Testzentrum für Schnelltests - Bitte unbedingt nachmachen!

Moin zusammen,

in der Folge LdN 224 habt ihr – Ulf und Philip – über Mängel im Umgang mit der Pandemie gesprochen. Ein wichtiger Punkt waren die schlechten Möglichkeiten, sich testen zu lassen, besonders im Kontext Präsenzarbeit.

Ich möchte euch und der Community hier von einer Initiative berichten, die in meiner Heimatstadt Wilhelmshaven gerade anläuft für ein Testzentrum für Schnelltests – mit der dringenden Bitte um Nachahmung in vielen andere Städten und Kommunen!

Und damit sich die Idee möglichst weit verbreitet, wäre es natürlich toll, wenn das Projekt in einer der nächsten Lagen vorgestellt würde?!

Bei uns in der Region gibt/gab es noch keine Möglichkeit, für die breite Bevölkerung Schnelltests durchzuführen. Deshalb hat sich eine Initiative aus Bürgerinnen der Stadt zusammengeschlossen, unterstützt von der Stadt Wilhelmshaven, dem Gesundheitsamt, Ärztinnen, Apotheker*innen, der Wirtschaft, dem Sportbund und der Kirche.

Konkret läuft es so ab, dass man sich online https://whvtestet.de/ in einen Terminslot einträgt und ein Ticket als QR-Code bzw. den eigenen ID-Zahlencode erhält. Mit diesem Ticket, seinem Lichtbildausweis und einem medizinischen Mund-Nasen-Schutz geht man dann zum Testzentrum. Dort wird einem von medizinisch geschulten Ehrenamtlichen ein Nasen-Rachen-Abstrich gemacht. Nach 15 Minuten ist das Testergebnis da und wird einem per sicherer SMS mitgeteilt. Es folgt außerdem eine Mail mit allgemeinen Informationen je nach Ergebnis, wie man sich nun zu verhalten hat (z.B. trotzdem Hygienemaßnahmen einhalten; sich vorläufig in Quarantäne begeben etc.).

Außerdem kann man sich mit dem eigenen ID-Zahlencode online ein PDF-Dokument herunterladen, in dem das Ergebnis des Tests dokumentiert ist. In Absprache mit dem Gesundheitsamt zählt dieses Dokument als Vorweis eines negativen Schnelltests für max. 72h, wenn der Test negativ war.

Für den Test muss man 5€ bezahlen. Die Materialkosten liegen eigentlich bei 15€, Personalkosten fallen glücklicherweise durch die zahlreichen Ehrenamtlichen nicht an. Es gibt schon viele Spenden aus der Wirtschaft oder von Privatpersonen, um die Finanzierungslücke zu schließen und dadurch die Kosten für die einzelne Person möglichst gering zu halten.

Die Testungen beginnen ab dem 08.02. Ich möchte das Projekt trotzdem schon jetzt mit Euch teilen, damit viele Zentren möglichst bald folgen können.

Zwei Sachen, die mich dabei besonders begeistert haben:

Erstens:
Angestoßen wurde das Projekt nur von einer Handvoll an Leuten. Man braucht für den Start eigentlich „nur“

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jemanden für die IT und Software im Hintergrund

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jemanden mit dem medizinischen Know-how

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Personen, die ein gutes Netz an Ehrenamtlichen haben

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jemand mit guten Kontakten zu Stadt und Gesundheitsamt (bei uns war dafür gleich der Oberbürgermeister selbst mit dabei)

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jemanden mit guten Beziehungen, v.a. in die Wirtschaft, um Spenden einzusammeln

Es ist also gut umsetzbar! Vielleicht findet ihr bei euch vor Ort ja auch die richtigen Leute und könnt selbst durchstarten.

Zweitens:

Die Reaktionen waren und sind bis heute unglaublich! Eigentlich jede Person, die von dem Projekt mitbekommen hat, wollte unbedingt mithelfen. So konnten wir in kürzester Zeit ein gutes Netzwerk schaffen, schon jetzt 70 Ehrenamtliche gewinnen und schulen, dürfen die Räumlichkeiten der zurzeit nicht genutzten Sportstätte eines örtlichen Vereins als Zentrum kostenlos benutzen und haben bereits einige Spender gefunden. Ich denke, dass es allein dabei unglaublich guttut, etwas aktiv gegen die Pandemie tun zu können.

Auf der Website zum Projekt findet ihr auch Informationen: https://whvtestet.de/

Es wäre wie gesagt für die Verbreitung der Initiative super, wenn möglichst viele Menschen davon erfahren. Wenn ihr für eine Projektvorstellung in der Lage also Raum findet, würde mich das riesig freuen! Falls ihr für die Lage noch konkretere Infos braucht, könnt ihr euch auch bei dem Zuständigen des einen Projektträgers melden: bernhard.busemann@christusnews.de

