Verkehrswende Paris - belastbare Fakten

Hi zusammen,

in den beiden anderen Diskussionsrunden werden eher die Bezüge auf Deutschland und die Kommentare der PariserInnen diskutiert.

Hier würde ich gerne die Frage aufmachen, wie sich das Leben der PariserInnen faktisch geändert hat.

  • Wie haben sich die Feinstaub-/ Abgas-/ Luftverschmutzungswerte verändert?
  • Wie haben sich die Zahlen der Verletzten und Toten im Straßenverkehr verändert?
  • Wie haben sich der Wegezeiten der StraßenverkehrsteilnehmerInnen verändert?
  • Wie hat sich die Verkehrswende auf den Lieferverkehr ausgewirkt?
  • Wie hat sich die Verkehrswende auf den Einzelhandel ausgewirkt?
  • Wie hat sich die Verkehrswende auf die Nachhaltigkeit ausgewirkt?
  • Wie hat sich die Verkehrswende auf die Mietpreise und den Immobilienmarkt ausgewirkt?
  • Wie hat sich der ÖPNV parallel entwickelt?
  • Wie hat sich die Verkehrswende in der Geldbörse der BürgerInnen bemerkbar gemacht?
  • Was waren die Auswirkungen auf den Tourismus?

Ich möchte hier gezielt von den „Wohlfühlargumenten“ (von denen ich persönlich schon voll überzeugt bin) wegkommen und die Diskussion zu Punkten führen, die hier in Deutschland immer wieder angebracht werden, um die Verkehrswende auszubremsen. Mit Paris als Beispiel könnten wir vielleicht einigen dieser Themen mit mehr Fakten begegnen.

4 „Gefällt mir“

Hier die Veränderung der Stickoxid Belastung

SZ Artikel

2 „Gefällt mir“

Zu diesen Fakten habe ich tatsächlich sowohl im Beitrag zumindest wenig in Erinnerung behalten als auch in den Shownotes wenig gefunden. Insofern finde ich den Thread eine gute Idee

Zu dem Thema findet man zumindest in den Shownote Quellen die Aussage [1]: „Nach Angaben des Atadtrates waren 2019 noch 400.000 Menschen im Großraum Paris einer hohen Stickstoffdioxid-Belastung ausgesetzt. Im Jahr 2023 lag die Zahl bei nur noch 5.000.“ Das allein, sagt m.E. wenig aus, aber in einer anderen Quelle habe ich folgende Aussage gefunden [2]: „Die Behörde Airparif veröffentlichte kürzliche eine Auswertung zur Entwicklung der Luftqualität in Paris. Dabei stellte sich heraus, dass die Feinstaubmenge in den vergangenen rund 20 Jahren um 55 zurückgegangenen sei und die Belastung mit Stickstoffoxid um 50 Prozent.“ Das ist glaube ich ganz gut greifbar.

[1]

[2]

4 „Gefällt mir“

Also wenn ich Gemini glauben schenke gibt es keine Statistiken zu deinen Fragen, abseits der offensichtlichen zur Luftqualität. Wäre aber auch verwunderlich wenn diese nicht besser geworden wäre. Abseits dessen muss man auch festhalten das Paris nicht 1 zu 1 übertragbar ist auf z.b. Essen oder andere Städte. Paris ist sowohl touristisch als auch was die Anziehungskraft angeht was komplett anderes, da es innerhalb von Frankreich eine ganz andere Stellung hat als selbst Berlin in Deutschland. Aber das Thema gehört dann denke ich wieder eher in andere Threads.

1 „Gefällt mir“

Hier in weiterer Beleg

Zu London gibt es auch was, dass der Einzelhandel profitiert hat.

