Trump und sein Rückhalt bei den Republikanern - kaum nachvollziehbar

Eine Sache der Politik in den USA versteh ich nicht ganz. Dass Donald Trump so ist wie er ist, ist schwer zu ertragen. Dass er so viele Anhänger hat, für mich schwer zu glauben, aber einigermaßen nachvollziehbar. Aber warum wird er so lang und so breit von den Republikanern unterstützt? Natürlich gibt es viele politische Gemeinsamkeit zwischen Trump und „seiner“ Partei, aber Republikaner sind doch nicht per se autokratisch, anti-demokratisch, Corona-Leugner, wissenschaftskritisch, egozentrisch und Gegner einer freien Presse. Die Partei hat doch auch eine Geschichte und Werte, beides etwas, worauf konservative Amerikaner stolz sind, und was Trump mit Füßen tritt. Außerdem ist er auch für sie völlig unzuverlässig, feuert ständig Vertraute und glaubt Putin mehr als seinem eigenen Geheimdienst. Und er kämpft bekanntlich gegen das politische Establishment im Allgemeinen, und damit auch gegen die Spitzenpolitiker der Republikaner. Wie kann man das erklären? Wie groß ist sein Rückhalt überhaupt? Haben Gruppen wie die Lincoln-Party oder die Meinung von George W. Bush einen nennenswerten Einfluss? Das wäre für mich mal ein interessantes Thema für die Lage.

Es gibt ja auch einige Republikaner*innen, die sehr entsetzt über Trump sind und ihn nicht wählen werden. Aber ich finde es auch sehr schwer zu ertragen, dass es leider so wenige sind. Eine Erklärung für mich ist, dass er die einzige Chance war, die Mehrheit in den wichtigen Bundesstaaten zu bekommen und zu halten. Er ist ja auch trotz seiner Verfehlungen immer noch sehr beliebt und bis kurz vor seiner Corona Erkrankung war der Vorsprung von Biden auch nicht so groß. Es betrübt mich auch, wie jemand wie Trump sich solange halten konnte.

Ich würde gerne mal diesen Aspekt aus der Versenkung holen: Die völlige Entgrenzung der Politik in den USA, insbesondere bei den Republikaner. Diese einstmals konservative, aber dennoch seriöse Partei hat sich - lange vor Trump, spätestens mit dem Aufkommen der Tea Party „Bewegung“, ich meine aber schon sehr viel früher - in eine populistische, rein Wählerstimmen-maximierende Partei ohne jedes nennenswerte Wertegerüst entwickelt und schart damit gefühlt 40% der Amerikaner hinter sich. Wollen wir unter diesen Bedingungen wirklich an der Idee einer Transatlantischen Partnerschaft festhalten, die im Kern wenigstens unsere Abhängigkeit im Bereich der Verteidigung unangerührt lässt. Ja, aktuell scheinen die Demokraten die knappe Mehrheit der Amerikaner zu repräsentieren. Aber das kann schon bei den Nachwahlen in 2 Jahren vorbei sein.

Dazu gekürzte Auszüge aus einem Artikel in der Süddeutsche von gestern:

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