Umgang mit Fakenews bzgl. des Russlandfeldzuges

Hallo zusammen,

die Familie meiner Frau hat einen russlandsdeutschen Hintergrund und auch regen Kontakt zu Verwandten, die noch in Kasachstan oder Russland wohnen. Bei Gesprächen um den russischen Angriff auf die Ukraine bekomme ich leider häufig sehr abenteuerliche Aussagen zu hören. Wenn ich in die Diskussion einsteige, befinde ich mich jedoch relativ schnell in einer Sackgasse, weil ich natürlich auch nicht „beweisen“ kann, inwiefern nicht ukrainische Nazis ihr Unwesen in der Ostukraine treiben und verantwortlich für das schreckliche Leid sind. Auch die schreckliche Aussage, dass die Massaker nicht manipuliert und nachgestellt wurden, kann ich nicht anhand von Beweisen widerlegen. Es ist nicht unbedingt so, dass man sich komplett auf russischer Seite sieht, jedoch wird oft erwähnt, dass eben „Aussage gegen Aussage“ steht und es schwer fällt, den Nachrichten zu glauben.

- Wie geht man damit am besten um? Ich halte unterschiedliche Ansichten innerhalb der Familie normalerweise gut aus, bei diesem Thema werde ich jedoch innerlich sehr wütend.
- Wie kann man glaubhaft machen, dass (falls es so etwas gibt) nicht auch Faktenchecks westlicher Homepages Propaganda sind, welche darauf abzielen, den russischen Staat in die Opferrolle zu drängen?

Das einzige Argument, welches angenommen wird, ist der Hinweis, dass meine Glaubwürdigkeit für die russischen Medien im Gegensatz zur westlichen Medienlandschaft aufgrund des Verbots vieler Zeitungen und Verlage nicht mehr vorhanden ist. Wobei auch da gerne der Hinweis kommt, dass im Westen der Tenor im Großen und Ganzen sehr einseitig und durch USA vorgegeben ist.

Da es in Deutschland viele russlandstämmige Menschen gibt und das Thema auch genereller Natur ist, würde ich mich freuen, wenn es den Weg in eine kommende Lage schafft.

Viele Grüße

Zwei Argumente, die hoffentlich helfen:
Zum einen gibt es in manchen Einzelfällen recht überzeugende Faktenchecks, z. B. Satellitenbilder belegen Russland-Lüge: Leichen lagen lange auf Butschas Straßen - Ausland - FOCUS Online .
Zum anderen ist die russische Medienlandschaft stark kontrolliert, der Krieg darf nicht einmal Krieg genannt werden, während wir hier eine mit recht weitgehende Pressefreiheit haben. Erstere ist leichter zu manipulieren als letztere.

Dieses Thema finde ich sehr spannend. Und auch sehr wichtig.

Leider habe ich hier keine Antwort parat. Ich bin „nur“ Informatiker und wüste selber nicht, wie ich mit in Russland lebenden Menschen darüber reden würde. Ich stelle mir das durchaus auf psychologischer Ebene sehr schwierig vor. Schließlich ist es doch viel angenehmer, sich an die Erklärungen und an die Rechtfertigungen der Propaganda zu halten, als eine schmerzliche Wahrheit an sich heran zu lassen. Wer will schon zugeben, dass sein Land, seine Armee, seine Führungsriege so etwas verbrochen haben?

Auf der anderen Seite ist es für mich nur schwer vorstellbar, dass da nicht zumindest eine Ahnung im Bauch „der Russen“ sitzt (seht mir bitte meine verallgemeinernde Formulierung an dieser Stelle nach), dass die Berichte über den krieg doch wahr sein könnten. So ein Bauchgrummeln. So ein Gefühl, dass da was nicht stimmen kann.

Ich meine, gerade weil doch alle kritischen Medien verboten wurden, würde mich das persönlich stutzig machen. Wenn das Regime nichts zu verbergen hätte, wäre das doch nicht nötig, oder? Ebenso die Zerschlagung jeglicher Opposition. Obendrein kommt noch die Flucht der eigenen Bevölkerung und der unübersehbare Rückzug westlicher Unternehmen.

Es muss sich auch rumgesprochen haben, dass Leute abgeführt werden, weil sie gegen den Krieg sind. Ist das wirklich ein legitimer, gerechtfertigter, ja gerechter Grund, um jemanden abzuführen? Weil er für Frieden und gegen Gewalt ist? Ich denke, die meisten Menschen haben ein gutes Gefühl dafür, was gerecht und was legitim ist. Völlig losgelöst von jeglicher formaler Juristerei hat jeder von uns ein Gerechtigkeitsempfinden.

Ihr merkt, ich komme nicht mit Fakten daher. Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, gegen die Lügen - die alternativen Fakten - der Propaganda anzukommen. Das läuft eben auf „Aussage gegen Aussage“ hinaus. So lange keiner von uns vor Ort dabei war - und das war keiner von uns - wird das nicht weiter helfen.

Aber dieses Bauchgrummeln, dieses Gefühl, dass da was nicht stimmen kann: das muss doch da sein. Zumindest stelle ich mir das so vor.

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Ich würde mich mal beim Thema Sekten schlau machen. Die Amerikaner haben ja das selbe Problem mit dem Orangeman. Steven Hassan hat einen TED Talk dazu.