Update zur Luca-App

Ja, auch ich würde das Thema gern nochmal in der Lage besprochen sehen.

In der Tat sind eine ganze Reihe kritischer Schwachstellen aufgetaucht, so dass der Eindruck entsteht, die Entwickler bzw. Betreiber wären nicht in der Lage, auf Ihr ihr Sicherheitsversprechen hin „zu liefern“. Wer die Diskussion hier aufmerksam mitließt, wird wissen, dass ich ein Befürworter einer solchen Lösung bin. Aber an dieser konkreten Lösung haben ich erhebliche Zweifel und mir ist es schleierhaft, wie 13 Landesregierungen für mehr als 20 Mio. Euro so ein unausgegornes System lizenzieren konnten. Das zeigt wieder, dass der deutsche Staat nicht über die notwendigen IT-Kompetenzen verfügt …

Zur Stellungnahme der 70 Sicherheitsforscher. Diese fordern, dass solch eine Lösung vier Kriterien genügen muss: Zweckbindung, Transparenz, Freiwilligkeit und Risikoabwägung.

  • Wie die Betreiber schon richtig sagen, ist die Zweckbindung qua Gesetz (DSGVO) vorgeschrieben.
  • Transparenz ist mit der Veröffentlichung des Quellcodes ebenfalls gegeben. Die Ergebnisse der bisherigen Prüfung durch Dritte waren alles andere als schmeichelhaft für den Betreiber. Ob die identifizierten Schwachstellen einfach lösbar sind oder strukturell Defizite darstellen, habe ich bislang nicht herausfinden können.
  • Freiwilligkeit ist im Zusammenhang mit der Kontaktnachverfolgung kein sinnvolles Kriterium. Kontaktnachverfolgung braucht man nur deshalb, weil en Anteil der Bevölkerung unvernünftig oder egoistisch handelt (sonst würde ja eine automatische Risikokontaktwarnung der Corona Warn App ausreichen). Wenn man aber die Nutzung einer Lösung wie Luca unter Freiwilligkeit stellt, dann werden vor allem die Unvernünftigen sich entziehen. Dann kann man es gleich sein lassen.
  • Risikoabwägung: Was genau damit gemeint ist, weiß ich nicht. Ich vermute: Wenn man schon das mit fehlender Anonymität und zentraler Datenspeicherung einhergehende Risiko eingeht, muss größtmögliche Anstrengung für Datensicherheit aufgewendet werden und der daraus resultierende Nutzen entsprechend große sein. Ob Systeme wie Luca, wie immer wieder gehauptet wird, die Gesundheitsämter mit viel zu vielen Daten (und im Fall von Luca: Schrottdaten) überschwemmt, vermag ich auch nicht zu beurteilen.

Ging ja von Anfang an nicht darum, ob die App nun hilfreich ist oder nicht. Es ging nur um eine Begründung um Öffnungen zu rechtfertigen. Das war die Länder in Summe die 20 Mio. wert.

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Jenseits aller datenschutzrechtlichen Fragen habe ich mich immer schon gefragt, was der Mehrwert ist, wenn ich vom Gesundheitsamt persönlich erfahre, dass ich in der Philharmonie/Fußballstadion/Restaurant mit einem nun positiv auf COVID-19 getesteten saß - aber auch zahlreichen anderen.

Es wäre doch viel interessanter, über die Corona-Warn-App - sogar anonymisiert - zu erfahren, dass die Person zwei Stunden in meiner Nähe gesessen hat.

Das ist doch so offensichtlich, was übersehe ich?

Es ging einigen wohl darum den Leuten, die eine solche Warnung ignorieren würden, stärker auf die Finger zu sehen. Sozusagen Kontrolle durch das Gesundheitsamt. Ich halte dies für ein schwieriges und kompliziertes Unterfangen, denn wir haben ja auch bereits vor etlichen Monaten mitbekommen wie die Personaldecke bei den Gesundheitsämtern aussieht, insbesondere bei der Kontaktnachverfolgung.

Natürlich würde die Software unterstützend wirken, anrufen muss der Mensch aber dann immer noch selbst, und sicherstellen dass sich der Angerufene dann an die Vorgaben hält (was man ja bezweifelt) eben auch.

Wem ging es von Anfang an nur um ….

