Wahl-O-Mat - Pro & Contra

Hallo in die Runde, zeigte Euch der Wahl-O-Mat in der Vergangenheit an erster Stelle immer die Partei an, die Ihr dann auch gewählt habt? Ich bekomme da (aufgrund einiger Schlagwort-Themen?) seit jeher immer an erster Stelle eine Partei vorgeschlagen, die für mich nicht in Frage kommt. Wenn ich davon ausgehe, dass ich kein Einzelfall bin, ist der Wahl-O-Mat dann wirklich sinnvoll, wenn Bürger anhand einiger eingefütterter Wahlprogramm-Punkte ein Ergebnis bekommen, dass auf tieferer Ebene nicht die Partei vorschlägt, die ihre Interessen am besten vertritt? Ist der Wahl-O-Mat tendenziell gefährlich, wenn sich Menschen nicht umfassend politisch bilden und nur aufgrund des Wahl-O-Mats ihre Wahl treffen? Inwieweit beeinflusst die Existenz des Wahl-O-Mats die Parteiprogramme der Parteien? Ein Themenblock zum Wahl-O-Mat würde mich sehr interessieren.

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Der Wahl-O-Mat basiert auf den aktuellen Wahlprogrammen der Parteien. Was diese wert sind mag jeder für sich selbst bewerten. Man kann durch richtige Gewichtung seiner Antworten das Ergebnis ziemlich stark beeinflussen. Aber wenn Sie regelmässig dieselbe Partei an erster Stelle bekommen dann wird da wohl ein Körnchen Wahrheit drinn liegen. So zumindest meine Meinung.

Ersetzt der Wahl-O-Mat den eigenen Kopf? Definitiv nicht. Er kann aber dazu beitragen, dass man sich über seine Wahlentscheidung Gedanken macht und über Parteien informiert.

Anekdotisch kann ich beisteuern, dass ich auch immer zuerst eine Partei angezeigt bekomme, die nur unter „Sonstige“ auftaucht. Finde ich nicht schlimm, würde auch sagen dass das grob zu meiner politischen Linie passt, ist aber nicht wählbar für mich.

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Das ist falsch. Der Wahl-O-Mat basiert auf Selbstauskünften der Parteien. Und ab und zu werden da durchaus einige Verrenkungen unternommen, um eher die vermeintlich populärere Antwort zu begründen, als das, was man als Partei tatsächlich vertritt.

Insgesamt kann man aber schon davon ausgehen, dass die Parteien, die man oben stehen hat, auch diejenigen sind, die einem inhaltlich am nächsten stehen. Dogmatisch muss man das natürlich nicht nehmen, und wenn man am Ende nicht die topplatzierte wählt, sondern eine, die ein paar Prozentpünktchen darunter liegt, aber einem allgemein sympathischer ist oder einfach bessere Chancen hat, so ist das eine vollkommen nachvollziehbare Entscheidung. Die Fragen selber decken ja auch nicht immer alle Themenbereiche gleich gut ab.

Wenn man allerdings bis dato eine Partei präferiert, die einem im Wahl-O-Mat deutlich abgeschlagen im Mittelfeld oder drunter aufgelistet wird, sollte man sich vielleicht mal Gedanken machen, ob man deren Wahl vor sich selber noch irgendwie rational begründen kann.

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Also, bei mir liegen im Wahl-o-mat oft die gleichen, diametral gegensätzlichen Parteien an oberer Stelle — zwei Parteien, die ich nur sehr unwahrscheinlich wählen würde. Meist vor der Partei, die ich letztlich wählen möchte. Letztlich ist der Wahl-o-mat für mich nur ein „lustiges Gesellschaftsspiel“

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Ich weiß auch genau welche Partei(en) für mich in Frage kommt und benutzte den Wahl-O-Mat quasi als Bestätigung. Finde es aber teilweise erschreckend, dass für die Wahl in BW (wohne in nrw, mache das nur aus Interesse) mein favourit nur bei 62% war, der Rest teilweise weit da drunter.

Hab ich eine so komische Politische Meinung, dass 62% Übereinstimmung das Maximum ist, was „rauszuholen“ ist?

