Umgang mit Corona-Kontaktpersonen ist unverantwortlich

Ich wohne in einer WG in der wir oft zusammen kochen und in der Küche sitzen, weshalb wir viel Kontakt ohne Maske haben. Alle in der WG sind geimpft. Mein Mitbewohner wollte verreisen und hat deshalb einen Selbst-Schnelltest gemacht. Als dieser positiv war, wiederholte er diesen und er war wieder positiv. Er hat sich in Selbstisolation begeben und er hat dann relativ schnell einen PCR-Test bekommen, der auch positiv war.

Wir anderen Mitbewohner:Innen haben dann bei der Corona-Hotline der hiesigen Stadt angerufen, um zu fragen ob wir als Kontaktperson 1. Grades auch in Quarantäne müssen. Schließlich ist es ja schon eine Frage, ob man dann zur Arbeit gehen sollte. Die Antwort war: „Wenn Sie geimpft sind müssen Sie garnichts tun, selbst wenn Sie mit der Person mit Corona im gleichen Bett schlafen. Nur wenn man als Kontaktperson Symptome entwickelt oder einen positiven Schnelltest hat, hat man Anspruch auf einen PCR-Test.“ Das hat uns schon sehr erstaunt. Also könnte ich als geimpfte Person die mit einem Corona-Fall Kontakt hatte einfach normal alles machen was ich will (Kino, Restaurant, Arbeit, …) und wenn ich mich nicht teste, und niemanden erzähle, dass mein Hals kratzt, wird es auch nie jemand erfahren.

Wir haben dennoch unsere Kontakte aufs nötige minimiert. Nun habe ich dann nach 6 Tagen leider Symptome entwickelt (Husten, Erkältet, etc…). Daher habe ich bei meinem Hausarzt angerufen. Er meinte, dass ich vorbeikommen solle, mich aber warm anziehen soll, da ich vermutlich vor der Praxis warten muss. Als ich dann dort war, wurde ich ins überfüllte Wartezimmer mit geschlossenen Fenstern und ohne Abstand gesetzt. Ich habe nochmal explizit nachgefragt, ob ich nicht besser draußen warten soll. Die Antwort war, dass in dem Wartezimmer eh alle einen PCR-Test bekommen, und dass sie mich draußen ja nicht aufrufen könnten. Etwas verzweifelt saß ich dann 90 Minuten mit vielen Menschen, von denen viele auch starken Husten hatten. Ich hoffe meine FFP2-Maske tat ihren Dienst…

Nach dem Abstrich beim Arzt habe ich noch gefragt, ob denn alle benachrichtigt werden, wenn da eine Person Corona-Positiv getestet wird. Der Arzt meinte, dass dies nicht notwendig sei, da ja eh alle getestet werden. Was mir aber nicht behagt, denn: Wenn ich mich in dem Wartezimmer mit Corona-Viren angesteckt haben sollte, dann hilft der PCR-Abstrich auch nicht, weil die Viruslast erst nach ein paar Tagen bei mir im Rachen hoch genug ist, um den Test auszulösen. Und noch viel schlimmer: Falls eine Person von den Geschätzten 30 Leuten die ich in dem Wartezimmer getroffen habe (es gab ja munteren Wechsel) Corona-Positiv sein sollte, werde ich nichts davon erfahren. Außer die Person ist vernünftig genug gewesen, die CoronaWarnApp gehabt zu haben… So rührt man munter in der Corona-Suppe herum…

Mich macht die ganze Geschichte ziemlich fassungslos und hoffe, dass solch ein verantwortungsloser Umgang ein Einzelfall ist. Vermutlich aber nicht.
Die Regelung vom Gesundheitsamt sollten meiner Meinung nach korrigiert werden. Auch eine geimpfte Kontaktperson sollte mindestens einen professionellen Schnelltest, wenn nicht einen PCR-Test erhalten. Und das bitte kostenlos, damit Menschen das auch wirklich tun.

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Ich kann so ziemlich alles, was hier beschrieben wurde, bestätigen.

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Aber wie ging die Geschichte denn nun aus?

Mein Test war negativ. Also für mich alles gut.

Eine Freundin, die in einer anderen WG lebt, hatte in der gleichen Zeit ein ähnlichen Fall. Dummerweise war sie beim gleichen Arzt. Sie wartete 1h im vollen Wartezimmer. Ihr Test war negativ. Allerdings hatte sie 1 Tag später ne rote CWA. Also ist sie danach zu einem anderen Arzt gegangen, der auch vor der Praxis getestet hat.

Also wir hatten hier in unserer WG in Bochum im März auch einen corona-infizierten Mitbewohner.

Der hat nach positivem Schnelltest beim Gesundheitsamt angerufen und das Gesundheitsamt hat am nächsten Tag ein Test-Team rausgeschickt, das hier vor Ort den Test gemacht hat. Also der Teil ist schon mal deutlich besser. Einen weiteren Tag später gab es dann die Gewissheit, dass der Test positiv ist (das war uns schon klar, weil der Mitbewohner auch recht deutliche Symptome hatte).

Wir haben dann bei uns die Fenster in den Gemeinschaftsräumen und im Hausflur dauerhaft geöffnet und Wohnungstür ebenfalls, damit es genug Durchzug gibt. Der Mitbewohner hat fortan für die Zeit der Infektion eine Maske getragen und sich in seinem Zimmer isoliert, während wir ihn bekocht und seine Alltagseinkäufe erledigt haben.

Das war’s dann aber auch. Wir als Kontaktpersonen hatten auch keinerlei Quarantäne (waren alle damals schon dreifach geimpft) und wurden auch nicht (zumindest nicht wissentlich) infiziert - natürlich haben wir alle paar Tage Schnelltests gemacht. Meine Erfahrung in der gleichen Sache ist daher recht positiv.

Man kann natürlich darüber streiten, ab wann in einer WG die Mitbewohner in Quarantäne sollten. Wenn es der Partner ist, mit dem man besonders oft zusammen Zeit im Zimmer verbringt und Körperflüssigkeiten austauscht würde eine Quarantäne schon Sinn machen. Wenn man den Mitbewohner aber allenfalls mal beim gemeinsamen Essen für ne Stunde im gleichen Raum hat (ohne direkten Körperkontakt) ist die Infektionswahrscheinlichkeit für Geimpfte schon sehr gering, sodass eine Quarantäne aus meiner Sicht auch nicht zu rechtfertigen wäre. Noch weniger in einer reinen Zweck-WG.

Und hier ist halt das Problem: Das Gesundheitsamt kann nicht wissen, ob es sich um eine reine Zweck-WG handelt oder gar um viel mehr. Eine pauschale Quarantäne, weil die Leute lügen könnten, wäre meines Erachtens unangemessen, sodass es letztlich halt ohnehin auf Selbstverantwortung hinausläuft.