Also mir, der sich selbst ziemlich zum Thema engagiert hat, und vielen anderen, definitiv nicht. Uns ging es um ein von vielen Instrumenten, um die Inzidenz auf einem niedrigen Niveau halten zu können. Als Voraussetzung, dass man dann vielleicht wieder behutsam zu etwas wie dem Leben vor Corona zurückfinden könnte.

:man_facepalming:

Es geht um 2 Dinge:

  1. In Innenräumen ist es wg der Aerosole nicht die Nähe, sondern der Aufenthalt in einem Raum mit Menschen, der die Ansteckung inzidiert. Daher der cluster-basierte checkin via QR-Code, am Besten möglichst differenziert pro Raum, Waggon, etc ein QR-Code.
  2. Siehe hier:

Ja ok, das war dann doch etwas flapsig von mir beschrieben. Danke für die Erläuterung.

Wenn das Gesundheitsamt den Namen hat, kann es die Quarantäneanordnung offiziell verhängen. Ob sich die Leute dann daran halten, ist natürlich eine andere Frage, aber es hat schon einen anderen Wert als „nur“ eine Warnung über die CWA, das stimmt.

Ok, vielen Dank für die Erläuterung, das war vielleicht flapsig von mir. Aber natürlich wäre dann gerade bei großen (Indoor-) Veranstaltungen ein QR-Code pro Raum/Bereich unbedingt notwendig, denn sonst ist der Sinn ja überschaubar.

Eine Kombination aus beiden Funktionen wäre wahrscheinlich schon sehr gut. Bin gespannt, wie sich das entwickelt.

Zweifelhaftes Geschäftsmodell, mangelhafte Software, Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe: Der Chaos Computer Club (CCC) fordert das sofortige Ende der staatlichen Alimentierung von Smudos Steuer-Millionengrab “Luca-App”.

https://www.ccc.de/de/updates/2021/luca-app-ccc-fordert-bundesnotbremse

Evaluation durch die Stadt Weimar:

Die Ämter selbst wissen nicht, was sie mit der unbereinigten Datenflut anfangen sollen:
https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/landespolitik/sachsen-anhalts-amter-furchten-datenflut-durch-luca-app-1776945

Es gibt mittlerweile sogar einen Generator für gültige Luca-Codes:
https://wolf128058.gitlab.io/schmudo2go/

Ich frage mich, ob die Luca App nicht doch noch zu retten ist. Schließlich existiert ja schon eine Menge (wenn auch z.T. hochgradig mangelhaft). Evtl. ist das schneller zu fixen, als von vorn anzufangen.

Dazu müssten sich die 13 Bundesländer zusammentun und nexenio/culture4life mittels Drohung, wg eklatanter Mängel vom Kauf zurück zu treten, folgendes durchsetzen:

  1. Aufsicht und „aktive Begleiter“ von System und Betrieb durch eine kompetente staatliche Institution, der die Bürger vertrauen (BSI?). Leider kenn ich keine, der ich noch entsprechende IT und Projektmanagement Kompetenz zutraue.
  2. Quellcode aller Komponenten bleibt öffentlich
  3. Zweckbindung. Der Zweck muss begrenzt werden aus (1) Kontaktdatenerfassung und (2) statistische Erfassung typischer Infektionssituationen (heute zu 75% unbekannt!). Eine Verwendung der Daten zu anderen Zwecken ist ohne ausdrückliche Zustimmung der Anwender untersagt. Ich glaube, dafür sorgt schon die DSGVO.
  4. Datensparsamkeit: Personenbezogene Daten nur soweit für diesen Zweck zwingend erforderlich
  5. Sabotage des Zwecks mit technischen und organisatorischen Mitteln sind mit dem aktuellen Stand der Technik zu verhindern. Daten, die ggf. an Gesundheitsamt gehen, müssen brauchbar, d.h. verifiziert sein.
  6. Daten sind möglichst dezentral zu halten / zu verteilen, damit Hacker möglichst viele Einbrüche organisieren müssen, um an die (sehr wertvolle) Gesamtheit der Daten zu kommen. Die Daten werden dann erst im Infektionsfall zusammengeführt. Ich denke da a einen (logischen) Server pro Location - bin aber kein ITler, der das beurteilen könnte.
  7. Bestmöglicher Datenschutz nach dem (auch kryptographisch) aktuellen Stand der Technik. Insbesondere muss die Unterbindung von Personen- und Bewegungsprofilen sowie die De-Anonymisierung gewährleistet werden.
  8. Alternative Verfahren für Menschen, die kein (kompatibles) Smartphone benutzen (können).
  9. Barrierefrei.

