Umgang mit Rechtspopulisten - Dobrindts Rechtsverdrehung in alter CSU-Gewohnheit?

Die Frage die ich mir stelle ist: Wieso sind demokratische Gesellschaften so unkritisch gegenüber den nationalen Populisten, wohingegen sie gegenüber fremden Demagogen eine strengere und oft auch eine deutlich ablehnendere Haltung haben?

Meine einfache Antwort ist, Selbstgerechtigkeit und Bequemlichkeit.

Für eine noch ehrlichere Antwort müsste man wohl eine eigene Buchreihe aufsetzen. Mich erstaunt allerdings wie blind wir seit jeher auf die Demokratieverachtung der CSU blicken. Alleine für Franz-Josef Strauß würde wohl einige Bücher notwendig sein um seine unzähligen Skandale, korrupten Geschäfte, Unterstützung von Diktatoren und Faschisten und seinen ständigen Versuchen die demokratischen Institutionen zu schwächen.

Bereits bevor Horst Seehofer sich offen gegen Angela Merkels Politik stellte, hat sein Innenminister Hans- Peter Friedrich die Herren Maaßen und Romann zu ihren Posten verholfen. Die Orbanisierung Ungarns wurde damals europaweit gedeckt durch die EVP. Und sollte es innerhalb der EVP nur leiseste Kritik an Orban gegeben haben, hat sich die CSU immer (!) hinter Orban gestellt.

Wenn man bei Söder vielleicht noch von Populismus nach aktueller gesellschaftlicher Stimmung sprechen kann, erkennt man bei Dobrindt doch eine deutlich antidemokratische ideologische Grundhaltung. Dobrindt sprach schon vor Jahren von der „konservativen Revolution“ und just zu der Zeit als durch Götz Kubitschek die Vorstellungen Armin Mohlers in neurechten Kreisen wieder populärer wurden.

Ich persönlich würde auch soweit gehen und den Freistaat Bayern als Demokratie zweiter Klasse bezeichnen. Die Staatsanwaltschaften München und Augsburg sind berüchtigt als Instrument des bayerischen Justizministeriums. Der bayerische Rundfunk und die Regionalzeitungen u.a von Ippen sind, um es vorsichtig auszudrücken, CSU-nah. In bayerischen Verwaltungen ist, mit Ausnahme in manchen Städten, eine Karriere abhängig von der Einstellung zur CSU. Die bayerische Polizei, die bayerischen Banken, die bayerischen Wirtschafts- und Sportverbände sind besetzt mit CSU-Mitgliedern oder Getreuen. Wer sich in Bayern mit der CSU anlegt, bei dem ist nicht die Frage ob er Probleme mit bayerischen Behörden bekommt, sondern nur wann. Um persönliche Vorteile zu erlangen ist es üblich sich für die CSU in der Kommunalpolitik zu betätigen. Lange bevor Trump die Welt mit falschen Anschuldigen und alternativen Fakten vor sich hertreibt, hat die CSU zusammen mit den Medien aller Ausrichtung schon scheinbar unumstößliche Narrative verbreitet. Und genauso wie die Unterstellungen von Trump, sind auch die der CSU Nebelkerzen für das eigene Vorgehen. So hat vermutlich kein Bundesland nur eine annähernd ähnliche Verbotskultur. In der CSU ist es auch nicht ungewöhnlich mit hohen Nebeneinkünften seine Abgeordnetentätigkeiten zu vergolden, wo eine Anwaltskanzlei mit einer CSU-Abgeordneten direkt für das Lobbying werben kann, ein rechter Milliardär einen Abgeordneten achtstellige Beratungshonorare zahlt, man Ehrenpräsident eines Lobbyvereins und Abgeordneter gleichzeitig ist. Wie bereits gesagt, um auch nur ansatzweise alle Anschuldigungen auf zu zählen müsste man eine Buchreihe schreiben. Der Punkt ist: Die CSU ist eine Partei in der demokratischen Parteienlandschaft, aber keine überzeugt demokratische Partei! Sie war und ist noch nie eine Partei gewesen die den Rechtsstaat achtet!

Alles was ich hier aufgezählt und angedeutet habe klingt wie eine Verschwörungstheorie und doch sind das alles öffentliche und anerkannte Fakten aus SZ, BR, FAZ, NDR und sogar den erwähnten Ippen -Zeitungen wie dem Münchner Merkur. Warum also sind wir so blind und nachsichtig gegenüber dieser konsequenten Demokratieverachtung? Warum sind wir überrascht, obwohl sich der CSU-Thinktank The Rebuplic schon lange mit Orban, IB, MAGA und Co. austauscht? Die allermeisten Menschen in Deutschland stehen diesen Gruppen ablehnend gegenüber und trotzdem wählen und unterstützen viele davon die CSU. Hauptverantwortlich ist meiner Meinung nach hierfür die deutsche Presselandschaft für die dasselbe gilt wie für die meisten von uns: Selbstgerecht und bequem!

Anders kann ich den Aufstieg der Rechtspopulisten nicht erklären ohne mit pseudo-akademischer Wortglauberei libertäre, identitäre oder nationalistische Phrasen zu wiederholen.

