Bevor wir uns im Klein-Klein verhaken, fasse ich mal die Punkte Wohnen und Kinderbetreuung zusammen. Natürlich kann man beides noch stärker so organisieren, dass es vor allem das Interesse an möglichst geringen Kosten für eine ungewollte, aber leider notwendige Aufgabe bedient. Das mag kurzfristige Vorteile bringen, wird aber nach meiner Überzeugung an der Meinung jener, die Zuwanderung (fast) komplett unterbunden sehen wollen, nur sehr wenig ändern, sprich der politische Druck mit migrationsfeindlichen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Forderungen wird bleiben (wenn nicht gar zunehmen). Auf der anderen Seite würde das bedeuten, die Interessen der Menschen, die es zu schützen gilt, möglichst wenig zu beachten, was aus meiner Sicht nicht nur ethisch und rechtlich problematisch sein, sondern auch langfristig sehr viel höhere Kosten für die Gesellschaft bedeuten kann. Daher mein Verweis auf die jahrzehntelangen Debatten, wozu eben auch Jahrzehnte der wissenschaftlichen Forschung und der praktischen Erfahrungen mit diesen Fragen gehören. Es hat sehr unterschiedliche Auswirkungen, ob Geflüchtete zum Beispiel wegen Arbeitsverbot zum Nichtstun verdammt sind und trotzt Traumatisierung gezwungen werden, mit sehr vielen fremden Menschen auf engstem Raum in einer Art Kaserne zusammenzuleben oder ob man sie darin unterstützt, ein möglichst selbstständiges Leben in einem vertrauten Wohnumfeld mit einer Möglichkeit zur Integration in die Gesellschaft zu führen. Und bei der Kinderbetreuung kann ich eine Variante wählen, die ich eher als Kinderaufbewahrung bezeichnen würde oder aber eine Variante, die Kindern unter sechs Jahren ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, die ihnen soziale Kompetenzen und Sprachkenntnisse vermittelt mit dem idealen Ergebnis, dass sie mit 6 normal eingeschult werden können. Beide Varianten sind möglich und wenn ich die Vor- und Nachteile abwäge, ist meine Präferenz klar.
Das hatte ich auch nicht behauptet. Mein Punkt war: Wenn es andere EU-Staaten trotz entsprechender vollmundiger öffentlicher Ankündigungen noch nicht einmal schaffen, Griechenland bei der Bearbeitung von Asylanträgen zu helfen oder sie von illegalen Pushbacks abzubringen, habe ich persönlich wenig Vertrauen in ihre Fähigkeit (und ehrlich gesagt auch ihren Willen), dort Geflüchteten dauerhaft ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Ich würde dir zustimmen, dass die Zustände in Moria & Co. abschrecken sollen. Ich denke allerdings, dass dies nicht unbedingt im Widerspruch zur Haltung vieler Politiker in Deutschland steht, deren Vorschläge letztlich derselben Abschreckungslogik folgen.
Sofern es sich um wohlmeinende Politiker aus dem Establishment handelt, haben diese aus meiner Sicht zwei grundlegende Dinge nicht verstanden: Erstens, dass es durch solche „Abschreckungsmaßnahmen“ mittelfristig nicht weniger Migration nach Europa geben wird - selbst ein „australisches Modell“, also ein rein polizeilich-militärisches Vorgehen, dürfte in Europa schwierig werden - und zweitens, dass es ein Thema ist, bei dem im politischen Diskurs eigentlich immer nur diejenigen „gewinnen“, die noch mehr Abschottung und Rassismus wollen - also im Zweifelsfall Rechtsextreme und Populisten und das deren Ziel nicht eine Verbesserungd der Gesellschaft ist, sondern ihre Destabilisierung.