Überforderte Jobcenter

Mein Themenvorschlag: sind die JobCenter in der Lage ihren Job zu erfüllen?

Die Job Center sollen Menschen weiter qualifizieren und auch zu neuen Jobs verhelfen.

Offenbar sind sie damit aber sehr überfordert.

Ein Fallbeispiel, dass mir persönlich bekannt:
Soloselbständiger (mit BWL-Studium) landet durch die Coronakrise im Jobcenter und möchte mit deren Hilfe einen Teilzeitjob finden, um dort wieder rauszukommen und bewirbt sich dort außerdem erfolgreich für ein spezielles Coaching Programm für Selbständige zur Stärkung der Selbständigkeit.

Dem Coaching Programm wird im Sommer zugestimmt, aber seine Anmeldung geht bei einem Personalwechsel unter. Erst nachdem er mehrfach nachfragte, wird die Anmeldung nachgeholt. Das Programm soll im Januar starten, aber durch die Neuregelung beim Bürgergeld fällt er ab 1.1. aus der Grundsicherung und damit auch aus dem Programm.

Bei den Stellenangeboten bekommt er zunächst nur Jobangebote als Hilfskraft in der Altenpflege zum Mindestlohn. Erst nachdem er mehrfach auf qualifizierte Job Angebote drängt, bekommt er welche.
Aber alle in Vollzeit und fern seiner Qualifikation.
Dann kommen monatelang gar keine Stellenangebote mehr per Post. Nachfragen bleiben zunächst unbeantwortet und ein Gesprächstermin dazu wurde kurzfristig verschoben und erst nach 4 Wochen nachgeholt. Da sagte ihm die Arbeitsvermittlerin, das Jobcenter würde keine Jobangebote per Post mehr verschicken.
Das würde jetzt über Jobcenter Digital laufen. davon hatte er noch nie gehört und sagte es ihr… Woraufhin die Arbeitsvermittlerin meinte, sie hätte das auch erst vor kurzem erfahren … sie meinte dann auch, dass die Angebote, die darüber kämen oft nicht besonders gut passen würden.
Sie würde private Stellenvermittler empfehlen.

Aus Gesprächen mit einer Anwältin für Sozialrecht und einer Bekannten die im Bereich Sozialberatung aktiv ist, weiß ich dass das kein Einzelfall ist.

Jobcenter waren immer schon überlastet …dann kam erst wg. Corona die Selbstständigen dazu (die dort gar nicht reinpassten), dann die Ukraine-Flüchtlinge und jetzt die Umstellung auf das Bürgergeld.
und interne Umstrukturierungen machten es auch nicht besser.

Eine Evaluierung der JobCenter kam vor einiger Zeit auch zu einem vernichtenden Ergebnis (mir fehlen leider Quellenangaben)

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Meines Erachtens ist der Fokus der Jobcenter ohnehin fragwürdig. Die Jobcenter machen nichts anderes als Verwalten, sie verwalten die Arbeitslosen. Sie vermitteln nicht, sondern schicken von Algorithmen als passend markierte Stellenangebote mit der Drohung von Sanktion beim Nichtbewerben an die Arbeitsuchenden. Das kann man nur schwer als „Vermittlung“ bezeichnen.

Alles andere wird letztlich von Drittanbietern erledigt. Sei es die Vermittlung selbst („Vermittlungsgutscheine“), sei es die Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen oder auch nur so simple Dinge wie Bewerbungstrainings.

In einer idealen Welt würden die Mitarbeiter der Jobcenter das tun, was gute Personalagenturen tun. Daher: Arbeitgeber stellen ihre Suchen ein und beim Jobcenter schaut tatsächlich jemand, der die Arbeitslosen tatsächlich von persönlichen Gesprächen kennt, was passt und was nicht. Und empfiehlt dann auch Betrieben einzelne Kandidaten. Kurzum: Die Jobcenter bauen ein Vertrauensverhältnis sowohl zu Arbeitgebern als auch zu ihren arbeitslosen Klienten auf und helfen dadurch tatsächlich, vor allem Menschen mit problematischen Erwerbsbiografien zu vermitteln. Denn diese Menschen gehen im aktuellen System schlicht unter, diesen Menschen fehlt das „Vitamin B“, um in der Berufswelt Fuß zu fassen. So dass diejenigen, die vom Jobcenter zum Arbeitgeber geschickt werden, auch tatsächlich dort arbeiten wollen. Wenn der Arbeitgeber schon davon ausgehen muss, dass sich 90% der Arbeitslosen nur bei ihm bewerben, weil ihnen sonst mit Sanktionen gedroht wird, kann dabei kaum etwas sinnvolles rauskommen.

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