Staatsexamina unter Covid-Bedingungen

Hallo zusammen.

Inspiriert von dem Beitrag über Hochschulprüfungen der heutigen Lage würde ich gerne das (Nischen-) Thema Staatsexamen einbringen. Das betrifft zwar zugegebenermaßen nicht allzu viele Leute, diese aber um so mehr. Das Staatsexamen ist die Kumulation des Studiums in ein paar wenigen Prüfungen die, anders als bei Masterarbeiten, eine Momentaufnahme darstellen. Dieser Moment ist (bei mir) Mitte Februar angesetzt und m.M.n. ist in der jetzigen Situation keine Gerechtigkeit/Gleichheit zu vorherigen (und vermutlich nachfolgenden) Jahrgängen gegeben.(Zur Erinnerung, Noten im Staatsexamen können über Verbeamtung/keine Verbeamtung entscheiden) Hier in Bayern sind die Unibibliotheken seit Mitte Dezember komplett geschlossen, auch eine Ausleihe ist nicht möglich. Das hat zum einen zur Folge, dass dringend benötigte Fachbücher im Wert von hunderten Euros nicht beschafft werden können. Zum anderen können die Lesesäle nicht als Lernorte verwendet werden. Viele Studierende nutzen diese zur intensiven Prüfungsvorbereitung, vor allem, wenn dies sonst zu hause nicht gut möglich ist. Hier kommt es also zu einer doppelten Benachteiligung Studierender deren Eltern nicht zufällig mehrere hundert Euro für Bücher sowie einen guten Lernplatz zu hause spendieren können. Zudem können keine Lerngruppen gebildet werden, man kann sich also nach Monaten sozialer Isolation hochmotiviert und alleine auf eine (oder die) wichtigste Prüfung des Lebens vorbereiten. Studierende mit Kindern müssen nicht nur in den sauren Apfel beißen, bei ihnen ist sogar der Wurm im Apfel sauer. Denn durch die geschlossenen Kitas/Schulen und schwierigen Betreuungsmöglichkeiten müssen diese neben den anderen Nachteilen noch diese Probleme überwinden.

Wegen diesen und anderen Gründe sehe ich keine andere faire Maßnahme als die Staatsexamenstermine um einige Wochen nach hinten zu verschieben, damit zumindest ein paar Wochen offene Bibliotheken etc (falls es soweit kommen sollte) mitgenommen werden können. Die jetzige Regelung vom „Freischuss“ (Nichtbestehen zählt nicht als Nichtbestehen, man kann im nächsten Semester erneut den Erstversuch schreiben) mag für die Kultusministerien als geniale Gegenmaßnahme klingen, bringt aber in der Realität nur denen etwas, die entweder sowieso knapp am Nichtbestehen vorbeischrammen würden oder gerne eine Extrarunde mit Zusatzsemester drehen möchten. Für alle anderen bedeutet die Situation, in der das Kultusministerium Kommunikationstalente ähnlich denen von Merz beweist, höchstwahrscheinlich schlechtere Noten, was dann Nachteile in der späteren Platzvergabe bei Berufsantritt bedeutet.

Wie seht ihr das? Und wäre das ein Thema für die nächste Lage?
Viele Grüße