat z.B. eine andere Sichtweise präsentiert, aber wird dafür auch konstant dafür vom Gros der Medien angefeindet.

Usw.

Wie stellt man sich das dann vor? Der liebe Vladimir hat ein paar Krankenhäuser uns Schulen bombardiert. Aber nur halb so schlimm, er ist ja davor eingeladen worden genau das zu tun. Das geht leider nur sarkastisch.

Es tut mir leid. Das wäre eine krasse Verzerrung des Kriegsverbrechens, was da begangen wird.

Ähnlich bei den anderen Beispielen. Und wer etwas aufpasst kriegt die Kritik auch in den Medien mit, z.B. an Nawalny. Nur halt nicht zur Primetime.

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Ja, das stimmt, aber wenn man wie das Gros der Menschen, die Nachrichten zur vollen Stunde mal hört, bekommt man ein recht einseitiges Bild. Was mir extrem aufgefallen ist in den letzten Jahren:

Die Berichterstattung um den Kampf um Aleppo. Da wurde zu jeder Stunde genau erzählt, wer wo eingekesselt, welche Zivilisten betroffen, wo es gerade kein Wasser und Strom gibt. Als es dann an den Kampf um Mossul ging, wurde einmal gesagt „Jetzt geht es los.“, zwei Wochen später „Es geht auf die Zielgerade“ und eine weitere Woche später „Mossul ist vom IS befreit.“ De facto ist in beiden Städten das gleiche passiert, nur das eine waren Russen, das andere unsere Alliierten.

Die Krim. Immer wenn die Krim in den Nachrichten/Radio kommt, wird es um „die völkerechtswidrig annektierte“ erweitert. Das ist sachlich Korrekt. Aber wenn vom Leid im Irak geredet wird, gibt es dort eigentlich nie den Zusatz „von der USA mit einem durch Lügen erschlichenen UN Mandat überfallener“ dazu gesetzt. Das wäre auch sachlich korrekt, passiert aber nicht. Natürlich kriegt man diese Info, aber sie wird einem einfach nicht so ins Hirn gehämmert. Ist das keine Propaganda?

Und noch eins allgemein zur Diskussion: Ich finde es erschütternd, wie wenige hier den Unterschied zwischen „Erklärung“ und „Entschuldigung“ oder gar „Legitimation“ oder „Rechtfertigung“ zu kennen scheinen. Man kann etwas erklären, seine Ursachen zu verstehen suchen, ohne die Konsequenzen gutzuheißen oder zu rechtfertigen.

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Ganz klar nein, dass ist keine Propaganda. Ganz schlicht dadurch, dass es eben die anderen Informationen alle gibt. Teilweise halt nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

Manipulation ist zwar möglich und erfolgt auch, aber an der Stelle ist es keine Propaganda.

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Man möge die Medienberichterstattung zwischen dem Irakkrieg 2003 und dem Ukrainekrieg 2022 vergleichen. Beides völkerrechtswidrige Angriffskriege. Beide begonnen mit haltlosen Lügen. In beiden Fällen wurde die UN-Resolution von den jeweiligen Aggressoren geblockt.

Beide Kriege sollten von den Medienkommentatoren verurteilt werden, keine Frage. Ich habe 2003 allerdings in der Prime Time nicht mitbekommen, dass die Weltgemeinschaft offen darüber diskutiert hat Waffen an den Irak zu liefern, die 48 Länder der Koalition der Willigen aus den internationalen Finanzsystemen auszuschließen oder chilenische Truppen nach Mexiko, Kanada oder ein Nachbarland des Iraks zu verlegen um die Eroberungsgelüste der Imperialisten auszubremsen (japanische Truppen hatten sich erübrigt, da sie den Angriffskrieg unterstützten).

Ferner wird sicherlich zur Stunden genau verfolgt, ob und welche Verbrechen die russischen Truppen in der Ukraine verüben. Und falls ähnliche Verbrechen wie die Folterungen in Abu-Ghuraib oder Kriegsverbrechen wie der Collateral Murder beobachtet werden, dann sollten sie von der Weltgemeinschaft auch genauso hart geächtet werden.

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Zur Definition des Wortes Propaganda Propaganda – Wikipedia

Propaganda/Manipulation findet aber in der breiten Masse statt, wenn zur PrimeTime nur einseitig oder unvollständig berichtet wird.

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Dieses notorische „But the NATO“-, „But the US“-Derailing, zu dem sich einige hier offensichtlich just im Moment eines russischen Angriffskrieges auf die Ukraine bemüßigt fühlen, ist wirklich eine äußerst unappetitliche Variante globaler Hufeisentheorie.

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Kannst du da bitte mal deine Definition von Propaganda darlegen? Wenn man im Internet sucht, findet man z.b.:

Da steht nirgendwo, dass andere Information unterdrück werden muss. Ein Link auf deine Definition wäre nett.

