Ukraine-Krieg: Ausreiseverbot für Männer

Es sind kaum kritische Stimmen zum Ausreiseverbot für Männer aus der Ukraine zu hören. Eine rechtliche Einordnung wäre interessant. Ebenso eine Analyse warum dies nicht verurteilt wird durch westliche Politiker.

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Aus humanitärer Sicht ist der Gedanke erst einmal verstörend.
Würde aber in Deutschland nicht anders laufen.
Man kann sich als Regierung nicht leisten, dass die Bürger abhauen und das Land kampflos dem Angreifer übergeben.
Wir können uns wirklich glücklich schätzen, von Bündnispartnern umgeben zu sein.

Kann ich mir nicht vorstellen, dass das in Deutschland mit Sicherheit genau so wäre.
Das wiederspricht total unseren Werten in der westlichen Wertegemeinschaft. Es muss doch jeder unabhängig von seinem Geschlecht entscheiden dürfen, ob er politische Grenzen durch Waffengewalt beschützen möchte und dafür sein Leben riskieren möchte. Natürlich hat jedes Land das Recht sich zu verteidigen. Aber ob es richtig ist, die Einwohner zur Verteidigung zu zwingen?

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s. dazu auch

M.W. gibt es in Deutschland das in der Verfassung verbriefte Recht, den Wehrdienst zu verweigern (dafür die Pflicht, im Kriegsfall auch unbefristet Zivildienst zu leisten).
Und wenn man im Heimatland dieses Recht nicht hat, ist das m.E. ein Asylgrund.

Unser Kriegsdienstverweigerungsgesetz ist von 2003, davor war es auch bei uns anders geregelt. Man kann sich auch sicher sein, dass im Verteidigungsfall nicht jeder Fall durchgewunken wird wie es die letzten Jahre vor der Aussetzung war.
Und ja, Wehrdienst kann ein Asylgrund sein. Dafür müssen die Ukrainer allerdings erst mal über die Grenze kommen. Ich bin mir dann auch sicher, dass Deutschland keinen dieser Entkommenen wieder zurück schickt.

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So pauschal stimmt das nicht. Nur wenn der Wehrdienst an sich schon unter unmenschlichen Bedingungen stattfindet (wie in Eritrea) oder die Verweigerung völlig unverhältnismäßig bestraft würde (z.B. mit der Inhaftierung in einem Foltergefängnis) würde eine Person in Deutschland schutzberechtigt sein. Ein Israeli hätte es beispielsweise eher schwer hier aus diesem Grund als Flüchtling anerkannt zu werden.

Ich finde erschreckend, wie der Sexismus des verpflichtenden Kriegsdienstes achselzuckend hingenommen wird. Frauen mit 19 Jahren ohne Kinder dürfen aus der Ukraine fliehen, Männer in dem gleichen Alter z.B. müssen kämpfen und ihr Leben riskieren…, warum? Da werden archaische Muster gepflegt, die wir doch überwunden hatten, oder? Kaum einen in der Geschlechterdebatte stört das aktuell offenbar.
Dass dann am 8. März in vielen Kommentaren die Frauen noch als größeren Opfer des Krieges beklagt wurden, weil sie ihre Männer zurücklassen mussten (die aber um Leib und Leben fürchten müssen), war entlarvend. Es zeigt, wie Männer in Kollektivhaftung genommen werden und wie deren Leben wenig(er) wert zur sein scheint. Wie schon bei Corona. In der Krise wird vieles noch klarer und greifbar.

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Im Krieg sind Männerleben tatsächlich weniger wert.
Das liegt daran, dass ein Mann vielen Frauen seinen Samen einpflanzen kann, eine Frau aber nur alle neun Monate ein Kind austragen kann.
Für das Fortbestehen der Spezies hat damit der Schutz des weiblichen Wesens Priorität.
Ist aber der einzige Fall, wo die Geschlechter noch eine entscheidende Rolle spielen sollten.
Dass das für die Emanzipation kontraproduktiv sein kann, ist aber nicht abzustreiten.

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Wert weiß ich nicht, aber offenkundig ist es ein Rollenbild (und damit bestimmte Aufgaben für beide Geschlechter), wie wir es heute bei uns sonst nicht mehr teilen.

Ich denke, es wird deshalb nicht thematisiert, weil man einem Land, das gerade überfallen wurde, jetzt von Außen keinen Vortrag über Geschlechtergerechtigkeit halten sollte, sondern halt helfen.

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Vielen Dank, dass du dieses Thema angesprochen hast. Ich sehe das genauso.

Was ist wenn man sich als ein Weltbürger sieht und sein Leben nicht für ein „Vaterland“ opfern will und vor allem nicht töten will? Ist es wirklich " selbstverständlich" , dass ein 18 Jahre alter Mensch keine andere Wahl haben sollte als zu töten oder zu sterben?
Vor allem wenn es klar ist, dass der russische Soldat den man da töten soll, einer von den jungen Männern sein könnte, die auch keine Ahnung davon haben, warum sie überhaupt da sind. Auch ein unschuldiger Mensch also.

Ich respektiere alle Menschen die dort bleiben und kämpfen. Aber jeder sollte das Recht haben, darüber zu entscheiden ob er das will oder nicht.

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Eindrücklicher Artikel zur Frage der geringen Wertes von Männern und Jungs: Ukraine’s disposable men - Bettina Arndt (substack.com)

Eine mediale Parallele, die der Artikel passend erwähnt: Wenn Boko Haram unschuldige Jungs erschießt oder entführt, geht das weltweit unter. Bei Mädchen gibt es eine weltweite Kampagne. Bitter.

Die andere Frage: darf ein Land seine Bürger zur Verteidigung des Landes mit Leib und Leben und zum Töten anderer Menschen zwingen? Eigentlich ein NoGo, auch für unser GG.
Was sind dann die Alternativen? Darf jeder im Krieg frei über die Beteiligung an der Verteidigung entscheiden und ggf. ausreisen/flüchten, und im Siegesfalle dann zurück und den Schutz dieses Staates genießen, für den andere ihr Leben geopfert haben? Oder: Wäre eine sofortige Kapitulation der Ukraine gegenüber Russland sinnvoll, um Menschenleben zu retten? Gestehen wir dann grundsätzlich allen 40 Mio. Menschen in der Ukraine die Flucht vor dem Krieg und Aufnahme in Europa zu, damit niemand kämpfen muss, aber in Demokratie und Freiheit statt in einer Diktatur leben kann? M.E. nicht wirklich zu leisten.