Tabuthema Waffenlieferungen?

Im Moment gilt „aktives Involvieren“ = „schnell Waffen liefern“. Das ist faktisch so, auch wenn es diesen völkerrechtlichen Unterschied gibt, dass Waffenlieferungen noch keine aktive Kriegsteilnahme bedeuten. Ganz praktisch gesehen aber sind schnelle Waffenlieferungen derzeit der beste und wirksamste Weg, wie wir uns in den Krieg aktiv involvieren können, ohne die Eskalationsspirale direkt weiterzudrehen.

Die Argumentation, man dürfe ausgerechnet jetzt auf keinen Fall für einen temporären Zeitraum (jegliches geliefertes Material muss natürlich im selben Moment nachbestellt werden) Kompromisse bei der Ausstattung der Bundeswehr machen - nachdem man jahrzehntelang eben diese Kompromisse auf unbegrenzte Zeit gemacht hat, und vor allem ohne dass davon der Ausgang eines aktiven Kriegs abhing - könnte zynischer nicht sein. Dieses „Argument“ verkehrt die Realität ins Gegenteil, auf eine sehr prinzipien- und paragraphenreiterische Weise, und ist meiner Meinung nach in sich nicht schlüssig.

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Insofern dann doch schlüssig. Denn jetzt zu sagen, wie haben die Bundeswehr so lange runtergewirtschaftet, dann ist jetzt auch egal, wenn wir vom funktionierenden Rest noch was abgeben, ist ja auch nicht zielführend.
Nicht falsch verstehen: ich denke auch das Waffenlieferungen aktuell und schnell der Ukraine am besten helfen.
Aber jetzt alles verfügbare schnell und unüberlegt Richtung Osten verschieben ist etwa so, als setze man bei Gaslieferungen nur auf ein Land wie Russland…ohne mal das Für und Wider abzuwägen.

Die Problematik liegt wohl auch im Umstand, das man nach Ende des Kalten Krieges von Zeiten ewigen Friedens in Europa ausging (Ex-Jugoslawien blenden wir da mal aus), die Bundeswehr nicht mehr nötig war und entsprechend abgewirtschaftet wurde. Nun ist nicht mehr viel Substanz da, also auch nicht viel, was man noch aus den Beständen abgeben könnte.
Aber jetzt kann sich ein Bundeskanzler, der als vormaliger Finanzminister an dem Zustand der Bundeswehr nicht ganz unschuldig ist, nicht offen hinstellen und zugeben, wie die aktuelle Lage ist. Was Soll er sagen? Wir haben nichts zu geben, weil wir unsere Armee prinzipiell abgewickelt haben und und keine vernünftige Beschaffung in Deutschland realisieren können? Dann offenbar lieber schweigen…