Hello, seit ein paar Jahren schon, bin ich passionierter LdN Hörer und habe kaum Folgen verpasst.
Seit ein paar Monaten arbeite ich in meinem ersten Job bei einer jungen dynamischen Firma in München, die im Bereich der Verstromung von Abwärme tätig ist (überwiegend im Bereich von kleinen Anlagen). Anwendungen können Zement-, Stahl-, und Glaswerke sein, Gasmotoren, Geothermieanlagen oder große Containerschiffe. Mir selbst war das Thema vor meinem Berufseinstieg weitestgehen unbekannt, nun bin ich jedoch davon total begeistert. Wir sprechen ständig davon, wie wir den Resourceneinsatz verringern können, selten jedoch aber wie wir das täglich ungenutzte Potential von Abwärme effizient zur Erzeugung von grünem Strom verwenden könnten. Da ihr bisher (meines Wissens nach) noch nie darüber berichtet habt, dachte ich es könnte vielleicht einmal interessant sein, das Thema aufzugreifen (mir geht es dabei explizit nicht darum für meinen Arbeitgeber Werbung zu machen, sondern einfach nur Bewusstsein für die Thematik zu schaffen).
Falls dies von Interesse ist, kann ich gerne einige Informationen zusammen stellen.
Liebe Grüße aus München
Sebastian
Nur über ORC zu reden fände ich schon etwas speziell. Zumal die Technik an sich nichts Neues ist und die geringe Bekanntheit vermutlich auch damit zu tun hat, dass sie nur für Nischen passt und die bescheidenen Wirkungsgrade zusammen mit den hohen Investkosten zu überschaubarer Wirtschaftlichkeit führt.
Die Idee an sich über Innovationen in der Energietechnik zu reden finde ich grundsätzlich für gut. Da findet man sicher Leute die einen guten Überblick haben, z.B. beim Forschungszentrum Jülich. Und ORC könnte man mit erklären
Ich bin zwar nicht bei Climeon, aber die Technologie ist genau die Gleiche. Und ich bin da zwar definitiv voreingenommen, aber ich finde es auch sehr interessant:D
Ja, ich stimme dir zu, dass es nicht unbedingt spannend ist nur über ORCs zu reden. Das hatte ich auch gar nicht vorschlagen wollen. Allerdings finde ich durchaus die Perspektive spannend, dass man mittlerweile auf kleinen Skalen Wärme ab 80°C verstromen kann - und das durchaus mit wirtschaftlichen Business Cases!
Ja, ORCs haben geringe Wirkungsgrade, aber 10% bis 15% sind auch nicht schlecht (und sogar deutlich besser als nichts), wenn man bedenkt, dass heute an vielen Stellen Abwärme ungenutzt in die Atmosphäre geleitet wird.
Auf der einen Seite ist das sicherlich positiv, wenn Abwärme auf diese Art „zweitverwertet“ und nicht einfach ungenutzt in die Atmosphäre entlassen wird. Aber andererseits kann man imho kaum von „grünem Strom“ sprechen, wenn die Abwärme bei Prozessen unter der Verbrennung von Kohle, Erdgas oder Schiffsdiesel entsteht. Das ist dann eine Effizienzsteigerung bzw. eine Verbesserung des Wirkungsgrads bei der Verfeuerung von Kohle/Gas/Öl. Nicht mehr und nicht weniger.
Die dann aber den Strom zumindest etwas grüner macht. Also die CO2/kWh des Strommixes ein wenig näher Richtung 0 verschiebt
Bin auch letztens auf diese Technologie gestoßen (auch wenn sie nicht neu ist) und finde sie sehr interessant. Ich habe mich gefragt, warum denn viele Biogasanlagen, die derzeit BHKW nutzen und in den meisten Fällen viel Abwärme an die Umgebung abgeben, keine ORC Anlage haben? Ab wann amortisiert sich sowas denn?
Das hängt natürlich ganz stark von dem Preis des Stroms ab, der dann nicht mehr vom Netz bezogen werden muss bzw. von dem Preis, der für die Einspeisung gezahlt wird. Ich weiß, dass ab 500 kW (thermisch) und mindestens 80°C (was bei BHKWs ja der Fall ist) Amortisationszeiten von unter 10 Jahren erreicht werden können. Bei höheren Temperaturen und 2000 kW (thermisch) kommt man je nach Anwendung schnell in den Bereich < 5 Jahre.
Bei Anlagen die deutlich kleiner als 500 kW (thermisch) sind, ist es leider schwierig mit den aktuellen Strompreisen einen wirtschaftlich sinnvollen Case zu schaffen.
So ähnlich kenne ich die Eckpunkte auch. Bei 10 Jahren investiert die Industrie halt nicht. Und 500 kW thermische Abwärme bedeutet 2 MW Anlagenleistung oder noch von viel mehr. Das sind schon große Anlagen.
Wenn man die Anlagen eine 10er Potenz verkleinert, dann kämen viel mehr Anwendungen dazu
Dr Volts ist ein Podcast, der sich ausschließlich mit diesen Themen beschäftigt und detailliert rein-nerdet. Empfehlung!
Oh cool, danke dir. Da muss ich mal reinhören
Naja, moderne BHKWs haben thermische und elektrische Wirkungsgrade von jeweils über 40%. D.h. es reichen gut und gerne Anlagen ab 1,2 MW. Ja, das sind jetzt keine ganz kleinen Anlagen, aber schon noch im unteren mittleren Leistungsspekrum. Außerdem kann man mehrere Anlagen kombienieren, wenn diese in der Nähe voneinander stehen.
Was ORCs für die kleinen Anlagen betrifft: da gibt/gab es auch Anlagen auf dem Markt, die auf diese Größenordnung ausgelegt sind/waren. Allerdings sind hier die spezifischen Kosten in €/kW leider meist zu hoch um bei aktuellen Strompreisen wirtschaftlich zu sein. Aber ja, es wäre schon cool, wenn man diese Abwärme wirtschaftlich sinnvoll erschließen könnte
Unterscheidet man das so?
KWh Gas / kWh Strom mag bei 40% liegen. Der elektrische Wirkungsgrad von Wellenleistung / Strom liegt garantiert > 90%.