Meine Schwiegermutter wohnt (e) in Ordschonikidse und befindet sich seit heute auf der Flucht.
Ihr Freund kann leider nicht mitkommen, weil er die Stadt mit verteidigen muss/will.
Er konnte sie zu einem Fluchtbus bringen. Jetzt ist sie dort nur mit Frauen und Kindern/auch Babys unterwegs. Es wird eine seeehr lange Fahrt. Der Bus bewegt sich nur sehr langsam, weil überall verlassene Fahrzeuge stehen und häufig die ukrainischen Soldaten den Bus kontrollieren, nicht dass sich da noch ein bewaffneter Feind versteckt.
Nach der Abfahrt kam die Explosion im nur 60km entfernten Atomkraftwerk in die Medien. Alle im Bus haben Angst und wissen nicht, ob sie diese Flucht überleben werden.
Alle verlassen dabei ihren Eigentum, ihre selbst errichteten Wohnungen und Lebensumfeld.
Ich bin nicht nah am Wasser gebaut, aber seit dieser Situation habe ich regelmäßig Tränen in den Augen und verfolge umso interessierter den Nachrichtenverlauf.
Der Bus muss sich ab 20.00 einen einigermaßen sicheren Platz gesucht haben und die Passagiere mit Angst vor Bomben entweder im Bus schlafen oder einen Platz im Untergrund suchen.
Was man sagen kann: Das ukrainische Volk ist momentan sehr hilfsbereit. Alle halten zusammen.
Wir haben der Schwiegermutter gesagt, dass sie Menschen in Not, etwas von ihrem Notfall-Geld abgeben kann, wenn sie sieht, dass dies benötigt wird.
Wir gehen davon aus, dass die Fahrt mehrere Tage in Anspruch nehmen wird.
Danke an die deutsche Bahn, die kostenlos Ukrainer nur mit Ausweis als Nachweis bis Deutschland befördert.
Es ist noch nicht ganz geklärt, ob wir für die Tante ein Asylverfahren starten können, um auch Leistungen für sie zu beantragen. Die Flucht wird uns ca. 1.000€ kosten und wir haben ihr Bargeld in Höhe von 500€ beschafft, die sie gut am Körper versteckt hält. Sie reist nur mit etwas Lebensmitteln und einem kleinen Rucksack.
Es ist echt schwer, daran zu denken, dass in der heutigen Zeit sowas passiert.
Ich fand es super, dass Ulf und Phillip erzählt haben, dass man über Google-Bewertungen versuchen kann, dass russische Volk etwas zu informieren.
Ich habe heute über 20 Bewertungen wir die hier verlinkte abgegeben.
Ich bitte alle aus dem Forum hier:
Schaut, was ihr zuhause vllt nicht benötigt und überlegt, euch an lokalen Spendenaktionen zu beteiligen!
PS:
Worüber wir uns Zuhause kurz unterhalten haben:
Aus Syrien kamen eher Männer und Jungs, die es zu uns geschafft haben.
Aus der Ukraine kommen fast ausschließlich Frauen und Mädchen/Babys…
Das ist größtenteils der Ansage geschuldet, das die Männer verpflichtet sind, das Land zu verteidigen.
Dies soll keine Herabsetzung von syrischen Flüchtlingen darstellen!
Und auf der Arbeit kurz angerissen:
Was wäre wohl in dieser Situation passiert:
Russische Armee marschiert ein.
Keiner greift zu Waffen und die Armee wird durchgelassen. Was dann?
Ohne Gegenwehr würden nur Bilder der Zerstörung bleiben, aber es würde sehr wenig Tote geben und der Widerstand für eine dann aufgesetzte Regierung wäre immens.
Und PPS:
Die Schwester der Schwiegermutter ist gerade bei uns und hat mir gestern erzählt, dass eigentlich alle Ukrainer in ihrer Umgebung das Gefühl hatten, Russland sei der große Bruder und man sei so wie Österreich und Deutschland.