Spritpreis Subventionen

Hallo liebes Lage der Nation-Team.
Ich habe gerade den Podcast gehört mit Marcel Fratzscher, wirklich super interessant. Tolle Folge👍🏻

Eine Frage jedoch, Prof Fratzscher sagt, dass die Spritpreise eigentlich zu niedrig sind und nicht dem richtigen Marktpreis entsprechen, da sie viel subventioniert werden.

Meine Frage, wie subventioniert der Staat die Spritpreise? Bei meiner eigenen Recherche sehe ich nur, dass es besteuert wird, also dass Gegenteil von Subventionen.

Schonmal danke fĂĽr eure Hilfe :slight_smile:

Diesel wird nicht voll besteuert und Kerosin überhaupt nicht. Außerdem werden die wirklichen Kosten des Treibstoffs nicht dargestellt, da Klima- und Umweltschäden nicht eingepreist sind. Hinzu kommt eine Pendlerpauschale, die vor allem gut verdienenden Menschen den Sprit subventioniert und das absolut unnötige Dienstwagenprivileg, welches ebenso indirekt Verbrauch subventioniert.

7 „Gefällt mir“

Hi Tris, schonmal danke fĂĽr die Antwort.

vielleicht muss ich meine Frage ein bisschen umformulieren. Ich verstehe nicht warum in dem Podcast gesagt wird, dass die Spritpreise eigentlich zu niedrig sind und nicht dem eigentlichen Marktwert entsprechen.

Fragen/ Anmerkungen zu deinen Punkten:
„Außerdem werden die wirklichen Kosten des Treibstoffs nicht dargestellt, da Klima- und Umweltschäden nicht eingepreist sind.“
Da stimme dir hier zu 100% zu aber das ist ja normal bei Marktpreisen

Bei Diesel verstehe ich deine argumentation, da er kĂĽnstlich fĂĽr den Endverbraucher gĂĽnstiger gemacht wird im Vergleich zu anderen Treibstoffen.
Jedoch schreibt der ADAC " Steuern haben einen beträchtlichen Anteil am Spritpreis", daraus würde ich schließen dass der Preis künstlich erhöht wird.
(Diesel - und Benzinpreis: Zusammensetzung | ADAC)

Deine Punkt mit der Pendlerpauschale finde ich super, da habe ich nicht dran gedacht, definitive eine subvention. Aber diese alleine wird ja nicht den lenzendlichen Preis fĂĽr einen Consumer unter den Marktpreis drĂĽcken, oder sehe ich das falsch?

nochmal danke fĂĽr deinen Input

Ich bin auch der Meinung, dass die Aussage falsch ist.
Der Spritpreis ist zu niedrig - ja!
Das Autofahren wird subventioniert und das ist keine gute Idee - ja!

Aber aktiv „subventioniert“ wird da (momentan zumindest) nichts - mit Ausnahme der Steuererleichterung beim Diesel.

3 „Gefällt mir“

Klare Aussage auch von den Spezialisten Frau Prof. Kemfert und Dr. Baumann, Spritpreise zu subventionieren ist das vollkommen falsche Signal!

Eine sehr interessante Stunde, die man hier zuhören kann!

Wobei man der Fairness halber sagen muss, dass ein Anspruch auf die Pendlerpauschale unabhängig von einer tatsächlichen KFZ-Nutzung ist. Daher: Auch wer mit dem ÖPNV zur Arbeit pendelt, kann die Pendler-Pauschale in vollem Umfang nutzen.

Das Problem ist hier wie so oft wieder, dass der ÖPNV nicht hinreichend engmaschig (sowohl räumlich als auch zeitlich) ist, um für die meisten Pendler eine Alternative darstellen zu können, aber das ist halt ein ganz anderes Problem.

Die Frage, ob der Staat es fördern sollte, wenn Menschen weit von ihrer Arbeitsstelle entfernt wohnen, steht natürlich ebenfalls auf einem anderen Blatt. Da gibt es gute Argumente für beide Seiten.

Die Pendler-Pauschale würde ich daher aber nicht wirklich als Subventionierung von Benzinpreisen sehen. Im Gegenteil, desto teurer das Benzin im Vergleich zum ÖPNV wird, desto eher lohnt es sich im Hinblick auf die Pendlerpauschale, auch den vielleicht etwas länger dauernden ÖPNV dem Auto vorzuziehen. Maßgebliche Stellschrauben bleiben dabei aber weiterhin Kosten und Effizienz des ÖPNV vs. Benzinpreis und Zeiteffizienz des Autofahrens. Die Höhe der Pendlerpauschale ändert daran nichts.

3 „Gefällt mir“

Die Crux an der Sache ist die, dass Steuern nicht zweckgebunden sind. Sprich, mit den Steuereinnahmen werden nicht direkt die negativen Folgen und Konsequenzen neutralisiert oder auch nur bekämpft. Die Steuereinnahmen werden ganz verschiedentlich ausgegeben.

