Unbedachte Folgen des Wechsels U25 von JC zu BA

Ich habe gehofft, dass das in der aktuellen Folge Thema wird. Vielen Dank dafür.

Allerdings habe ich eine inhaltliche Anmerkung, die viele nicht auf dem Radar haben, was die Betreuung junger arbeitsloser Menschen betrifft.

Zunächsteinmal habe ich in meinem beruflichen Umfeld (Förderung von Menschen aus dem Bereich Bürgergeld) unglaubliche Mitarbeiterinnen in JCs kennenlernen dürfen, die sich wirklich für ihre Kundinnen einsetzen. Diese engagierten Menschen sind aber oft selbst überlastet durch die Masse ihrer Kund*innen.

Daher gibt es Angebote bei Weiterbildungsträgern, zB begleitete Möglichkeiten, den Hauptschulabschluss oder QA nachzuholen, eine begleitete Ausbildung in der freien Wirtschaft zu machen oder ein gutes Coaching zu erhalten, das weiterbringt.

Ich selbst bin vor allem im Ü25-Bereich eingesetzt, d.h. ich arbeite mit Erwachsenen. Was ich von den Kolleg*innen vor Ort in unseren Schulungshäusern mitbekomme, ist höchster Einsatz für die jungen Leute. Oft bestehen bereits Kooperationen in der freien Wirtschaft und / oder die Leute aus dem Erwachsenenbereich haben Tipps, wo man noch nachfragen kann - selbiges gilt auch im Förderbereich Migration, also unseren Deutschkursen: Wir sind eng vernetzt.

Diese Netzwerke werden nicht nur gefährdet, es könnte potentiell ein ganzer Sektor der Bildungsarbeit wegbrechen, wenn die Kundinnen nicht mehr von den JCs kommen, denn: Die Bundesagentur für Arbeit hat nicht plötzlich mehr Geld als vorher, um Maßnahmen jetzt für alle Kundinnen zu zahlen.
Die JCs hingegen erfahren eine Einsparungswelle, die auch die erwachsenen Kund*innen hart treffen kann, v.a. im Bereich Umschulung / Reha, wo ich arbeite. Wir wissen nicht, ob wir unsere betreuungsbedürftigen Menschen weiterhin fördern dürfen. Natürlich kann man sich ehrenamtlich engagieren, aber das Ehrenamt kann nicht das Versagen des Staates auffangen (nicht schon wieder!).

Somit besteht die Gefahr, dass hilfebedürftigen Menschen die Grundlage der Anbindung und Beratung entzogen wird. Bei einigen meiner Kund*innen befürchte ich, dass es für sie nicht gut ausgehen wird, sondern sie vielmehr aufgrund von Unterversorgung oder durch eigene Entscheidung sterben. Ich übertreibe nicht.

Auch Menschen, die bereits in den so genannten §36 e i SGB IX Maßnahmen der unterstützten Beschäftigung sind, könnten ihren eben erst gewonnen Wiedereinstieg in ein selbstbestimmtes und selbstfinanziertes Leben verlieren.

Dagegen fühlt es sich fast schon belanglos an, wenn ich anmerke, dass auch Arbeitsplätze bei den Bildungsträgern in Gefahr sind. Wenn gezogene Optionen, also Maßnahmen, die bereits angelaufen sind, nicht mehr mit geeigneten (!) Kund*innen besetzt werden, kann dies vor allem bei kleinen Trägern eistenzbedrohlich werden. Große Träger werden sich wohl von Angestellten trennen.

In diesem Zusammenhang darf ich auf den Weiterbildungstag am 26. September hinweisen, bei dem auch die Umstrukturierung Thema sein wird: https://deutscher-weiterbildungstag.de/