Insgesamt halte ich persönlich die Diskussion für so ähnlich wie zur Wärmepumpe. Alles längst bekannt, aber: „bei uns ist das anders“

3 „Gefällt mir“

Erwähnenswert ist noch, dass die verkehrlichen Lärmemissionen abgenommen haben:

[D]as zeigen die Karten zur »nuisance sonore« von Bruitparif. Dennoch überschritt die Lärmbelastung für 73,6 Prozent der Pariserinnen und Pariser den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Wert im Jahr 2023 (87,4 Prozent in den Jahren 2012–2017). Also nach wie vor eine hohe Zahl trotz der Verringerung. […] Dass der Lärmschutz schon Wirkung zeigt, liegt einerseits daran, dass fast flächendeckend niedrigere Tempolimits eingeführt wurden und große Straßenachsen Fahrradwege anstelle von Fahrspuren erhielten (Rue de Rivoli, die Seine-Quais, der Boulevard de Sébastopol beispielsweise…). Außerdem wird ein leiserer Asphalt (»bitumen anti-bruit«) getestet, werden ältere Fahrzeuge sukzessive aus der Stadt verbannt, werden leisere Transportarten (mit Elektrofahrzeugen und Lastenrädern) gefördert und Schallschutzmauern an den größten Lärmquellen (»points noirs du bruit«) errichtet. Zudem erprobt Frankreich »Lärmblitzer«: Die Schallfallen, »Méduse« genannt, kombinieren Mikrofone mit einem klassischen Blitzer und fotografieren die Kennzeichen überlauter Fahrzeuge.

Gerade unter Gesundheitsapekten ist dies ein wichtiger Fortschtritt.

3 „Gefällt mir“

Was die Gefährdung im Verkehr angeht, unterliegt die Zahl der Verkehrstoten immer größeren Schwankungen, weil die Zahl für eine einzelne Stadt pro Jahr sehr gering ausfällt.

Daten für Paris liegen online von 2017 bis 2023 vor (vgl. „Accidentologie : base victimes“ auf Open Data Paris). Den frankreichweiten Unfallzahlen ist zu entnehmen, dass es in den Pandemiejahren 2020 und 2021 zu einem signifikanten Einbruch kam, weshalb diese hier nicht berücksichtigt werden können, da das Verkehrsgeschehen pandemiebedingt ein ganz anderes war. Nun lassen sich also die Durchschnitte der drei Vorpandemiejahre und der beiden Jahre, in denen die Pandemie keine verkehrsbeeinträchtigende Rolle mehr spielte, miteinander vergleichen:

2017-19:
Todesopfer: 31
Verletzte mit Krankenhausaufenthalt: 507
Leicht Verletzte: 5716

2022-23:
Todesopfer: 35¹
Verletzte mit Krankenhausaufenthalt: 371
Leicht Verletzte: 5220

¹ bedingt durch 38 Todesopfer im Jahr 2022, im Folgejahr lag der Wert wieder im Durchschnitt der Jahre 2017-19

Grundsätzlich kann man aber aus so kleinen Datensätzen nicht seriös abschätzen, wie sich die Verkehrswende, die erst seit Kurzem (seit 2020) massiv an Fahrt aufgenommen hat und ja Stück für Stück umgesetzt wird, längerfristig auf die Entwicklung von Unfallopfern auswirkt.

Dazu eine definitive Aussage treffen zu wollen wäre schlicht unseriös.

Dieses Problem gilt im Übrigen auch für die meisten anderen Bereiche, nach denen hier gefragt wurde.

Für viele Bereiche müsste man zudem erst mal definieren, was denn überhaupt der Maßstab sein soll. Z. B. „Lieferverkehr“, „Einzelhandel“, „Mietpreise [und] Immobilienmarkt“, „Geldbörse der BürgerInnen“, „Tourismus“, Entwicklung des „ÖPNV“ und „Nachhaltigkeit“.

Nehmen wir zunächst mal die ökonomischen Faktoren. Die hängen ja von so vielen Einflüssen ab, dass es mindestens mal schwierig werden dürfte, den relativen Randaspekt Verkehrswende-Maßnahmen sinnvoll statistisch zu isolieren.

Ein ganz einfaches Beispiel kann das, denke ich, illustrieren. Nehmen wir als Ausgangspunkt die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestiegenen Preise, der u. a. dazu führt, dass Menschen weniger Geld in der Tasche haben. Das kann sich nun auf verschiedene Weise auswirken. Die Konsumnachfrage kann gesunken sein, weil Inflationsangst um sich greift. Das würde den Einzelhandel beeinträchtigen und etwaige positive Effekte einer Verkehrswende, die man z. B. für Madrid festgestellt hat, derart überlagern, dass man gar keine Aussage mehr treffen kann. Eine weitere Folge könnte sein, dass Immobilienpreise steigen, weil mehr in ‚Betongold‘ als sichere Anlage investiert wird, und darüber hinaus die Mietpreise inflationsbedingt stärker steigen. Der Tourismus könnte, je nachdem, zu- oder abnehmen. Aufwertung von Paris als noch erschwingliches Nahziel oder Verringerung des Touristenaufkommens aufgrund von Urlaubsverzicht. Das Sonderereignis der olympischen Spiele mal außen vor.

