Wahlmöglichkeit für Impfstoff abschaffen

Ich bin 27 und weiß, dass ich so ungefähr zu den letzten Personen gehören werde die geimpft werden. Und das ist auch in Ordnung.

Ein paar Freunde und Familienmitglieder können sich aber schon impfen lassen, weil sie aus beruflichen Gründen priorisiert werden. Von 3 Personen haben sich 3 dafür entschieden mit Biontech/Pfizer geimpft zu werden (und deutlich längere Wartezeiten in Kauf zu nehmen). Als ich dann fragte warum sie sich für diesen Impfstoff entschieden haben, kam immer eine ähnliche Antwort: „Na wenn ich die Wahl habe, dann nehme ich Biontech“

Dadurch, dass sich Leute also für einen bzw. gegen einen anderen Imfpstoff (AstraZeneca) entscheiden kommt es zu der bekannten Situation, dass der gesamte Impfprozess länger dauert. Es müssen ja alle warten bis die Prio-Gruppen durchgeimpft sind. Ich persönlich finde es sehr unsolidarisch von den Leuten, die Priorität für die Impfung bekommen haben, sich jetzt den Lieblingsimpfstoff rauszusuchen.
Sinn und Zweck der Priorisierung ist es doch, dass bestimmte Menschen schnell geimpft werden.

Um eines klar zu machen: Ich möchte niemanden zwingen einen bestimmten Impfstoff zwangsweise gespritzt zu bekommen. Aber die Priorisierung soll zu einer schnellen Impfung gegen COVID führen. Sie soll nicht ein Wahlrecht für bestimmte Gruppen sichern, damit diese sich ganz in Ruhe auswählen können welches Angebot ihm am meisten zusagt, während alle anderen solidarisch warten.

Aus diesem Grund würde ich bei der Impfung von Risikogruppen die Wahl des Impfstoffes nicht mehr zulassen. Wer einen bestimmten Impfstoff nicht möchte, dem ist der Schutz nicht so wichtig, dass er eine Priorisierung verdient hätte und kann sich folglich mit allen anderen impfen lassen.

Mich interessiert Eure Einschätzung zu diesen Gedanken.

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Prinzipiell finde ich die Wahlmöglichkeit des Impfstoffs übertrieben. Es sollte aber Ausnahmen geben. Hierzu meine persönliche Situation, die zwar einen Spezialfall darstellt, aber bestimmt nicht der einzige ist:

Ich bin schwanger im neunten Monat. Rechnerischer ET ist Mitte April. Ich durfte letzte Woche zwei Kontaktpersonen angeben, die in der Prio2 geimpft werden dürfen. Wir warten aktuell also auf die Einladung, um einen Termin vereinbaren zu können.

Meine Kontaktperson ist meine Frau, 38 Jahre, gesund, Mutter eines Kindes im Stillalter und dank der geltenden Rechtslage allein voll sorgeberechtigt.

Da die Geburt unseres zweiten Kindes statistisch irgendwann im April stattfinden wird und meine Frau mich ins Krankenhaus begleiten soll, würden wir also einen Termin ab Mai vereinbaren, um sicherzugehen, dass sich Impftermin und Geburt nicht überschneiden.

Rein theoretisch liegt meine Frau in der Altersgruppe, in der bei anderen Frauen eine Hirnvenenthrombose in Zusammenhang mit Astra Zeneca aufgetreten ist. Das ist vermutlich genauso unwahrscheinlich wie ein schwerer Covid-Verlauf in dieser Altersgruppe und auch behandelbar. Andererseits möchte sie auf den Impftermin ohnehin warten. Hinzu kommt, dass im schlimmsten Falle des Falles unsere Tochter ihre einzige voll sorgeberechtigte Mutter verliert und womöglich nicht bei mir bleiben darf. (Danke, Abstammungsrecht.)

Für welchen Impfstoff soll sie sich entscheiden?

Ich wäre voll dafür, den Leuten einen Impfstoff zuzuweisen, es sollte aber Widerspruchs-/Abweichungsmöglichkeiten für besondere Fälle geben und vor allem sollte es hierfür eine medizinische Beratung vor Festlegung/Auswahl des Impfstoffs geben, vllt auch um unnötige Bedenken auszuräumen.

