Trump erklärt der Welt den Handelskrieg

Aus: Tagesschau

„ Der britische Autobauer Jaguar Land Rover will angesichts der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle seine Lieferungen in die USA vorübergehend aussetzen. Im April gebe es eine Lieferpause, bestätigte ein Unternehmenssprecher britische Medienberichte. „Die USA sind ein wichtiger Markt für die Luxusmarken von JLR“, hieß es in der Stellungnahme. Während man daran arbeite, die neuen Handelsbedingungen mit Geschäftspartnern zu besprechen, würden kurzfristige Maßnahmen umgesetzt und etwa Lieferungen im April ausgesetzt. “

„ Taiwans Präsident Lai Ching Te hat sich mit hochrangigen Vertretern großer Technologiefirmen bezüglich einer Antwort auf die zusätzlichen US-Zölle beraten. Die weltweite Wettbewerbsfähigkeit der Firmen und die Interessen des Landes müssten gewahrt werden, teilte seine Sprecherin Karen Kuo mit. Um welche Firmen es sich handelte, sagt sie nicht. Medienberichten zufolge waren Manager von TSCM, der weltweit größte Auftragsfertiger von Chips, und dem Apple-Zulieferer Foxconn anwesend. Von den Unternehmen war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. “

„ China bekräftigt, im Zollstreit mit den USA weiter die Interessen des Landes zu wahren. China habe entschlossen Maßnahmen ergriffen und werde dies auch weiterhin tun, um seine Souveränität und Sicherheit zu schützen, teilt das Außenministerium mit. Die USA sollten aufhören, Zölle als Waffe zur Unterdrückung der chinesischen Wirtschaft und des chinesischen Handels einzusetzen und das legitime Recht auf Entwicklung des chinesischen Volkes zu untergraben. Trump hat zusätzliche Zölle auf chinesische Waren von 34 Prozent angekündigt. China reagierte am Freitag seinerseits mit Gegenzöllen von 34 Prozent auf US-Waren und Exportbeschränkungen auf einige Seltene Erden. “
„ Das US-Unternehmen Howmet Aerospace räumt sich selbst die Möglichkeit eines Lieferstopps für von Zöllen betroffene Flugzeugbauteile ein. Das Unternehmen stellt unter anderem Komponenten für Airbus und Boeing her. Howmet erklärte in einem Schreiben an seine Kunden, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, dass es einen Fall von höherer Gewalt erklärt habe. “

Zumindest sorgt Trump für viel Bewegung und Kommunikation. :wink:

Mutige Definition von „höherer Gewalt“…
Also wenn der Staat wegen Corona bestimmten Unternehmen nachvollziehbar verboten hat, aktiv zu werden, kann man das „höhere Gewalt“ nennen - weil die Pandemie diese höhere Gewalt ist, die in staatlichem Verbotshandeln zum Ausdruck kommt. Wenn der Staat hingegen einfach nur aus reinem Opportunismus die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändert ist das eigentlich ein ganz klassisches Beispiel für unternehmerisches Risiko. Eigentlich sogar ein Textbuch-Beispiel für unternehmerisches Risiko.

Wäre ein schöner Fall für die WTO, wäre diese doch bloß einsatzfähig… Aber nein, die USA haben auch das unterminiert, und das nicht nur unter Trump, sondern auch unter Biden. Was übrigens ein weiterer Grund ist, warum wir uns von den USA entkoppeln müssen, selbst wenn nach vier Jahren Trump wieder „Normalität“ im Weißen Haus einkehren würde. Auch Biden hat den von Trump eingeführten Protektionismus nicht wieder vollständig abgebaut und eine Nachfolgeregierung Trumps wird auch große Teile von Trumps Wahnsinn beibehalten.

Ich sage es nur ungern, aber ich bin in dieser Sache auf der Seite Chinas…

Taiwan hat es natürlich besonders schwer. Taiwan kann kaum mit Gegenzöllen reagieren, weil deren Sicherheit noch mehr von den USA abhängt als die Sicherheit der Europäer es tut. Taiwan zeigt daher sehr schön, was das Resultat zu großer militärischer Abhängigkeit von den USA bedeutet.

1 „Gefällt mir“

Den Gedanken hatte ich auch. Ich denke die Beziehung USA-EU unterscheidet sich deutlich zu USA-China und daher sollten wir uns jetzt nicht extremen Gegenreaktionen hinreißen lassen.

Was wäre beispielsweise wenn Trump eine harte Reaktion nutzt, um doch aus „Rache“ die NATO noch weiter zu schwächen oder sich an Russland anzunähern? Was würde dann aus der Ukraine und Co?

