Staat subventioniert Benzin

Grundsätzlich gebe ich dir Recht, nur ist wie wir gerade sehen, die Energiepolitik ein ganz schlechtes Beispiel für vorausschauendes Denken und Handeln unserer politischen Klasse.

Es gibt neue Vorschläge und die FDP zeigt sich wieder mal als regierungsunfähig. Alles sinnvolle aus Prinzip abgelehnt.

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Spielt das eine Rolle? Die Entscheidung für einen Kraftstoff trifft man mit dem Kauf eines Autos. Und bei mir ist das eine eher langfrisitge Anschaffung im Bereich von ca. 10 Jahren. Wer natürlich bei der Anschaffung mit den tagesaktuellen Preisen kalkuliert und nicht berücksichtigt, dass die sich ändern können, der muss sich nicht wundern. Ich hatte vor 5 Jahren bei der Anschaffung meines Autos auch mit höheren Spritpreisen kalkuliert und deshalb auch ein eher sparsames Auto genommen.

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Aber auch wer langfristig plant, hat eben nicht mit so einer schnellen Preissteigerung gerechnet.

Beispiel:
Die Speditionen haben denke ich mal teilweise bestehende Lieferverträge.
Und wenn dann von heute auf morgen eine der beiden vermutlichen Hauptausgaben (Personal und Treibstoff) um 40 % steigt, können die ja gar nicht so schnell mehr Geld von ihren Vertragspartnern verlangen, um keine Verluste mit jedem km einzufahren.

Wenn jetzt plötzlich der Mindestlohn von bald 12 € um 40 % auf 16,8 € steigt, dann hätten z.B. Reinigungsfirmen mit bestehenden Verträgen mit Firmen, bei denen sie putzen, bestimmt auch ein Problem.

Darauf wollte ich hinaus. Dass diese Firmen evtl. unterstützt werden müssen, damit sie nicht alle insolvent gehen.

(Aber mittlerweile sieht die Situation ja möglicherweise auch schon wieder anders aus - Stichwort Kartellamt)

Der brave Handwerker hat sicher auch nicht damit gerechnet, dass innerhalb von 10 Jahren die Briefkosten um 54% steigen. Soll er seine Rechnungen stattdessen jetzt mit Brieftaube verschicken? Er nimmts halt hin, weil er es eh nicht ändern kann.
Gleiches sollte der Autobesitzer machen.

Personal ist ein Hauptkostenpunkt. Treibstoff gar nicht so sehr, 10,2 Prozent laut Kostenindex des Bundesverband Spedition und Logistik: DSLV | DSLV-Index Sammelgutspedition: Personal und Maut lassen Kosten der Stückgutlogistik um 6,3 Prozent steigen

Wenn jetzt ein Posten der 10 Prozent der Kalkulation ausmacht kurzfristig um 40 Prozent steigt, ist das eine Steigerung der Gesamtkosten um gerade mal 4 Prozent. Das sollte nun wirklich keinen vernünftig kalkulierenden Spediteur an den Rand des Ruins bringen. Wenn man seine Gewinnspannen in einer Branche, in der eine nicht immer vermeidbare Nichteinhaltung eng getakteter Lieferzeiten gerne mal schmerzhafte Konventionalstrafen nach sich ziehen kann, so dermaßen niedrig kalkulieren sollte, dass diese temporären 4 Prozent Mehrkosten bei laufenden Aufträgen schon die Verlustzone bedeuten, dann ist man schlicht unseriös und der Konkurs wäre die wünschenswerte Konsequenz, die bitte nicht durch staatliche Eingriffe verhindert werden sollte.

Wir haben durch die ganzen Corona-Hilfen schon mehr als genug Zombie-Unternehmen am Leben erhalten, die längst mangels tragfähigem Geschäftsmodells hätten Pleite gehen sollen. Es wird Zeit, dass Unternehmer endlich wieder Risiken ausgesetzt werden, die sie tragen können sollten, statt jede noch so kleine Unbill mit Steuergeld von ihnen fernzuhalten.