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Ich mache mich jetzt vermutlich unbeliebt, aber ich sag’s trotzdem: meiner Meinung nach für gar keinen.

Der Hintergrund der priorisierten Impfung von Kontaktpersonen von Schwangeren ist ja, dass man das Risiko bei einer Infektion während einer Schwangerschaft für höher hält. Schwangere sind also Risikopersonen, können aber auf Basis der derzeitigen Impfstoff-Freigaben noch nicht geimpft werden (zumindest in der EU nicht, andere Länder sind da mal wieder etwas risikobereiter), und der nächstbeste Ersatz für das Impfen der schwangeren Person selbst ist das Impfen enger Kontaktpersonen, um zu verhindern, dass über diese eine Infektion übertragen wird.

Nach deiner Beschreibung würde die Impfung auf jeden Fall erst NACH der Entbindung stattfinden, und der Impfschutz selbst braucht dann noch ein paar Wochen, bis er eintritt. Damit wird der angestrebte Effekt, der die Begründung für das Vorziehen von zwei Personen in der Impfpriorisierung darstellt, überhaupt nicht mehr erreicht. Die Schwangerschaft ist längst beendet, wenn der Impfschutz beginnt. Babys und kleine Kinder aber gelten nicht mehr als besonders gefährdet, bzw. sind meines Wissens sogar diejenigen Menschen, die mit Abstand am sichersten vor einem tödlichen Corona-Verlauf sind.

Ich finde damit macht man sich überhaupt nicht unbeliebt. Allerdings stellen sich ähnliche Fragen auch für Freunde, deren ET im September liegt. Mit dem Beispiel wollte ich ja auch nur darstellen, dass es passable Gründe für eine Impfstoffwahlmöglichkeit gibt und man diese als Ausnahme berücksichtigen könnte/sollte.

Nun ja, es gibt auch in meinen Augen derzeit einen einzigen guten Grund, und der ist „weiblich, zwischen 20 und 50 Jahren → vielleicht besser kein AstraZeneca“. Auf den spielst du ja auch an, wenn ich das richtig verstanden habe. Dieser Grund ist aber vollkommen unabhängig von der konkreten Herleitung, warum die weibliche Person in diesem Altersbereich sich nun überhaupt bereits impfen lassen kann (also ob das beruflich indiziert ist oder wegen der Ausnahmeregelung für Kontaktpersonen von Schwangeren), und noch wichtiger: es ist überhaupt kein Grund FÜR eine freie Impfstoffwahl, es ist eigentlich vielmehr eine allgemein bei der Auswahl des Impfstoffs anzuwendende Regel.

Man sollte also gar nicht in Ausnahmefällen eine freie Wahl zulassen (denn die müsste man dann fairerweise jeder zu impfenden Person gewähren, sonst kommt man direkt in das nächste Gerechtigkeitsdebakel), man sollte vielmehr die Vergaberegeln so gestalten, dass es keine rationalen Gründe mehr gibt, weswegen jemand im konkreten Einzelfall eine freie Wahl brauchen sollte.

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So fern ich weis darf man sich in dem Bundesland wo ich bin nicht den Impfstoff aussuchen, man trägt sich auf die Warteliste ein wenn man dran ist und bekommt dann irgendwann einen Termin und ein Impfstoff zugeordnet.

Aber ich habe mir auch schon richtig sorgen darum gemacht ob es für mich jetzt sinn macht. Ich bin, 27 und bin schon seit 3 Wochen auf der Warteliste für einen Termin, wenn dieser dann mit AZ ist werde ich auch hingehen. Aber ich mache mir trotzdem sorgen. Ich werde immer von der Pille abgeraten wegen einem erhöhten Thrombose Risiko. Nun weiß ich nicht ob dies auch ein Indiz für ein erhöhtes Risiko bei AZ ist aber das macht mir schon sorgen. Zudem habe ich sehr oft Kopfweh, manchmal nur bisschen, manchmal richtig stark, wie soll ich unterscheiden ob mein Kopfweh jetzt „normal“ für mich ist oder ein Anzeichen auf eine Hirnthrombose. Ich würde mir halt schon wünschen das man irgendwie die Ausnahmen berücksichtigen kann.

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