Steuerentlastungspaket für Wirtschaft

Wie angekündigt, kommt jetzt das erste Steuerentlastungspaket für die Wirtschaft:

Meine Meinung dazu:

  • Super Abschreibungen: 30% auf alles, ist unsinnige Gießkanne. Ich hätte mir zumindest eine Anforderung zu Klimaschutzinvestitionen gewünscht.
  • Absenkung der Körperschaftssteuer: kann man machen, aber warum nur für 5 Jahre und nicht dauerhaft?
  • Investitionsbooster für Elektromobilität: wird nur was für eh Gutverdiener sein. Leider Steuererleichterung an falscher Stelle. Erhöhung der Forschungsgelder ist gut.

In meinen Augen ist das wieder alles zu kurz gedacht. Es werden 46 Milliarden in hauptsächlich kurzfristige Maßnahmen gesteckt, die bei der normalen Bevölkerung kaum ankommen werden.

Ich hätte das gleiche Geld genommen und damit Verschlankung/Digitalisierung/Automatisierung von Bürokratieprozessen vorgesehen. Das hätte der Wirtschaft langfristig geholfen.

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Ich glaube, die Körperschaftsteuer soll dauerhaft abgesenkt werden. Nur eben fünf Jahre lang um je 1% reduziert werden, damit die Kommunen sich darauf einstellen können.

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Was ich schade finde ist, dass von all den Entlastungen bei mir als Angestelltem kaum etwas ankommen wird. Die Pendlerpauschale, ja aber was noch?

Es nervt mich, dass Politiker in Unternehmen immer die super intelligenten Geld-Ausgeber sehen, aber mehr netto beim Arbeitnehmer scheuen wieder Teufel das Weihwasser. Dabei würden doch Arbeitnehmer das gesamte Geld in die Binnennachfrage pumpen.

Aber vielleicht habe ich hier auch nur ein Verständnis-Problem. Was macht das für ein Unterschied ob ein Unternehmen eine neue Maschine über zehn Jahre mit 10 % abschreibt oder über vier Jahre mit jeweils 30 und einmal zehn?

Durch die hohen Abschreibungen verringert sich doch nur der Gewinn auf dem Papier und damit die zu zahlende Steuer, oder? Aber weil ja beides kleiner geworden ist, also Gewinn und Steuer hat das Unternehmen dadurch ja nicht mehr Geld, oder?

Nur weil in Zukunft E-Autos mit 75 % im ersten Jahr abgeschrieben werden können, heißt es doch noch nicht, dass Unternehmen dann jede Mitarbeiter einen Dienstwagen spendieren können, oder?

Welchen Effekt werden die Abschreibungen haben? Werden die Unternehmen dann voll happy sein und neue Maschinen kaufen und neue Leute einstellen und höhere Löhne zahlen? Wohl kaum also was erwartet sich die Regierung davon?

Doch, natürlich. Die Abschreibung ist ja rein fiktiv, da fließt kein echtes Geld. Daher: In Fall 1 (z.B. Abschreibung linear 100k über 10 Jahre) bedeutet, dass der Gewinn für Steuerzwecke 10 Jahre jeweils 10k niedriger ausfallen wird, folglich 10 Jahre lang geringfügig weniger Steuern anfallen. In Fall 2 (z.B. Abschreibung linear 100k über 3,33 Jahre) ist der Gewinn für Steuerzwecke die ersten drei Jahre um jeweils 30k niedriger, was effektiv zu mehr liquiden Mitteln beim Unternehmen führt als in Fall 1. Denn wie gesagt, die Abschreibungen sind kalkulatorisch: Egal, ob du über 10 oder 3,3 Jahre abschreibst, die Anschaffungskosten fallen voll an. Der einzige Unterschied ist, wann du Steuern auf deinen Gewinn zahlst.

