USA: Entsenden anteiliger Wahlleute

Könnte ein Bundesstaat in den USA nicht auch einfach „entscheiden“ (nach welchem Format auch immer), statt alle Wahlleute für eine:n Kandidat:in zu entsenden, diese wirklich anteilig an dem Wahlergebnis zu entsenden?

Positiv gesehen könnte das eine Änderung von Bundesstaat zu Bundesstaat in Gang setzen, die dann mehr oder weniger das Popular Vote besser abbildet.

Negativ gesehen, würden die Bundesstaaten das wahrscheinlich nicht machen wollen, weil sie dann immer zu nah an 50:50 dran sind und damit quasi fast aus der endgültigen Wertung herausfallen würden.

Traurig dieses System und wahrscheinlich wird es sich niemals ändern…

Ja, können sie. Aber wie du schreibst, ist es für Bundesstaaten streng genommen ein Vorteil, als Swing-State angesehen zu werden, da dann dort mehr Geld ausgeschüttet wird im Wahlkampf.

Deshalb ist dieser Interstate-Compact eine gute Idee: Er ist so gestrickt, dass er einem Staat, der ihn beschlossen hat, erst dann Nachteile beschert, wenn er allen anderen Staaten dieselben Nachteile bringt, nämlich, dass es keinen Anreiz mehr gibt, speziell in dem Staat Wahlkampf zu machen, sondern nur noch Anreiz, pro Wähler landesweit dasselbe Geld zu investieren, um möglichst viel Stimmen zu kriegen.

Es gibt zwei Staaten, die ihre Wahlleute aufteilen, wenn auch nicht strikt nach Stimmenverteilung. (Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es darum, wer bestimmte Distrikte gewinnt.)

  • Maine
  • Nebraska

Beide nicht besonders viele Wahlleute, aber immerhin. Also ja, können Staaten entscheiden.

Ja, die Bundesstaaten sind relativ frei darin, zu entscheiden, wen sie entsenden und diese Wahlleute sind auch theoretisch frei in ihrer Wahl in der Versammlung. Einige Staaten (Maine, Nebraska) entsenden zwei Wahlleute nach staatsweitem winner takes it all und den Rest, je nachdem wer im entsprechenden Wahlbezirk vorne liegt.

Genau das ist der Grund, warum Staaten überhaupt erst winner takes it all eingeführt haben, um die Bundespolitik sich um diese Staaten zu kümmern.

Ein wichtiger Punkt ist, dass das electoral college geschaffen wurde bevor es bundesweite Parteien gab und in einer Zeit in der sich die Menschen dort eher als Bürger ihres Staates gesehen haben und weniger als US-Amerikaner. In den frühen Wahlen standen auch nicht die Presidentschaftskanditaten auf den Wahlzetteln, sondern die potentiellen Wahlmänner des jeweiligen Bezirks.

Mindestens ein Bundestaat tut das, hatten sie, glaube ich, in der Folge vor der Wahl erwähnt.

Ich denke, ein Problem wäre hier auf jeden Fall, dass Staaten keinen Anreiz haben, das zu ändern. Rep. dominierte Staaten würden niemals das System so ändern, dass ihnen Nachteile entstehen. Das wäre ja - mit Blick auf den Popular Vote, bei dem in den letzten 20 Jahren wohl nur ein mal der rep. Kandidat vorne lag - dann hier so.

Ach ja, es ist schon ein ziemlich schräges System. Hat nicht nur Vorteile, wenn man sich auf Traditionen und hunderte Jahre alte Regeln berufen muss/will.