Na das, was die mit den Corona-Gästelisten tun sollten: Informieren. Nachverfolgen. Dafür müssen die Gesundheitsämter organisatorisch, personell und IT-technisch befähigt werden. Behördenleiter, die sich dagegen stemmen, haben ihren Beruf verfehlt!

Die Gesundheitsämter werden mit Luca überflutet mit unbereinigten Daten, von jeder einzelnen Person, die an einem Event teilgenommen oder ein Geschäft besucht hat wo es einen Coronafall gab. Es gibt keine automatisierte Bereinigung und keinen automatisierten Import.
Aus der Evaluation der Stadt Weimar:

Ein Datenimport in Sormas ist manuell möglich. Das Gesundheitsamt sollte vorab die einzelnen Datentabellen jedes Betreibers manuell bereinigen, damit in Sormas nur relevante Kontaktdaten erfasst werden.

Da verstehe ich es auf jeden Fall, dass die Gesundheitsämter überfordert sind, wenn sie jede Liste (und damit im Grunde genommen jede einzelne Person) manuell von Hand aussortieren müssen, um zu schauen, welche Kontakte überhaupt in das System aufgenommen werden sollen.
Das ist ja eine ganz andere Größenordnung als bei der CWA, wo ausschließlich Risikokontakte gemeldet und manuell bearbeitet werden müssen.

Eines der größten Versprechen, die Unterstützung der Automatisierung von Gesundheitsämtern, ist damit einfach nicht erfüllt.

Wenn zum Beispiel der Zoo Osnabrück (auf einer Fläche von 23,5 Hektar) genau einen Luca-Code hat und damit eine riesige Liste aller Besucher auf der ganzen Fläche (an der frischen Luft!), hält sich die Aussagekraft doch sehr in Grenzen. Dieses Beispiel ist jetzt zwar weniger Kritik an der App als an ihrer Nutzung, aber allein dass so etwas durch die Verordnungen der Länder zum Teil vorgeschrieben ist, ist doch absolut schwachsinnig. Da hätte man mal drüber nachdenken sollen, bevor man Millionen für Luca ausgibt.

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Na, den Leuten, die da in nullkommanix 20 Mio. Euro hinterher geworfen haben, bevor irgendwer mal einen strengen Blick drauf werfen konnte. Bloß weil ein ehemaliger Rapper in ein paar Talkshows ein paar Werbesprüche abgelassen hat.

Und mal ernsthaft – selbst wenn die App genauso funktionieren würde wie angepriesen, und dass unter Wahrung des Datenschutzes und ohne sonstige technische Probleme, was wollen die Gesundheitsämter mit den Daten anfangen?

Es kann ja nur darum gehen, dann immer alle Besucher des jeweiligen Events in Quarantäne zu schicken, denn einfach nur warnen geht über ein System wie CoronaWarnApp ja wesentlich effizienter, als wenn erstmal jemand im Gesundheitsamt die Liste durchtelefonieren muss.

Genau das wird ja aber überhaupt nicht angestrebt in den Gesundheitsämtern. Selbst direkte Sitznachbarn in Schulklassen werden oftmals mit den unglaublichsten Begründungen nicht in Quarantäne geschickt, sei es nun weil angeblich alle Masken getragen haben, oder warum auch immer. Es ist eher nicht zu erwarten, dass sich diese zurückhaltende Praxis durch die LucaApp auf einmal ändern wird, und praktikabel wäre das sowieso nicht, wenn plötzlich alle Besucher des Zoos von einem ganzen Tag unter Quarantäne gestellt würden, denn beim derzeit angestrebten Inzidenzlevel wäre das vermutlich jeden zweiten Tag der Fall. Und selbst wenn Quarantäne angeordnet wird, kontrolliert das ja sowieso keiner.

Dem zugrunde können meiner Ansicht nach nur eine von zwei Absichten liegen, oder auch beide.