Klar sollte man dem Wahl-O-Mat nicht blind vertrauen, aber lieber machen und das wählen was er vorschlägt, als blind „die habe ich schon immer gewählt“.

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Finde den Wahl-O-Mat auch nur bedingt nützlich, aber ist ja schnell gemacht und vielleicht stößt man auf ein Thema das in der Wahlentscheidung vorher noch keine Rolle gespielt hat.

Gerade wenn man sich kaum mit den Thesen beschäftigt hat, wird der Wahl-O-Mat leider zum Ratespiel oder man überspringt halt viele Thesen. Dementsprechend ungenauer wenn man sich vorher wirklich nichts mit aktueller Politik anguckt.

Woher soll ich denn wissen ob Europol mehr Kompetenzen haben solllte (These zur EU-Wahl 2019). Weder weiß ich welche Kompetenzen die im Moment haben, noch welche zusätzlich in Frage kommen. Terroristen über Staatsgrenzen hinweg zu verfolgen, scheint mir sinnvoll, Parktickets in Berlin zu kontrollieren, nicht. Dazu kommt dann das meine Antwort mindestens halb so stark gewertet wird wie meine Antwort zur These „Die EU soll sich höhere Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes setzen“.

In dem Schema sind leider viele Thesen gestellt. Es wird vorausgesetzt, dass man den aktuellen Stand kennt und im Grunde auch die aktuelle Diskussion um das Thema, um zu verstehen was unter „höher“, „mehr“, „weniger“ usw. gemeint ist.

Denke es macht mehr Sinn zu versuchen die Ideologie hinter den jeweiligen Parteien und Politikerinnen zu verstehen und mit der eigenen Weltanschauung gegen zu checken oder sich auf nur wenige große Themen zu begrenzen.
Ist sicher auch nicht ideal, aber geht ja gerade darum eine Entscheidung ohne Zeitaufwand zu treffen und da ist es halt nicht möglich jedes These sachlich zu durchleuchten um die Antworten der Parteien zu prüfen.

Ich finde deine Sicht auf die Wichtigkeit und Unwichtigkeit der Thesen sehr interessant. Als Wähler habe ich persönlich gar keine exakte Gewichtung - ich bin in den meisten Themen kein Experte und möchte deshalb eine Partei mit möglichst vielen kompetenten Entscheidern wählen, das ist für mich persönlich wichtiger, als dass jedes Wunschthema umgesetzt wird, das ich habe. Insofern halte ich die Gewichtung nach einzelnen Themen für heikel. Der Wahl-O-Mat erzählt ja weniger informierten Nutzen nicht, bei welcher Partei es überhaupt wahrscheinlich ist, dass das Parteiprogramm umgesetzt wird. Und er / sie erfährt durch das Tool auch nicht, welche Partei wie korrupt ist. Deshalb halte ich es für kein sinnvolles Werkzeug politischer Bildung und finde es mehr als bedenklich, dass ausgerechnet die Bundeszentrale für politische Bildung sich mit diesem Tool die weiße Weste anzieht, so als hätten sie damit ihren Auftrag zur Bundestagswahl erfüllt.

Ich würde gern ein paar grundsätzliche Aspekte zum „Wahl-O-Mat“ loswerden, da ich einigermaßen erstaunt bin, wie teilweise unreflektiert hier darüber gesprochen wird. Und natürlich kann man an einem Gegenstand kritisieren, dass dieses oder jenes nicht gemacht wird. Wenn aber das Kritisierte nicht Teil oder erklärtes Ziel des Gegenstands ist, ist die Kritik obsolet und wenig sinnvoll.