Ich tendiere daher dazu die Lage ruhig zu analysieren und formal zur Fristwahrung den Anti-Coercion Mechanismus zu aktivieren. Das signalisiert enorme Kampfbereitschaft und verschafft dennoch Zeit, da er erst in frühestens 6 Monaten in Kraft treten kann.

Auch VW hat das angekündigt und möchte erst mal abwarten, wie die Zölle sich entwickeln. Macht auch Sinn. Sollte Trump sie nach einer Woche zurücknehmen hat man teuer Autos eingeführt, kann aber den Aufschlag nicht mehr an die Kunden weiter geben.

Leider wird eine weitere Theorie zu den Zöllen nicht besprochen. Evtl hat es alles nichts mit den Handelsbeziehungen zu tun:

Trump provoziert durch die bewusste Schwächung der Wirtschaft eine Flucht der Investoren in sichere Anlagen wie US-Staatsanleihen. Dies würde die Nachfrage nach diesen Anleihen erhöhen und somit die Renditen (Zinsen) senken, was die Refinanzierung der Staatsverschuldung zu günstigeren Konditionen ermöglichen würde.

Diese Annahme basiert auf der Tatsache, dass die USA im Jahr 2025 Schulden in Höhe von etwa 9,2 Billionen US-Dollar refinanzieren müssen. Niedrigere Zinssätze würden die Zinsbelastung des Staates verringern und den Schuldendienst erleichtern. Diese 9,2 Billionen kommen zu großem Teil aus Zeiten mit Ultra niedrig Zinsen.

1 „Gefällt mir“

Wer vertritt denn diese Theorie? Ich höre sie zum ersten Mal und ich höre etliche Podcasts, die sich mit dem Thema auch wirtschaftswissenschaftlich befassen. Das klingt für mich auch einfach unlogisch.

Trumps Zollpolitik wird voraussichtlich den US-Dollar schwächen. Das will Trump auch, weil das dazu beiträgt, das Außenhandelsdefizit abzubauen, was Trump ja als großes Ziel ausgegeben hat. Ein schwacher Dollar ist aber gerade für US-Staatsanleihen Gift. Insbesondere für ausländische Investoren werden US-Staatsanleihen bei einer erwarteten Abschwächung des Dollars absolut unattraktiv. Selbst US-Bürger fliehen aktuell teilweise in sicherere Staatsanleihen wie z.B. die Deutschen. Dazu kommt, dass die Kreditwürdigkeit der USA bereits von 2011 bis 2023 nicht mehr Triple-AAA war (zumindest bei Moody’s und S&P) und erwartet wird, dass die USA auch hier wieder abgewertet werden könnten. Auch das würde nicht für US-Staatsanleihen sprechen. Gerade unter einem erratischen Präsidenten wie Trump sind Staatsanleihen eben nicht mehr so stabil und sicher, denn die Stabilität und Sicherheit von Staatsanleihen basiert gerade darauf, dass Staaten i.d.R. nicht erratisch und unberechenbar agieren.

Also ich wüsste wirklich gerne, wer diese krude These vertritt. Aktuell spricht absolut alles dagegen, dass sich eine erratisch-aggressive US-Zollpolitik positiv auf die US-Staatsanleihen auswirken würde. Anleger, die auf Stabilität setzen, werden auf stabilere Staansanleihen von anderen Ländern ausweichen, nicht auf US-Staatsanleihen. Nicht, so lange Captain Chaos am Steuer ist und das Schiff möglicherweise auf’s nächste Riff steuert.

3 „Gefällt mir“

Das es bei großen Anlegern quasi immer auch die Entscheidung Aktien vs. Staatsanleihen gibt, habe ich auch schon mal gehört.
Und das Ganze würde ja auch so ein bisschen in Richtung eines Mar-a-Lago-Accord gehen, der ja auch schon durch die Medien ging, oder?
Hinzu kommt, dass Zölle mit Staatsanleihen verhandlungstechnisch in einen Topf zu werfen, etwas wäre, dass man Trump durchaus zutrauen könnte.

Klingt für mich erstmal nicht völlig abwegig, die Theorie.

@Mike
Zum Freihandelsvorschlag von Musk:
Du kannst über Trump und seine Kumpels sagen was du willst, aber beim Thema Unberechenbarkeit macht denen keiner was vor…

2 „Gefällt mir“

Duschgedanke: die ganze Welt ist sich gerade einig, was für ein unglaubliches Eigentor die Zölle von Trump sind. Irgendwie gefällt mir das nicht.