  1. Magisches Denken. War auch schon bei der CoronaWarnApp so. Es gab wirklich Leute (auch Politiker), die dachten mit einer funktionierenden WarnApp wäre Corona praktisch vorbei. Hat halt nicht funktioniert, weil ein Großteil die App nicht installiert, weil Leute Warnungen nicht losschicken oder ignorieren, weil von der Ansteckung bis zur Warnung auch immer noch Zeit vergeht, währenddessen Leute angesteckt werden usw. Nicht zuletzt, weil der Anschluss an die Labore nie flächendeckend funktioniert hat und man selbst mit WarnApp-Treffer vielerorts trotzdem nicht als testberechtigt betrachtet wurde. Da die App also offenbar gescheitert dabei ist, Corona wegzuzaubern, kann sie ja nichts taugen, bestimmt wegen dem bösen Datenschutz. Aber die neue LucaApp, die legt ja nicht so viel Wert darauf! Die schafft das jetzt bestimmt!

  2. Zynische Placebo-Politik. Man weiß, dass die App jetzt auch nicht die Wende bringen oder auch nur erkennbar nützlicher als die CoronaWarnApp sein wird, aber man kann sagen, man hat was getan und sogar eine Menge Geld investiert, und dafür kann man dann ja wohl im Gegenzug die Geschäfte, Restaurants und Bars aufmachen. Haben die Verhandlungen mit dem Virus jedenfalls ergeben.

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Vorab: Ich kein Fan (mehr) von der Luca App. Ich habe zwar immer noch die leichte Hoffnung, dass es besser wäre, sie zu reparieren also von null an neu anzufangen, aber das ist ein andere Thema

Meine folgende Argumentation basiert auf folgenden Überzeugungen:

  1. Kontaktnachverfolgung, d.h. die persönliche Nachverfolgung von potenziell Infizierten durch das Gesundheitsamt, ist die notwendige Voraussetzung dafür, die Indizdenz auf niedrigem Niveau halten wollen (was offenbar als politisches Ziel aufgegeben wurde). Weitere Voraussetzung wäre so etwas wie NoCovid. und eine massive Investition in Gesundheitsämter, Tests, Impfung, etc.
    Die Kontaktnachverfolgung ist eigentlich nur notwendig, weil der Anteil der Covidioten, Egoisten und Dummen in der Gesellschaft wegen der exponentiellen Entwicklung einfach zu hoch ist, als dass sich die Pandemie allein durch das Verhalten der Vernünften in Zaum halten ließ (siehe dazu hier und hier).
    Die Alternative ist der Status Quo: Wir bleiben bis Sommer, Spät-Sommer, Früh-Herbst oder Herbst (?) in einem Semi-Lockdown bei einer Inzidenz um 100 und drücken alle ganz fest die Daumen, dass nicht doch noch eine Mutante mit effektivem Immun-Escape auftaucht. Und schauen dabei zu, wie die letzten Restaurant, Hotels, Einzelhandel, Kultureinrichtung und -schaffende pleitegehen.
  2. Kontaktnachverfolgung wird nie auf Basis von Freiwilligkeit bzw. Diskriminierungsfreiheit funktionieren. Dann können wir es gleich sein lassen, denn es sind die Covidioten, Egoisten und Dummen, die sich dann der Kontaktnachverfolgung entziehen werden.
  3. Eine Kontaktnachverfolgung auf Basis eines auf Anonymität basierenden Systems wie die Corona Warn App ist ebenfalls nicht möglich (dessen ungeachtet halte ich die Corona Warn App aufgrund ihrer Risikokontaktwarn-Funktion - jetzt umso mehr auf Basis von QR-Codes - für weiterhin sehr wichtig; die Verbreitung sollte nur massiv gefördert werden).
  4. Eine Kontaktverfolgung auf Basis von handschriftlichen Corona-Gästelisten funktioniert nicht (Medienbrüche, Leserlichkeit, falsche Angaben, ist nur für wenige Locations und Events überhaupt vorgeschrieben) und ist zudem aus Datenschutzgründen extrem kritisch zu sehen. Voraussetzung für eine effektive Kontaktverfolgung ist daher die Digitalisierung der Kontaktdaten über den gesamten Ablauf vom Checkin bei Locations, Events, u.ä. bis hin zum Gesundheitsamt. Dass diese Daten bestmöglich zu schützen sind, versteht sich von selbst. Also eine IT-Lösung, die die Grundidee der Luca App realisiert, aber bitte viel besser.
  5. Selbstverständlich bietet sich an, eine solche flächendeckend ausgerollte Lösung zusätzlich mit einer automatischen Risikokontaktwarnung auszustatten. Ob diese vom Gesundheitsamt erst freigegeben werden muss (wie bei der Luca App) oder sofort auslösen (wie bei der Corona Warn App), weiß ich nicht.
  6. Bislang praktizieren die Gesundheitsämter zwar Kontaktnachverfolgung, die meisten davon aber völlig ineffizient und z.T. auch in Bezug zu Logik und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen inkonsistent. Das liegt zum einen an der Datenlage (siehe 4.), an der schlechten Ausstattung (Personal, IT-und Telefonie-Infrastruktur, IT-Anwendungen), Kompetenz (u.a. Behörden- und Personalführung, IT) und teilweise schlicht dem notwendigen Willen von Behörden- und Abteilungsleitungen. (Davon abgesehen wäre aus Effektivits-Gründen ein Beratungs-orientierten Ansatz mit Quarantänehotel dem praktizierten Obrigkeits-orientierten Ansatz vorzuziehen) Das Ergebnis der Kontaktnachverfolgung ist daher niederschmetternd schlecht. Die heutige Praxis kann keine Grundlage sein für die notwendige Kontaktnachverfolgung. Die Gesundheitsämter müssen massiv ausgestattet, geschult und vernetzt werden. Hierzu bedarf eines bundesweiten Change-Projekts.
  7. Das alles muss sehr schnell gehen. Hierfür braucht es Führungskraft, v.a. den Mut, Fehler zu machen. Mit dem typisch deutschen Perfektionismus, sich gegen alles und alle Risiken absichern, Bedenkentragen, etc. ist das von Anfang an zum scheitern verursacht.

