mit dem Überfall auf die Ukraine habe ich auch begonnen russische Medien zu „konsumieren/prüfen“, um zu verstehen, was sich die Leute in Russland eigentlich denken.
Dabei bin ich immer extrem schnell an meine Grenzen gestoßen. Im russischen Fernsehen wird einfach nur ein solch abstruser, flätiger, in sich widersprüchlicher Quatsch erzählt, dass es einem völlig unverständlich ist, wie Russen ihrem Präsidenten mehr Glauben schenken, als zum Beispiel den eigenen ukrainischen Verwandten am Telefon.
Marina Weisband hat zu dem Thema ein sehr einleuchtendes youtube video veröffentlicht. Vielleicht könnt Ihr ihre These ja mal aufgreifen/aufbereiten. Grob zusammengefasst:
Durch das ständige beschallen von Menschen mit widersprüchlichen „Fakten“ verlieren diese auf Dauer die wissenschaftliche Orientierung, den Halt. Dieser Halt, die Stabilität ist Menschen aber aus Instinkt wichtig. Die durch die Zersetzung der Wahrheit/Wissenschaft/Zeitung enstandene Lücke kann nun von einer Autorität leicht ausgefüllt werden. Die Autorität wird dann auch nicht mehr streng geprüft, weil ja alles andere widersprüchlich und falsch ist.
In der NYT war zu dem gestrigen Angriff auf eine Stadt 200 km entfernt von der Front zu lesen, dass jetzt ein rauchender riesiger Offiziersclub gereinigt werde. Frage ich google, dann sehe ich Bilder aus 2014, wo sich dort die Verteidiger eines nahen Flugplatzes treffen, der in der Auseinandersetzung mit dem Donbass eine Rolle gespielt hat. Dann gab es einen Bericht der Novaya Gazeta, wonach ein Offiziersclub seit dem Ende der Sowjetunion nur noch fuer musikalische Veranstaltungen genutzt wird, wie der schoene Club der Offiziere in Cottbus bis vor einiger Zeit. Die Ukraine berichtet, dass sich dort nur pensionierte Offiziere treffen. Pensionierte Offiziere moegen kein legitimes Ziel sein, andere Offiziere sind es aber sehr wohl, auch wenn sie nur tanzen. Die Russen behaupten, der Club waere fuer Ausbildungszwecke genutzt worden, die Ukrainer behaupten, sie haetten im Zusammenhang mit dem Angriff 22 Verraeter verhaftet. Was soll ich da glauben? Ganz selbstverstaendlich ist nichts. Und wenn man an 2014 denkt, koennte etwas dran gewesen sein. 2014 war es ein noch militaerisches Gebaeude.
In diesem Fall ist es simpel. Russland ist der Aggressor und wir tun zu wenig um Russland aufzuhalten. Das treibt den Preis den wir für unsere Freiheit werden bezahlen müssen in die Höhe.
@Heikor: Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit. Von daher würde ich mich hier an Tendenzen halten. Dass jede einzelne Nachricht, die man so hört, der Wahrheit entspricht, kann nicht erwartet werden - selbst von der Ukraine nicht. Und von den Russen erst garnicht, betrieben sie doch schon seit Jahren mit strategischem Kalkül Propaganda in der ganzen Welt.
Aber die Frage, wieso Propaganda überhaupt funktioniert ist sehr spannend. Bei den Amis sehen wir doch Ähnliches in der GOP. Was hält die Leute dazu an, sich offensichtlich einseitig informiert zu halten? Keine Ahnung. Würde mich aber interessieren. Auch, dass man überhaupt zu der Überzeugung gelangen kann, dass man selbst die einzig richtige Meinung/Überzeugung habe, finde ich ziemlich suspekt. Wie kann man sich denn selbst nicht hinterfragen? Das ist doch das erste was man macht: erst einmal schauen, ob man selbst richtig liegt, bevor man bei den anderen Schaut. Ganz nach dem Motto: zuerst seinen eigenen Hof sauber halten, bevor man des Nachbars Hof begutachtet.
Ich habe mal vor Jahren von dem Dunning-Kruger-Effekt gelesen, bin aber in diese soziologischen Richtungen nicht mal annähernd (aus)gebildet, als dass ich mir da ein urteil bilden könnte. Was sagen denn die Experten? Wieso funktioniert Propaganda?
Kurz: Der Confirmation Bias.
Lang: Das Buch von Gerhard Roth,Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie „Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern“
Die Lemberger, wie ich diese Spielart von Ukrainer nenne, haben es beim Beschiessen des Donbass nicht anders gemacht. Sagt mein Lehrer Sossoli und die UN. Sie haben nur nicht so haeufig geschossen. Die Einwohner der Staedte hat auch niemand gefragt, ob sie verteidigt werden wollen. Der Krieg besteht aus einzelnen kriegerischen Handlungen und wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann moechte ich doch genau wissen, was. Mit dem ius ad bellum, das ziemlich biegsam ist, hat das ius in bello absolut nichts zu tun. Und das sieht schon ziemlich nach Militaerakademie aus. Bild aus 2018.
…
Um welche Freiheit ging es in Minsk? Was ist an der Schweiz mit ihren Kantonen und ihrer Neutralitaet auszusetzen? Hier ein paar Karten ueber die geographische Verteilung der Waehler der Partei der Regionen, die die von mir sogenannten Lemberger 2014 weggeputscht haben.
