Moin,
ein Thema auf das ich mal zufällig aufmerksam geworden bin und das je nach Sichtweise ein sehr großes Thema sein könnte sind die deutschen TARGET 2 Forderungen. Das sind, soweit ich es richtig verstanden habe, Forderungen die Deutschland aus Exporten ins inner europäische Ausland hat. Diese liegen auf einem Verrechnungskonto bei der EZB und Ökonomen streiten sich wohl darüber wie dieser Verrechnungsposten zu bewerten ist. Immerhin sollen es über 800 Millionen Euro sein, die wenn sie verwendbar wären sicherlich gute Einsatzmöglichkeiten finden würden. Themen wie die Klimakriese, Investitionsstau in infrastrukturellen Maßnahmen und Bekämpfung von Corona könnten sicher einiges mit einer solchen Finanzspritze anfangen.
Ein interessanter Gesprächspartner wäre zu diesem Thema Dr. Daniel Stelter, der dieses auch immer mal wieder auf seinem Blog beyond the obvious und seinem gleichnamigen Podcast bespricht.
Ich würde mich freuen wenn ihr das Thema aufgreift.
Dieses Geld liegt nicht „bei der EZB rum“, es sind Forderungen gegen andere europäische Nationalbanken. (Zur genauen Bewertung, ob das jetzt „Schulden“ im eigentlichen Sinne sind, hatten die Mikroökonomen und Wrint schon einige Episoden, wie du auch sagst.)
Dementsprechend würdest du hier andere europäische Länder, den meisten geht es übrigens gerade und schon immer deutlich schlechter als Deutschland, in weitere Bedrängnis bringen.
Und das alles für den Pfenningsbetrag von 800 Mio. €, den wir uns einfach über Schulden leisten könnten.
Ich würde bei 800 Mio. nie von Pfennigbeträgen sprechen, unsere Bundesjustizministerium würde sich über das Geld sicher freuen und könnte sein Jahresbudget damit fast verdoppeln. Aber du hast natürlich recht in Relation zum gesamt deutschen Haushalt ist das eher eine kleine Summe. Damit machst du aber nur eine neue Ebene in der Diskussion auf, die ich ebenso interessant finde. Denn wenn das für uns zu wenig Geld ist um es einzufordern, bzw. zu verwenden (wenn das geht) und das für die Schuldnerländer viel Geld ist, dann könnten wir es den Ländern ja auch schenken, also die Schulden erlassen. Was dann deren Verschuldung wenn auch nur in kleinem Maße senken würde.
Auch das wäre in meinen Augen eine sinnvolle Verwendung des Geldes. Ich bin nur der Meinung wenn das Geld „nur rum liegt“ ist das keine gute Verwendung. Daher sollte man mal klären was man damit anfangen kann.
Zudem kommt noch das es Geld ist das aus Exporten stammt und da wir auch in Zukunft weiter exportieren wollen (und wahrscheinlich auch weiter mehr ex als importieren) wird die Summe ja auch weiter wachsen, bzw. wieder wachsen wenn wir die jetzige Summe ausgeben. Auch aus diesem Grunde finde ich das Thema relevant und interessant.
Es liegt aber nicht rum. Es gibt in Spanien, Italien oder sonstwo keinen Koffer mit 800 Mio. €, an den sich keiner ran traut, weil man damit ja die deutschen Salden ausgleichen muss.
Die Länder haben das Geld schon ausgegeben, für was auch immer.
Ja das ist so. Fakt ist aber die Länder haben bei uns Schulden ob sie das Geld zum zurückzahlen haben oder nicht. Also gibt es zwei Möglichkeiten wir erlassen die Schuld oder wir fordern sie ein. Ansonsten können wir uns den ganzen TARGET2 Kram auch gleich sparen und den Ländern die Dinge die sie brauchen schenken.
Verstehe mich nicht falsch es geht mir garnicht darum die Länder zu zwingen uns das Geld zurückzuzahlen. Ich finde nur das wir uns Gedanken machen sollten wie wir damit umgehen. Verschenken wir unsere Güter, bzw. erlassen wir die Schulden die durch den Kauf entstehen oder fordern wir die Schuld ein um sie für uns einzusetzen. Finde ich wie schon gesagt auf sehr vielen Ebenen ein spannendes Thema das in der Gesellschaft und in der Lage gerne mal diskutiert werden könnte…
Hallo Marcel,
ich bin mir nicht ganz sicher ob ich den Punkt ganz genau verstehe den Du machen willst.
Du sprichst ja davon, ob es sinnvoll sie, die Schulden entweder „zurückzufordern“ oder „einfach zu erlassen“.
Aber bei den TARGET-2 Salden geht es ja weniger um Forderungen, die Staaten gegenüber Staaten haben, sondern vielmehr um Verrechnungskonten der Nationalbanken, die dem Eurosystem gewissermassen immanent sind, und die auch (zumindest 2019) schon wieder etwas zurückgingen (auf der Seite der Bundesbank TARGET2-Saldo | Deutsche Bundesbank ist das eigentlich ganz plastisch erklärt. Klar, da kann man sich jetzt drüber unterhalten, ob man möchte dass man die schneller zurückzahlt, oder eben dass es okay ist, wenn man das einfach so laufen lässt, aber erst einmal ist mir nicht klar, was das große Thema dabei ist
Ich glaube was insgesamt, wenn man über Schulden im Euroraum reden möchte, dann ist das spannendere Themenfeld die 2,3 Billiarden Staatsanleihen, die die EZB zur Zeit hält, da ist erstmal vielmehr „Feuer“ hinter, und man kann trefflich darüber diskutieren wie richtig man das findet.