Den Wahlomat gibt es seit fast 20 Jahren; er wird seit Beginn wissenschaftlich begleitet bzw. konzipiert (federführend von Stefan Marschall, Professor für Politikwissenschaft, HHU) und von der bpb herausgegeben(!). Zur BTW 2017 wurde er von 15,7 Mio. Menschen benutzt, zur BTW 2013 von 13,27 Mio. Das erscheint mir doch recht viel und macht genau das, wofür er konzipiert wurde: Er ist ein Instrument der politischen Bildung und fördert die politische Kommunikation, insb. im Alltag. Dort, wo davon geredet wird (teilweise auch in der Politikwissenschaft selbst), dass sich die Parteien kaum mehr unterschieden und „eh alle gleich sind (oder das gleiche wollen)“, kann man mit dem Wahlomaten etwas entgegensetzen. Denn, das wurde schon geschrieben, die Antworten kommen von den Parteien selbst. Wenn es in Wahlprogrammen Aussagen gibt, die eine eindeutige Position einer Partei nicht erkennen lassen, kann der Wahlomat Abhilfe schaffen (sofern die Partei zu einer These eine Position hat).
Dazu ein kurzweiliges Interview mit Stefan Marschall selbst:

Es gibt außerdem noch zig andere Tools, die ähnlich vorgehen, wenn auch mit anderem Fokus. Beispielsweise „DeinWal“ (www.deinwal.de).

Auf der Seite der Bundeszentrale selbst ist alles wirklich gut aufbereitet und erklärt, Ergebnisse der begleitenden Forschung werden dargestellt usw. Das muss man sich halt einfach mal anschauen und zur Kenntnis nehmen:

Die entsprechende Seite der HHU Sozialwissenschaften ist ebenfalls aufschlussreich, einführend vor allem „Was ist der Wahl-O-Mat“?
https://www.sozwiss.hhu.de/institut/abteilungen/politikwissenschaft/politik-ii/prof-dr-stefan-marschall/forschungsprojekte/wahl-o-mat-forschung

Die Forschung zum Wahlomaten selbst (Ziele und Wirkung, Verortung von Parteipositionen/Programmatik etc.) ist mittlerweile recht vielfältig. Klar ist, dass er insb. von Jüngeren genutzt wird, als nützlich wahrgenommen wird, landespolitische Themen bekommen eine stärkere Rolle und werden mehr ins (Wahl-)Bewusstsein gerückt. Das politische Interesse wird gesteigert und führt zum Teil auch dazu, dass die Wahlbeteiligung gesteigert werden kann. Allerdings sind die Thesen teilweise auch nicht unproblematisch; das hat aber oft eine semantische, d. h. letztlich interpretatorische Ursache.

Das ist auch ausdrücklich nicht das Ziel. Es geht nicht um die Umsetzung. Die Kritik läuft ins Leere.

Hoffe, das ist Ironie.

Was wäre denn aus deiner Sicht der Auftrag der bpb zur Bundestagswahl? Man sollte nicht vergessen, dass die bpb eine Behörde des BMI ist. Wer die Entwicklungen um bestimmte Publikationen in letzter Zeit verfolgt hat, weiß, was ich meine.

Ich formuliere es jetzt mal bewusst überspitzt, um den Punkt deutlich zu machen: Man kann dem Wahlomaten nicht vorwerfen, selbst keine Ahnung von politischen Themen zu haben. Auch hier läuft die Kritik ins Leere. Der Wahlomat kann und soll nicht das nachholen oder ausgleichen, was einem an politischen Verständnis, Wissen zu aktuellen Entwicklungen etc. fehlt. Außerdem sind nicht alle Thesen in diesem relativen Format gestellt; die Antwortvorgaben machen eine geschlossene Antwort (= Positionierung) geradezu notwendig. Siehe dazu auch die Erläuterungen auf der HHU-Seite.

Abschließend sollte auch nicht vergessen werden, dass die Motive, die einen zu einer Wahl bewegen, ganz unterschiedlich sein können. Das können natürlich inhaltliche Übereinstimmungen sein, aber genauso kann man auch strategisch oder taktisch wählen, nach Kandidaten/-innenpräferenzen gehen usw. Das liegt aber nicht (mehr) im ‚Wahlomat-Scope‘. Er gibt keine Wahlempfehlung(!!!) und sagt nicht, dass ich die Partei wählen sollte, die mir inhaltlich nahesteht! Daher sollte man den Wahlomaten an den Zielen messen, die er sich selbst gesetzt hat, und nicht irgendwelche, recht abwegigen Argumente konstruieren.