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Genau da ist ja der Unterschied!

Okay, dann ist das doch ein geringerer Anteil, als ich gedacht habe. Dann habe ich mich vielleicht auch etwas von den (angekündigten) LKW-Protesten täuschen lassen.

Nur um das nochmal klarzustellen. Ich finde es prinzipiell sehr fragwürdig umweltschädliches Verhalten, in dem Fall Treibstoff, zu subventionieren und bin auch gegen einen Tankbonus für alle. Ich wollte nur mit meinem ursprünglichen Post vor ein paar Tagen anmerken, dass es evtl. für Unternehmen Schwierigkeiten gibt, sich schnell genug anzupassen :slight_smile:

Damals im Sommer 2020, in den ersten Monaten der Pandemie, hat der heutige Finanzminister eben genau drauf hingewiesen, dass die Zombie Unternehmen nicht ewig am Leben gehalten werden dürfen mit staatlichen Hilfen.

Und für die PKW-Fahrer nicht zu vergessen was LdN vorgerechnet hat: die monatliche Mehrbelastung wäre bei 60 Euro für die durchschnittliche Fahrleistung. Für den Normalverdiener ist das doch kein Problem. Solche Summen gehen bei wie gesagt Normalverdienern gerne mehrfach im Monat raus für unnötigen Konsum. Und dann kommt ja immer noch ein Sparpotenzial dazu, nämlich langsamer fahren, unnötige Fahrten weglassen. Hab in der Schnelle nichts gefunden zu Pendelstrecken von Geringverdienern, aber ich vermute stark, dass hier die Wege zur Arbeit sehr viel kürzer sind als für die typischen Pendler, die eben lange Strecken in Kauf nehmen für einen besser bezahlten Job. Darüberhinaus natürlich das Urproblem der Industriegesellschaft: die unfaire Bezahlung von Menschen mit geringer Qualifikation oder kurzem Hebel zur Durchsetzung höherer Löhne.

Das alles kann Lindner natürlich nicht ansprechen. Als er von EE als Friedensenergie sprach, dachte ich schon, er wäre ein wenig über seinen Schatten gesprungen. Nun ist er wieder der Alte.

Die FDP war noch nie eine Partei, die für das Allgemeinwohl arbeitet. Dort geht es bei allem um Klientelinteressen besonders Vermögender Menschen. Das muss man bei allen Vorschlägen, die aus dieser Partei kommen, bedenken.

Nicht nur für Normalverdiener. Wenn man sich man die tatsächlichen Kosten für ein Auto ansieht, so stellt man fest, dass der Sprit nur ein kleiner Anteil davon ist: Übersicht der Autokosten von A bis Z | ADAC
Die Betriebskosten sind etwa 20% der Gesamtkosten (kommt natürlich stark auf das Modell an). Die aktuelle Spritpreiserhöhung erhöht also die Gesamtkosten nur gering. Ich tippe mal auf max. 10%. Doch erstaunlicherweise sind die Spritkosten die einzigen Kosten, die der deutsche Autofahrer im Blickfeld hat.

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Und darauf, ob man Neukäufer oder Gebrauchtkäufer ist. Die von dir verlinkten ADAC-Rechnungen beziehen sich auf die Neukauf-Strategie, also ein neu gekaufter Wagen der nach einer fixen Anzahl Jahren (5, wenn ich das richtig gelesen habe) gebraucht für Restwert abverkauft wird. Gerade Leute, die aufs Geld schauen müssen, wenden aber meist die Gebrauchtkauf-Strategie an, also gebrauchte Wagen kaufen, bis zum Erreichen der Wirtschaftlichkeitsgrenze fahren und dann für Schrottwert verkaufen. Je älter der Wagen bei Kauf ist, desto weniger fällt der Wertverlust ins Gewicht und desto stärker verschiebt sich das Gesamtkosten-Gewicht in Richtung Betriebskosten.