Und dann schauen wir uns mal an, was mit den Steuern gemacht wird. Es werden zum Beispiel Straßen gebaut und damit Mobilität auf Basis von Öl ermöglicht und somit subventioniert. Es werden Pipelines gebaut, es werden Forschungsprogramme finanziert, wir erinnern uns an die Abwrackprämie, und, und, und. Ich will jetzt nicht sagen, Straßen und Forschung wären schlecht. Was ich sagen will: die Gewichtung aller politischen Maßnahmen ist insgesamt pro Rohöl und Verbrenner-Technologie ausgelegt und contra alternativen Ansätzen. Du musst einfach mal darüber nachdenken, wie unglaublich der Güterverkehr auf den Autobahnen in den letzten Jahren angestiegen ist. Hätte die Politik die Bahn präferiert und subventioniert, wäre das anders gelaufen. An den konsequenten Nichtausbau des ÖPNV will ich erst garnicht denken. Von daher: Subventionen sind nicht immer direkt. Die meisten Subventionen sind indirekter Natur.

3 „Gefällt mir“

Das sehe ich anders. Auto fahren verursacht Kosten. Straßen müssen gebaut und gepflegt werden, es werden Parkplätze gebraucht, Autos haben negative Auswirkungen auf die Umwelt durch Feinstaub, Lärm und Abgase. All dies verursacht Kosten, die aber nicht von den Steuern auf Sprit, Maut und Kraftfahrzeugsteuer gedeckt werden. Die Mehrkosten werden durch die anderen Steuern, spricht der Allgemeinheit, bezahlt. Und das sind dann sehr wohl Subventionen.

4 „Gefällt mir“

Dass der Automobilverkehr generell in nahezu allen Ländern dieser Welt massiv subventioniert wird, ist denke ich unbestritten. Im Hinblick auf die wirtschaftlichen Vorteile einer starken Automobilinfrastruktur in Verbindung mit der damals vorherrschenden Unkenntnis/Ignoranz bezüglich der Umweltauswirkungen ist das historisch betrachtet auch durchaus nachvollziehbar. Die Stadtplanung der USA, aber auch in Russland oder Ägypten ist da ein grausames Beispiel, weil schlicht alles dem Automobil untergeordnet ist und natürlich alles steuerfinanziert ist.

In diesem Thread geht es aber primär um Spritpreis-Subventionen. Und die gibt es in Deutschland tatsächlich relativ wenig bis gar nicht. Deutschland zählt weltweit zu den Ländern mit dem teuersten Benzin - und das ist auch gut so!

Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass das Benzin noch teurer sein müsste - so teuer sogar, dass die Steuern aus dem Verkauf von Benzin sämtliche staatliche Subventionen des Automobilverkehrs auffangen sollten. Dann sind wir aber eben wieder beim Thema „Subventionierung des Automobilverkehrs generell“ - und zwar über das Mittel der Belastung der Spritpreise, also dem Gegenteil von Subventionen…

Aktuell kann man daher durchaus sagen, dass wir den Automobilverkehr generell ĂĽber die Benzinsteuern subventionieren, die Spritpreise daher eher belastet als subventioniert sind. Wie gesagt, das ist okay.

Was sich ändern muss, ist vor allem die politische Entscheidungsebene. Hier muss einfach deutlich werden, dass bei den Infrastrukturausgaben weit mehr Geld in ÖPNV und nicht-motorisierte Fortbewegung gesteckt werden muss. Das kommt aber bei einigen Städten mittlerweile auch an, aber es ist eben ein langwieriger Prozess.

Denn dass die Kosten für die Verkehrsinfrastruktur generell auch aus Steuereinnahmen subventioniert werden sollten, ist nur logisch, da die Verkehrsinfrastruktur jedem Bürger und jedem Unternehmen, kurzum: Der Allgemeinheit, dient. Nur die Verteilung auf die verschiedenen Infrastruktursektoren sollte halt eine andere sein…

im Verhältnis zum Einkommen ist es wie mit allen Energiepreisen, stellt sich beim Strompreis ähnlich dar!

Also alles halb so schlimm, und die, die am meisten schreien:

  • Zu grosse Autos
  • kein E Auto
  • Meistens zahlt die Firma
  • Egoisten ohne Ă„nderungswillen

Das einzige, die Bahn muss erstmal vollelektifiziert sein, genau so der ÖPNV, was hier Stadt wie Land rumfährt ist eine Frechheit!
Und die Bahn ist alte ineffiziente Technik, gäbe es etwas sinnvolleres als ÖPNV wär das schon auch gut! Soll aber kein Argument pro Individualverkehr sein!

1 „Gefällt mir“

Das sind in der Tat alles Dinge, die der Gesetzgeber anpacken kann und sollte.

Zu groĂźe Autos / eKFZ:
Die KFZ-Steuer darf meines Erachtens noch deutlich stärker an die Umweltauswirkung eines Kraftfahrzeugs gebunden werden, daher: Der Stadtpanzer, der 20l Diesel auf 100km verbraucht, darf ruhig auch in der KFZ-Steuer schon unbezahlbar teuer sein. Umweltfreundliche Antriebe wie eKFZ können auch noch stärker entlastet oder gar ganz von der KFZ-Steuer befreit werden.