Bei der ÖPNV-Entwicklung ergibt sich u. a. auch noch das Problem, dass ja z. B. die neuen Bahntrassen/-höfe usw. jahrelang im Bau sind. Die Ertüchtigung von Strecken führt zudem erst mal temporär zu Sperrungen u. v. m.

Selbst ein vermeintlich klarer Parameter wie „Wegezeiten“ ist letztlich nicht unproblematisch. Ist es z. B. ein Problem, wenn jemand eine Viertelstunde länger braucht, weil er mit dem Rad statt mit dem Auto fährt, aber dafür durch das Mehr an Bewegung langfristig gesünder bleibt?

Es sei noch angemerkt, dass es bei „Lieferverkehr“ und „Einzelhandel“ weitere überlagernde Effekte gibt, wie z. B. den Trend zum Online-Handel. Womit will man da überhaupt vergleichen? Es kann ja sein, dass dieser Trend in Paris stärker zunimmt als in anderen französischen Städten, weil die Beschäftigtenstruktur eine andere ist als in anderen Städten (mit und ohne Verkehrswende).

Allein solche Problematiken machen schon die Schwierigkeiten, die in vielen o. g. Fragestellungen liegen, deutlich.

40% weniger schwere Unfälle innerhalb von 10 Jahren

1 „Gefällt mir“

Wichtig wäre neben den Fakten aber auch was es an weiteren Maßnahmen gab und ein Vergleich wie sich die Werte an Orten verändert haben die nichts getan haben.

Denn:
Korrelation ist nicht gleich Kausalität

Reduktion von NOx oder Feinstaub kann durch weniger Verkehr bedingt sein, aber z.B. auch durch andere Faktoren wie Klima oder die Entwicklung der Autos (Stichwort Emissionsgrenzwerte), Weniger Unfälle können durch die Reduktion des Verkehrs aber auch durch Verkehrserziehung oder Umbau von Unfallschwerpunkten erreicht werden.

Für eine wirklich Faktenbasierte Analyse fände ich es daher interessant, wenn es auch Informationen darüber gibt inwieweit weitere Maßnahmen an einer Verbesserung der Gesamtsituation beteiligt waren.

Auch eine Frage wäre ob es Ausweicheffekte gab, z.B. indem der Verkehr im Stadtgebiet zwar abgenommen hat und damit auch Unfallzahlen, aber z.B. in Vororten dafür zu.

Mir geht es dabei ausdrücklich nicht darum Argumente gegen den Pariser Weg zu suchen, sondern den Weg in seiner Ganzheit bewerten zu können.

Allerdings auch darum die Werte im Vergleich zu anderen Städten zu sehen die hier weniger aktiv waren. Ich erinnere mich an Berichte nach der Einführung von Umweltzonen wo es Städte ohne Umweltzone gab die ähnliche Erfolge in der Reduktion von Emissionswerten hatten wie Orte mit Umweltzone weil doch der technologische Wandel einen größeren Einfluss hatte als die Umweltzone selbst.

Dass man einen Zwilling ohne Mobilitätswende bräuchte, um optimal vergleichen zu können, ist wohl unbestritten.

Aber wo soll man eine Stadt finden, die Paris hinreichend gleicht?

Ein Beispiel, das verdeutlicht, warum das bezogen auf Feinstaub-Emissionen so schwierig ist:

Tests an zwei der beliebtesten Mittelklassefahrzeuge haben gezeigt, dass die Feinstaub-Emissionen der neuesten Diesel-PKW auf mehr als das Tausendfache des Normalbetriebs hochschnellen können. Diese gefährlichen Emissionsspitzen entstehen durch die Reinigung der Dieselpartikelfilter im Fahrbetrieb und können sich augenblicklich schädlich auf das Herz auswirken. Die Filterreinigung kann auch im Stadtverkehr auftreten und für eine Fahrtstrecke von bis zu 15 km andauern, wird jedoch von offiziellen Emissionstests effektiv ausgeklammert.

https://www.transportenvironment.org/articles/feinstaub-ausstoß-neuer-diesel-pkw-emissionsspitzen-tests-1000-mal-über-normalbetrieb

Paris ist zwar die am dichtesten besiedelte Großstadt Europas, wo 2,1 Mio. Einwohner auf nur 105,4 km² kommen, eine kleinere Stadt mit kürzeren Querungsstrecken ist natürlich weit weniger von solchen exorbitanten Emissionsspitzen betroffen.