Ich tracke bei meinem Wagen (gebraucht erworben mit 2 Jahren Alter) z.B. seit Kauf jeden Cent an Kosten und komme nach 5 Jahren Nutzung jetzt schon auf 30% Spritkostenanteil. Bis zum geplanten Lebensende des Wagens wird das, wenn kein vorzeitiges Ableben dazwischenkommt, noch auf etwa 40% anwachsen, weil der Kaufpreis bzw. Wertverlust zunehmend breiter verteilt wird. Und wenn man die letzten ein zwei Jahre isoliert betrachtet, in denen nahezu kein Wertverlust mehr stattfindet, wird man wohl auf 50% oder mehr Spritkosten-Anteil kommen.

Die scheinbar irrationale Fixierung auf Spritkosten ist bei näherer Betrachtung also für viele Leute nicht ganz so irrational, wie es scheint, wenn man nüchtern die Gesamtkosten über die ganze Lebenszeit kalkuliert. Denn wenn ich JETZT gerade mit kurzfristig enorm steigenden Spritpreisen zu kämpfen habe, dann interessiert mich keine Betrachtung über 10 Jahre gemittelt, sondern mich interessiert die Kostenverteilung über die aktuellen Monate mit den hohen Preisen, und wenn da nicht grad zufällig der Wagen gerade erst gekauft wurde oder eine teure vierstellige Reparatur notwendig sein sollte, machen die Spritkosten in dieser Zeitspanne eben doch den allergrößten Teil der Kosten aus.

Da brauchst Du schon ein sehr spezielles Auto, denn in der Liste vom ADAC sind die Fixkosten und Werkstattkosten höher als die Betriebskosten. Ich würde auch davon ausgehen, dass die Werkstattkosten mit dem Alter des Fahrzeuges noch weiter steigen werden. Von daher verschiebt sich das bei älteren Autos etwas mehr in Richtung Spritkosten, aber sie sind immer noch nicht der größte Anteil.

Wenn du JETZT gerade mit den erst seit kurzem hohen Spritpreisen zu kämpfen hast, dann hättest Du bei der Kaufentscheidung für das Auto vor 10 Jahren nicht so knapp kalkulieren dürfen. Die Spritkosten sind doch ans Auto gekoppelt und ich muss mir bei Autokauf überlegen, ob ich mir dieses Auto mit den gesamten Kosten inklusive Spritverbrauch leisten kann oder nicht.

Ja, aber das ist doch nur der Fall, weil der ADAC als Fixkosten unter anderem den Wertverlust in den ersten 5 Jahren rechnet. Der ist bekanntlich enorm, und deutlich höher als der Wertverlust in den darauffolgenden 5 Jahren.

Eigentlich nicht so sehr; wenn die beginnen extrem zu steigen ist das ein sicheres Zeichen dass der Wagen am Ende der wirtschaftlichen Lebensdauer angekommen ist und er wird abgegeben.

Das ist zwar richtig, aber du kannst beim Autokauf nicht vorhersehen, dass zum Ende dessen Lebenszeit plötzlich der Posten, der dann über 50% der monatlichen Kosten ausmacht, um 40-50% in die Höhe schießen wird.

Abgesehen davon war meine Aussage auch gar nicht, dass Leute zu eng oder nicht zu eng kalkuliert hätten. Sie war stattdessen, dass bei kurzfristigen überraschenden Effekten immer die dann kurzfristig aktuelle Kostenverteilung betrachtet wird, in der am Ende der Lebenszeit des Wagens nun mal die Spritkosten den Löwenanteil ausmachen. In einer langfristigen Betrachtung würde man kurzfristige extreme Preisspitzen ohnehin rausmitteln, so dass die kaum ins Gewicht fallen. Aber kurzfristig nagt die Preisspitze halt spürbar am Geldbeutel, weswegen es in der Situation rational ist, dorthin seine Aufmerksamkeit zu lenken.