In der Theorie ist der Zweck daher simpel: Eine schnelle Abschreibung bedeutet, dass die Unternehmen einen (recht kleinen) Teil der Anschaffungskosten schneller über die Gewinnminderung wieder rein bekommen, daher kurzfristig mehr liquide Mittel haben, daher eher geneigt sind, mehr zu investieren. Ob der Effekt in der Praxis wirklich so stark ist, wie man sich das erhofft, sei dahingestellt.

Macht in jedem Fall mehr Sinn als eine sofortige Absenkung. Ob es sinnvoll ist, die Unternehmenssteuern zu senken, darüber kann man natürlich streiten. Vor allem, wenn man gleichzeitig nicht die Steuern der Spitzenverdiener anhebt, bedeutet eine Senkung der Körperschaftssteuer nur, dass der GmbH-Geschäftsführer, der sämtliche Gewinne an sich ausschüttet, jetzt weniger Steuern zahlt…

Jup, aber das ist es, was man bei einer Unions-dominierten Regierung erwarten muss. Das muss man nicht mögen, ich mag es sicherlich auch nicht, aber es gehört zu einer Demokratie dazu, dass wir das zähneknirschend akzeptieren.

Jup, aber die Wirtschaftsunion, das IW und viele andere unionsnahe Lobbyvereine fänden das bei weitem nicht so toll wie direkte finanzielle Entlastungen, die zu höheren Geschäftsführergehältern führen :wink:

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Woher nimmst du die Gewissheit? Ich bin Arbeitnehmer und mehr Geld würde bei mir nicht in zusätzlichem Konsum resultieren. So einfach ist es dann auch wieder nicht.

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Des is so ein Satz, da krieg ich meinen Head nicht around gewraped:

Die beispielhaften 100.000 € für eine Maschine muss ich doch trotzdem erst mal haben und ausgeben. Die fehlen mir doch. Die Abschreibungen führen doch nur dazu, dass die Maschine mich unterm Strich vielleicht 90.000 und nicht 100.000 € kostet und die 10.000 € Rabatt, die bekomme ich halt jetzt nicht über zehn Jahre, sondern über etwas mehr als drei.

So eine Maschine kaufe ich doch nur, wenn ich volle Auftragsbücher habe und mit der Maschine dann mehr oder günstiger produzieren kann. Wenn ich Pech habe, brauche ich für die neue Maschine auch noch zusätzliche Betreiber und Instandhalter. Und von denen gibt es ja dank des sagenumwobenen Fachkräftemangels keine auf dem Markt.

Also, irgendwie fehlt mir die Fantasie, um zu glauben, dass im Herbst plötzlich der Bär steppen wird. Ich lasse mich überraschen.

Wohin denn sonst? Aufs Sparbuch? Dann wird es halt irgendwann später konsumiert. In Aktien? Touché, dann ist es investiert, aber wieviele Arbeitnehmer haben schon Aktien?

Was gibt es noch? Immobilien? Eine selbstgenutzte Immobilie ist eher ein Konsumgut und vermietete Immobilien sind bei Angestellten wohl auch eher selten :man_shrugging:

Aber seis drum, die Angestellten, die zusätzliches Netto investieren statt konsumieren sind ja noch besser für das BIP.

Mir auch… ich beschreibe ja nur, wie es in der Theorie aussieht und habe ja auch selbst gesagt, dass ich es fragwürdig finde, wie stark dieser Effekt in der Praxis ausfallen würde.

Witzig ist, dass das eher nicht konservative DIW von Marcel Fratzscher vorschlug, die Abschreibungen auf 25% zu erhöhen, gleichzeitig, um die Einnahmeverluste der ersten Jahre aufzufangen, aber die Körperschaftssteuer um 5% anzuheben. Das wäre quasi ein für den Staatshaushalt kurz- und mittelfristig relativ neutraler Ansatz, der langfristig eine höhere Unternehmensbesteuerung wäre. Merz hingegen sagt: „25%? Quatsch, direkt 30%! Gegenfinanzierung durch Erhöhung der Körperschaftssteuer? Unsinn, senken wir sie um 5%!“