Aber selbst eine Großstadt mit vergleichbaren innerstädtischen Strecken wäre noch lange nicht das Gleiche.

Denn auch die stadtklimatischen Gegebenheiten müssten näherungsweise gleich sein.

Großstädte wie Paris sind Hitzeinseln (selbst in St. Pölten ist die „Innenstadt bis zu acht Grad wärmer als [das] Umland“). Tiefe Straßenschluchten aufgrund hoher Gebäude in Verbindung mit wenig größeren Freiflächen führen zu viel ‚stehender‘ Luft. All das beeinflusst auch Emissionsgehalte in der Luft.

Auch diese ortsspezifischen Gegebenheiten lassen sich sehr wahrscheinlich nicht in anderen Städten finden.

Am zielführendsten wäre da wohl ein virtueller Klon von Paris, in dem sich die Wirkungen mit und ohne Mobilitätswende modellieren und simulieren lassen.

1 „Gefällt mir“

Die in Paris ergriffenen Verkehrswende-Maßnahmen beschränken sich ja bei Weitem nicht auf die Einführung einer Umweltzone (Zone à Faibles Émissions). Abgesehen davon, dass die Umweltzone ganz Paris und sogar einige Vorstädte umfasst:


Es gibt also innerhalb von Paris überhaupt keine Ausnahmen.

Und die Vorstädte sind in vielerlei Hinsicht ganz anders strukturiert.

Dein Vorschlag hilft also schlicht nicht weiter.

Es gibt gleichwohl Studien, die wie folgt zusammengefasst werden können:

Kausale Zusammenhänge zwischen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und einer wirtschaftlichen Schlechterstellung des stationären Einzelhandels sind vor dem Hintergrund der vorliegenden Untersuchungen nicht belegbar. Eine bessere Aufenthaltsqualität und höhere Kundenfrequenzen führen in fast allen untersuchten Studien zu einer Stabilisierung bzw. Steigerung der Umsätze.

Die Inflation ist im Übrigen auch nicht überall in einem Land die gleiche.

Das Problem fängt ja schon damit an, dass bspw. die Anteile an Mietenden unterschiedlich sind. Wenn in Paris etwa mehr Mietende leben, die zudem noch einen höheren Anteil ihrer Erwerbseinkommen an Mieten zahlen, verringert sich das zur Verfügung stehende Haushaltseinkommen nach Abzug der Miete deutlich stärker für einen größeren Teil der Bevölkerung, wenn die Mieten aufgrund externer Faktoren (s. o.) stärker steigen. Dementsprechend wirkt eine entsprechende Mietsteigerung dann in Paris stärker konsumdämpfend (unter sonst gleichen Bedingungen). Wenn dann auch die Mieten der Gewerbetreibenden entsprechend betroffen sind, dann ‚erzwingt‘ das wiederum höhere lokale Einzelhandelspreise. Usw.

Es geht ja nicht unbedingt um einen exakten Vergleich. Wenn aber z.B. bestimmte Werte auch in Städten deutlich rückläufig sind, die keine deutlichen Maßnahmen in Sachen Verdrängung des Autos ergriffen haben, dann könnte man daraus recht gut abschätzen, dass es andere Faktoren gibt die für eine Reduktion verantwortlich sind.

Das reicht nicht für einen exakten Vergleich, aber es reicht dafür, dass man ein deutliches Indiz dafür hat, dass man sich in diesem oder jenen Aspekt auch andere Effekte ansehen muss.

