Ich höre die Lage schon sehr lange. Den Analysen von Philip und Ulf stimme ich meist zu. Auch die Kritik an den Tech-Giganten teile ich.
Mich macht es aber stutzig, wie man - wie in der aktuellen Episode - vor Google, Microsoft und Co. warnt und gleichzeitig im nächsten Themenblock Instagram in eigener Sache bewirbt. Instagram ist wahrscheinlich eine der schlimmsten Plattformen, sei es Sucht für Kinder/Teenager, sei es die Datensammlung usw. Man wirbt für Open Source, Open street maps etc., lockt dann aber User aktiv auf Instagram? Insgesamt sehr inkonsequent, …
Ich denke, das Problem ist, dass es keine richtige Alternative gibt. LDN ist ggf. auch noch auf X?
LDN ist aber auch bei Mastodon zu finden, ist nur nicht so verbreitet. Könnte man mal Werbung für machen, sofern es da keine Probleme mit gibt.
Bei der Kritik an Google etc. ging es zudem darum, dass die Bundeswehr hier Software einkaufen möchte, das ist ein anderer Kontext.
Wenngleich natürlich SM zu kritisch zu sehen ist, das stimmt ja.
Am Ende wieder die Diskussion: SM boykottieren oder auf SM sein, um noch (vernünftige) Inhalte im zu verbreiten.
Sie haben ja auch für Signal statt WhatsApp geworben. Jeder User, der zu den Trump-Loyalen Tech-Konzernen gespült wird, ist einer zu viel. Man müsste aus meiner Sicht erstmal eine (transparente) Analyse machen, was Instagram wirklich für einen Impact auf die Lage hat. Erst danach kann man beurteilen, ob sich die Arbeit dort rechnet.
Zum Argument der „sinnvollen Inhalte“. Ich fande dieses Argument schon immer naiv. Als ob die Enduser die Entscheidungen der Tech-Monopole beeinflussen könnten. Wir sehen es unter Trump: So schnell kann man gar nicht bis drei zählen, wie sie alle eingeknickt sind. Wer diese „social Media“ Plattformen nutzt, unterstützt nur sich und die Konzerne, so ehrlich sollte man schon mit sich sein.
Social Media ist grundsätzlich kritisch zu sehen. Auf Mastodon ist einfach eine andere Klientel unterwegs, was natürlich den Umgang auf der Plattform beeinflusst. Sobald eine Commuinty aber eine gewisse kritische Masse erreicht hat wird sie Menschen mit gewissen Interessen, zum Beispiel finanzieller oder politischer Natur, anziehen.
Vernünftige Inhalte verbreiten ist natürlich ein nobler Dienst, aber leider tausendfach aufwändiger als das Herausschleudern von KI-generiertem Bullshit. Mit der Plattform, auf der das stattfindet hat das aber primär nichts zu tun. KI-Contend mit Hintergedanken könnte auch auf Mastodon ausgespielt werden, wenn es sich für irgendwen lohnt. Es käme dann zu einem Wettrüsten mit Maßnahmen und Gegenmaßnahmen.
Staatliche Organisationen und Instanzen wie die Lage oder andere faktenbasierte Contend Creator sollten meiner Meinung nach Meta, TikTok und Co. trotzdem meiden. Ihre Präsenz auf den Diensten trägt nur zu deren Beliebtheit und Nutzerzahl bei und hilft den Betreibern der Plattformen. Die Betreiber haben einfach ein großes Interesse, nicht an Wahrheiten und Aufklärung, sondern an Streit und „Engagement“.
Open Source Plattformen haben vielleicht den Vorteil, dass niemand finanziell profitiert. Inwieweit sich dieses Modell aber skalieren lässt ist fraglich. Ist eine Moderation in großem Stil überhaupt machbar?
In der Lage ging es allerdings um eine Zusammenarbeit der Bundeswehr mit Google, Microsoft ect.
Diesbezüglich habe ich mir schon immer die Frage gestellt wie schwierig es sein kann ein Linux-Basiertes Betriebssystem zzgl. benötigter Software für Regierungen (europaweit?) bereitzustellen anstatt den Tech-Giganten die Milliarden in den Rachen zu werfen.
Ich sehe die Rolle sozialer Medien im öffentlichen Diskurs ebenfalls kritisch. Wenn Algorithmen bestimmen, welche Beiträge wann an wen ausgespielt werden, stellen sich viele Fragen:
Nach welchen Regeln werden Beiträge ausgewählt und ausgespielt?
Wer entscheidet über diese Regeln?
Welche Zielsetzungen liegen zugrunde? Welche Rolle spielen Faktentreue, Ausgewogenheit, Meinungsvielfalt und Anstand? Und welche Rolle spielen Gewinnmaximierung, Stimmungs- und Meinungsmache?
Wie transparent sind die Regeln?
Welche gesetzlichen Anforderungen müssen sie erfüllen?
Ich staune immer noch, wie selbstverständlich es geworden ist, dass Fernsehsender, Zeitungen, Parteien und andere Akteurinnen und Akteure des öffentlichen Lebens sich auf WhatsApp, Facebook, Instagram, YouTube und anderen Plattformen tummeln, als würde es sich nicht um privatwirtschaftliche Quasi-Monopole aus dem Ausland handeln, die zum Teil hochproblematische Ausspielungsstrategien pflegen, sondern um neutrale öffentliche Infrastruktur.
Das Dilemma ist wahrscheinlich: Wer mitmacht, adelt die Kloake. Wer nicht mitmacht, überlässt sie sich selbst. Was dagegen hilft, sind meines Erachtens Standards: Wenn Plattformen ab einer bestimmten Größe ihre Ausspielungsalgorithmen offenlegen und Standards erfüllen müssten – zum Beispiel Faktentreue, Ausgewogenheit und Meinungsvielfalt –, dann würde sich das Geschäftsmodell ändern: Die größten Aufreger und besten Echokammern wären nicht länger das Maß aller Dinge.