Taurus - Geodaten - Zieldaten?

Die Bundesregierung will in Bezug auf die Lieferung von Taurus Marschflugkörpern an die Ukraine erst einmal keine Entscheidung treffen.

Begründet wird das mit der notwendigen Mitwirkung von Deutschen bei der Programmierung, die Deutschland in den Krieg hineinziehen könnte.

Dabei geht es in der Berichterstattung auch von etablierten Medien drunter und drüber:

  • Mal ist die Rede davon, dass Bundeswehrsoldaten die Koordinaten der Ziele programmieren müssen, die die Ukraine treffen möchte.
  • Dann ist wieder die Rede davon, es gehe um die Geodaten in Bezug auf die typologische Bodenbeschaffung, die die Taurus-Marschflugkörper brauchen, um unabhängig vom GPS zum Ziel navigieren und dabei sehr niedrig fliegen können. Das wären Strukturdaten, die ja nicht für jeden Abschuss programmiert werden müssen, sondern integraler Bestandteil des Waffensystems wären - wie das auch Munition für Artillerie ist. Quelle.

So heute wieder in der Süddeutschen Zeitung: Bundeswehrsoldaten sollen „Geodaten zur Zielbestimmung programmieren“. Häh?

Weiß hier jemand, was nun stimmt bei der Frage der Mitwirkung durch Deutsche?

Ich denke das kann nur jemand abschließend beantworten, der mit Taurus gearbeitet hat, und da gilt vermutlich Geheimhaltung.

Verschiedene Verteidigunsexperten und -analysten scheinen sich einig zu sein, dass die Argumentation der Bundesregierung nur eine Nebelkerze ist und so keinen Sinn macht.

Wenn man spekulieren will, hilft Wikipedia bzgl. wie Taurus navigiert:

Zur Korrektur der Daten misst ein Radarhöhenmesser im Ku-Band das Höhenprofil des überflogenen Gebietes und vergleicht dieses kontinuierlich mit den zuvor eingespeicherten Geländedaten des Soll-Flugpfades, um daraus eine Kurskorrektur zu berechnen.[14] Da die Geländereferenznavigation grundsätzlich nur über ausreichend profiliertem Gelände verwertbare Navigationsdaten liefern kann, verfügt der Taurus mit der bildverarbeitenden Navigation über ein weiteres System zur Navigationsstützung. Für den Flugweg werden dabei zwischen fünf und zehn Navigations-Aufdatpunkte bestimmt, deren vereinfachte Signaturen im Bordcomputer abgespeichert werden. Beim Überfliegen der Aufdatpunkte sucht der Infrarotsuchkopf die zuvor eingespeicherten Strukturen und vermisst deren Lage im Raum

Man könnte also mutmaßlich einen Datensatz „Profildaten Ukraine“ einmalig mit den Flugkörpern übergeben. Die Geländebeschaffenheit der Ukraine sollte sich ja nicht großartig verändern.
Man könnte die Ukrainer dann darin ausbilden, basierend auf diesen Profildaten die „Flugpläne“ der Taurus selbst einzuprogrammieren.
Basierend auf den öffentlichen Informationen sehe ich keinen technischen Grund, warum deutsche Soldaten den Einsatz aktiv unterstützen müssen.
Bei Flugabwehrraketen, Panzern etc. klappt das ja auch.

Das setzt aber ein paar Dinge voraus:

  1. Man vertraut darauf dass geheime Eigenschaften der Taurus dem ukrainischen Personal anvertraut werden können, ohne weitergegeben zu werden.
  2. Man vertraut der Ukraine, dass sie auch in extremen Fällen (Gegenoffensive, oder sogar Nuklearschlag) nicht auf einmal Moskau als Ziel eingibt

Andere Länder haben mit diesem Vertrauensvorschuss kein Problem. Deutschland / Scholz ist halt, wie bei allen anderen Lieferungen auch, mal wieder „vorsichtiger“, um es diplomatisch auszudrücken.

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Richtig, deswegen stört es mich, dass die Taktik, die Medienberichterstattung mit dieser Nebelkerze zu blenden, offenbar Erfolg hat. Es ist offensichtlicher Unsinn, diese Argumentation, und sie sollte nicht mehr wie zwei Zeilen in der Berichterstattung über das Thema einnehmen, wobei das Wort „Blödsinn“ oder „Schwachsinn“ in diesen zwei Zeilen zwingend auftauchen sollte.

Den Rest der Artikel sollte IMHO die Erörterung tatsächlich plausibler Gründe einnehmen:

  • wahltaktische Appeasement-Bemühungen zur Beschwichtigung der sogenannten „Friedensbewegten“
  • Scholz macht sich persönlich vor Angst in die Hose
  • Scholz hat atomare Logik nicht verstanden und fällt daher immer noch auf Russlands Atomdrohungen rein
  • möhlicherweise tatsächlich vorhandene technische Probleme beim Einsatz der flugzeuggestützten Marschflugkörper durch ukrainische Flugzeuge (insbesondere hier fänd ich Infos von wirklich kundigen Experten nützlich)
  • vielleicht sind die Taurus auch, wie so viel anderes BW-Equipment, gar nicht so einsatzbereit, wie sie sein sollten