Ich gestehe: Ansicht des völligen Versagens der Politik in der Pandemiebekämpfung (rückblickend schon seit Oktober) habe ich wenig Hoffnung, dass irgendjemand den Mut aufbringen wird, dies alles umzusetzen. Heißt dass, wir geben auf und legen seufzend und verzweifelt die Hände in den Schoß? Dann können wir hier aufhören zu diskutieren.

Andernfalls: Zu Euren Argumenten:

Dafür müssen sie nicht mehr sich durch unleserliche, falsche, unvollständige Corona-Gästelisten wühlen und diese in ihre Systeme übertragen. Und: Ja, Gesundheitsämter müssen aufgestockt werden, um die Datenflut zu handeln (siehe 6.).

Und die QR-Codes müssen kleinteilig, d.h. je Raum, Waggon, etc. aufgehängt werden, damit möglichst wenige Menschen in Quarantäne und zum Testen geschickt werden müssen.

Also, die Gesundheitsämter hätten bei der Luca App ein Web-Interface, mit dem sie bereits eine einfache Kontaktnachverfolgung machen können. Sie können außerdem alle Daten, die sie von einer Location oder einem Event bekommen haben, in ihr System der Kontaktnachverfolgung, z.B. Sormas, überführen. Entweder über eine interne Schnittstelle (API). Oder über entsprechende Export- und Import-Schnittstellen. Beides nicht aufwändig. In jedem Fall wesentlich weniger Aufwändig als die Auswertung der manuellen Corona-Gästelisten (s.o.)

Die CWA liefert überhaupt keinerlei Kontaktdaten ans Gesundheitsamt. Beim Gesundheitsamt erscheinen nur diejenigen CWA-Nutzer, die (a) vernünftig sind (siehe 1.), (b) ein Risikokontakt mit einer Person hatte, die ebenfalls CWA-Nutzer ist und (c) die ihren positiven Test per CWA übertragen hat. Bei einer Verbreitung der CWA von 25% und einem Anteil von nur 60-70% derer, die ihren positiven Test übertragen, ist die CWA heute zwar sinnvoll, aber leider immer noch nur eine „sehr dünne, löchrige Käsescheibe“.

Eine Lösung wie die Luca App bei Außenbereich-Events wie einem Zoobesucher ist wenig sinnvoll (anders wäre ein Life-Konzert, wo Menschen dicht an dicht stehen - aber davon sind wir aktuelle ja noch so was von weit entfernt …). Besser wäre ein QR-Code am Affenhaus, ein andere am Löwenhaus, etc.

Siehe 6.