Schönes Beispiel geben sie hier für ihre Definition von Propaganda. Zitat aus dem Wikipedia Artikel

„Durch die Monopolisierung der Propaganda in diktatorischen Regimen, insbesondere des Nationalsozialismus und Stalinismus, erhielt der Terminus einen stark pejorativen (abwertenden) Charakter und wird fast nur noch kritisch verwendet.“

Ich würde keine westliche Demokratie als diktatorisch bezeichnen. Alles eine Frage von einseitiger und unvollständiger Definitionen (Propaganda/Manipulation?).

Freie Presse hat eine Schwäche: Sie ist frei.
Damit steht es ihr in gewisser Weise frei, zu entscheiden, worüber sie wie berichtet.
Das führt natürlich auch manchmal dazu, dass Journalisten so berichten, wie es in ihr Weltbild passt.
Sehr schön zu sehen an Donald Trump: nach seiner Wahl gaben sich die deutschen Korrespondenten sehr zerknirscht. Sie hatten das nicht kommen sehen.
In sofern gebe ich Dir recht, dass es hier manchmal zu tendenziösen Berichten kommen kann, auch wenn der Schreiber das versucht zu vermeiden.

Die Tagesschau ist aber sicher nicht das perfekte Medium, um sich eine Meinung zu bilden und als Beispiel eher nicht geeignet.
In 15 Minuten kannst Du grob über die Themen des Tages informieren, aber nicht dediziert berichten. Für die Details gibt es dann Hintergrundsendungen, Dokus, Brennpunkte.
Das ist natürlich nichts für den FastFood-Nachrichtenkonsumenten.
Und dem eine gewisse Tendenz entgegenzusetzen, die der Propaganda anderer Staaten entgegenläuft, finde ich da gar nicht verwerflich.
Wenn die auch nur kurz einen Baghdi zu Wort kommen lässt, um auch mal die andere Seite zu beleuchten, wird das hängen bleiben, was der Zuschauer schon 50mal auf YouTube gehört hat und nicht das, was eigentlich wert gewesen wäre, wahr zu nehmen.

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Kann dir keinen Link bieten, weil ich keinen verwendet habe. Bei dem Begriff Propaganda würde ich mich aber dem hier anschließen:

Bei mir ist da definitiv der in der Regel auch staatlich gezielt gesteuerte Prozess mit dabei, das Volk systematisch auf Linie zu bringen. Damit geht automatisch einher, dass unpassende Fakten gar nicht erst genannt und strukturiert unterdrückt werden.

Und das liegt bei uns einfach nicht vor. Die Medien bei uns sind bei weitem nicht perfekt. Aber da wir in einem demokratischen, freien System leben liegt es auch an uns, dass wir uns täglich dafür einsetzen, dass die Pluralität bei den Informationen erhalten bleibt. Das ist kein one way Ticket des Informationsflusses. Und man kann in einer Demokratie auch erwarten, dass Menschen von sich aus aktiv werden. Ohne aktive Beteiligung stirbt das System.

Und auch wenn ich die ganzen What about the USA / der Westen Dinge eigentlich gerade für unangebracht halte: Gerade das Beispiel Irak zeigt, dass andere Informationen da waren. Es gab in Deutschland genug Wissen, um zu sagen, dass wir nicht am Krieg mitmachen.

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@Nonhicamplius Ich hab das oben schon geschrieben, aber schreibe es hier nochmal: auch in „demokratischen“ Gesellschaften gibt es natürlich Propaganda, wie Noam Chomsky u.a. relativ eindrucksvoll gezeigt haben: https://en.wikipedia.org/wiki/Propaganda_model

In deiner eigenen Definition mag es eine Rolle spielen, ob die Propaganda staatlich gelenkt ist, in der allgemeinen Definition in der deutschen Sprache eher nicht.

Natürlich ist unsere Presse freier und pluralistischer als in Diktaturen wie Russland oder Nord Korea. Aber in den meisten kapitalistischen Ländern ist die Presse in der Hand der Reichen, siehe z.b. Washington Post gekauft von Jeff Bezos. In Deutschland gehört der meiste Presse auch dem Geldadel, da können wir froh sein, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu haben. Trotzdem muss man sich immer im klaren darüber sein, dass dort auch nicht jeder Jornalist schreiben darf, was er will, siehe z.B. zuletzt das Recherche-Netzwerk zum Thema Julian Reichelt, wo die Veröffentlichung einfach mal gestoppt wurde. Die Jornalisten haben großenteils gekündigt, aber das ist nur eine Extrembeispiel, was so in den Büros der Chefs vorgehen mag.

Ich sage auch nicht „Lügenpresse“, aber man sollte halt genau hinhören und sich vielfältig informieren und genau da mangelt es bei einem Großteil der Bevölkerung.

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