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Genau hierum geht es mir. Wie zuvor betont geht es mir nicht um die gut Informierten und es geht mir auch nicht darum, welches Ziel mit dem Wahl-O-Mat theoretisch verfolgt wird. Sie betrachten das Ganze scheinbar aus den Augen eines gut Informierten oder gar eines Politologen. Es geht mir darum, dass der Wahl-O-Mat in der Realität von vielen Bürger*innen sehr wohl so betrachtet wird, dass er eine Wahlempfehlung gibt. Genau so wird er von vielen verwendet und genau diese weniger Informierten treffen dann eine Wahl aufgrund dessen, was dieses Tool ausgespuckt hat anhand einiger Schlagwortthemen. Und das halte ich für gefährlich.

Hallo an alle! Das ist mein erster Post hier und keinesfalls als Produktplatzierung gedacht, sondern als ernst gemeintes Angebot an euch: Lernt eine neue Voting Advice Application kennen, die mehr sein wird als das - auch nach der BTW21. Außerdem ist es eine Möglichkeit für uns bei FollowTheVote von euch wertvolles Feedback zu erhalten.
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Mehr Infos findet ihr auf unserer Website www.followthevote.com

Unser Ansatz ist es, die Abstimmungen im Plenum des BTs der letzten 4 Jahre zu verfolgen und diese als Grundlage für die App-Inhalte (unsere Statements) zu nehmen. Des Weiteren, können wir genauer berechnen, welche Parteipositionen zur persönlichen Position passen, da man auch über die einzelnen Argumente zu einem Gesetzesvorhaben oder Antrag abstimmen kann. Insgesamt versuchen wir - noch mit begrenzten Mitteln - die App ansprechender, moderner, und mit einem Blick für UX/UI Design aufzubauen und weiter zu gestalten. Seid gerne morgen beim launch „online“ mit dabei auf Instagram oder direkt im Google Play Store (App Store launch ist leider erst nächste Woche). Lasst gerne ein Feedback oder gerne auch Nachfragen hier :slight_smile: Danke!
Viele Grüße Madlene & das gesamte FTV TEAM

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Ungefährlich ist es nicht. Andererseits: auf welcher Grundlage treffen die schlecht Informierten sonst ihre Wahl und wie gefährlich wäre das dann im Verhältnis zum Wahl-o-maten?

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Genau das. Der Wahl-O-Mat macht informierte Menschen doch nicht uninformierter. Wer sowieso alle Parteiprogramme kennt und drei Tageszeitungen abonniert hat, der lässt sich doch nicht vom Wahl-O-Mat dazu überreden eine Partei zu wählen, die er ansonsten völlig ablehnt. Aber wenn jemand sich ansonsten gar nicht für Politik interessiert, dann ist es imho immer noch besser, er wählt was der Wahl-O-Mat sagt, als das was Julian Reichelt sagt.

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Sehr tolle Initiative! Deutlich besser als der wahl-ø-mat. Bin gespannt auf die iOS App!

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Getriggert hat mich vor allem der erste Beitrag, weshalb ich den Eindruck hatte, dass Funktionsweise, Sinn und Ziel des Wahl-O-Mat offensichtlich nicht verstanden wurde. Auf dieser Grundlage Kritik zu üben halte ich für relativ sinnlos, zumindest aber für nicht gewinnbringend oder zielführend. Wenn man etwas kritisch-konstruktiv kritisiert/kritisieren will, sollte man den Sachverhalt ansatzweise durchdrungen haben, sonst sollte man es beim Fragen belassen.

Ob du eine Partei wählst oder nicht, ist deine eigene, ganz persönliche Entscheidung und nicht die des Wahl-O-Mat, deswegen ist es schon grundlegend zu betonen, dass daraus keine Handlungsempfehlungen resultieren – genau so verstehe ich aber den Beitrag! Die zu beantwortenden Thesen werden in einem mehrstufigen Verfahren entwickelt (selbstverständlich auch aus den Programmen), es wird also nichts anhand von Wahlprogrammen „eingefüttert“. Ob die Partei, die der Wahl-O-Mat dir vorschlägt, deine Interessen vertritt, ist doch nicht Sinn und Zweck und kann der Wahl-O-Mat faktisch gar nicht beantworten. Auch hier wieder: out of scope.

