Die Inzidenzwerte scheinen in der Corona-Diskussion und auch in der Lage weiterhin das Maß aller Dinge zu sein. Dabei werden Beispiele genannt, die die Fragwürdigkeit dieser Besessenheit mit einem einzigen Wert eigentlich untermauern, aber es werden nicht die Konsequenzen daraus gezogen. Beispiel: die hohe Inzidenz bei Schülern in Frankreich (bei 800 oder so). Wenn sich Menschen anstecken, die einem tausendfach geringeren Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind als die Vulnerabelsten, ist doch eine viel höhere Inzidenz vertretbar als bei anderen.
Das Entscheidende im letzten Jahr in der Diskussion war die Situation in den Krankenhäusern und letztendlich das Ziel, möglichst wenige Tote in Kauf zu nehmen. Darüber scheint aber aktuell kaum jemand zu sprechen. In der Lage wird stattdessen debattiert, ob man nicht jetzt bundesweit Kriterien festlegen kann, mit denen schärfere Maßnahmen gesetzlich festgelegt werden können - allerdings wider besseren Wissens schon wieder nur an Inzidenzwerte geknüpft, ohne zu differenzieren. Dabei ist es doch wichtig, vor Ort abzuwägen, wie viele Leute geimpft sind, welche Gruppen vor allem betroffen sind, wie die Situation in den Krankhäusern ist und so weiter. Dass entgegen der Worst-Case-Modelle die Ausbreitung des Virus eben NICHT endlos exponentiell weiterverläuft und die Kurve abzuflachen scheint, ist doch total wichtig, und zeigt vielleicht, dass Berlin mit der Verhinderung eines harten Lockdowns den einzig vernünftigen Weg geht…
Meine Frage ist: Warum wird nicht ein bisschen Mut gemacht, indem man auf die fallenden Todeszahlen schaut? Die lagen im Dezember bei weit über 1000, mittlerweile ist der 7-Tage-Mittelwert bei unter 160 (einfach mal bei Google unter „Deutschland Corona“ die Statistik aufrufen, das lässt sich schlecht verlinken…). Die Zahl ist also drastisch gesunken und sinkt trotz britischer Variante und steigender Inzidenz weiterhin leicht. Wenn man nun bedenkt, dass im Schnitt täglich um die 2500 Menschen in Deutschland sterben, stellt sich die Frage der Verhältnismäßigkeit in der Diskussion um neue Verschärfungen. Die steigende Inzidenz (unter damit sicherlich die Zahl der Erkrankten) steht den Effekten des Frühlings, der Impfungen und der sich verbessernden Schnelltest-Infrastruktur gegenüber…