Nein, das ist nicht korrekt. Der Wertverlust ist extra aufgeführt. Fixkosten sind primär Versicherung und Steuer.

Schwierig zu sagen. Aber die ersten 2-3 Jahre greift die Garantie, größere Reparaturen in den ersten 5 Jahren sehe ich eher selten. Von daher glaube ich nicht, dass die angegebenen Werkstattkosten bis 10 Jahre repräsentativ sind.

Das ist richtig und sehe ich genau so. Ich will dazu lediglich ergänzen, dass genau durch diese Sichtweise die realen Kosten unterschätzt werden. Testfrage: Was gibt ein Autofahrer für einen Opel Corsa in seinem Leben aus?

Es sind 600.000€. Heißt der lebenslange Unterhalt eines Auto kostet so viel wie der Kauf eines Hauses.

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Ach so, na gut, dann hatte ich das falsch verstanden.

Ich kann ja mal meine Verteilung über 5 Jahre meines Wagens zum Besten geben: 30% Sprit, 35% Unterhaltskosten (darunter fasse ich Versicherung, Steuer, Werkstatt, Batterie, Reifen, Strafzettel, Waschanlage - eigentlich alles außer Treibstoff) und 35% Wertverlust (Kaufpreis minus angenommener Schrottwert am Lebensende). Stimmt also auch bei mir, dass die Fixkosten plus Werkstatt etwas über den Spritkosten liegen. Allerdings repariere ich derzeit auch noch großzügig Verschleißteile, weil die Karre noch ein paar Jahre leben soll. Sehe ich das Ende der Lebenszeit kommen, spare ich mir nicht sicherheitskritische Reparaturen eher mal und fahre das Ding gezielt auf Verschleiß runter. Hat sich bei meinem letzten Wagen bewährt. Das bringt die Spritkosten am Ende dann über die Fixkosten+Werkstatt.

Das machen meiner Beobachtung nach viele Leute so, die ein Auto nüchtern als Werkzeug betrachten und denen Neuwagen-Geruch und ellenlange Sonderausstattungskataloge nix geben. Es ist aber halt eine Vorgehensweise, die nicht gangbar ist, wenn man vom Neuwagenkauf ausgeht und nur die 5 ersten Jahre Nutzung plus anschließenden Weiterverkauf kalkuliert. Aber das war ja genau der Ausgangspunkt meiner Kritik an der Rechnung.

Meist ist es aber so, dass die erste vierstellige Reparatur recht plötzlich fällig wird und dann die kurzfristige Ersatzbeschaffung schwierig.
Und dann wird es emotional - wenn Du es reparieren lässt, dann einen Ersatzwagen suchst und den alten verkaufst, bekommst Du die Reparatur nicht mehr rein.
Die Versuchung ist also, das Auto, nachdem man ja so viel reingesteckt hat, noch ein bisschen zu fahren - bis die nächste Reparatur fällig ist.

Letztendlich ist es aber immer Glückssache und ein bisschen typabhängig, wie lange man unbeschadet durch kommt. Und Tatsache, dass die meisten Autofahrer die Sekundärkosten unterschätzen.

Das wurde am 16.3. berichtet/vorhergesagt:

und exakt so ist es auch gekommen:

Ich hatte ja gedacht, die Mineralölkonzerne halten sich wenigstens die ersten paar Tage zurück, um den Schein zu wahren. Aber da hab ich wohl zu viel erwartet.

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Vielleicht sollte man die Spritpreisbremse mit einer Sonderabgabe für Ölkonzerne auf in 2021 erzielte Gewinne refinanzieren. :thinking:

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Das geht doch nicht mit der FDP. Das würde ja bedeuten Lindner und seine Partei hätten Finanz- und Wirtschaftskompetenzen und Interesse am Allgemeinwohl. Bisher fällt die FDP nur im geschickten Umgang von Instagram und Twitter auf.

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