Wenn man die Funktionsweise verstanden hat, folgt daraus, dass natürlich mehrere Parteien die gleichen Schnittpunkte hinsichtlich der Antworten haben können; die Antwort ist ja mehr oder weniger dichotomisiert (ja/nein, Zustimmung/Ablehnung). Zur BTW 2017 konnte man 32 Parteien – ja, 32!!! – miteinander vergleichen. Wo geht das so schnell und einfach? Unter der Voraussetzung, die Limitationen, die Wahl-O-Mat zweifelsohne hat, zu kennen.
Eric Linhart konnte in einer Studie von 2017 anhand von Wahl-O-Mat-Daten diverser Wahlen zeigen, dass die Positionen der AfD insb. in Ostdeutschland der NPD und in Westdeutschland der CDU sehr nahe sind. Aber es macht ja einen Unterschied (In vielerlei Hinsicht), ob ich CDU, NPD oder AfD wähle. Überraschen, dass die Positionen nahe beieinander liegen, sollte es aber eigentlich nicht. Wenn es um die Verortung von Politik- und Parteipositionen geht, kann der Wahl-O-Mat (und seine Daten) ein Instrument sein, um diese festzustellen. Der Wahl-O-Mat selbst, seine Existenz beeinflusst teilweise auch die (strategische) Positionierung der Parteien.

Es heißt gleich auf der Startseite: „Der Wahl-O-Mat ist keine Wahlempfehlung, sondern ein Informationsangebot über Wahlen und Politik.“ Ich bin geneigt, anzunehmen, dass jede und jeder das lesen und verstehen kann. Diejenigen, die als ‚politikfern‘ gelten, werden den Wahl-O-Mat ohnehin nicht nutzen.
https://www.wahl-o-mat.de/bw2021/app/main_app.html

Ich kann daher der Aussage bzw. These

nicht zustimmen. Wie viele genau sind denn „viele“? Ich tue mich schwer, aufgrund dieses Gefühls hier Generalisierungen vorzunehmen. Im Übrigen widerspricht die Begleitforschung hier deutlich, was man alles bei der bpb, wenn auch etwas veraltet, nachlesen kann:

Dass (traditionelle) Angebote der politischen Bildung einen gewissen bias haben und bestimmte Milieus, Schichten, Zielgruppen nicht erreicht werden, ist hinlänglich bekannt. Das kann man den Wahl-O-Mat aber schwer anlasten. Er sollte einfach als zusätzliches Angebot verstanden, beispielsweise die Kommunikation über Politik, Parteien, Politikfelder usw. zu fördern. Und, wie gesagt, es gibt in diesem Themenfeld zig andere Tools – alle mit anderen Zielsetzungen, Features usw. Für Österreich etwa: https://wahlkabine.at/

Schlussendlich halte ich zu diesem Thema die Position, lieber etwas verbieten/nicht machen, weil man nicht weiß, welche möglichen, völlig abstrakten ‚Gefahren‘ damit einhergehen könnten, für paternalistisch, und damit abzulehnen (und ich bin definitiv kein Fanboy von Christian Lindner!..).

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Kritik läuft nur „ins Leere“ wenn man sie nicht hören möchte. Dann braucht’s natürlich auch keine Gegenargumente.
Stimme auch überhaupt nicht zu, dass man Dinge nur an deren eigener Zielsetzung messen sollte.

Hab auch lediglich festgestellt, dass der Wahl-O-Mat schon ein gutes Vorwissen benötigt um zu einem vernünftigem Ergebnis zu kommen.
Bis auf die manchmal schwammig formulierten Thesen sollte das gar keine Kritik am Wahl-O-Mat sein. Denke trotzdem relevant, da ich schon ab und zu mitbekomme, wie der Wahl-O-Mat als Wunderwahlhelfer für Politikfaule empfohlen wird.

