Streckbetrieb ungleich Leistungsbetrieb?

Ich verstehe, dass euch das Thema AKW zusehends nervt - aber bei den Begrifflichkeiten ist Akkuratesse angesagt.

Streckbetrieb ist beim AKW, wenn die letzten Brennstäbe langsam ausbrennen. So soll es bei den AKWs Isar und Neckarwestheim sein.

Beim AKW Emsland kamen vor zwei Jahren frische Brennstäbe rein - hier liegt also bis 2024 kein Streckbetrieb vor, da die Brennstäbe noch die volle Leistung abgeben könnten.

Entsprechend ist auch eure Kritik an der FDP nicht korrekt, denn der Weiterbetrieb ist sehr wohl bei diesem AKW auch ohne neue Brennstäbe möglich.

Der Betreiber sagt was anderes: Brennstoffmangel, Wartungen erschweren KKW-Verlängerung | Montel

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Dass die Betreiber am liebsten neue Brennelemente wollen bestellen dürfen, sollte niemanden überraschen. Die physische Entwicklung ist davon jedoch unbenommen.

Leistungsbetrieb liegt vor sobald Energie in’s Netz eingespeist wird unabhängig davon wie viel Prozent der theoretisch möglichen Leistung eingespeist wird.

Also ja, wenn du einen Hamster in die Turbine setzt und der das Rad antreibt bist du auch schon im Leistungsbetrieb.

Problem ist nur, dass der Hamster nicht genügend Energie aufbringen kann um das Rad zu drehen.

Die Frage ist also nicht ob überhaupt noch eine Reaktion von den Brennstäben ausgeht sondern ob die genügend Energie aufbringen kann.

Und ein einzelner Brennstab ist dann der Hamster.

Also ist es unsinnig darauf zu schauen wann das letzte Mal neue Brennstäbe eingesetzt wurden sondern es geht auch um die Menge.

Diese Aussage ist daher auch schlicht falsch, denn die Zahl der abgebrannten Brennstäbe wird nicht berücksichtigt.

Daher: sinkt die Leistungsabgabe unter Normal bist du im Streckbetrieb.

Immernoch Leistungsbetrieb aber eben nicht mehr das normale Maximum.

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Also aus dem von @Guenter verlinkten Artikel:

Deine Einwand ist nun, dass du RWE quasi vorwirfst, hier die Presse, Politik und Allgemeinheit offen anzulügen?!?

Du weißt doch gar nicht, was für Brennstäbe da vor zwei Jahren bestellt und verbaut wurden? Vor zwei Jahren war der Atomausstieg schon beschlossene Sache, daher ist es auch möglich, dass hier bewusst weniger stark angereicherte Brennstäbe bestellt wurden, die „nur“ zwei bis drei Jahre halten.

Würde man jetzt hingegen eine Laufzeitverlängerung forcieren, wäre klar, dass die Betreiber wirtschaftlich maximal effiziente, neue Brennstäbe fordern würden, die halt 6-7 Jahre halten. Diese Debatte gab es vor zwei Jahren im Emsland nicht, hier mussten Brennstäbe her, die nur maximal drei Jahre überbrücken, auch wenn die vermutlich das gleiche kosten, wie „maximal angereicherte Brennstäbe“.

Aber noch mal zu den Fakten:

  • Emsland hat vor zwei Jahren neue Brennstäbe bekommen.
  • RWE sagt, diese Brennstäbe sind bereits am Limit und können schon jetzt nicht mehr voll liefern.
  • Du sagst, die Brennstäbe müssten noch bis 2024 voll liefern können.

Für mich gibt es keinerlei Grund, an der Aussage von RWE zu zweifeln. Im Gegenteil, wenn die Brennstäbe noch bis 2024 gut wären, würden RWE eher versuchen, eine begrenzte Laufzeitverlängerung bis zum Ende dieser Brennstäbe zu erwirken, weil das ein realistisches Szenario der bedingten Laufzeitverlängerung wäre.

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Es hängt glaube ich weniger mit der Frage zusammen, „welche“ Brennstäbe da eingebaut wurden, als damit, wie viele ausgetauscht wurden.

Ich hab das vor ner Weile mal fürs KKW Neckarwestheim recherchiert gehabt: da wird meines Wissens eine Technik namens „Shuffling“ angewendet, bei der zu jeder jährlichen Revision ungefähr ein Viertel der Brennelemente ausgewechselt wird. Man nimmt quasi das älteste Viertel raus und verteilt dann die anderen plus die neuen Elemente im Reaktor um, so dass man eine möglichst optimale Verteilung von in unterschiedlichen Stadien des Abbrands befindlichen Elementen erreicht. Das verbessert die Ausnutzung des Kernbrennstoffs gegenüber dem kompletten Ersetzen aller Elemente auf einen Schlag.

Würde mich nicht wundern, wenn ähnliches auch in Emsland angewendet würde, sprich da wurde bis vor zwei Jahren evtl. noch normal ausgetauscht, vielleicht auch ein paar Elemente mehr als sonst um mehr Reserve zu haben, aber letztes Jahr im Hinblick auf das nahende Ende des Betriebs nicht mehr, da dann eingesetzte neue Brennstäbe mit einer nominellen Laufzeit von um die 4 Jahre nicht mehr ansatzweise gut hätten ausgenutzt werden können. Stattdessen hat man wohl schon damals mit einem Streckbetrieb am Ende der geplanten Laufzeit gerechnet, in dessen Rahmen die Leistung dann bereits absinkt. Wenn ich nicht alle Elemente tauschen muss, wäre eine solche Optimierung jedenfalls genau das, was ich machen würde. Und dann fiele die zu simpel gedachte Verbindung zwischen „letzter Tausch vor zwei Jahren“ zu „müssten noch weitere zwei Jahre ab jetzt halten“ eben flach.

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Laut dem was meine altgedienten Kollegen im AKW so erzählt haben ist dieses Verfahren Standard in allen AKW.

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