Es haben auch alle gelacht, wie Musk Twitter gekauft und wirtschaftlich versenkt hat, bekommen hat er aber ein sehr nützliches Machtinstrument das ihm nach wie vor nützlich ist.

Also wem nützt dieses Eigentor mit den Zöllen?

Ein Hinweis auf eine mögliche Antwort liefert Senator Chris Murphy on Instagram: "The tariffs don’t make sense as economic policy because they aren’t economic policy. They are a tool to undermine our democracy. A means to force every major company and industry in America to pledge loyalty to Trump in return for tariff relief."

The tariffs don’t make sense as economic policy because they aren’t economic policy. They are a tool to undermine our democracy. A means to force every major company and industry in America to pledge loyalty to Trump in return for tariff relief.

3 „Gefällt mir“

Tatsächlich sind die 10-Jahres-Renditen seit Trumps Amtsantritt Anfang 2025 schon spürbar gefallen (z.B. von ~4,8 % auf ~4,25 %)​. Selbst ein kleiner Rückgang der Renditen spare dem Staat bei der Umschuldung hoher Beträge Milliarden​.

Neben der „Flucht-in-Anleihen“-Variante wird übrigens auch ein Inflationsszenario diskutiert: Trump könne eine höhere Inflation sogar „willentlich“ in Kauf nehmen, um die reale Schuldenlast zu verringern. Why Trump Might Want to Keep Inflation High — and How to Prepare - Business Insider

Historisch war genau dies in Krisenzeiten zu beobachten: Etwa in der Finanzkrise 2008 oder zu Beginn der Pandemie 2020 sanken die Renditen von US-Staatsanleihen auf Tiefststände, weil Investoren verstärkt in Treasurys strömten und die Fed die Zinsen massiv senkte. Trumps derzeitige Zoll- und Handelskonflikte 2025 führen bereits zu solchen Bewegungen​: https://www.reuters.com/markets/us/us-political-brinkmanship-undermines-treasuries-safe-haven-status-2025-03-19/#:~:text=NEW%20YORK%2C%20March%2019%20,is%20not%20immune%20to%20cracks

Die USA müssen in kurzer Zeit sehr viel Schulden aus der Nullzins-Ära umfinanzieren. Jeder Prozentpunkt Zinsunterschied wirkt sich hierbei massiv aus. Die aktuellen Daten belegen, dass die Zinslast auf einem historischen Höhenflug ist und ohne Zinssenkung weiter steigen wird​.budget.house.gov
Insofern erklärt die schwierige Refinanzierungslage 2025, warum die vermeintliche Strategie, Zinsen künstlich nach unten zu drücken, überhaupt ins Gespräch kommt.

Ich möchte noch anmerken, dass ich nicht gesagt habe, dass dies der wirkliche Grund ist. Wer weiß schon was im Kopf des Orange-man wirklich vorgeht. Es könnte aber ein Grund sein und das ist diskussionswürdig.

2 „Gefällt mir“

Ist es nicht schön, dass die „Gier doch gut ist“ :slight_smile:
Freund Musk hat den SpaceX Deal mit der US Regierung bekommen und damit sind die Wahlkampfspenden ausgeglichen. Wahrscheinlich muss er nun nach den Tesla Interessen schauen und ta da, Zölle sind mal gar nicht in Teslas Interesse.
Ich frage mich nur wie Trump aus der Nummer noch unbeschadet rauskommen will? Eine Freihandelszone mit der EU wäre gegen alles, was er versprochen hat und es würde das Handelsdefizit der US gegenüber der EU weiter verschärfen.

Ich glaube das ist kein Problem für Trump. Wie sagte Trump damals: Er könnte wen auf der 5th Avenue erschießen und er würde keine Wähler verlieren.

2 „Gefällt mir“

Es scheint aktuell gut für Trump zu laufen:

Großbritannien und Italien denken darüber nach ihre Industrie zu subventionieren, sollten sie das machen, um die Preise in den USA niedrig zu halten, sind sie diejenigen, die die Zölle zahlen und nicht die amerikanischen Bürger. Taiwan, Indien und Israel scheinen verhandeln zu wollen. Lediglich China setzt auf Zölle, mit denen will Trump aber eh einen Handelskrieg.
Aktuell fügt sich alles zu seinen Gunsten zusammen. Es scheint nicht so zu sein, dass das Ganze für ihn nach hinten losgeht und die Welt sich gegen die USA verbündet.