Den Begriff des Magischen Denkens hat m.W. Linus Neumann vom CCC eingeführt und unterstellt ihn undifferenziert einfach allen, die ein solches System befürworten. Dabei wissen die meisten: Ein System wie Luca kann immer nur eine von vielen Scheiben Käse sein (auch wenn Smudo, Nexenio und Culture4Life etwas anderes insinuieren wollen). Ich unterstelle mal, dass das den meisten politischen Entscheidungsträgern klar war. Sicherlich lag der Entscheidung, ein solches System einzuführen, die Hoffnung zugrunde, dass es bei niedriger Inzidens dazu beitragen zu können, Restaurant, Läden, Kultur wieder öffnen zu können (dass man gleichzeitig aber aufgegeben hat, eine niedrige Inzidens anzustreben, macht die Entscheidung dann doch etwas lächerlich; daher kann ich auch Deinem Argument der zynischen Placebo-Politik wenig entgegen halten).

Politikern, oder generell Befürwortern von einer Kontaktnachverfolgung oder einer Lösung wie die Luca App aber magisches Denken zu unterstellen, empfinde ich als unsubstantiiert und unsachlich.

Ich glaube, vielen hier ist nicht klar, dass die allermeisten Amtsleiter in den Gesundheitsämtern Mediziner sind, und Dinge wie die IT normalerweise von den Landratsämtern betrieben/zur Verfügung gestellt werden. Denen jetzt vorzuwerfen, sie hätten ihren Beruf verfehlt, finde ich doch etwas unverschämt.

In Innenräumen ist Maskenpflicht. Diese Maske soll die Aerosole in beide Richtungen reduzieren.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los dass an manchen Stellen doppelte und dreifache Sicherheit hergestellt wird und an anderer Stelle (z.B. Arbeitsplatz) alle Sicherheit ignoriert wird.

Dieses Missverhältnis bzw. dieses inkonsistente ausrollen der Maßnahmen irritiert mich immer mehr und mindert massiv meine Akzeptanz dafür.

Das ist mir schon klar. Das gilt übrigens für die meisten Tätigkeiten mit Personalführungs- und Entwicklungsverantwortung, egal ob Geschäftsführer im Handwerk oder mittelständischer Produktionsbetrieb oder einer IT-Firma: Für wesentliche Teile ihrer Führungsverantwortung bringen die Führungskräfte nicht die notwendige Qualifikation mit, sondern muss sie sich aneignen. So weit, so normal.

Ich habe alles andere als verhehlt, dass die Amtsleiter mangels Unterstützung seitens der übergeordneten Verwaltung sehr häufig überfordert sind.

Aber wer nach mehrmaliger Anweisung nach vielen Monaten Sormas installieren lässt, aber den Einsatz dieses in einer Pandemie so wichtigen Tools verweigert und boykottiert, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er seine Stellenbeschreibung richtig verstanden hat und die damit verbundene Verantwortung tatsächlich übernimmt.

Noch im Februar (da hatten die MPs die Einführung schon zum 2. mal beschlossen und angewiesen) hatten nur ca 115 von 400 Ämter Sormas installiert. Nachdem das in den Medien berichtet wurde, stieg die Zahl stark an — bis aufflog, dass zwar Mitte märz 290 Ämter (< 2/3!) zwar Sormas installiert hatten, aber nur 90 der Installationen tatsächlich genutzt würden.

Insofern bleibe ich bei meiner (vielleicht etwas pointierten) Aussage. Was daran „unverschämt“ ist, kann ich, mit Verlaub, nicht nachvollziehen.

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Das gilt für zu viele Bereiche nicht: Restaurants, Arbeitsplätze (!), Zahnarzt/-pflege, …

Und wird vielfach nicht eingehalten.

Ja, und zwar sehr bewusst. Das ist das Prinzip der Käsescheiben: Alle sind sie irgendwie löchrig, aber alle zusammen machen sie den Käse „dicht“.

Bei allem Verständnis dafür, dass die Maßnahmen für uns alle :poop: sind und dass die Politik spätestens seit Oktober sehr viele und dramatische Fehler gemacht hat und daher viel Vertrauen eingebüßt hat: Das eigentliche Problem sind nicht die Maßnahmen. Bei einem solchen Bündel an „Käsescheiben“ wird jeder und immer irgendwelche Inkonsistenzen für sich finden als „Ausrede“, Akzeptanz zu verweigern und sich nicht mehr dran halten zu müssen (auch wenn ich Dir beim Thema ‚zu wenig Maßnahmen in der Wirtschaft‘ uneingeschränkt recht gebe).

Das Problem ist doch eher, dass die Maßnahmen nicht beherzt und konsequent, also schmerzhaft, aber kurz durchgezogen werden, um dann eine Niedriginzidens zu verteidigen (NoCovid). Und so uns allen, allen voran aber den Pflegekräften, Intensivärzten, zukünftigen Kranken und Toten die Fortsetzung eines langen, schmerzhaften Weges zu ersparen.