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Liebes Lage-Team,

ich bin mitten in der Pandemie letzten Sommer von Deutschland nach Wien umgezogen und verfolge seitdem das deutsche Pandemiegeschehen über die Nachrichten und Infos von Freund*innen und Familie. Und ich bin immer wieder erstaunt, was ihr von den Möglichkeiten, bzw. Nicht-Möglichkeiten sich in Deutschland testen zu lassen erzählt. Nun macht Österreich bei weitem nicht alles perfekt in der Pandemie, aber zumindest das mit den Tests läuft hier anscheinend doch deutlich besser. In der letzten Lage Folge habt ihr erwähnt, dass es keine flächendeckend kostenlosen Schnelltests gibt, weil nicht genügend Tests vorhanden sind. Da frage ich mich, wie es sein kann, dass ich mich in Wien seit einigen Wochen täglich kostenlos per Schnelltest testen lassen könnte - also etwas ähnliches wie in dem oben stehenden Kommentar in Wilhelmshaven demnächst passieren soll (sehr gute Initiative!). Zumindest in Österreich scheint der Mangel an Testkapazitäten nicht so gravierend zu sein. Im Januar fand schon zum zweiten Mal außerdem die Aktion „Österreich testet“ statt und war zumindest an der Teststraße an der ich war, sehr gut organisiert. Auch als wir Anfang November einen Corona-Ausbruch in meiner WG hatten, war es sehr einfach an PCR-Tests zu kommen, da zumindest innerhalb von Wien dafür ein sehr effizientes System zur Probennahme entworfen wurde. Wir mussten nicht mal die Wohnung verlassen, es kommt jemand und bringt alle Utensilien für einen Gurgel-Test vorbei. Nur die Zeit bis das Testergebnis dann vorliegt war extrem unterschiedlich und teilweise sehr lang und das Contact-Tracing völlig überfordert. Doch an einen Test zu kommen ist hier wirklich sehr einfach und ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass es in Deutschland nicht möglich sein soll, ähnliche Strukturen aufzubauen, auch wenn das Land natürlich bedeutend größer ist.

Vielen Dank für eure informativen Podcast jede Woche und Grüße aus Wien!

Moin!
Ich bin definitiv pro viel Testen, ABER: Test und Ergebnis müssen auch richtig durchgeführt und interpretiert werden. Und da geht es nicht in erster Linie um das Handling, sondern um den richtigen Zeitpunkt und die Konsequenz des Ergebnisses. Als viel testende Allgemeinmedizinerin gehen 95% meiner Zeit in diese Fragen.
Ganz gut vergleichbar ist es mit dem Schwangerschaftstest: es macht zB keinen Sinn am Tag nach dem Geschlechtsverkehr zu testen, da hat ein negatives Ergebnis keinerlei Aussagekraft. Nach einer guten Woche KANN das Ergebnis positiv oder aber auch noch falsch negativ sein.
Nach 10-14 Tagen ist es ziemlich zuverlässig, aber bis dahin gibt es meistens auch bereits andere Anzeichen… Im Falle von einer möglichen Ansteckung heißt das, dass wir sinnvoll 5-7 Tage nach Exposition testen, das Ergebnis aber keine Auswirkung auf eine mögliche Quarantäne hat, an Tag 10 ist das Ergebnis so zuverlässig, dass ein negativer PCR-Test eine Quarantäne abkürzen kann.
Das ist die schnöde Theorie, in der Praxis ist es in der Regel erheblich komplizierter…
Erschreckend in diesem Zusammenhang das Beispiel auf ZON die Tage von dem jungen Physiotherapeuten, der am Tag nach Exposition einen negativen PCR-Test hatte, und dann einige Tage später trotz Symptomen inklusive Geschmacksverlust munter die komplette Großfamilie über Weihnachten traf. Denn der Test war ja negativ gewesen… Daher ist die Einordnung der Ergebnisse so wichtig - in diesem Falle mindestens die Info dass der Testzeitpunkt sinnlos ist und bei Auftreten von Symptomen eine sofortige Isolation und nochmalige Testung geboten ist.
Auch schwierig Testungen in Hinblick auf „in 3 Tagen will ich meine Großmutter im Altersheim sehen“. Das macht nur unter sehr speziellen Umständen Sinn (zB vorangegangene mehrtägige Isolation) und vermittelt sonst nur ein falsches Gefühl von Sicherheit.
Ganz grundsätzlich auch wichtig: der Test schließt nicht aus, dass ich mich infiziert habe (!), sondern lediglich dass ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Viruslast über einem (testabhängigen) Schwellenwert im Rachen trage.
Von daher: Tests auch in Laienhände, JA - aber nur mit ganz genauen Erklärungen wann nach Exposition ein Test aussagekräftig ist und wie groß das Zeitfenster in dem ich vermutlich sicher nicht selber infektiös bin.
Liebe Grüße!

@Imarie: Es muss für dich frustrierend sein, dass dein Hinweis auf eine Verbreitung der Möglichkeit an der Testlage selbst aktiv etwas zu bewirken keinen Einzug in die Lage geschafft hat. Es kommt eher selten vor, dass es Informationen direkt schaffen in der Lage 1:1 Erwähnung zu finden.
Das ist in der Regel auch voll in Ordnung, da belastbare Quellenangaben den Inhalt der Lage bestimmen.

Das Forum ist aber auch kein schlechter Weg einen Stein ins Rollen zu bringen!
Immerhin findest du hier die aktiven Lagehörer.

Es wäre doch ein Anfang, wenn man seinen direkten Abgeordneten im Bundestag mit der Initiative konfrontiert und auffordert aktiv zu werden, oder?

Wer diesem Aufruf folgt, könnte doch über diesen Thread berichten, ob sich etwas bewegen lässt. Vielleicht gibt es ja auch schon viele, die genau das getan haben?

Ich hoffe es gibt ganz viele, die hier aktiv werden.

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