Wenn es um die Wirtschaft geht hat die sonst immer angepriesene konservative Sparsamkeit plötzlich keine Bedeutung mehr, wenn es um Steuergeschenke geht spielt ein ausgeglichener Haushalt auch keine Rolle mehr… Gleichzeitig beim Bürgergeld massiv einsparen zu wollen und dann solche Steuergeschenke an die Wirtschaft zu machen ist eigentlich sozialer Sprengstoff, ich fürchte nur, in einer Welt zwischen Ukraine-Krieg und Trump-Dauernachrichten geht das Thema recht stark unter…

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Ich habe versucht, Zahlen zu finden, leider vergebens. Die Einblicke, die ich (vor Corona) bekommen konnte, zeigten aber viele Unternehmen mit vollständig abgeschriebenen Maschinen, teilweise schon lange. Wir hatten (und haben vermutlich noch), sofern diese anekdotische Evidenz allgemein gilt, also den gleichen Investitionsstau wie beim Staat auch bei den Unternehmen. Da besteht natürlich Hoffnung, dass hohe Abschreibungen hier als Anreiz dienen. Wir hatten allerdings ähnliches bereits nach Corona („Turbo-Abschreibung“). Wer investieren wollte, hat es vermutlich da schon getan.

Nein das Geld muss ich nicht haben. Ich kann auch einen Kredit dafür aufnehmen. Und wenn ich weiß, dass ich schneller abschreiben kann, und somit von meinem höheren Bruttogewinn, noch mehr Netto hängen bleibt durch die reduzierte Steuer (durch die höhere Abschreibung), kann ich entweder schneller tilgen oder neu investieren.

Dafür fehlen dir dann Abschreibungsmöglichkeiten in den Jahren 4-10. Also ist es nur eine einmalige Aktion, den Cashflow kurzfristig zu erhöhen.

Es ging mir garnicht um die persönlichen Fragen, aber ich beantworte sie unten. Hauptsächlich ging es mir um die politische Frage: Dein Punkt war ja, dass Entlastungen lieber an Arbeitnehmer/Angestellte gehen sollten als an Unternehmen. Grundsätzlich kann ich dem auch etwas abgewinnen. Ich würde aber die Aussage, dass Arbeitnehmer hinzugewonnenes Geld grundsätzlich wieder direkt in die Wirtschaft re-investieren so nicht unterschreiben. Das stimmt bestimmt sogar für einen großen Teil der Arbeitnehmerschaft, insbesondere jenen mit Schulden oder wenig Geld, aber wir sollten uns keine Illusionen darüber machen, wie solche Entlastungen in der Praxis aussehen: als pauschale Steuerreduzierung (wovon am meisten die profitieren, die die meisten Steuern zahlen, also eh schon gute Einnahmen haben) oder als pauschale Kostendrückung für Abgaben oder Konsumgüter (Strompreisbremse z.B.), wovon dann wieder die am meisten profitieren, die schon hohe Abgaben haben (also z.B. einen hohen Stromverbrauch).

Darüber, dass diese pauschalen Entlastungen insbeondere im oberen Drittel der Einkommen eine echte Wirkung entfalten, würde ich gerne diskutieren, weil ich da nämlich andere persönliche Erfahrungen mache. Auch würde ich neben Entlastungen für Angestellte oder Unternehmen noch ins Feld führen, dass wir dafür dann andere Sachen eher nicht bekommen, und wo wir diesen Verzicht hernehmen. Das selbe Geld könnte ja in Infrastruktur-Investitionen besser angelegt sein.