Um ein Beispiel zu geben: In Deutschland wird ja gerne das Beispiel 365 € Ticket in Wien als Musterbeispiel für eine gelungene Maßnahme genannt um große Mengen vom Auto auf den ÖPNV umzulenken.
In der Realität sieht es aber so aus, dass dies nur die Spitze an Maßnahmen war. Laut vielen Forschern waren die tatsächlich wichtigeren Punkte aber allen voran eine Verdichtung des Netzes und des Taktes sowie zudem eine Intensivierung der Parkraumbewirtschaftung wodurch die Kosten bei Nutzung des Autos auch spürbar wurden.

Und statistisch kann man zumindest in Größenordnungen schon erfassen ob in Paris ausschließlich bestimmte Maßnahmen für eine Veränderung von Werten verantwortlich sind oder auch andere Effekte.

Tatsächlich könnte man nicht mal mit einem Klon exakt Vergleichen, weil schon wenn in dem Fahrradfreundlichen Ort sich vermehrt Menschen ansiedeln die auch das Fahrrad nutzen während sich in dem Autofreundlichen Klon Autofahrer ansiedeln, dann hätte man auch schon ein Bias welches verzerrt.

Es geht also gar nicht um exakte Vergleiche sondern um eine Abschätzung welche Effekte es noch gibt. Wenn überall der Feinstaub um 20% zurückginge, in Paris dagegen um 30%, dann müsste man z.B. in Frage stellen ob wirklich die kompletten 30% auf die Maßnahmen zurückzuführen sind die Paris ergriffen hat.

Ich hoffe tatsächlich, dass hier auch Wissenschaftler versuchen die realen Effekte und Ursachen ausfindig zu machen, da es ja für Städte wo der politische Wille zur Veränderung nicht so groß wäre auch schon sehr positiv ist wenn zumindest weniger starke Maßnahmen die aber großen Nutzen bringen umgesetzt werden würden.

2 „Gefällt mir“

https://www.airparif.fr/surveiller-la-pollution/les-emissions
NOx emissionen haben sich seit 2005 halbiert
AirParif macht auch Inventare für CO2 und diese Emissionen sind auch deutlich zurück gegangen. Untersuchenungen finden im Rahmen des EU Projekts ICOS Cities statt. ICOS Cities | ICOS
In diesem Projekt wird auch in München gemessen: Wie Forscher die CO₂-Verschmutzung in München messen - München - SZ.de

2 „Gefällt mir“

Moin. Ein kurzer Kommentar zur Verkehrswende in Paris. Das ganze hat natürlich auch Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen aus Paris, die seit Jahren rückläufig sind. Paris ist Pilotstadt in einem großen EU Forschungsprojekt, in den ausgetestet wird, wie man die Treibhausgasemissionen aus Städten messen kann.

Auch wenn alle mittlerweile den Klimaschutz vergessen, Paris tut es nicht.

2 „Gefällt mir“

Tolles Projekt!

Danke für den Beitrag.

Dass es auch andere Faktoren gibt, die sinkende Werte von irgendwas herbeiführen können, ist unstrittig.

Dennoch kann, um in deinem Beispiel zu bleiben, die „Verdrängung des Autos“ aus den Städten aus vielen weiteren Gründen richtig sein, auch wenn sich der Rückgang bei Faktor X nicht ausschließlich oder auch nur vorrangig darauf zurückführen ließe.

Doch bisher haben die Verfechter des Status quo ja nicht mal Evidenz für einzelne Faktoren erbringen können, um zu zeigen, dass eine Mobilitätswende sinnlos ist.


Kleiner Nachklapp noch zur Verkehrswendevorreiterstadt Hannover:

Lesenswertes noch anbei:

Die Umsetzung von konsequenten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen wird in deutschen Städten immer populärer. Zugleich wachsen die Gegenstimmen. Ein vielgenanntes Argument ist, dass der Verkehr durch die ergriffenen Maßnahmen nicht abnimmt, sondern das benachbarte Straßennetz zusätzlich belastet. Dieses Difu Policy Paper liefert hierzu empirisch belegte Befunde aus zahlreichen nationalen und internationalen Projekten, die zeigen, dass diese Befürchtung nicht eintritt.

Das ist doch unstrittig.

Wir reden hier aber nunmal von Fakten und zu Fakten gehört eben nunmal auch die Analyse ob eine Maßnahme auch der Grund für einen Veränderung ist oder nicht.