Firmenwagen:
Die Regelungen zu Firmenfahrzeugen gehören generell massiv überarbeitet. Positiv ist jetzt schon, dass über die 0,25%-Regelung schon jetzt eKFZ stark gefördert werden, andererseits gehört die 0,5%-Regelung für PlugIn-Hybride überarbeitet, da diese Autos oft nur Alibi-E-Autos sind, die dann wie ganz normale Verbrenner genutzt werden. Generell sehe ich keine Notwendigkeit für die steuerliche Privilegierung von Firmen-Fahrzeugen - diese ist letztlich der direkte Ausfluss des Lobbyismus der Automobil-Industrie und dient einzig dazu, auf Staatskosten den innerdeutschen Absatz an Kraftfahrzeugen zu erhöhen, was im Hinblick auf den Umweltschutz auch problematisch ist.

Egoisten ohne Ă„nderungswillen:
Desto unangenehmer die Aufrechterhaltung des Status Quo für die Leute wird, desto eher sind sie auch irgendwann bereit, ihr Verhalten zu ändern. Wenn Elektroautos über steuerrechtliche Regelungen wirtschaftlich einfach in jeder Beziehung deutlich besser gestellt werden als Verbrenner wird es irgendwann nur noch für einen unbedeutend kleinen Kern ab Personen in Frage kommen, einen Verbrenner zu fahren. Halt die reinen Verbrenner-Fetischisten…

1 „Gefällt mir“

Aber nunmal nicht auf dem Sprit sondern auf dem PKW-Verkehr allgemein!

1 „Gefällt mir“

Und der Unterschied ist relevant weil? Werden nicht 99,999999% des Sprits von der Tankstelle für den Verkehr genutzt? Brauchen LKW keine Straßen? Verpessten Motoräder nicht die Luft? Und E-Autos sind ja noch relativ neu und fallen von der Menge bisher kaum ins Gewicht, aber da wird man sich schon was ausdenken, um die auch an den realen Kosten zu beteiligen.

@Dave: Ja, du hast Recht, wir sind von dem Thema der Subventionen auf Sprit hin zu Subventionen allgemein pro individuellem KFZ-Verkehr abgedriftet.

1 „Gefällt mir“

Weil es einfach nicht stimmt und es in einer Diskussion dumm ist etwas zu behaupten was nicht stimmt. Das wird einem sofort als erstes um die Ohren gehauen und dann diskutiert man nicht ĂĽber das Thema.

AuĂźerdem finde ich, dass es sehr wohl einen Unterschied macht. Die Subvention von KFZ-Verkehr in Form von StraĂźenbauprojekten und dergleichen wird nicht wahrgenommen.
Aber wenn es an der Tankstelle billiger ist, schon.

Oder andersrum formuliert:
Wenn eine Subvention da wäre, muss die unbedingt zurückgefahren werden. Damit die Leute den realen Preis der Kraftstoffe wahrnehmen.

Wenn es aber keine Subventionen gibt, braucht man auch nicht über deren Rücknahme diskutieren…

2 „Gefällt mir“

Sorry, aber ich finde, du siehst den Begriff der Subvention zu eng. Es geht ja nicht darum, dass die Bereitstellungskosten eines Liters Kraftstoffs über dem Preis an der Tankstelle liegen. Die Subvention ist indirekt, weil die Gesellschaft als Ganzes die Folgekosten tragen muss, die durch CO2 und Verschmutzung entstehen. Diese sind ja ursächlich auf den Kraftstoff zurückführbar und müssen eingepreist werden. Wird das nicht getan, ist das eine Art indirekte Subvention und genau diese findet statt.

1 „Gefällt mir“

Nur so macht es aber Sinn. Alles andere ist keine Diskussionsbasis.

Nach Deiner Definition sind fast alle Produkte auf dem Markt „subventioniert“ - schlicht weil der Produktpreis die Folgekosten nicht widerspiegelt.

Ansonsten mĂĽsste das Recyclingklopapier gĂĽnstiger sein, als das normale (und zwar deutlich).
Es ist aber genau umgekehrt.

Ich akzeptiere deine Meinung da völlig, aber es gibt da eben auch weitere Meinungen. Es gibt direkt und indirekt und offene und verborgene Subventionen. Die verminderte Steuer auf Diesel ist eine direkte Subvention, genauso wie die unsinnige Benzinpreisbremse. Das völlig überzogene fördern der Infrastruktur auf Individualverkehr ist eine indirekte Subvention.

Du bist also der Meinung, dass es nicht kontraproduktiv ist von „Spritpreis Subventionen“ zu sprechen?

Ich finde einfach man sollte weniger Wortklauberei betreiben, denn das schädigt nachhaltig die Debatten. Und es gibt nun mal definitiv auf Diesel und Kerosin direkte Subventionen.