Hat auch niemand dem Wahl-O-Mat Bedeutung abgesprochen, im Gegenteil der Themenersteller hat ja gerade Angst, dass, wie bei ihm, Nutzern die „falsche“ Partei vorgeschlagen wird und die daraufhin ihre Wahlentscheidung ändern.
Bringt dann auch nichts das einfach auf die dummen Nutzer zu schieben, denn natürlich hat der Wahl-O-Mat die Aufgabe inhaltliche Übereinstimmungen möglichst genau festzustellen auch und gerade bei Nutzern, die vorher nichts mit Politik am Hut hatten. Ursprünglich war der Wahl-O-Mat ja vor allem als Wahlhilfe/-ermutigung für junge Erstwähler gedacht.

Gedacht ist übrigens, das man die Thesen ohne Fachwissen versteht.
Überaus jung sind die Nutzer auch nicht mehr. Laut bpd sind zwei Drittel über 30.

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Dankeschön für das tolle Feedback! Wir freuen uns auf weiteres Feedback, sobald die App ausprobiert wurde! :slight_smile:

Dass ich keine Gegenargumente hören möchte, kann ich so für mich nicht erkennen. Ich habe weiter oben ausgeführt, wie sinnvolle Kritik aus meiner Sicht geübt werden kann. Sie sollte u. a. plausibel, gegenstandsadäquat und gut begründet (logisch, stringent etc.) sein, mit transparenten Kritierien und Maßstäben. Ich kann Andreas Scheuer z. B. nicht wirklich vorwerfen, schlechte Gesundheitspolitik zu machen, könnte ihm aber vorwerfen, zu wenig für eine Verkehrswende zu tun und nicht (mehr) in den Schienenverkehr zu investieren.
Ich fühle mich auch nicht in der Position, den Wahl-O-Mat um jeden Preis verteidigen zu müssen. Er hat definitiv Schwächen; für mich überwiegt allerdings eindeutig der Nutzen.

Dann finde ich aber nicht, dass man dies dem Wahl-O-Mat (allein) zurechnen kann, wenn jemand seine Entscheidung ändert (Stichwort u. a.: Präferenzen). Es ist bei mir bspw. schon einige Male vorgekommen, dass Parteien ganz links und ganz rechts des politischen Spektrums relativ große Übereinstimmungen in einigen Themenfeldern hatten. Die Begründung indes, die ich am Ende einsehen kann, war natürlich diametral verschieden. Weiterhin fehlt mir hier wirklich die Empirie, um darüber sinnvoll diskutieren zu können. Mich überzeugt eben nicht, wenn man sagt: „Bei mir (und zwei, drei Freunden, Bekannten vielleicht) ist das so, also muss oder könnte es bei allen anderen auch so sein und deswegen ist es ein Problem (also am besten verbieten).“ Ich hielte es für falsch, den Menschen an diesem Punkt so wenig zuzutrauen. Und eine Gefahr für die Demokratie kann ich schon gar nicht erkennen.

Da widerspreche ich überhaupt nicht. Dann wäre meine Frage aber, wo bzw. bei welchem Tool das anders ist. Gibt es ein Tool oder was auch immer, das so voraussetzungsarm ist, dass man in diesem Themenfeld (Politik und Wahlen) zu einem vernünftigen Ergebnis kommt? Man sollte den Wahl-O-Mat als ein Instrument neben vielen anderen verstehen, vergleichbar mit dem „Schweizer-Käse-Modell“.

Im besten Fall, also wirklich im Idealfall, würde man mehrere Schleifen mit dem Wahl-O-Mat drehen, quasi als Iteration, um das Ergebnis zu verfeinern. Ich selbst habe – gerade bei den landespolitischen Themen und Thesen – gar nicht so oft eine verfestigte Meinung, Präferenz oder das Hintergrundwissen, um für mich eine gut begründete Entscheidung zu treffen. Dann setze ich mich, wenn es mich interessiert, mit dem Thema mehr auseinander und ändere dann mein Abstimmungsverhalten. Klar, dafür braucht man Zeit, Muse usw., weshalb diejenigen, für die eine Nutzung durchaus sinnvoll wäre, quasi ausgeschlossen werden.