Bei Dingen wie der Krininalitätsstatistik im Hinblick Migration wird ja völlig zurecht auch immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Korrelation noch lange keine Ursache belegen kann.

Ich will hier nur darauf hinaus, dass einfach irgendwelche Werte zu posten ohne diese wenigstens in einem Kontext zu setzen (Vergleich zu anderen Werten) weit weg ist von „belastbaren Fakten“.

Edit:
Das gleiche gilt natürlich auch andersrum. Wenn wie in meiner Heimatstadt der moderate Umbau der Straßen (3 bis 5 Parkplätze entfielen zugunsten einer beidseitigen Befahrbarkeit für Räder einer Einbahnstraße) durch Verweis auf den Rückgang des Einzelhandels schlecht geredet wird, obwohl der Einzelhandel aufgrund altersbedingter Schließungen sowie kurz zuvor erfolgter Schließung von Bankfilialen zurückgegangen ist, dann ist das genauso wenig Faktenbasiert, auch wenn der Rückgang des Einzelhandels natürlich real ist.

Autoverkehr verursacht Emissionen. In Paris ist der Autoverkehr deutlich und sichtbar auf einen Bruchteil reduziert worden. In diesem konkreten Beispiel zu fragen "Korrelation heisst nicht Kausalität - ist die Reduzierung des Autoverkehrs wirklich der Grund für die Verbesserung der Luftqualität ? " scheint mir in diesem konkreten Fall ziemlich unpassend zu sein.
SZ Artikel

2 „Gefällt mir“

Es geht nicht darum ob es überhaupt eine Rolle spielt, sondern ob ein Wert, z.B. Reduktion um 50% voll einer bestimmten Maßnahme zuzuschreiben ist oder eine Kombination aus verschiedenen Effekte ist.

NOx und Feinstaub z.B. werden ja auch nicht nur von Autos erzeugt

Und Unfälle finden oft an bestimmten Stellen überproportional häufig statt und oft gar nicht zu den Zeiten mit dem meisten Verkehr.

Es kann also sein, dass eine Reduktion von Unfällen an einem Unfallschwerpunkt nicht der reduzierten Zahl der Autos zuzuschreiben ist sondern einer baulichen Veränderung dieser Stelle.

Wenn man also ganz konkret von Paris lernen will insbesondere welche Maßnahmen welche Effekte haben, dann muss man die Situation sehr viel differenzierter betrachten als einfach zu sagen weniger Autos resultieren in x% weniger Unfälle.

Edit:
Ein passender Vergleich wären auch die Coronamassnahmen. Während sowohl Befürworter der Maßnahmen als auch Gegner Zahlen finden die ihre Sichtweise auf den ersten Blick ganz klar bestätigen zeichnet die Wissenschaft mit ihrer differenzierten Betrachtung dann schon wieder ein sehr viel besseres Bild aus dem hervorgeht, dass viele Maßnahmen immer in einem Gesamtkontext gesehen werden müssen.

Wenn wir einfachen einen Wert nehmen und als Fakt darstellen, dann sagt der nächste, „aber in Stadt XY konnte im gleichen Zeitraum Feinstaub noch mehr reduziert werden ohne Maßnahmen“ und dann?
Dort würde dann ja auch berechtigterweise die Antwort kommen, dass es auch noch andere Ursachen gibt und die Reduktion noch höher hätte ausfallen können, hätte man auch dort den Verkehr reduziert.

Deshalb stelle ich mir unter belastbare Fakten etwas anderes vor als einfach eine Zahl Vergleichswerte und Einordnung.

Gleichwohl gibt es ja für bestimmte Parameter Studien aus anderen Städten, die z. B. verkehrsberuhigte und nicht verkehrsberuhigte Bereiche miteinander vergleichen und zu entsprechenden Ergebnissen kommen.

Sich auf Paris als Modellstadt zu versteifen ist nicht zielführend.

Empirische Daten und Studien liegen hinreichend vor.

Und du glaubst die AfD oder die CSU sind an wissenschaftlichen Fakten interessiert? Die stellen sich einfach hinter dem Auspuff und sagen da kommt bessere Luft raus als es im Schwarzwald gibt.
Akademisch betrachtet betrachtet mag man sicher wissen wollen, ob der Rückgang von 40 oder 50% vom Auto kommt