Terror in Trier - Berichterstattung zur Herkunft des Täters

Warum wurde heute beim Anschlag in Trier zwanghaft betont, dass ein Deutscher diese Tat begangen hat? Ist das eine Rechtfertigung, dass man beim nächsten Anschlag die Religionszugehörigkeit eines islamistischen Täters erwähnt?
Sollte man es zukünftig einfach weglassen oder konsequent bei jeder Tat erwähnen? Ich habe mich dabei ertappt, wie es mich interessiert hat den Hintergrund dieser Tat zu erfahren, um mir ein Urteil zu bilden. Ich denke, dass dieser Reflex bei sehr vielen Personen kommt. Ist dieser Reflex falsch? Kann dieser Reflex aus bestimmten Gründen auch richtig sein?

Sollte man es zukünftig einfach weglassen oder konsequent bei jeder Tat erwähnen?

Ich finde die Nennung von Nation, sofern sie nicht im Zusammenhang mit der Tat steht, vollkommen überflüssig. Im Regelfall gibt es eben keine Begründung in der Nationalität, sondern aus verschiedenen extremistischen Bereichen (Rechtsextremismus, Linksextremismus, Formen von religiösen Extremismus). Unterscheidung von Nationalitäten wäre höchstens im Kontext einer wissenschaftlichen Diskussion über die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Entstehung interessant, zur Unterscheidung von „home-grown“ Tätern.

Die Nennung erfolgt aber - so nehme ich das war - vor allem aus dem Grunde eine gewisse Abgrenzung zwischen Bildern des „Deutschen“ und „Ausländer“ herzustellen, auch um nicht unbequeme Fragen zu den gesellschaftlichen Eingriffsmöglichkeiten (Extremismusprävention, Armutsprävention etc.) zu stellen. Die explizite Nennung der deutschen Nationalität in Trier ist ein trauriges Zeugnis davon das dies schon so weit fortgeschritten ist, das man eine solche Nennung vornimmt um gewisse Gruppen vor der Spekulation zu schützen.

Ich erinnere mich neben Trier auch an Münster 2018 (psychisch krank, deutsch) oder dem Fall eines psychisch Kranken mit dem Bahnsteig in München (nicht deutsch) wo ähnlich verfahren wurde. Häufig steht das Motiv so schnell nicht fest und die mediale Berichtsamkeit die sich kurzfristig ausbildet ist alles andere als produktiv. Die Nutzung der Nationalität als Spekulationsmaterial zur Berichterstattung und Befriedigung eigener Vorurteile verfolgt i.d.R. keinen tieferen Zweck, der es erlaubt sich mit der Tat und ihrer Verhinderung objektiv auseinanderzusetzen.

1 „Gefällt mir“