2 „Gefällt mir“

Ich hab doch geschrieben, dass es gut läuft und zu seinen Gunsten. Mein Beitrag sollte keine Ironie sein, falls das so rüber kam

1 „Gefällt mir“

Sorry, mein Fehler. :slight_smile:

1 „Gefällt mir“

Das ist eine Milchmädchenrechnung, weil es hier ganz offensichtlich nur um temporäre Maßnahmen ginge. Langfristig ist es volkswirtschaftlich nicht sinnvoll, Exporte staatlich dermaßen zu unterstützen. Sowas machen Staaten wie China gerne kurzfristig, um Konkurrenten auszuschalten und damit ein Monopol aufzubauen, um dann aber die staatliche Unterstützung zurückzufahren. Das ist dann aber eine ganz andere Zielrichtung. Das, was GB plant, kann man maximal für einen Überbrückungszeitraum machen, um den betroffenen Unternehmen Zeit für eine Umorientierung oder Umstrukturierung zu geben. Langfristig wird beides den USA nicht nutzen, sondern massiv schaden.

Verhandeln wollen alle. Taiwan und Israel können allerdings nicht verhandeln, weil diese beiden Staaten zu 100% von den USA abhängen, sie können nur bitten. Stellt sich Trump gegen Taiwan oder Israel, droht für beide Staaten das Ende ihrer Existenz, zumindest jedoch ein massiver Krieg, den sie ohne US-Unterstützung kaum gewinnen können. Ähnliches gilt für die Ukraine.

Aber auch in diesen Fällen werden die USA für den kurzfristigen Vorteil, diese Länder ausnehmen zu können, langfristig bezahlen. Der „Worst Case“ im Hinblick auf Taiwan ist, dass pro-chinesische Minderheiten in Taiwan massiv an Zulauf gewinnen und letztlich Taiwan und China sich wieder annähern. Das wäre die logische Konsequenz, wenn sich in Taiwan der Eindruck verfestigt, dass die USA sie nicht schützen kann und ein Krieg mit China sonst irgendwann unausweichlich würde.

Die Zollpolitik kann höchstens sehr kurzfristig ein paar Gewinne für die USA abwerfen, langfristig wird sie den USA extremen Schaden zufügen. Wirtschaftlich als auch diplomatisch.

2 „Gefällt mir“

Diese Minderheiten sammeln sich vor allem hinter der KMT (Nationale Volkspartei Chinas / Kuomintang), die seit der Wahl im letzten Jahr mit 54 der 113 Sitze die stärkste Fraktion im Parlament stellt, und deren Kandidat für den (direkt gewählten) Präsidenten mit 33,5% auf Platz 2 kam. Die bereitet der Regierung jetzt schon mit Störmanövern im Parlament erhebliche Probleme.

Aber wir wissen ja nicht was Trump vor hat, vielleicht will er das gar nicht langfristig machen. Wenn jetzt nach und nach alle anderen Staaten angebettelt kommen, um mit Trump zu verhandeln und er dann die Zölle wieder zurücknimmt, kanm er sich als den großen Dealmaker hinstellen. Ich denke tatsächlich, dass die Zölle kurz- und mittelfristig den USA deutlich mehr schaden als den anderen. Von daher hätten sich die großen Staaten der Welt zusammengetan und gesagt, für einen Monat gehen wir erst mal gar nicht auf Verhandlungen ein, hätte das für großen Unmut in der amerikanischen Bevölkerung sorgen können.

So kann Trump jetzt allerdings nach und nach auf die Verhandlungen eingehen und das Experiment rechtzeitig abbrechen und sich letztlich als den großen Dealmaker darstellen. Und dann wird der Rest seiner Präsidentschaft nur von solchen Erpressungsversuchen geprägt sein.

1 „Gefällt mir“

Das ist genau der Grund, warum ich sage, dass wir es wie die Chinesen machen sollten: Komplett Gegenhalten. Keine Kompromisse Bullies. Auch wenn das unserer Wirtschaft schadet.

Natürlich hast du Recht, dass wenn die Welt nun bei Trump angebettelt kommt und Trump reihenweise für die USA Deals raushandelt, die besser als der Status Quo sind, das dann ein dicker Win für Trump wäre. Genau deshalb dürfen wir genau das nicht tun. Und das ist hoffentlich wirklich jedem klar, der über solche Dinge verhandelt. Wir kommen nicht als Bittsteller, wir kommen als Verhandlungspartner auf Augenhöhe - und für jedes Bisschen an Zöllen, dass Trump nicht wieder abbauen will, gibt es hoffentlich entsprechende Gegenmaßnahmen, seien es Gegenzölle oder Steuern auf Dienstleister (die wir mit dem gleichen Argument rechtfertigen können, mit dem Trump seine Zölle rechtfertigt…).

2 „Gefällt mir“