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Ich sehe das ähnlich, erinnere mich mit Grausen v.a. noch an Strauß-Zeiten, in denen ein in der Schule getragener Button „Stoppt Strauß“ dazu geführt hat, dass die betreffende Schülerin keine Anwaltszulassung bekommen hat, also noch Jahre später „verfolgt“ wurde. Aktuell darf ich an das an Ausführungsverweigerung grenzende Verhalten gegenüber dem Cannabis-Gesetz erinnern, wo jetzt gerade wieder versucht wird, einen ersten Cannabis-Club mit juristischen Finten doch noch zu verhindern. Mich irritiert immer wieder das Selbstverständnis in CSU-Kreisen, das davon auszugehen scheint, Regieren unter CSU/CDU sei quasi ein Gottesgesetz, rot-grün-linke Regierungen dann eher ein Versehen, das es zu korrigieren gelte („Deutschland WIEDER stark machen“). Und das zeigt in der Tat ein merkwürdiges Demokratieverständnis, keine Frage.
Wenn man jetzt auch noch König Söder in den Blick nimmt, dann kann man sich nur immer wieder wundern, wie oft er noch Wahlkämpfe mit AfD-Anbiederung und völlig ins Absurd-Irreale kippendem Grünenbashing bestreiten will, obwohl sich jedes Mal zeigt: die AfD-Zustimmung steigt trotzdem bzw. deswegen!!! In die Falle ist er jetzt drei Mal mit voller Wucht getappt, und lernt nichts daraus!

Meine Meinung: Die AfD mit Argumenten politisch zu stellen, wie es gerade von der Union immer wieder gefordert wird, funktioniert nicht bzw. nicht so, wie sie derzeit betrieben wird. Sie verstehen darunter AfD-Ziele zu ihren eigenen zu machen, was dumm ist, weil die AfD im Ernstfall einfach das Original bleibt…weiß man ja! Ich muss auch davon ausgehen, dass es nicht wenige in der CSU gibt, die sich sogar über die Chance, endlich rechter zu werden freuen. Das muss wenn anders laufen, was in der LdN ja auch schon mehrfach aufgedröselt wurde.

Mein Wunsch an die LdN: Ich würde gerne mal eure Meinung dazu hören, wie ihr über die derzeitige Rolle der Medien im Umgang mit den Rechtsradikalen denkt. Ich finde nämlich, dass da immer noch keine Strategie erkennbar ist, wie wirksam mit den politischen Vertreter der AfD umgegangen werden kann. Sie ins Studio einzuladen, um dann immer nur ihr Gift zu verspritzen, kann es ja nicht sein.

Dazu gab es auch schon einmal eine Lagefolge:

Was genau ist dein Problem daran? Eine Staatsanwaltschaft ist immer dem Justizministerium in der Regierung (in Bayern der Staatskanzlei) unterstellt.

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Soweit ich weiß, hat sich die Staatsanwaltschaft an die Gesetze zu halten. Sie ist kein politisches Instrument.

Weshalb dürfen Politiker, die wie Dobrindt und Spahn Millionen Euros in den Sand gesetzt und zu Lasten der Steuerzahler agiert haben, noch in der Politik aktiv sein? Mir fehlt da die gesellschaftliche Empörung und die Aufarbeitung sowieso.

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Wieso führst du das ins Feld, darum ging es doch gar nicht? OP hat versucht seine These damit zu untermauern, dass die Staatsanwaltschaft in München ein Instrument des Justizministeriums sei - das ist aber gewollt und überall so. Also warum ist das in München ein Thema, aber in Bremen oder Erfurt nicht?

Nun zu dir: Gibt es Belege dafür, dass sich die genannten Staatsanwaltschaften nicht an Gesetze halten oder wieso konkretisierst du den Vorwurf an München in dieser Richtung?

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Ich denke, @MSch hat es so gemeint… (?)
Es ging sicher nicht um den Dienstvorgesetzten. Deshalb führt dein Hinweis nicht weiter.

In Bayern wird diese Unterstellung aber schon politisch instrumentalisiert und Bayern ist definitiv nicht gerade das demokratischste Bundesland und die CSU eine fragwürdige Partei mit für mich schlimmen Sonderrechten auf Bundesebene.

Nur, dass die Staatsanwaltschaft dem Ministerium überunterstellt ist, bedeutet nicht, dass es nur aktiv werden darf, wenn es im Sinne des Ministeriums ist und schon gar nicht, dass das Ministerium ständig Weisungen geben sollte, wie die Staatsanwaltschaft die Arbeit zu machen hat und vor allem gegen wen und gegen wen nicht.
Ansonsten dürfte die AFD zu Recht behaupten, dass der Verfassungsschutz ein politisches Instrument ist. Dem ist aber zum Glück nicht so.

Edit: Probleme mit der Autokorrektur

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Ich glaube, du meinst unterstellt.

Ich freue mich auf konkrete Beispiele, in denen das Bayerische Justizministerium politisch Einfluss auf die Tätigkeit der Staatsanwaltschaft genommen hat und nur deswegen tätig geworden ist.

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Wobei ich da wenig von direkten Anweisungen aus der Politik entgegen dem Willen der Staatsanwälte lese. Und der Artikel ist mehr ein Meinungsstück als ein neutraler Bericht - was ihn für mich weniger glaubwürdig macht. Gibt es eventuell auch neutralere und untermauerte Berichte zu dem Thema?

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Buschmann wollte eigentlich das Gesetz ändern, denn momentan können solche Weisungen mündlich erfolgen und müssen nicht dokumentiert werden. Also nein, es gibt keine offizielle Bestätigung, dass die Weisung aus der Staatskanzlei kam.

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