Die Politik hat offenbar kapituliert. Das erschreckt mich zutiefst und erschüttert mein Vertrauen noch viel mehr!

Da stehen solche Dinge nicht drin. Dafür Mütterberatung, Aufklärungsunterricht in Schulen, Altenheimkontrolle, Gelbfieberimpfungen, oder Einstellungsuntersuchungen für Beamte. Es läuft vieles schief in den Gesundheitsämtern, aber ich glaube es liegt nicht an den Amtsleitern. Die können im Zweifel nicht einmal über Sormas oder nicht entscheiden, sondern dass muss die übergeordnete Stelle im Landratsamt machen …

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Stellenbeschreibungen habe ich allerdings keine gefunden. Selbst wenn das da nicht drin steht: Ein Behördenleiter, der sagt „das steht aber nicht in meiner Stellenbeschreibung“ muss sich sehr wohl Fragen lassen, ob [… das habe ich dann doch lieber nicht hier hingeschrieben …]: Alle Leiter der Gesundheitsämter und alle übergeordneten Behörden wissen seit Frühjahr 2020, dass folgende Punkte auch zu den Aufgaben der Gesundheitsämter gehören gehören:

  • … Kontaktieren und Informieren von Erkrankten und das Nachverfolgen von Infektketten. Hierfür werden sogenannte „Ermittlungsteams“ organisiert, eingearbeitet und koordiniert. Auch das Erstellen von Quarantäneverfügungen
  • … Übermittlung tagesaktueller Meldungen an die obere Gesundheitsbehörde, die Arbeit im Krisenstab sowie der regelmäßige enge Kontakt und Austausch mit Kliniken und Arztpraxen und zum Landeszentrum für Gesundheit
  • Erledigung von Fragen zu Hygiene und Infektionsschutz, Prüfungen in medizinischen Hilfsberufen, Leichenschauen und andere dringende Aufgaben im Gesundheitsamt, insbesondere Fragen aus Einrichtungen wie Schulen, Altenheime, Rehabilitationseinrichtungen, aber auch seitens der Öffentlichkeit oder bei Mitarbeitenden aus dem Haus, bei medizinischen Assistenzberufen und vor allem am Bürgertelefon
  • Maßnahmen bei Erkrankungen von Risikogruppen oder aus Bereichen mit besonderem Risiko wie zum Beispiel Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Altenpflege- und Betreuungseinrichtungen.
  • Maßnahmen bei Ausbrüchen von COVID 19, das heißt ab zwei bestätigten und zusammenhängenden Fällen, werden weitere Maßnahmen in den Einrichtungen: Ausbruchsmanagement, intensive Beratung und Anordnung weitergehender Maßnahmen wie Aufnahmestopp, Anpassung der Hygienepläne an das Ausbruchsgeschehen, Umgang mit erkrankten und erkrankungsverdächtigen Personen und vieles mehr.
  • organisatorische Arbeiten: So erfassen die Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes in einer Übersicht die Erkrankten, die häuslichen Quarantänen und sensible Berufe allgemein und Erkrankungen in sensiblen Berufen. Hinzu kommt eine Liste der Menschen, die sich über das Bürgertelefon gemeldet haben und eine Bestätigung der Quarantäne - das heißt eine formelle Ordnungsverfügung - brauchen, sowie Reiserückkehrerlisten und eine Liste der Personen im Zusammenhang mit Ausbruchsgeschehen.

So z.B. hier: Corona-Pandemie - so sieht die Arbeit im Gesundheitsamt aus / Kreis Minden Lübbecke

Dass mehrere Käsescheiben übereinander das Bündel dicht machen = Konsens.
Es wäre aber besser die gesamte Fläche mit Käse auszulegen (Gerechtigkeit) und eventuelle Löcher in kauf zu nehmen als nur ein Bruchteil doppelt und dreifach auszulegen und der Rest bleibt frei!

Ich wäre bei einer Ansteckung in mehreren Zusammenhängen Risikopatient. Ich versuche KEINE Risiken einzugehen! Ich suche KEINE Ausreden um irgendetwas zu umgehen. Ich merke aber was die unlogische Zuteilung von Massnahmen mit mir macht, es erschwert die Akzeptanz und eine entsprechende Argumentation.