Gut, aber wo ist das Problem? Wenn man hinsichtlich der Altersstruktur der Wahlberechtigten bedenkt, dass die über 60-Jährigen doppelt so viel Einfluss wie die unter 30-Jährigen haben, bildet das eigentlich ziemlich genau einen repräsentativen Ausschnitt ab („Gerontokratie“ und so…). Diejenigen, die zu einer Bundestagswahl gar nicht wählen dürfen, also die unter 18-Jährigen, werden mit Sicherheit nicht den Wahl-O-Mat ausprobieren – Wo wird dann wieder bei einem Thema wären, das hier im Forum auch intensiv und kontrovers diskutiert wurde.

30-40 Fragen reichen bei weiten nicht aus, um eine ordentliche Wahlentscheidung zu treffen. Als ich den Wahl-O-Mat das erste mal benutzt habe, stand zum Beispiel ganz oben die AFD. Die AFD ist von meiner Meinung eigentlich ganz weit entfernt, was die Begründung auch gezeigt hatten (Bei letzten mal war die AFD z.B. auf dem letzten Platz). Präzisere und weitere Fragen hätten das Problem wahrscheinlich behoben.
Der Wahl-O-Mat hat aber noch ein zweites Problem, zumindest war das in der Vergangenheit so: Wenn man bei einer Frage „neutral“ angeklickt hat, oder die Partei hat „neutral“ angeklickt, dann wurde die Frage NICHT gewertet. Auch dann nicht, wenn man das Thema mit doppelter Wertung einfließen ließ, weil es einem besonders wichtig ist. Damit kann man als Partei die unschönen Themen bei Seite schieben. Das hatte z.B. die CDU bei der Europa-Wahl (?, bin mir nicht ganz sicher) gemacht. Alle Klima-Fragen waren mit neutral beantwortet. Insgesamt waren von den rund 40 Fragen rund 10 mit neutral beantwortet. (ungefährer Schätzwert, Zahlen aus dem Gedächtnis entnommen, ist schon ein wenig her).
Das sinnvollst was ich an dem Wahl-O-Maten sehe ist, dass er mir eine Idee gibt welche Partei ich mir näher anschauen sollte.

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In der von der hhu durchgeführten Umfrage zum Wahl-O-Mat Bundestagwahl 2017 geben 6,6% von den Befragten mit klarer Position an, dass der Wahl-O-Mat ihnen eine gegensätzliche Partei ausspuckt.

Das können aber auch persönliche Präferenzen sein, find ich nicht grundlegend bedenklich. Trotzdem ist das ein Punkt den die Macher des Wahl-O-Mat sicher im Auge haben und nicht einfach abtun sollten.

Muss es so ein Tool denn geben? Find ich zumindest nicht. Wer sich nur 'ne Stunde Zeit pro Wahl nimmt muss meinetwegen auch nicht wählen gehen. Ansonsten hab ich ja geschrieben wie ich empfehlen würde eine Wahlentscheidung zu treffen, ohne sich mit vielen Themen auseinanderzusetzen.

Aber nochmal falls es wirklich nicht angekommen ist, das heißt doch nicht, dass ich den Wahl-O-Mat verbiete möchte. Ich glaub einfach dass er für diese eine Aufgabe nicht gut geeignet ist.

Es hat auch sonst niemand geschrieben man sollte den Wahl-O-Mat verbieten.

Hab überhaupt nicht geschrieben, dass das ein Problem ist?

In den Umfragen, die Du selbst verlinkt hast, wird zwischen (Nicht-)Wahlberechtigten unterschieden. Spielt zwar keine Rolle aber sind so 3-4% der Nutzer.

Echt das geht? Weißt aber dass das überhaupt nicht die Zielsetzung von Scheuer war. Man sollte sich schon erstmal informieren bevor etwas zum Thema geschrieben wird. Die Kritik läuft ins Leere.
(SARKASMUS)

Die Partei, die ich meistens wähle, hat ein Programm, dessen Inhalte auch gern von der Konkurrenz übernommen werden. Wie die Gewichtung dort dann aber in echt ist und ob bestimmte Programminhalte am ehesten in Realpolitik umgesetzt werden, ist ja immer so eine Frage… Aus meiner Parteiarbeitserfahrung spielt der Wahl-O-Mat bei der Programmgestaltung keine Rolle. Er ist aber ein großartiges Mittel für Mitglieder, sich in der richtigen Partei zu Hause zu fühlen und die richtigen Verbündeten zu kennen.

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