Vermögensverteilung in Deutschland

Mich würde eure Meinung zur neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zur Vermögensverteilung und speziell zu den Vermögen der oberen 1 % interessieren. Zusätzlich wie man mit dem Befund der Studie umgehen sollte.
Link zum Artikel:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-07/vermoegensverteilung-deutschland-diw-studie-ungleichheit?cid=53407964#cid-53407964

Allerbeste Grüße
JoeVazy

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Hier mal noch ein paar „schnelle Fakten“ zur besseren Verdaubarkeit der Studie. Entnommen hauptsächlich aus einem Twitter-Thread von Marcel Fratzscher, einem der Mitherausgeber, der auch schonmal Gast in der Lage war…

  • Deutschland hat mit die höchste Ungleichheit bei privaten Vermögen in Europa
  • Kaum ein Land besteuert Einkommen auf Arbeit stärker und (Einkommen auf) Vermögen geringer als Deutschland
  • 10 Billionen € privates Nettovermögen in Deutschland
  • Obere 0,1% haben 20% des Vermögens. Obere 1% haben 35% des Vermögens. Untere 50% haben 5% des Vermögens
  • Hochvermögende halten 40% ihres Vermögens als Betriebsvermögen, 40% als Immobilien.
  • Untere 50% halten fast all ihr Vermögen in Geldanlagen und Autos
  • Hochvermögende sind männlich (70% Männer), mittleren Alters, ohne Migrationshintergrund, gut gebildet und selbstständig in Westdeutschland (nur 5% in Ostdeutschland)
  • Über die Hälfte des privaten Vermögens wurde durch Erbschaften und Schenkungen erzielt
  • Je höher die Erbschaft desto weniger Erbschaftssteuer wird bezahlt
  • Millionäre haben eine höhere Lebenszufriedenheit aber sind weniger zufrieden mit ihrer Freizeit

Auszüge aus dem Fazit von Marcel Fratzscher:

[…]
2. Es ist zumindest aus ökonomischer Sicht problematisch, dass über die Hälfte der privaten Vermögen nicht durch die eigenen Hände Arbeit erwirtschaftet, sondern durch Erbschaft und Schenkung erzielt werden.
3. Aus ökonomischer Sicht ist ein Steuersystem, das Arbeit weniger und Vermögen stärker belastet sinnvoll. Das gegenwärtige Steuersystem in Deutschland schafft Verzerrungen und Fehlanreize.
4. Das Kernproblem ist, dass in Deutschland mit ca. einem Drittel ungewöhnlich viele Menschen praktisch kein Erspartes haben. Das macht sie stark abhängig vom Sozialstaat und begrenzt ihre eigene Autonomie und Freiheit.
[…]
7. Es sollte hohe politische Priorität haben, gezielt die Vermögensbildung derer mit geringen und mittleren Einkommen zu unterstützen. Bessere Löhne und Arbeitseinkommen, stärkere Unterstützung für private Vorsorge und ein besseres Steuersystem sind drei zentrale Elemente.

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