Um nochmal auf deine Fragen zurückzukommen, die aber etwas off-topic sind, deswegen hier ausgeblendet:

Aufklappen

Ich bin typischer ETF-Sparer, wobei ich darauf achte, klimaschädliche Investitionen möglichst aus dem Portfolio rauszuhalten. Ich erkaufe mir mit dem Sparen Freiheit: Die Freiheit, im Supermarkt nicht überlegen zu müssen, ob ich mir den Spargel jetzt leisten kann. Die Freiheit, mir keine Sorgen machen zu müssen, ob der Kühlschrank noch den Sommer überlebt. Und die Freiheit, dass im Falle einer Arbeitsunfähigkeit meinerseits wir nicht sofort in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Natürlich wird dass dann irgendwann konsumiert, aber dann für einen besseren Zweck, als ich das jetzt könnte.

Ich habe an vielen „teuren“ Dingen schlicht kein Interesse und besitze das meiste, was ich haben möchte, schon. Immobilien sind mir aktuell zu teuer für die Arbeit, die ich reinstecken müsste. Besitz verpflichtet schließlich. Etwas zu kaufen, einfach nur weil ich es kann, halte ich für sinnlos.

Ich bin im Sinne des Kapitalismus/BIP wahrscheinlich kein guter Konsument. Über den Sinn haben wir hinlänglich schon in den diversen Threads zur Arbeit gesprochen (hier oder hier). Ich erfülle meine Pflicht an der Gesellschaft auf andere Weise.

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Grundsätzlich sagt ja nichts anderes aus als „für den Großteil gültig“
Insofern finde ich die Formulierung passend.
Andersrum kann man darüber diskutieren, ob die Entlastungen, die ja gerade gesunden Unternehmen zu gute kommen werden, gerade nicht in den Konsum fließen, sondern als Gewinne von denen abgeschöpft werden, deren Verdienst längst über den Konsumbedart hinausgewachsen ist.

Ein (halbwegs) gesicherter Arbeitsplatz?

Wenn die Investitionen nun in Optimierungen fließen und künstliche Intelligenz vielleicht nicht mal das.

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Wie @Daniel_K geschrieben hat, führt die „Superabschreibung“ zu Steuerersparnissen in dem Sinn, dass ich in den nächsten 3 Jahren Steuern spare (gegenüber der Situation ohne Superabschreibung“ und in denen Jahren danach zwar mehr - aber in Summe bleibt es eine Ersparnis und … zukünftiges Geld ist weniger Wert als heutiges (Finanzmathematik). Dazu kommt: Wenn die Steuerlast im Fall von Superabschreibungen höher ist als ohne, dann setzt die sinkende Körperschaftssteuer ein. Außerdem gibt es noch einen Cash-Flow-Vorteil (mehr Liquidität).

In jedem Fall wird eine Investition durch die Superabschreibung rentabler - wie viel, müsste man mal ausrechnen (dazu fehlt mir gerade die Zeit). Das kann ein Anreiz sein, (mehr) zu investieren. Ob das zu einem Investitionsboom führt? Das hängt auch und vor allem von der Stimmungslage in der Wirtschaft ab. Die ist seit dem Antritt der Merz-Regierung zwar gestiegen, aber immer noch relativ depressiv (ich treffe so viele Unternehmer, die wegen der Situation in Deutschland verkaufen und auswandern wollen - ich trau mich nicht zu fragen, ob sie damit das Erstarken der Rechte meinen oder ob sie selbst zu diesen Rechten gehören …)

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Das wäre nur gegeben wenn die erneuten Sozialhilfen für Unternehmen an sichere Arbeitsplätze gebunden wären. So ist es nur wieder umverteilen von unten nach oben.

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Man könnte ja auch versuchen, die Lohnnebenkosten zu senken. Weniger Beiträge zu den Sozialversicherungen würde auch den Unternehmen zu Gute kommen und den Arbeitnehmern.
Sicherlich müsste man dafür Vermögen und Erbschaften besteuern, um die reduzierten Einnahmen aus Arbeit in den Versicherungssystemen übergangsweise zu kompensieren. Wenn es dann wieder mehr Arbeit gibt, kann man das ja wieder reduzieren.

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Ich denke, die Parteispenden an bestimmte Parteien haben sich für Unternehmen gelohnt.